22. bis 24. Januar 25
Chefchaouen
(C) Unser Bus nach Chefchaouen geht um 11 Uhr, wir wollen eine halbe Stunde vorher am Busbahnhof sein und daher um 10 Uhr SPÄTESTENS aufbrechen. Das klappt nicht richtig. Wir, respektive ich, verquasseln uns mit dem sehr gesprächigen, sehr jungen Wirt in unserem Riad und kommen erst 10 Minuten später los. Zur Strafe müssen wir uns auf der nur 5 km langen Strecke zum Busbahnhof beeilen. Pech, dass es quasi ausschließlich böse bergauf geht!
Und so kommen wir dann relativ spät, einigermaßen gestresst und ziemlich verschwitzt an. Wir haben eigentlich schon Tickets für uns und die Räder gekauft, aber der extrem unfreundliche Busfahrer besteht darauf, dass wir noch zusätzlich für unser Gepäck zahlen. Das tun wir nach kurzer Beratung mit den örtlichen CTM-Angestellten um des lieben Friedens willen, wenn auch mit den Zähnen knirschend. Beim Einladen des Gepäcks in den Bus verweigert uns der Busfahrer dann den Zutritt zum Frachtraum, weil wir nach seinem Dafürhalten noch nicht genug für das Gepäck gezahlt haben. Es kommt zu hitzigen Diskussionen. Um weitere Eskalationen zu vermeiden, greifen die CTM-Mitarbeiter ein, weisen den Troll in seine Schranken, entschuldigen sich bei uns und sorgen dafür, dass ab jetzt alles glatt läuft.
Die Fahrt dauert vier Stunden inklusive einer halbstündigen Kaffeepause für den Busfahrer. In Chefchaouen angekommen stellen wir mit Bedauern fest, dass der Anstieg vom Bahnhof in die Stadt noch steiler ist, als wir ihn in Erinnerung hatten. Ich schaffe hier noch nicht einmal mehr zu schieben; zum Glück hilft mir ein freundlicher Marokkaner über die schlimmste Stelle hinweg.
Wir beziehen dieselbe kleine Ferienwohnung wie letztes Jahr. Kleinere Mängel wie fehlendes Heißwasser, Klopapier und Batterien für die Heizungssteuerung werden vom freundlichen Vermieter nachgeliefert, auch den Kühlschrank stellt er uns noch so um, dass er nur kühlt und nicht gefriert, allerdings erst nachdem Milch, Käse, Eier und alles andere schockgefrostet war.
Wir sehen über derlei Kleinigkeiten hinweg und fühlen uns wie zuhause. In den sehr warmen und sehr sonnigen nächsten zwei Tagen vertreiben wir uns die Zeit mit Schlendern und Wandern in der Umgebung, shoppen kleine Geschenke für die Daheimgebliebenen, Essen üppig in unserer Küche und in den umliegenden Restaurants und schließen Freundschaft mit Yussef, einem hier ansässigen Schmuckhändler. Ich gehe sogar zweimal morgens zum Laufen und hole mir dabei einen extrem scheußlichen Muskelkater. Sport und Turnen füllt Gräber und Urnen....
Am Ende heißt es wieder mal Packen und Abschied nehmen. Aber Chefchaouen ist auch diesmal wieder unser Lieblingsort in Marokko, das umliegende Riffgebirge lockt uns und wir planen bereits, wiederzukommen!




Leckeren Saft trinken, Essen mit Aussicht, nette Leute Kennenlernen (hier Yussef in seinem Laden)


Schönes Chefchaouen: Die blaue Stadt lädt zum Schlendern und Entdecken ein






Das Wetter ist prima, die Berge im Hintergrund locken uns auch aus der Stadt raus






20. und 21. Januar 25
Fès
(D) Als wir gegen halb sechs in Fès ankommen, sind wir ziemlich kaputt; im Bus schläft es sich doch nicht wirklich gut. Wir packen die Räder auf und rollen knapp sechs km bis zum Maison Adam, wo wir uns für drei Nächte eingemietet haben. Zweimal hatten wir hin und her geschrieben, hatten die vergangene Nacht bereits gebucht, um sicher zu gehen, dass wir um diese Zeit eingelassen werden und schlafen können. Aber als wir die richtige Tür gefunden haben (mit Hilfe zweier recht angetrunkener junger Männer) dauert es ewig, bis wir den Inhaber wachgeklingelt haben. Wir packen die Räder ab, stellen sie nach seinen Plänen in den zentralen Raum des Hauses, und fallen ins Bett.
Um halb zehn sind wir wieder zum Frühstück wach und gehen gleich danach in die Medina. Von ihr sind wir wirklich begeistert, laufen viele Stunden durch die völlig verwinkelten Gassen mit tausenden winzigen Läden und Lokalen. Eine Weile folgen wir einem Mann, der uns durch das Gerberviertel führt und alles erklärt. Die Währung, mit der er den Zutritt zu den einzelnen Werkstätten bezahlt, ist Haschisch, offensichtlich ein wichtiger Werkstoff für diese harte und ungesunde Arbeit.
Als wir dann versuchen, zu unserem Hotel zurückzufinden, müssen wir erkennen, dass wir und Google maps gemeinsam überfordert sind. Nach mehr als einer Stunde führt uns endlich ein junger Mann zielsicher dorthin, wofür er sich heftig entlohnen lässt. Zum Essen am Abend gehen wir daher nicht in die Medina, sondern in ein schlichtes Lokal an einer großen Straße.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf eine große Wanderung zum CTM-Büro, um die Weiterfahrt nach Chefchaouen klarzumachen. In einem großen Bogen über einen schönen Park und das alte jüdische Viertel sind wir einige Stunden unterwegs, nehmen dann ein Taxi bis zum Haupttor der Medina. Aber wir verlieren bald die Lust an dem Treiben, wollen lieber zurück zum Hotel und vielleicht am Abend zurückkehren, um in einem der vielen schönen Lokale zu essen. Leider wiederholt sich das Elend von gestern: wir verlieren völlig die Orientierung. Jeder Dritte bietet uns seine „Hilfe“ an, will von unserer Lage profitieren. Aber wir sind es satt, wollen diesmal selber hinausfinden, was uns endlich auch gelingt, aber erst nach einer gewaltigen Irrfahrt. Für mich steht fest: ein drittes Mal wird es nicht geben, ich geh da nicht mehr rein! Das ist wirklich schade, denn die Medina hat uns gut gefallen. Aber diese Hilflosigkeit verdirbt den Spaß völlig!
Den Nachmittag verbringen wir im Zimmer und auf der Dachterrasse, arbeiten am Blog und gehen abends wieder an der Straße zum Essen.








Wir besuchen die Gerbereien in Fes. Harte Arbeit, böser Gestank. Ob das Haschisch wirklich hilft?


Besichtigungstour in Fes
Ziegenweiterverarbeitung




Wandern im Park Jnan Sbil
Von den Hügeln aus kann man die Altstadt gut überblicken








Gasse im untouristischen Bereich






Was gibt es hier zu Essen?
Ausflug in das jüdische Viertel


Tor zum königlichen Palast: Davor stehen 4 Wächter, die aber extra aus dem Bild gegangen sind, weil sie nicht fotographiert werden dürfen
19. Januar
Merzouga nach Rissani
38,9Km, 150Hm
(C) Wir haben es gar nicht eilig heute, da der Bus, den wir in Rissani nehmen wollen, erst um 20 Uhr losfahren soll und es nur ca. 40km bis dort sind. Wir trödeln also bei Frühstück und Aufpacken herum und sind gegen 11 Uhr abfahrtbereit.
Die Strecke ist unspektakulär bis langweilig, vor Allem nachdem die wunderschönen Dünen außer Sicht sind. Wir trauern der schönen Wüste und auch dem Radfahrteil unserer Reise ein bisschen hinterher und radeln teils in Gedanken, teils ins Gespräch vertieft relativ flach vor uns hin.
Wir begegnen ca. 10km vor Rissani dann noch einem anderen Reiseradler, Niklas aus Bremen, der von Toulouse aus unterwegs in die Wüste ist. Wir tauschen bei einem Tee am Straßenrand Tipps und Erfahrungen aus, vergleichen Räder und Gepäck, lassen Zeit vergehen. Erst um 15 Uhr nehmen wir den Endspurt nach Rissani unter die Räder.
Rissani ist überraschend groß und lebendig, es ist Markt und die ganze Stadt brummt vor Geschäftigkeit. Wir kaufen Bustickets, stellen unsere Räder am CTM-Büro unter und schlendern shoppend und Kaffee trinkend durch das Gewusel. Am Ende landen wir dann bei einem deutschsprachigen Händler, der uns mit Tee bewirtet und mit uns über Gott, die Welt im Allgemeinen und Marokko im Besonderen philosophiert. Inzwischen ist es ziemlich kalt geworden und wir sind froh, als wir endlich in den Bus einsteigen können. Die Fahrt ist so unbequem, wie fahren im Nachtbus eben ist. Wir sind mit Decken und Ohrstöpseln bewaffnet und ertragen daher laute Telefonate, wummernde Klimaanlage und andere Zumutungen mit Fassung.




Blick zurück auf die Dünen durch das Tor von Merzouga
Die Dünen verschwinden immer mehr aus dem Blickfeld
Am Straßenrand lauern dutzende Kamele


Auch hier blühen viele Büsche








Die ersten Vororte von Rissani erreichen wir gegen 16 Uhr
Wasserkanal zur Oasenbewässerung
Rissani ist überraschend groß
18. Januar 25
Merzouga
(C) Wir stehen noch in der Dunkelheit auf, es ist 7 Uhr morgens. Wir wollen mit dem Sonnenaufgang in den Dünen sein, am besten auf der allerhöchsten, um einen möglichst guten Blick zu haben. Draußen ist es sehr dunkel und sehr kalt. Es ist gar nicht leicht, sich zu orientieren, die Steilheit selbst bei kleinsten Dünen ist im Dunkeln schwer abzuschätzen und so stolpern wir anfangs mehr durch den Sand als wir gehen. Allmählich geht es besser, wir suchen in der beginnenden Dämmerung den besten Weg und kommen gut voran, obwohl es zunehmend steiler wird. Wir müssen ganz schön kämpfen und schnaufen, insgesamt geht es gute 200MH rauf, bevor wir endlich auf der höchsten Düne sind und eine tollen Rundumblick genießen können. Leider ist es leicht bewölkt und der Sonnenaufgang ist unspektakulärer als erwartet, aber wir sind trotzdem happy. In den Dünen rundum, aber viel weiter unten, sind noch einige andere Frühaufsteher; die meisten sind aber ganz faul mit dem Jeep angereist.
Der Abstieg geht schnell und macht viel Spaß, fast wie Skifahren. Wir machen uns gleich, schon ziemlich hungrig, auf den Weg zum Frühstück. Am späten Vormittag radeln wir dann in den Ort Merzouga, trinken Kaffee und schlendern. Danach mache ich mich auf den Weg zu einem nahen See, an dem es angeblich Flamingos geben soll. Der See ist von den üppigen Regenfällen im Herbst übriggeblieben und existiert nur etwa alle 25 Jahre, das will ich mir nicht entgehen lassen. Der Weg ist zumindest anfangs ziemlich sandig, weshalb der Daniel in unsere Unterkunft abbiegt, um noch zu chillen. Am See angekommen finde ich zwar keine Flamingos, aber immerhin viele Enten und ein Dromedar. Ich radle ein bisschen planlos umher und verirre mich hoffnungslos, was mich aber nicht aus der Fassung bringt, dafür meinen Kilometerstand um einiges nach oben treibt.
Der Abend vergeht ziemlich unspektakulär mit Packen, leckerem Essen und viel Arbeit am Blog. Morgen soll es weitergehen nach Rissani.








Unser wunderbares Häuschen in Merzouga


Da sind wir schon wieder unten: Nach Sonnenaufgang geht die Ameisenstraße den Grat hoch
Von der Düne aus kann man über ganz Merzouga schauen




Innenräume im Riad Sania (mit integriertem Katzenklo....)
Wir wandern im Morgengrauen in die Dünen








Vor dem Riad warten Kamele auf reitlustige Touristen
Es gibt auch einen Swimmingpool






Alles auf einem Blick: Kamel, See und Dünen
Der Regen hat kleinere und größere Seen entstehen lassen
Merzouga downtown: eine (1) Straße mit 6-10 Cafes
15. bis 17. Januar
Durch die Wüste
178km, 618HM plus ca. 50km mit dem Auto
(D) Es ist noch bitterkalt, als wir losfahren. Aber die heutige Etappe bis Oumjrane ist sehr lang und auch heute soll es wieder Gegenwind haben. Außerdem geht es Conni nicht sehr gut. Wir kaufen noch Wasser, Saft und Brot ein, und dann geht es aus Zagora nach Osten in Richtung Wüste.
Die ersten Kilometer sind angenehm, aber nach und nach setzt der Wind ein und macht das Fahren schwer. Wir haben einen 33km langen Anstieg von nur 300HM vor uns, den wir eigentlich kaum spüren sollten. Selbst die steilste Stelle hat nur knapp 3% Steigung. Tatsächlich brauchen wir über drei Stunden für die Strecke, und als wir endlich oben sind, sind wir schon richtig platt. Der Wind bläst aber weiter und lässt uns auch in der Abfahrt kräftig treten. Irgendwann hocken wir uns in den Straßengraben, um ein bisschen Windschatten zu bekommen für unsere Essenspause. Conni schläft eine halbe Stunde, und dann machen wir uns an die letzten 12km Asphalt.
Wir erreichen den Abzweig auf die Piste nach 16 Uhr. Es sind jetzt noch 18km bis nach Tissmoumine, von dort soll es nochmal eine Asphaltstraße bin nach Oumjrane geben. Wir hoffen, dass wir es heute noch bis dorthin schaffen werden, denn dort gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Piste ist über weite Teile eine tief ins Gelände eingeschnittene Rinne voller großer Steine, dazwischen gibt es leider auch einige sandige Abschnitte, die wir schieben müssen. Wir zirkeln mit voller Konzentration im Stehen Meter für Meter durch diesen Parcours. Als am Horizont endlich Häuser zu sehen sind, geht die Sonne schon bald unter. Wir steuern in Tissmoumine, begleitet von dutzenden lärmenden und bettelnden Kindern, auf das einzige Haus zu, dass nach einem gastronomischen Angebot ausschaut und fragen, ob wir hier übernachten können. Offensichtlich schauen wir bedürftig genug aus, denn obwohl dies nur ein rudimentäres Café ist, bietet der nette spanischsprachige Wirt uns einen Platz für die Nacht an. Der besteht aus den Sofas des im Nachbarhaus allein lebenden Onkels. Wir sind froh, bekommen noch ein Omelette und Kaffee, duschen uns mit einem Schlauch ohne Duschkopf, aber immerhin heißem Wasser, und hoffen auf ein besseres Morgen. Im Wohnzimmer ist es überraschend bequem. Der Onkel versucht noch, uns Gesellschaft zu leisten, bringt Tee und Obst, scheitert aber letztendlich an der Sprachbarriere.
Mit dem Morgenruf des Muezzin verlässt der Onkel lärmend das Haus zum Beten. Als er wieder da ist, weckt er uns mit Tee, Kaffee, Brot und Marmelade, obwohl er weiß, dass wir nebenan ein Frühstück bestellt haben. Also frühstücken wir brav zweimal, nehmen dann herzlichen Abschied von den lieben Menschen, die uns aufgenommen haben, und radeln weiter. Heute wollen wir die gut 50km bis nach Tafraout Sidi Ali schaffen, wo die eigentliche Wüste beginnt. Von dort aus brauchen wir ein Auto, das uns zumindest die 30km bis nach Ramlia bringt, denn zwischen den Orten gibt es ein Flussbett mit Tiefsand, in dem wir vermutlich nicht einmal schiebend weiterkommen würden.
Die Straße bis Oumjrane rollt gut und macht uns Mut für den Tag. Es ist noch früh und angenehm kühl, der Wind schläft noch. In Oumjrane verfolgen uns drei Jungs mit viel Gejohle. Ihnen verdanken wir, dass wir nicht meinem GPS-Track, sondern einer kleinen Spur folgen, die sich sehr gut fahren lässt; wir kommen trotz Sand und Geröll gut voran. Um uns herum ist es erstaunlich grün. Das Wasser aus dem schweren Regen im September und Oktober ist in der Tiefe immer noch vorhanden und lässt die Wüste aufleben. Bis mittags haben wir gut 30km geschafft. Wir machen Pause unter einem der wenigen Bäume.
Dann aber rücken die Sanddünen immer näher an die Piste heran, und immer öfter versinken unsere Hinterräder im Sand. Für 100 oder 200m ist Schieben noch erträglich, wenn auch extrem anstrengend. Aber die Abschnitte, die sich radeln lassen, werden immer kürzer, oft stecken wir nach wenigen Metern schon wieder fest. Das zehrt kräftig an den Nerven! Immer wieder schieben wir quer zur Straße, weil wir hoffen, dass es weiter links oder rechts besser geht. Aber alles hilft nichts. Für die nächsten 7km in der besten Hitze des Tages brauchen wir gute zwei Stunden. Meterweise arbeiten wir uns vor, und dass wir uns dabei streiten macht die Qual nicht geringer.
Irgendwann geht es dann wieder leichter, der Untergrund, ein kürzlich getrockneter See, trägt uns wieder, und wir rollen in Tafraout ein. Wir gönnen uns das teuerste Hotel am Platz, verfüttern die letzten Bonbons an die uns begleitende wilde Kinderschar, und der Manager macht sich auf die Suche nach einem Pickup, der uns morgen auf die andere Seite des Flusses bringt.
Die Nacht ist arschkalt, obwohl die Klimaanlage auf 30°C bläst. Nach einem schnellen Frühstück wartet das Auto schon, und der Fahrer spricht erfreulicherweise recht gut spanisch, sodass Conni die Unterhaltung übernehmen kann. Wir haben beschlossen, uns nicht nur nach Ramlia bringen zu lassen, sondern noch 25km weiter an den Punkt, an dem die Asphaltstraße beginnt. Gemeinsam vertäuen wir die Räder so auf der Ladefläche, dass sie die wilde Schüttelei schadlos überstehen.
Und es wird eine echte Achterbahnfahrt! Unser Fahrer brettert lässig mit Vollgas über eine Piste ähnlich der, die wir gestern geschoben haben, nur noch viel sandiger. Er scheint hier jeden Meter zu kennen, fährt für uns unerklärliche Schlangenlinien, bremst plötzlich für ein einzelnes Loch, und erklärt uns währenddessen die Umgebung, erzählt von den Platinminen in den Bergen und der algerischen Grenze, weist auf Dromedare und Ziegenherden hin. Richtig spannend wird es dann im Flussbett. Hier wühlt sich der Pickup durch hüfthohen Sand, über kurze, 2 Meter hohe Wellen, zwischen denen man leicht die Orientierung verlieren könnte, denn es verlaufen Spuren in alle Richtungen. Die Frage, wie oft er hier langfährt, versteht unser Fahrer erst nicht, bis klar wird, dass er diese Strecke jeden Tag und immer wieder fährt; es ist quasi sein Arbeitsplatz. Irgendwann kommen wir an einem Auspuff vorbei, den jemand hier im Sand verloren hat. Der wird gleich eingepackt, kann man bestimmt noch brauchen.
Wir sind etwa zwei Stunden unterwegs, und Conni und ich genießen jede Minute und jeden Kilometer, sind völlig fasziniert von dieser wilden Gegend und dankbar, dass wir hier nicht mit den Rädern feststecken!
Dann ist die Straße erreicht. Beim Hotel Porte de Sahara laden wir ab, verabschieden uns und bestellen dann erstmal einen Pott Tee, zu dem es reichlich Gebäck und eine magere Hündin gibt, mit der wir das Gebäck teilen. Es ist schon Mittag und wir radeln bewusst langsam los. Bis Merzouga sind es etwa 50km mit wenigen Höhenmetern, also kein Problem. Unser Freund, der Gegenwind, der gestern Ruhetag hatte, ist wieder da, und wir merken, dass wir den fünften Tag in Folge auf den Rädern sitzen und die Kräfte zu Ende gehen. Wir wechseln uns mit der Führung ab, machen eine lange Pause, aber trotzdem fällt das Fahren nicht leicht. Einmal sitzen wir für eine halbe Stunde neben einer Baumgruppe und überlegen, hier zu zelten und erst morgen weiterzufahren. Aber ein Schwarm winziger Fliegen quält uns, und die Aussicht auf einen ganz freien Tag morgen in Merzouga lockt uns. Dort gibt es riesige rotgelbe Dünen, die sich ohne Rad erwandern lassen. Also fahren wir weiter und erreichen Merzouga am späten Nachmittag. Wir finden ein wunderschönes Hotel direkt an der Düne, bekommen ein eigenes kleines Hüttchen mit tollem Bett und ein leckeres Abendessen. Das Hotel gehört einem Franzosen und seiner Mutter, und wir stellen fest, dass wir uns in einem „europäischen“ Hotel noch ein bisschen geborgener fühlen!




Wir verlassen Zagora und das wunderbare Draatal schon am frühen Morgen
Kurzes Nickerchen im Straßengraben
Da vorne lauert der einzige relevante Anstieg des Tages. Und der Wind pfeift schon kräftig. Von vorne.


Daniel biegt in die Wüste ab












Der nette Onkel präsentiert stolz sein Haus. Es fehlt eine ordnende Kraft hier.
Unser Rettungsanker: Das Café in Tissemoumine
Semiarides Gelände soweit das Auge reicht
Nach dem Abzweig geht es gleich los mit dem schwierigem Untergrund
Wir erreichen erst in der Abenddämmerung das erste Dorf auf unserer Wüstenstrecke






...mal längere Abschnitte
Es geht wieder ins ungeteerte. Und wir schieben. Mal kürzere....
Zwischen Tissmoumine und Oumjrane gibt es 7km Teer. Warum auch immer.




Zwischendrin ist der Untergrund wieder kilometerlang super zu fahren
Ein wunderbarer Baum zum Pausemachen!
Vor Tafraout: Trockener See mit Traktorspuren






15km Tiefsand: Mit dem Rad quasi unmöglich!
Zur Belohnung für die Strapazen gibt es Sonne am Pool
Die letzten Kilometer rollen wieder gut!








Unser Fahrer lässt Luft ab um durch das Flußbett zu fahren
Der Teer hat uns wieder! Auf der Straße nach Merzouga
Bunt blühende Wüste
14. Januar 25
Von Agdz nach Zagora
94,3km, 419HM
(D) Wir brechen früh auf, denn der heutige Weg ist lang. Es gibt zwei mögliche Wege nach Zagora, rechts und links des Flusses. Der linke Weg wurde uns von unserem Führer in der Kasbah von Ouarzazate empfohlen, er sei viel schöner mit weniger Verkehr. Also hatten wir es so geplant. Der rechte Weg dagegen führt über die Nationalstraße, die wir gestern schon gefahren sind und die vor Agdz mit perfektem Asphalt geglänzt hatte. Wir fragen also unseren heutigen Wirt nach seiner Meinung, und die ist klar: mit dem Rad bloß nicht den linken Weg!
Wir folgen diesem Rat, und das ist unser Glück. Denn es gibt, unglaublich, aber wahr, einen durchgehenden Radstreifen entlang dieser Straße, und der Belag ist bis auf wenige Kilometer perfekt. Und da wir heute während des gesamten Tages den Wind im Gesicht haben, verlangt uns die Strecke auch unter diesen optimalen Bedingungen sehr viel ab! Wären wir dem anderen Weg gefolgt, hätten wir es heute wohl nicht bis Zagora geschafft, und schön ist es auf dieser Seite auch!
Die Strecke windet sich schön langsam entlang des Flusses Draa aus den Bergen hinaus. Es hat erfreulich wenig Höhenmeter und viel Wasser. Wir fahren betont defensiv, denn die Planung sagt 105km voraus und der Wind ist eisig und wird im Laufe des Tages immer stärker. So brauchen wir für die ersten 30km fast zwei Stunden. Wir machen die erste Kaffeepause und richten uns auf bis zu sieben Stunden Fahrt ein. Nach guten drei Stunden machen wir eine Mittagspause. Wir setzen uns in die Sonne, denn vom Wind sind wir so ausgekühlt, dass wir im Schatten frieren.
Aber von nun wird die Strecke flacher und wir werden schneller. Entlang der Straße begegnen wir einer Menge kleiner und mittelgroßer Rotzlöffel, die johlend mit ihren Rädern neben uns herflitzen wollen; aber wir hängen sie alle ab, sind auf Ankommen programmiert. Der Nachmittagskaffee lässt sehr lange auf sich warten, denn die Straße ist zwar von jeder Menge Häusern gesäumt, aber das gastronomische Angebot ist äußerst dürftig. Als wir endlich ein Hotel mit Café finden, sind wir schon richtig platt. Der Wirt fragt uns, ob wir auch über Nacht bleiben wollen. Auf unsere Antwort, dass wir heute bis Zagora fahren wollen, antwortet er lachend, dass sei doch hier! Und tatsächlich sind es plötzlich nur noch knapp 10km bis zu unserer Unterkunft! Irgendwie sind uns 10km durch die Lappen gegangen, zum ersten Mal in diesem Urlaub ist unsere Etappe kürzer als geplant.
Als wir uns dem Ziel nähern, spricht uns ein Mensch mit Moped an, ob wir das Riad Zaouia suchen. Das ist unser Glück, denn den Weg durch winzigste verwinkelte Gassen, den er uns führt, hätten wir lange gesucht! So kommen wir viel früher an als geplant und haben Zeit, uns mit dem Wirt über unseren Plan zu unterhalten, durch die Wüste zu radeln. Er ist skeptisch, hat aber mehrere Tipps, wo wir Menschen finden können, die uns mit dem Jeep weiterbringen, falls es uns zu hart werden sollte. Damit ermutigt er uns letztlich, es zu probieren. Nach einem frühen Abendessen verschwinden wir im Bett, um uns für morgen auszuschlafen.








Immer links von uns gibt es viel Wasser


Ob die Schafe auch am Radweg bleiben müssen?
Klare Ansage: Radweg verlassen ist uns verboten!




Super Picknickplatz
Je nach Kehre ist die Straße schattig...
Es gibt tatsächlich einen fast 100km langen durchgehenden Fahrradweg!
Es geht entlang des Flußes Draa, der sehr wasserreich ist, zumindest derzeit.
Letzer Blick auf das schöne Agdz




...oder sonnig




Im Hof unserer leicht chaotischen Unterkunft
Diese lila blühenden Büsche haben es mir angetan!
13. Januar 25
Von Ouarzazate nach Agdz
71km, 983HM
(D)Es fällt uns schwer, aufzubrechen. Hier in Ouarzazate und in unserem Appartement ist es schön, und wir könnten uns locker noch einige Tage hier ausruhen. Aber natürlich läuft die Zeit, wir wollen noch etwas sehen von Marokko, und deshalb machen wir uns auf den Weg.
Es braucht dann aber ziemlich lang, bis wir Freude finden an der heutigen Etappe. Es ist ein Wetterwechsel angekündigt, und der kommt mit einem fiesen kalten Wind daher, der – klar! – von vorne weht. Das macht die dutzenden kleinen Anstiege noch anstrengender, und die Landschaft bietet wenig Belohnung für die Mühen. Wir fahren durch ziemlich trockenes und menschenleeres Gebiet. Wir haben das Gefühl, dass das heute einer der Tage werden könnte, die eben keinen Spaß machen.
Erst nach 40km, nach Überwindung des ersten großen Anstiegs, kommen wir an einem einsamen Haus vorbei, das uns ein Angebot macht. Gern setzen wir uns im Hof in die Sonne und verspeisen ein großes Omelette und zwei Kaffees dazu. Und plötzlich ist der Tag unser Freund! Pünktlich zum letzten, größten Anstieg ist die Straße perfekt ausgebaut, zweispurig bergauf mit einem 2m breiten Randstreifen, auf dem wir uns sicher fühlen vor den Autos. Der Wind drückt nicht ganz so schlimm und die angekündigten Steigungen bis 9% finden wir auch nicht. Es ist anstrengend, aber machbar.
Und dann pfeifen wir 22km bergab! Zunächst noch auf dem guten Ausbau, dann durch die Großbaustelle und schließlich wieder auf superfrischem glattem Asphalt bis nach Agdz. Wir haben etwas Mühe, unsere Unterkunft zu finden, aber die Mühe lohnt sich, denn wir wohnen in einem hübschen kleinen Lehmhäuschen in einem wunderschönen Garten. Das Abendessen verbringen wir in angeregter Gesellschaft eines Schweizer-Italienischen Ehepaars, das wir in den nächsten Tagen noch öfter treffen werden.




Riedgras und Büsche soweit das Auge reicht im Flußbett des Draa in Ouarzazate
Hier in diesem wunderschönen Café wird uns der rettende Proviant serviert!
Es folgt eine menschenleere bergige Strecke voller Wind und fieser Anstiege


Blick zurück ins alte Tal: ganz hinten kann man noch Ouarzazate sehen












Da unten können wir unser Ziel schon sehen und es geht nur noch bergab!
Hier wird viel in Infrastruktur investiert. Der Teer ist noch warm.
Fette Baustelle: es staubt und kracht und staut allen Verkehr auf
Und dann der Blick ins nächste Tal: Auf nach Agdz!
bizarre Bergformen im Abendlicht






Dies alles in einem wunderbar blühenden Garten
Und hier das gemütliche Innenleben
Vor unserem Berberhäuschen
11. und 12. Januar 25
Große Pause in Ouarzazate
ca. 20km gepäcklos rumradeln in der Stadt
(D) Bevor wir richtig in die Pausentage starten, diskutieren wir am Morgen sehr lange darüber, ob wir den nächsten Abschnitt, die Querung der Wüste von Zagora nach Merzouga, wirklich angehen wollen oder uns lieber einen leichteren Weg über Straßen suchen. Wir diskutieren uns die Köpfe heiß, ohne zu einer sinnvollen Alternative zu finden, bei der wir nicht nur einfach irgendwie weiterfahren. Deshalb gehen wir schließlich aus und trinken unseren ersten Kaffee des Tages in der Sonne. Und dann ist es uns bald beiden klar, dass wir am alten Plan festhalten und uns in die Wüste trauen wollen.
Als nächstes schauen wir zur großen Kasbah vor. Kaum im dortigen Bazar angekommen, stecken wir schon mitten in einer großen Teppichkaufverhandlung. Zwei kleine bunte Teppiche für das Badezimmer sollen es sein. Mit großer Verve und gestenreich werfen Conni und Ahmad Zahlen um die Ohren, neben möglichen Preisen auch die Zahlen hungriger Mäuler, die zu Hause gefüttert werden wollen. Dabei schütteln sich beide immer wieder vor Freude an diesem Spiel. Als wir die beiden Teppiche schließlich für weniger als den „ersten Preis“ für einen bekommen, freuen wir uns an Connis Geschick. Dass uns Ahmad dann noch einen Kristall schenkt und später zum Tee einlädt, lässt aber vermuten, dass er sich keinesfalls weniger freut.
Dann lassen wir uns eine ganze Stunde lang durch die Kasbah führen und uns das marokkanische Leben in früheren Zeiten erklären. Später kauft Conni Vorräte für die Weiterfahrt ein, es gibt ein sehr bescheidenes, aber leckeres Abendessen am Straßenrand, und schon ist der erste Pausentag geschafft.
Am Sonntag gibt es einen Souk in der Stadt. Wir durchstreifen ihn in allen Winkeln und kaufen allerlei Nützliches von Schlappen bis Gewürzen. Dann fahren wir in unser „altes“ Viertel, um einen Tee und ein kleines Mittagessen zu uns zu nehmen. Der Nachmittag vergeht sehr ruhig auf unserer Dachterrasse. Ein verspätetes Geburtstagsabendessen in einem sehr guten Restaurant rundet unseren Aufenthalt ab.








Heute mal Tourismus pur: Besuch in der Kasbah


Es gibt Kreisverkehr mit Ampelschaltung! Das Schlechteste aus beiden Welten....
Die Straßen von Ouarzazate:




Unser Wohnzimmer für 2 Tage
Hurra! Endlich ein Weihnachtsbaum!
10. Januar 25
Von Taznakht nach Ouarzazate
73,3km, 906HM
(D) Heute ist einer unserer Bonustage. Wir kennen die Strecke vom letzten Jahr, wissen also, dass sie nicht ohne Anstrengung, aber auch kein Stress ist. Entsprechend entspannt gehen wir die Sache an, frühstücken in aller Ruhe, ratschen mit Amanda und Peter, kaufen noch ein paar Vorräte, und dann geht es los. Da wir beschlossen haben, in Ouarzazate zwei Pausentage einzulegen, sind wir schon irgendwie im Chillmodus. Während der ganzen Fahrt erinnern wir uns gegenseitig an Momente und Details von der letzten Fahrt: Hier war das holländische Radlerpärchen, dort haben uns die Straßenbauarbeiter zum Tee eingeladen, so geht es die ganze Zeit. Meistens ist es Connis Gedächtnis, das die verblüffendsten Details zu Tage fördert.
Auch diesmal lassen wir uns wieder von der Straße weg zum Tee einladen, bekommen dazu von unserem Gastgeber, einem älteren Herren, sogar noch frisch gebackenes Fladenbrot aufgetischt. Während ich letztes Jahr in diesen Momenten noch ziemlich gefremdelt habe, fühlen wir uns inzwischen gut angekommen in der marokkanischen Realität.
Zwischen den beiden Hauptanstiegen des Tages liegt unser Schlafplatz vom letzten Mal, an den wir wunderbare Erinnerungen haben, obwohl wir elendiglich gefroren haben in unseren Hängematten. Der zweite Berg ist heuer auch nicht flacher, aber dann rollen wir durch bis Ouarzazate. Hier hat Conni ein schönes Appartement gemietet mit einer großen Dachterrasse. Obwohl das Viertel weit außerhalb liegt und eher schäbig wirkt, fühlen wir uns schnell wohl hier. Nur kalt ist es, ohne den Heizradiator wäre es ungemütlich!




einstürzende Altbauten
Und schwupp, sitzen wir auf der sonnigen Terrasse
Aus diesem Anwesen heraus ruft es heraus, ob wir gerne Tee haben wollen


Dieses Mal müssen wir sogar einige Mal furten












Wir fahren die Serpentinen in Serpentinen
hoch
Hinter dem Staudamm kann man Ouarzazate schon sehen!
Beim Daniel spritzt das Wasser höher, er fährt schneller durch
Von überall her quakt es vor lauter Fröschen
Da unten haben wir letzten Februar in der Hängematte gefroren
9. Januar 25
Asseraregh bis Taznakht
74km, 850 Hm
(C) Nachts trauen wir uns kaum, auch nur eine Zehe unter der Decke rauszustrecken, so kalt ist es! Daher fällt das Aufstehen eher schwer. Ich habe mir leider irgendwo eine Erkältung eingefangen und mit verstopfter Nase entsprechend schlecht geschlafen. Unsere Dame des Hauses scheint der Meinung zu sein, wir bräuchten viel Energie, deshalb hat sie uns vorsichtshalber gleich mal 14 Eier zu einem Monsteromelette verarbeitet. Daniel gibt sich große Mühe, aber der Menge ist auch er nicht gewachsen.
Wir stecken noch ein bisschen Brot ein und versuchen, bald aufzubrechen, der Tag könnte sehr lang werden! Google und Komoot sind sich nicht einig, wie groß der Anteil an Teer auf den ersten 45km ist; von 2km (google, was ich glaube) und 37km (komoot, dem der Daniel vertraut) gehen die Angaben auseinander. Es sei gleich hier verraten: ich behalte Recht, leider...
Das stellen wir auch gleich an der ersten Kreuzung fest, an der unser Track, statt der geteerten Hauptstraße zu folgen, ins Gelände auf einen Pfad abbiegt. Wir diskutieren ca. 10 Minuten lang die Optionen: Trauen wir uns 45km unbekannten Untergrund zu, oder nehmen wir einen Umweg von 40km auf frischen Teer über Talouine in Kauf? Aber wir sind inzwischen schon so geländeerprobt, wir entscheiden uns doch für das Abenteuer loser Untergrund.
Es geht zuerst noch im sanften bergan-bergab durch zahlreiche Dörfer, in denen wir von johlenden Kindern begleitet werden, dann wird es wieder einsam. Ziegenherden kreuzen unseren Weg, ansonsten ist kaum ein Lebewesen zu sehen. Wir sehen die hohen Berge näher kommen, und schließlich geht es auf in die erste längere Steigung. 7% Steigung auf Kies ist nicht einfach, aber mit vielen kleinen Pausen machbar. Stellenweise müssen wir hier schon schieben, dann gibt es eine kleinere Abfahrt. Jetzt kommt der große Anstieg: Gute 3km mit Steigungen bis 16% im gröbsten Bachbettstil verlangen uns alles ab!
Am Ende einer langen Stunde ist der Berg schließlich überwunden, das Schlimmste für heute überstanden. Wir rollen in ein überraschend grünes Hochtal hinein. Es gibt große Olivenanpflanzungen, auch ein Café (leider zu) und einen Trinkwasserbrunnen, den wir gerne in Anspruch nehmen. Der Weg aus dem Tal ist nicht nur sehr gut geschottert, sondern auch relativ flach und ohne weitere Anstrengung zu bewältigen. Ab jetzt geht es (fast) nur noch abwärts!
Wir rollen, weiterhin im Schotter, durch weitere Hochtäler, durch meist trockene Bachläufe, gelegentlich sind jetzt sogar Autos und Menschen zu sehen! Nach einer Picknickpause auf einem malerischen Felsbrocken gelangen wir dann endlich an die große Bundesstraße, die uns nach Taznakht führen soll. Es ist schon später Nachmittag. Ab hier ist wieder wunderbarer Teer, wir flitzen nur so dahin! Gelegentliche kleinere Steigungen schmettert der Daniel einfach rauf, ich folge gemütlich im Windschatten. Hier ist leider wieder einiger Verkehr. Wir brauchen nur 75 Minuten für die 30km bis Taznakht und sind froh, als wir in unser gebuchtes Hotel einchecken können. Vor dem Abendessen müssen wir natürlich noch raus, Teppiche gucken, Taznakht ist das Zentrum der marokkanischen Teppichmanufakturen!
Beim Abendessen treffen wir dann noch ein anderes Radlerpaar: Amanda und Peter sind Engländer und waren schon mehr als 10x in Marokko unterwegs. Wir tauschen angeregt Tipps, Erfahrungen und Anekdoten aus, bevor wir dann in den wohlverdienten Schlaf fallen.




Die Auberge "zum Eiskeller"




Kinder begleiten uns in jedem Dorf und betteln nach Bonbons




Wie schon auf dem Google-Luftbild zu ahnen: Doch kein Teer
Schaf- und Ziegenherde kreuzen mehrfach unseren Weg
Noch eine sanfte Steigung, und dann abwärts, hinunter in die Ebene
Dafür wunderschöne Berglandschaft!






In diesem eigentlich sehr einsamen Hochtal gibt es ein Café...




Ab dem letzten Hochtal rollt es wirklich prima in bestem Schotter
In der Stadt angekommen: Es wird schon dämmerig
Der Schotter bergauf ist eher grob und die Räder rutschen so manches Mal weg
...und dazu gratis frisches, eiskaltes Trinkwasser


Teppichauswahl in Taznakht
8. Januar 25
Middle of Nowhere bis Asseraregh
38km, 1087HM
(D) Endlich haben wir mal einen Zeltplatz mit weitem Horizont! Wir liegen ab der ersten Dämmerung in der offenen Zelttür und warten auf den Sonnenaufgang. Währenddessen tickern die ersten Glückwünsche rein: Heute ist Connis Geburtstag.
Die ersten Kilometer heute fallen uns unglaublich schwer. Entweder haben wir uns gestern doch verausgabt, oder die Aussicht auf den Tag lastet zusätzlich auf den Rädern. Denn die Strecke heute ist kurz, aber am Ende wartet ein enorm steiler Anstieg mit losem Untergrund auf uns, und am Zielort hoffen wir auf eine Unterkunft, die wir aber nicht kontaktieren können.
Nach wenigen Kilometern fließt Wasser über die Straße. Wir halten an und füllen mit unserer Filterpumpe die Bestände auf.
Langsam und kräfteschonend klettern wir das Tal hinauf. Es gibt wenige Orte und fast keinen Verkehr. Leider auch keine sonstige Infrastruktur, einen Kaffee bekommen wir heute nicht. Erste Gravelabschnitte kündigen das Ende des Tals an, und irgendwann müssen wir uns für eine Talseite entscheiden: links ist die Straße noch weiter asphaltiert, rechts lockt die Aussicht auf ein Lokal. Wir entscheiden uns für links.
Wenig später kommen wir mit einem alten Mann ins Gespräch, der uns schließlich auf ein Omelette in sein Haus einlädt. Vorher und nachher gibt es auch Tee. Trotz der Sprachhürde, nur er kann etwas Französisch, seine Frau nicht, fühlen wir uns willkommen und genießen Begegnung und Essen. Dann gibt es noch eine kleine Gartenführung, und anschließend machen wir uns an den großen Aufstieg.
Der Weg ist wirklich absurd steil, wir kämpfen uns meterweise, teils schiebend vorwärts. Zugleich aber sind wir begeistert von den ineinander verschachtelten Häusern, die sich in die Felswand zwängen. Die wenigen Menschen, die uns begegnen, applaudieren und feuern uns an, ein Auto hält und fragt, ob wir Hilfe bräuchten. Irgendwann sind wir oben.
Jetzt liegt auch unser heutiges Ziel vor uns. Allerdings sind wir auf der anderen Talseite und müssen noch ein paar Kilometer radeln, bis wir hinüber kommen. Im Ort dann wollen uns ein paar Arbeiter stoppen: Sie betonieren gerade ein Stück Straße, hier kommen wir nicht durch. Aber auch sie sehen schnell ein, dass die Alternative durch die angrenzenden Gärten und Höfe mit unseren Rädern nicht geht, und so geleiten sie uns am Rand ihrer Arbeit vorbei. Dahinter übernehmen uns drei Mädchen, die uns bis zur Auberge bringen, die aber äußerst geschlossen aussieht. Die Mädels ermuntern uns aber, das große Tor zu öffnen und wissen dann, an welcher Tür wir klopfen müssen. Eine ältere Frau öffnet, die ratlos erscheint und mit der wir uns nicht verständigen können. Die Mädels helfen, sie tippen in das Handy der Dame, und schließlich ist jemand an der Leitung, die uns nur fragt, was wir essen wollen. Damit scheint alles geklärt, und wir beziehen unser Zimmer. In dem ist es allerdings extrem kalt! Das Haus wird offensichtlich nicht beheizt, und die Wände verstrahlen eine solide Kälte. Das Duschwasser ist aber tatsächlich richtig heiß! Wir brühen uns unter der Dusche schön warm und warten dann im Bett, bis es Essen gibt. Die extrem große Tajine mit Hühnchen können wir unmöglich schaffen, und dann gibt es noch eine große Kanne Tee. Satt und zufrieden steigen wir mit warmen Sachen ins Bett.




Morgenrot und trotzdem gutes Wetter
Daniel pumpt den Fröschen das Wasser weg
Hier ist soviel Wasser, da lachen die Frösche!


und es wird wieder palmiger und oasiger












Kurz wird der Fluss zur Straße, dann gibt es nochmal Teer.
Das Schild ist schon mal da, die Streifen kommen später!
Es geht in eine Schlucht und die wird immer tiefer....


Die Ziege wird uns stolz präsentiert, aber nicht zum Essen angeboten.
Dieses kleine Dorf hat einen riesigen, gut erhaltenen Agadir.












Der stolze Blick zurück am Ende der Schinderei
Wir rollen die letzten Kilometer ins Ziel.
Hart an der Kante arbeiten wir uns hoch.
Die letzte Auffahrt des Tages: schon auf halbem Weg liegt die Oase tief unter uns.
Diese lieben Menschen füttern uns vor dem großen Finale.
... und tiefer und schattiger
7. Januar 25
Von Tata bis Middle of Nowhere
75km, 573HM
Wir stehen zeitig auf, denn wir wollen möglichst viel Strecke schaffen heute. Als das Frühstück fertig ist, sind auch die Räder schon gepackt. Dann folgt ein sehr herzlicher Abschied von den netten Wirtsleuten. Wir haben uns diesmal wirklich sehr wohl gefühlt hier und können uns gut vorstellen, wiederzukommen!
Dann geht es in den Ort, wo wir reinen Alkohol für unseren Kocher bestellt haben. Wir kaufen Brot und radeln dann aus der Stadt. Aber nicht sehr weit, nur bis zu einem Café. Einen schnellen Kaffee, und dann geht’s auf die Landstraße. Beim letzten Mal hatten wir hier einen heftigen Gegenwind. Diesmal ist er nicht so stark, aber nerven tut er auch. Es geht 30km auf der Straße dahin, und dann kommt der Abzweig in den heutigen Gravelteil. Im Ort begrüßt uns ein kleiner Junge und schenkt uns eine Mandarine. Im Tausch bekommt er natürlich ein Bonbon. Und sofort kommen von überall her die restlichen Jungs des Ortes und fordern ihren Teil. Sie folgen uns noch eine ganze Weile, was nicht schwer ist, denn der Weg ist derart schlecht, dass wir zögern, ob wir das wirklich fahren wollen.
Zum Glück entscheiden wir uns dafür, denn die folgenden 18km sind wirklich unglaublich schön. Eine bizarre, vielfarbige Halbwüste, die aber mit einem dünnen grünen Firniss überzogen ist. Wir radeln voller Euphorie gute 2 Stunden und sind am Ende doch froh, als wir wieder auf eine Straße treffen. Auf der geht es eine ganze Weile recht flach durch die Hügel, bis wir von oben auf eine merkwürdige Anhäufung von verfallenden Lehmbauten und halbfertigen Neubauten schauen. Hier durchzuradeln ist ein wenig gruselig. Vor vielen Türen sitzen alte Menschen, die sich nicht rühren. Irgendwann taucht das erste Kind auf und bekommt ein Bonbon. Als wir die Siedlung schon fast verlassen haben, kommen wir an einen Bewässerungsgraben, und wir packen unsere Filterpumpe aus und filtern uns frisches Trinkwasser. Währenddessen wächst die Gruppe der Kinder um uns herum stetig an und Conni verliert zusehends den Überblick, wer schon ein Bonbon hatte, und wer nicht. Kaum sind wir wieder unterwegs, da ist ein weiteres Mal (das 4. Mal?) ihr Hinterrad platt. Fluchend mache ich mich an die Arbeit. Und natürlich ist wieder der Schlauch auf der Felgenseite angeschnitten. Während ich flicke, klebt Conni jetzt die gesamte Felge mit Leukoplast aus in Hoffnung, dass wir dieses Ärgernis damit beseitigen können. Wieder bildet sich eine Traube Kinder, ein Mann möchte mir unbedingt helfen, ein anderer beschenkt uns mit einer Mandarine und ein paar Datteln, und dann kommt noch der Dorflehrer dazu, der genug Englisch spricht, um sich mit Conni zu unterhalten. Er lädt uns zu sich nach Hause ein, aber ich möchte weiter. Es ist jetzt schon nach vier, und wir wollen noch einige Kilometer schaffen.
Im nächsten Ort gönnen wir uns trotzdem einen letzten Kaffee, radeln dann noch etwa 10km, und bauen dann ich einem Bachlauf unser Zelt auf. Als wir gerade fertig gegessen haben, hält am Straßenrand ein Kleinbus an. Offensichtlich hat er technische Probleme. Während die Männer sich über den Motor beugen, steigen sechs Frauen aus und kommen sofort neugierig zu uns herüber. Obwohl Conni und sie keine gemeinsame Sprache finden, unterhalten sie sich prächtig eine Viertelstunde lang, lachen, essen Kekse und fotografieren sich mit sämtlichen vorhandenen Handys. Irgendwann ziehen sie wieder ab, und gleich darauf springt der Wagen auch wieder an und sie fahren winkend davon.
Wir bleiben zurück und schauen in den dunkler werdenden Himmel. Es ist immer noch angenehm warm und wunderbar still, aber irgendwann treiben uns die Mücken doch ins Zelt.




Es geht los. Erst mal noch auf Teer




Langsam wird der Untergrund aber besser und auch bergan ist wieder fahren möglich




Der Schotter kurz nach dem ersten Dorf ist fast unfahrbar
Ein eher seltenes wertvolles weißes
Dromedar
Lehmkasbah in einem sonst sehr unspektakulären Dorf
Bergauf wird schon auch mal geschoben bei diesem Untergrund






Und noch viel mehr Dromedare in allen möglichen Farben!




Mal wieder ein Platten! Und wie immer auf der Innenseite an der Felge!
Nochmal ein kleiner Schotterabschnitt, bevor es morgen in die Berge geht
Der Regen sorgt für (sehr) zartes grün (fast) überall
Bergauf und bergab: es rollt heute gut im Schotter




Neue Freundschaften am Nachtlager
Ein schöner, nicht ganz einsamer Zeltplatz, wie sich bald herausstellt
6. Januar
Tata
Pausentag
(C) Wir gönnen uns eine sehr ruhige Pause in der der ruhigen Kleinstadt Tata. Nach dem Ausschlafen kurbeln wir gemächlich ins Zentrum, trinken Kaffee, kaufen ein bisschen ein, schlendern durch die Gassen und radeln wieder in unsere Behausung. Nachmittags wartet der Daniel unsere Räder, ich aktualisiere den Blog, wir planen gemeinsam die nächsten Tag durch und schon ist der Tag auch vergangen. Morgen geht es auf ins nächste Bergabenteuer. Ein bisschen fürchte ich mich vor dem was kommt. Können wir das schaffen?




Schlendern in Tata
Straßencafe in Tata
Nachmittags kümmert sich Daniel um die Räder


Unsere Auberge hat ein kleine Berberzelt zum Relaxen


5. Januar 25
Vom Palmengarten nach Tata
56,4km, 208HM
(D) Wir schlafen aus. Heute ist unser Bonustag. Es gibt kaum Höhenmeter, nur Asphalt, und unter diesen Umständen sind 56km ein echter Erholungstag. Also kriechen wir erst gegen 9 Uhr aus dem Zelt und erwarten, dass jeden Moment die Sonne über den Berg kommt. Tatsächlich dauert es aber noch eine Stunde, die wir mit Frühstück und Packen verstreichen lassen. Wir warten darauf, dass die Sonne das Zelt trocknet, damit wir es gut einpacken können.
Die erste Stunde rollen wir dann nur bergab durch eine unendliche Abfolge von kleinen Orten, Feldern und Palmen. In Taghmout, dem Hauptort des Tals, finden wir schließlich ein winziges Café, dass keinen Kaffee anbietet, uns aber für 5 Dirham einen sehr leckeren Tee serviert. Conni verschenkt weiterhin händeweise Bonbons, auch an pubertierende Mädchen, die zwar etwas verschämt aber doch gern zugreifen.
Wir hatten eigentlich eine eher langweilige Strecke erwartet. Tatsächlich entwickelt sich die Landschaft aber vielfältig. Hinter Taghmout endet das enge grüne Tal und wir haben eine weite karge Ebene zu queren, bevor wir auf der anderen Seite wieder in ein felsiges Tal gelangen, in dem dann auch einige Anstiege auf uns warten, aber immer mit angenehmer Steigung. Wir folgen immer dem Flusslauf und erfahren anschaulich, wie extrem die Regenfälle im November in dieser Gegend gewesen sind. Immer wieder fehlen Teile der Straße, ganze Abschnitte sind mit grobem Schotter notdürftig passierbar gemacht, etliche Brücken fehlen. Vor zwei Monaten wären wir hier nicht durchgekommen.
Auf den letzten 15km vor Tata sitzt unter jedem zweiten Baum eine Familie und picknickt. Offensichtlich ist das hier die offizielle Sonntagsbeschäftigung. Wir sind froh, als wir endlich die Stadt erreichen, und steuern zielsicher das Dar Imrane an, in dem wir auch im Februar schon gewohnt hatten. Der Besitzer begrüßt uns geradezu euphorisch, er freut sich offensichtlich, dass wir wieder zu ihm kommen. Wir bekommen ein besseres Zimmer mit eigenem Bad, werden bekocht, und dürfen uns im Hof und Garten breit machen. Auch unseren Berg Dreckwäsche nimmt er uns bereitwillig ab, und so können wir uns vollständig auf die Erholung konzentrieren. Wir sortieren unsere Ausrüstung und die Fotos, schreiben Berichte und planen die nächsten Etappen. Es soll wieder zurück in die Berge gehen!




Frühstück im noch schattigen Palmenidyll




Palmen und Olivenbäume wachsen in den Oasen dicht an dicht




Die Sonne kommt erst langsam zu uns
Wir sausen durchs Tal in den Nächsten Ort hinunter auf der Suche nach Kaffee!
Weiter gehts Richtung Tata. Es wird nochmal bergig
Auch hier gibt es saftig grüne Felder






Im malerischen Tagmought wird uns immerhin Minztee serviert




Manche Felsformationen sind einfach irre!
Auch hier hat die Überschwemmung Schäden hinterlassen
Hier ist die Straße von den starken Regenfällen im November unterspült
In der Ebene zwischen 2 Bergzügen: Das Eselchen muss schwer schleppen
4. Januar 25
Von Amsoul bis zum Palmengarten
71,6km, 1215HM
(D) Wir werden von Vogelgezwitscher geweckt. Obwohl wir direkt beim Dorf zelten, ist es vollkommen still. Es ist noch sehr kalt, wir finden Eis auf unserer Zeltplane. Tee und Porridge zum Frühstück müssen uns wärmen, und wir wollen uns noch nicht aus den dicken Klamotten schälen. Erst setzt langsam der Autoverkehr ein, dann ziehen die Frauen auf der Suche nach Kräutern und Brennholz neugierig schauend und grüßend an uns vorbei. Conni geht ihnen entgegen und entrichtet die (freiwillige) Übernachtungssteuer von 6 Dirham.
Kaum erreicht uns die Sonne, können wir in die Radelklamotten wechseln. Die findet man inzwischen auch im Dunkeln am Geruch, aber es macht in der Bergeinsamkeit wenig Sinn, auf frische Sachen zu wechseln. Wir werden wohl ohnehin auch die nächste Nacht wieder im Zelt verbringen.
Als wir losfahren, wartet eine Überraschung auf uns: Wir haben zielsicher das Ende der Schotterpiste als Schlafplatz gewählt. Ab hier ist die Straße asphaltiert, und damit bekommt der Tag einen ganz anderen Charakter. Endlich können wir wieder Strecke machen, und nach den Strapazen der letzten beiden Tage erleben wir diesen Tag als Genuss und Belohnung! Die 7km bis ins Tal rollen wir, trotz einiger kleiner Anstiege in einer halben Stunde. Hier treffen wir auf die Nationalstraße nach Igherm, mit Mittelstreifen und Beschilderung, kaum zu glauben! Allerdings will das erste Café partout nicht auftauchen, nur einen Brunnen mit Trinkwasser finden wir, immerhin.
Erst mittags erreichen wir Issafen, den Zentralort des Tals. Getreu unserem drei Tage alten Vorsatz halten wir am ersten Café an und gönnen uns jede zwei Milchkaffee! Drei alte Männer unterhalten sich angeregt über uns, zwei niedliche kleine Mädchen mit Kopftuch linsen neugierig zu uns rüber; wir sind einfach zu exotisch! Conni steigert den Effekt noch, indem sie eine kleine Jonglageshow mit 4 Mandarinen gibt, im Gegenzug darf sie die Gruppe fotografieren.
Dann durchstöbern wir den Ort, kaufen ein, was er zu bieten hat (keine Zwiebeln!), und machen uns an die Weiterfahrt. Es geht immer sanft bergauf, gut fahrbar. Da wir wissen, dass wir später wieder in den Dreck abbiegen und dann in einem einsameren Seitental landen werden, gönnen wir uns noch eine weitere Pause mit Omelette und Cola. Bei jedem Laden fragt Conni vergeblich nach Zwiebeln.
Dann kommt der Abzweig. Wir könnten auf der Straße weiterfahren über Igherm, das wären 12km und 250HM mehr, oder wir folgen einer Schotterpiste, die den Weg abkürzt. Nach der letzten Erfahrung zögern wir etwas, tun es aber doch, und es entpuppt sich als unstressig zu radelnder schöner Weg durch ein landwirtschaftlich genutztes Tal. Nach einer guten halben Stunde stehen wir wieder auf einer Teerstraße. Es ist kurz vor 16 Uhr, vor uns liegen noch zwei Anstiege von über 100HM, bis nach Tata sind es knapp 80km, bis in den nächsten Ort mit einer möglichen Unterkunft noch 40km. Wir sind zwar sehr gut drauf, aber unsere Lust, uns platt zu fahren, ist begrenzt. Stattdessen beschließen wir, eine weitere Nacht zu zelten und lieber die beiden letzten Anstiege dieser großen Tour zu genießen. Conni nimmt sich die Zeit, alle Kinder, die uns aufgeregt umspringen, mit Bonbons zu verderben. Und als Höhepunkt des Tages erbeutet sie dann bei einem Privathaus tatsächlich einen Beutel Zwiebeln für unser Abendessen. (Gegen Bezahlung und auf freundliche Anfrage! Anmerkung von Conni)
Obwohl wir jetzt schon seit einer Woche durch die steilen Täler des Antiatlas fahren, überwältigt uns doch immer wieder die schroffe Schönheit dieser Berge. Und zu wissen, dass dies die wirklich letzten großen Anstiege vor dem Pausentag in Tata sind, steigert die Freude noch weiter. Völlig ergriffen radeln wir die letzten Kehren hinauf, machen Bild um Bild. Dann ist der Moment da. Wir ziehen uns warm an, im Tal ist es schon schattig, setzen die Helme auf und rauschen hinunter.
Bald sind wir wieder in bewohnten Höhen angekommen. Mit einem Auge scannen wir den Straßenrand und finden bald einen Einstieg in einen wunderbaren kleinen Palmengarten, in dem wir völlig abgeschieden auf einem sandigen Platz unser Zelt aufbauen. Conni kocht die letzten Nudeln mit viel Zwiebel, und dann hüllt uns die nächste Nacht ein und wir gucken noch lange in den Mond- und Sternenhimmel.




Oasengarten mit frischer Getreidesaat
Am Trinkwasserbrunnen
Dort unten beginnt das Haupttal mit Läden, Cafés und Infrastruktur!


Diese beiden kleinen Mädels beäugen uns neugierig und sehr mißtrauisch




Alte Lehmburgen säumen sehr malerisch unseren Weg im breiten Issafental








Da lachen die Esel: Die einzige Schotterpassage des Tages ist ziemlich harmlos
Um die frisch gepflanzten Bäumchen gibt es eine Natursteinmauer zum Schutz
Wir schwelgen im Luxus: Omelette mit Cola! ein Traum!


Die Berge sind wunderschön gemustert
Mit dem ersten Kaffee seit 60 Stunden fliegen wir die Steigungen hinauf












Hier schlagen wir das Zelt auf: Es gibt mal wieder Nudeln
Friedliches Tagende mit Mond, Sternen und Käuzchenrufen
Und runter geht es ins nächste Oasental
Die letzte Auffahrt des Tages: da oben ist oben!
Wir können uns an den Bergen kaum sattsehen
3. Januar 25
Middle of Nowhere bis Amsoul
45,3km, 850HM
(D) Der Bagger springt pünktlich um 8 Uhr wieder an und reißt uns aus dem Halbschlaf. Es ist noch fast dunkel und saukalt, aber wir stehen auf, frühstücken, packen zusammen, und dann beginnt der Kampf gegen die Schwerkraft. 40 Minuten steile Serpentinen bergauf, dann 6 Minuten wieder runter auf die Ausgangshöhe, und dann fast 2 Stunden wieder steil bergauf. Im ersten Anstieg passiert uns ein Auto, am höchsten Punkt laden die Insassen ihre Arbeitsausrüstung aus und fragen uns, ob wir etwas brauchen. Wir fragen sie, ob sie vielleicht Kaffee zu bieten haben, was nicht der Fall ist, und sie verweisen uns auf den nächsten Talort, Issafen, bis zu dem es noch gut 65km sind. Das ernüchtert! Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass das das einzige Auto bleiben wird, dem wir an diesem Tag begegnen.
Als wir kurz nach Mittag am höchsten Punkt ankommen, haben wir gerade mal 13km geschafft. Aber wir sind begeistert von der kargen, schroffen Landschaft und glauben, den schwersten Teil hinter uns zu haben. Als die gute Teerstraße in eine Sandpiste übergeht, fällt uns wieder ein, dass die kommende Talabfahrt ja wieder eine Gravelpiste ist. Aber auf dem festen Sand rollt es erst mal wunderbar flott dahin, wir genießen das Tempo, bis nach wenigen Kilometern der GPS-Track nach rechts in einen schmalen, steinigen Pfad abbiegt. Wir zögern, aber wir können den arabischen Wegweiser lesen, hier geht’s nach Issafen und Tata. Eine Weile können wir noch fahren, bis der Weg zu steigen beginnt und dabei immer schmaler und schlechter wird. Ab jetzt schieben wir. Hinter uns läuft ein Mann mit seinem Esel, für den der Weg gut geeignet erscheint, und uns kommt der Gedanke, dass wir unsere eigenen Esel sind!
Irgendwann ist der höchste Punkt überschritten, jetzt geht es steil bergab, aber der Weg ist derart krass, dass wir für Stunden nur in Zeitlupe mit voller Konzentration mit angezogenen Bremsen im Stehen vorwärts kommen. Da brennen die Arme! Erst ganz allmählich wird der Weg flacher und mündet schließlich in ein Flussbett ein. Diesem folgen wir, nahezu weglos, für den restlichen Tag, und er führt uns durch eine völlig unwirkliche Welt. Denn jetzt ist der Fluss mal auf einer, mal auf beiden Seiten mit Häusern gesäumt, dazwischen sind schmale Streifen mit Weizen bebaut, und es ist voller Menschen, die hier leben und arbeiten und zufrieden erscheinen. Massen an Kindern stürmen auf uns ein und werden mit Bonbons beschenkt, die Erwachsenen strahlen uns an, sodass wir bei aller extremer Strapaze, die uns die Fahrt bereitet, immer begeisterter werden für diese unglaubliche Begegnung mit Menschen, die in einem Tal ohne Straße leben!
Irgendwann sehen wir ein, dass wir unser Minimalziel, das nächste Tal und damit die Straße zu erreichen, aufgeben müssen, und beginnen mit der Zeltplatzsuche. Schließlich landen wir auf einem sandigen Flecken im Flusstal, gleich bei einem größeren Ort. Die Menschen bemerken uns, beachten uns aber kaum, und wir fühlen uns hier schon viel sicherer als in der letzten Nacht. Es gibt wieder Tee und Nudeln, heute kein Feuer, und kurz nach acht Uhr liegen wir in den Schlafsäcken. Wir sind völlig platt. Für die heutigen 45km waren wir acht Stunden unterwegs, davon fast sechs Stunden fahrend. Das war vermutlich der härteste Radtag unseres Lebens, aber auch einer, der uns für immer in Erinnerung bleiben wird und uns gezeigt hat, was wir leisten können!




Serpentinen hinter uns




Die Schotterstraße wird immer schlechter




Und Serpentinen vor uns!
Im Tal unten staunen wir über die vielen Anwesen im Nirgendwo ohne Straße
Neben den Felswänden fühlen wir uns ziemlich klein
Auch durch die noch neue Straße bricht sich Natur ihren Weg.






Manchmal sind die Häuser wie in den Fels geklebt






Und wieder eine Nacht im Zelt... heute fühlen wir uns schon sicherer!
Im Flussbett ist es auch nicht leicht zu fahren!
Die Sonne kommt schon nicht mehr bis auf den Grund des Canyon
Wo das Tal breiter ist liegen die Oasen noch in der Sonne
2. Januar 25
Von Tafraoute bis Middle of Nowhere
48,6km, 1101HM
(D) Heute brechen wir auf in ein viertägiges Bergabenteuer! Von Tafraoute bis Tata wollen wir durch dünn bevölkerte Täler auf kleinen, teils geschotterten Straßen fahren. Daher hat Conni reichlich Vorräte angeschafft.
Wir kommen erst um 10 Uhr los, was einige Hitze auf dem langen ersten Anstieg verspricht, den wir aus dem Februar noch als große Qual mit viel bösem Wind in Erinnerung haben. Schon auf den ersten Kilometern, die eher flach ansteigen, fühlen wir uns schlaff und fürchten uns vor dem, was noch kommen soll. Tatsächlich aber ist der Anstieg, immerhin 8km mit 6% Steigung, diesmal ohne Wind gut zu schaffen.
Auf dem höchsten Punkt beginnt dann der heutige Schotterabschnitt, die Abfahrt durch eine enge Schlucht auf einem schmalen Weg, der zwischen altem, zerbröselndem Asphalt und grobem Flusskies permanent wechselt. Es braucht volle Konzentration. Wenn das Rad gerade schön rollt, folgt eine Vollbremsung, um nicht auf einen groben Wackerstein aufzuprallen. So sind wir fast zwei Stunden unterwegs und trainieren das Gleichgewicht auf dem Rad. Das Tal verändert sich dabei mit jedem Höhenmeter von Mondlandschaft langsam in eine prallgrüne Oase, in der wir gern auf einen Kaffee und ein Omelette geblieben wären; aber leider gibt es hier keins von beidem! Keinen Laden, kein Restaurant, kein Café!
Am Ende des Tals müssen wir uns entscheiden: biegen wir nach rechts, fahren noch 5km weiter bergab bis zu einer sehr schlichten, aber sympathischen Unterkunft, in der wir im Februar schon einmal waren, und fahren dieses Stück dann morgen zusätzlich wieder hinauf, oder machen wir uns gleich an den nächsten Anstieg, sparen die 10km und übernachten heute im Zelt? Wir entscheiden uns schnell für zweiteres; wir wollen heute noch ein Stück Weg schaffen!
Ein paar Kilometer folgen wir entspannt bergauf einem Flusslauf durch kleine Dörfer. Dann aber steilt sich die Straße plötzlich extrem auf. Mit 7 bis 16% Steigung lässt sie das Flusstal weit unter sich, und wir kämpfen uns im Zickzack mühsam vorwärts. Kurz bevor die Straße in einem Gewirr aus Serpentinen noch steiler ansteigt, quert sie noch einmal das Flussbett und bietet uns damit die Chance, die Räder hinein zu schieben und einen Platz für unser Zelt zu suchen. Wir zögern, denn direkt vor uns sind zwei Arbeiter mit einem Bagger lautstark zugange, einen Weg in den Fels zu brechen, und wir fragen uns, ob sie vielleicht auch hier oben übernachten wollen. Aber da mit jedem Meter bergauf die Chance auf einen ebenen Zeltplatz ab und die Aussicht auf eine saukalte Nacht zunimmt, entschließen wir uns, hier zu bleiben. Tatsächlich finden wir eine Feuerstelle mit Holzvorrat, einige menschliche Feststoffe und sogar eine ausgebaggerte Wasserstelle, an der einer der Arbeiter wenig später auch seine Flaschen auffüllen kommt. Die ist für uns natürlich auch ein Glücksfall, denn jetzt können wir beliebig Tee und Nudeln kochen und können für morgen unsere Vorräte wieder auffüllen.
Obwohl wir uns nicht zu hundert Prozent wohl fühlen, richten wir uns also ein, bauen das neue Zelt auf, trinken Tee und essen Nudeln mit Tunfisch, und als der Bagger bei Sonnenuntergang endlich schweigt und die Arbeiter doch ins Tal wandern, breitet sich eine wunderbare Bergstille um uns aus. Bald wird es kalt, und so machen wir noch ein gemütliches Lagerfeuer aus gesammeltem Schwemm- und Palmenholz, wärmen uns und schauen in den gewaltigen Sternenhimmel, der sich über uns ausbreitet.




Diese Auffahrt sind wir schon einmal hinaufgefahren
nach 20 km beginnt die Schotterpassage
Aber ohne bösen Wind ist es nur halb so schlimm!


Mal mit besserem...




Immerhin kein Verkehr!








Wir sehen einige, auch sehr große Häuser an der Strecke aber kaum Menschen
In diesem Dorf mischen sich verfallende Lehmbauten mit neueren und sehr neuen Häusern
Je weiter runter wir kommen, desto grüner wird es


Zeltnacht im Flusslauf
....dann mit sandigem oder steinigem Untergrund
1. Januar
Neujahr in Tafraoute
(C) In dieser schönen Stadt, in der wir schon letzten Februar waren, verbringen wir einen sehr ruhigen Tag mit Einkäufen und Erledigungen. Unser Proviant muss für die kommenden Tage aufgestockt werden, allerlei Mitbringsel wollen besorgt werden, in Tafraoute gibt es zudem das leckerste Süßgebäck…
Neben Wäsche waschen und Umpacken steht auch noch der Wechsel meines Vorderreifens an. Daniel wartet auch gewissenhaft alles Weitere an meinem Rad.
Ansonsten können wir hier prima durch die Gassen schlendern, Märkte besuchen, Kaffee und Tee trinken, auf der sonnigen Dachterrasse sitzen und entspannen. Ich muss natürlich noch eine kleine Wanderung in die Berge unternehmen.
Wir sind uns einig, dass hier einer der schönsten und sehenswertesten Orte Marokkos ist.




Neue Freundschaften im Café




Aber auch ziemlich alles Andere




Vom Hotelzimmer kann man auf den Wochenmarkt schauen
Ziegen lieben Arganbäume!
Ich geh nachmittags noch mal auf Wanderschaft
Dort kann man Schafe, Ziegen und Hühner kaufen






Der Vorplatz unseres Hotel am Abend
Von der Dachterrasse aus genießen wir Ausblick und Abendsonne
Die Berge rundherum laden zum Kraxeln ein
31. Dezember
Dar Ajgal nach Tafroute
40 km, 1025HM
Im gemütlichen Dar Ajgal haben wir es mit dem Aufstehen nicht sehr eilig. Das Frühstück steht erst am 8:30 Uhr bereit und in den Bergen ist es am Morgen eh noch recht frisch. Ein Blick aus dem Fenster zeigt immerhin wolkenlos blauen Himmel. Beim Frühstück unterhalten wir uns angeregt mit zwei britischen Bikern, die sich Radfahren so gar nicht vorstellen können. Ohne Motor! In den Bergen! Shocking!
Um kurz vor 10 Uhr rollen wir dann los; mit Handschuhen und Kopfbedeckung geht es erst mal frostige 1,5 km abwärts, danach können wir aber gleich alle warmen Klamotten abwerfen, denn jetzt stehen 2,5 Stunden Berganfahrt auf dem Programm! Wir schnaufen uns Serpentine für Serpentine bergan, staunen über die ständig wechselnden tollen Ausblicke in alle Richtungen, verfluchen jeden Höhenmeter, den es wieder bergab geht, den wir also danach wieder rauffahren müssen. Im Mittel haben die Steigungen heute mehr als 5%, in der Spitze allerdings deutlich über 10% zu bieten. Das lässt sich mit unserem Gepäck kaum noch fahren. Immerhin sind wir fast alleine in dieser wunderbaren Landschaft, nur alle Viertelstunde kommt ein Auto vorbei. Es ist so wunderbar still hier!
Am letzten Pass angekommen machen wir eine Picknickpause mit Brot, Käse, Oliven. Danach geht es abwärts, und trotz strahlendem Wetter brauchen wir hier wieder dicke Kleidung: Auf 1300m ist es im Dezember auch hier in Marokko noch ganz schön frisch!
Der letzte, relativ flache Teil im Ammelntal zieht sich dann ein bisschen; wir sind müde von der langen Auffahrt und jede kleine Steigung ist jetzt spürbar. Zur Stärkung nehmen wir einen Milchkaffee in einem der netten Cafes am Straßenrad. Ich betrachte etwas versonnen unsere Räder. Nanu, schaut das Hinterrad nicht schon wieder verdächtig platt aus? Das 5. längliche Loch wieder an derselben Stelle innen am Schlauch vermehrt unseren Verdacht, dass mit dem Felgenbett irgendwas nicht in Ordnung ist. Allerdings ist die Felge neu und wir können trotz intensiver Prüfung keine auffälligen Stellen erkennen. Vorsichtshalber kleben wir das Felgenbett mit Hansaplast ab.
Danach geht es endgültig nach Tafraoute, die letzten Kilometer fliegen dahin. Wir checken im Hotel Salama ein, da waren wir letztes Mal schon sehr zufrieden. Ich reserviere gleich mal ein Silvesteressen im Restaurant Kasbah. Dorthin begeben wir uns dann auch bald nach der obligatorischen Reinigung.
Leider verläuft der Rest des Abends etwas unglücklich. Das Restaurant, das leckeres Essen bietet und in dem wir auch vor einem Jahr schon waren, ist rappelvoll mit deutschen und schweizer Wohnmobilisten, neblig von Küchendunst, und der Service ist selbst bei großzügigen Maßstäben unterirdisch. Wir versuchen es mit Humor zu nehmen, was nur so halb gelingt. Wir gehen so bald wie möglich. Den Rest des Silvesterabends verbringen wir dann in unserem Zimmer. Wie schon Weihnachten scheint hier Neujahr kein Thema zu sein. Es ist alles still, nix knallt, die Straßen sind leer. Sehr angenehm. Bald nach Mitternacht schlafen wir auch schon.




Kurz nach dem Aufbruch in Dar Ajgal: Auf tiefsten Punkt für heute
Blick zurück ins Ajgaltal
In der ersten Serpentine verliert Conni ihren Handschuh, zum Glück merken wir's.


Wir klettern höher ...




nicht unser Lieblingsschild!








Die letzten Kehren steilen sich nochmal auf.
Geschafft!
Von ganz dort hinten sind wir gekommen!
Blick auf die 7 Serpentinen zum höchsten Punkt




Das wunderschöne Ammelntal von oben
Endlich geht's hinunter ins Tal!
....und höher!
30. Dezember
Von Tiznit nach Ajgal
68,8km, 1184HM
(D) Der frühe Aufbruch fällt ins Wasser. Nicht nur, dass um 8 Uhr, als das Frühstück beginnen soll, noch kein Personal im Haus ist. Wenig später kommen sie und bitten um eine halbe Stunde Zeit. Aber als wir dann wirklich am Frühstückstisch sitzen, beginnt es draußen zu regnen. Also nehmen wir uns die Zeit und warten ab.
Gegen halb zehn brechen wir dann tatsächlich auf. Der Himmel changiert jetzt und den ganzen Tag zwischen etwas Sonne und leichtem Getröpfel, und es ist eher kühl, was das Radeln aber fördert. Aus Tiznit raus ist es zunächst eher hässlich und verkehrsreich, dafür ist die Straße ein werksneuer Traum aus glattem Asphalt. Es geht weitgehend flach dahin Richtung Berge. Nach 22km biegen wir von der Hauptroute nach Tafraoute ab. Damit endet auch fast aller Verkehr, und es beginnt der erste Aufstieg des Tages. Von nun an bis Ajgal gibt es nur noch den Wechsel aus rauf oder runter.
Schon bald sind ganz eingenommen von diesem besonderen Bergglück, das uns immer wieder in solche abseitigen kleinen Täler lockt. Wir schlängeln uns ein erstes Tal hinauf, blicken vom Pass in ein neues, wilderes Tal, in das wir erst hinunter rollen, um dann, nach einem Kaffee im besten Café am Platze, am anderen Ende wieder heraus zu klettern. Die Straße war bis hier in wirklich gutem Zustand; ab jetzt ist sie nur noch ein ausgefranstes Teerband in der Breite eines LKWs. Wer immer uns entgegenkommt oder überholen will, muss ab hier auf den Dreckstreifen ausweichen.
Die Steigungen sind immer erträglich, aber zunehmend fordernd, je länger wir klettern. Von der zweiten Passhöhe geht es nur ein kurzes Stück hinunter und dann gleich wieder in den letzten Anstieg. Am höchsten Punkt können wir ahnen, wie der Weg weitergeht, aber zum Glück erst morgen; wir sind uns einig, dass wir das heute nicht mehr schaffen würden! Jetzt beginnt es auch noch, zu regnen! Also Jacken an und dann rein in die Schlussabfahrt!
Unten im Tal müssen wir erkennen, dass wir noch 2km bis zum Dar Ajgal haben, in dem wir heute bleiben wollen, und natürlich steigt die Straße gleich wieder an. Aber schließlich ist auch geschafft, und jetzt freuen wir uns über ein sehr schönes Zimmer mit großem Bett. Duschen, pennen, und dann ist es schon bald Zeit für das sehr üppige marokkanische Abendessen. Der Abend schließt mit einer längeren kritischen Betrachtung der kommenden Bergetappen. Das wird noch spannend werden!




Morgens ist der Teer noch glatt und die Strecke eben




Die Sonne lässt sich heute kaum blicken




Kaffee trinken und Saft kaufen in An(e)zi
Trotzdem ist es schön, endlich in den Bergen zu sein!
Die Straße wird immer kleiner
Überall wachsen dicke Büschel von Ladyfingerkakteen






Daniel saust die Schlussabfahrt hinunter
Um diese Jahreszeit ist sogar etwas Wasser im Fluß zu sehen
Die Dörfer immer seltener
29. Dezember 24
Tiznit
(C) Wir schlafen viel länger als geplant. Es ist so schön ruhig hier! Erst um 8:30 Uhr machen wir uns auf um unser Frühstück zu genießen. Danach trödeln wir noch eine Weile rum um dann doch irgendwann in die Stadt zu ziehen. Beim Herumstreunen in den Gassen geraten wir auf geheimnisvolle Weise in einen der vielen Silberschmuckläden in Berberhand, wo wir uns alles genau anschauen und erklären lassen, uns großartig amüsieren und schon vorher wissen, dass wir anschließend kräftig über den Tisch gezogen werden. Trotz aller Verhandlerei, das gehört einfach zum Spaß dazu.
Tiznit ist eine ruhige, entspannte, relativ saubere Stadt, wir können einfach herumwandern, ohne groß Beachtung zu finden, außer bei den Kindern, die uns abwechselnd Bonjour zurufen, anbetteln oder sich über uns lustig machen. Größte Attraktion für Touristen ist die Blaue Quelle, eine Zisterne in der Stadtmitte, um die die Stadt ursprünglich herumgebaut wurde. Die besichtigen wir natürlich auch. Danach geht’s zurück ins Riad, zum Ausruhen, Baden und Sonne genießen.
Ich verfluche dann noch 2 Stunden lang das langsame Internet beim Blog aktualisieren, bevor wir uns auf der Suche nach Proviant für morgen abermals ins Getümmel stürzen. Unter einem riesigen Feigenbaum im gleichnamigen Restaurant genießen wir dann überraschenderweise eines der besten Abendessen aller unserer Reisen.
Der Tag endet im obligatorischen Packen für den Aufbruch morgen früh. Jetzt ist endgültig Schluss mit Meer und Beginn des Bergabenteuers!




Seltsames Graffiti in Tiznit
So kann man Baustellen natürlich auch sichern! Fällt jedenfalls nicht um!
Die blaue Quelle in der Stadtmitte


Nachmittags mal schwimmen!




Lecker Abendessen unter der Riesenfeige
28. Dezember
Von Tifnit bis Tiznit
63,5km, 287HM
(D) Da wir erst nach 9 Uhr auschecken können, schlafen wir aus, packen in Ruhe, frühstücken und machen uns dann auf den Weg. Die 5km zurück zur Hauptstraße sind ohne Wind schnell geschafft.
Auf der Straße nach Süden tobt bereits der Verkehr. Da sie zweispurig ist, kommen uns die Autos nicht zu nah, aber das Fahren ist trotzdem stressig. Wir machen das Beste draus, indem wir kräftig reintreten. Viel Schönes gibt es heute nicht zu sehen, aber der Asphalt rollt gut, und die ersten 40km sind in weniger als 2 Stunden geschafft. Dann machen wir eine Pause an einem Straßenstand mit Kaffee, Saft, Cola und Madeleines und einer Sonderattraktion: im Schatten des kleinen Standes rollen sich 5 winzige braune Welpen. Als uns der Verkäufer erzählt, dass die Mutter überfahren wurde, sind wir schon arg in Versuchung, zumindest einem von ihnen das Überleben zu ermöglichen, indem wir sie mitnehmen. Typisch Conni googelt sie gleich die Einfuhrbestimmungen nach Europa mit dem Ergebnis, dass es einfach nicht möglich ist. Also fahren wir weiter.
Die letzten 25km steigen leicht an, aber wir halten unseren Schnitt hoch, um vor der größten Hitze in Tiznit zu sein. Dort haben wir uns für zwei Tage in einem luxuriösen kleinen Hotel eingebucht. Es ist eine Wohltat, in den grünen Innenhof mit kleinem Pool und einem schattigen Säulengang rundum zu kommen. Das Prozedere zum Einchecken fordert etwas Geduld, sie wollen uns alle ihre besten Tipps geben für Ausflüge in die Umgebung und können sich scheinbar kaum vorstellen, dass wir nur hier im Hotel und in der Stadt sein wollen.
Den Nachmittag verbringe ich am und im Pool, Conni schläft erst und geht dann die Stadt erkunden, und abends werfen wir uns gemeinsam ins Getümmel der Gassen, essen etwas, gönnen uns noch einen Kaffee im Hof und sind dann bald im Bett.




Der Weg ist heute nicht das Ziel. Es gab schon Schöneres zu sehen.




Diese putzigen Welpen führen uns arg in Versuchung!




In der Ferne kann man schon die Berge des Antiatlas sehen
Pool im Sonnenschein: unser tolles Riad!
Weils so schön ist noch mal ein Abendbild!
Dringend benötigte Stärkung am Straßenrand
27. Dezember 24
Von Taghazout bis Tifnit
60,3km, 401HM
(C) In dieser Bude braucht man unbedingt einen Wecker, vom Tageslicht bekommen wir quasi nichts mit! Aber eigentlich haben wir es eh nicht eilig, es stehen nur etwa 60km auf dem Programm. Das Ziel steht noch nicht fest; irgendwo zwischen Agadir und Tiznit werden wir uns etwas suchen.
Um 9 Uhr sind wir auf der Straße, es ist jetzt schon T-Shirt warm. Wir rollen erstmal die Promenade entlang, müssen dabei Serpentinen in Treppen überwinden und gelangen dann schnell wieder auf die Hauptstraße N1, die uns die nächsten beiden Tage nach Tiznit begleiten wird. Es sind ca. 20 km bis nach Agadir, der Verkehr nimmt immer mehr zu, rechts und links sind riesige Hotelanlagen von Hilton bis Hyatt.
Bald biegen wir in eine Industrie- und Hafengegend ab, das macht das Umfeld auch nicht schöner. Es stinkt nach altem Fisch und qualmt. Aber schließlich gelangen wir an die kilometerlange Strandpromenade von Agadir. Hier ist es ruhig und relativ angenehm, wir können ohne Autoverkehr zwischen Palmen und Touristen bis ans andere Ende der Stadt rollen.
Nach noch ein wenig Gewickle durch Vorstädte sind wir dann auch plötzlich schon aus der Stadt draußen! Wir rollen weg von der N1, dann noch über eine kleine Brücke über den Fluss Souss, der tatsächlich Wasser führt (im Februar war der Fluss komplett trocken) und dann sind wir auch schon auf kleinen, zum Teil teerlosen Pfaden am Rande des Souss-Massa-Nationalpark unterwegs. Es ist schön hier und sehr ruhig; Antilopen sehen wir leider keine, obwohl es hier welche geben soll. Scheue Biester!
Es ist Mittag und sehr heiß, als wir schließlich in Takate ankommen, einem verschlafenen Dorf mit großen landwirtschaftlichen Betrieben. Da der Muezzin gerade zum großen Freitagmittagsgebet ruft, beschließen wir, gleich weiterzufahren, kommen aber nicht weit. Mein Hinterrad eiert, ich habe einen Platten. Daniel flickt mit innovativen Silikon-Flicken und mäßigem Erfolg. Zwei Mal. Dann gibt er auf; der konventionelle Flicken hält dann doch deutlich besser. Leider frisst sich der Riss im Schlauch weiter vor, daher flicken wir 10km später, inzwischen zurück an der N1, dann ein viertes Mal.
Wir stärken uns in der Zwischenzeit noch am Straßenrand mit Omelett und Cola, bevor es in den Endspurt geht. Wir haben uns entschlossen, auf einem etwas abseits gelegenen Campingplatz einen kleinen Bungalow zu mieten. Die 5km gegen den Wind, die wir dafür nach Westen radeln müssen, nehmen wir in Kauf für eine warme Dusche und ein weiches Bett. Wir beschließen den Tag mit einem Picknick vor der Hütte in der Abenddämmerung und freuen uns auf einen neuen, hoffentlich pannenärmeren Tag.






Rampentreppe bergauf
Nicht immer geteert: Die Ausfahrt aus Agadir
Promenade in Agadir


Auch wenn es heute manchmal sandig ist:






Nicht alles an diesem Tag macht Spaß: Reifenpanne in zweifelhafter Umgebung


Picknick im Naturschutzgebiet Souss-Massa
Die Entschädigung: Abendessen im Sonnenuntergang am Campingplatz
Ohne Verkehr macht Radeln mehr Spaß!
26. Dezember 24
Taghazout
(C) Frühstücken im dunklen Zimmerloch macht wenig Spaß, daher erledigen wir das eher flott, um danach auf einen Kaffee in den Ort aufzubrechen. Vorher macht sich der Daniel aber noch auf die Suche nach der Dachterrasse, die es hier eigentlich auch geben soll. Und siehe da: Tatsächlich ist im 4. und 5. Stock eine große Terrasse mit tollem Blick über die Stadt! Das macht die Wohnung gleich viel sympathischer!
Trotzdem geht’s jetzt erst mal ins Dorf hinunter, ein schneller Kaffee und dann ab zum Strand, checken, ob schon was geht mit den Wellen und dem Surfen. Es ist aber noch zu früh, der Surfguide Hisham vertröstet mich auf 11 Uhr und wir gehen noch etwas strandwandern und schauen, ob wir die Promenade ins nächste Dorf auch mit den Rädern nutzen können. Können wir, das wird uns morgen 70 HM ersparen.
Der Surfkurs, der dann um 11 Uhr beginnt, hat außer mir keine Teilnehmer, dafür aber einen sehr strengen, sehr technikversessenen Lehrer. Ich muss mich ganz schön anstrengen und konzentrieren, es macht trotzdem Spaß. Ich mag einfach kaltes Wasser und Wellen sehr!
Danach gibt es auf dem Rückweg noch einen kleinen Snack, bevor wir uns zum Chillen auf die Dachterrasse fläzen. Der Rest des Nachmittags und Abends vergeht mit viel Schlendern im Ort und einem zünftigen Weihnachtsessen im Strandlokal.




In dieser dunklen Gasse ist unser fensterloses Zimmer




Die frisch entdeckte Dachterrasse macht viel Freude!






Weihnachtsessen mit Strandblick
Ich muss mal wieder bisschen Schlendern. Bewegung muss sein!
Taghazout ist ein lebendiger Ort voller kleiner Gassen
Erste Surfer am Morgen
Wandgemälde unter Einbeziehung der örtlichen Flora


Auf allen Wanderungen: Meerblick
25. Dezember
Von Imsounane nach Taghazout
71,4km, 1019HM
(D) Gestern Abend kam es überraschend zu einer Planänderung. Angesichts der kommenden dreitägigen Bergroute nach Agadir hatten wir beide plötzlich einen Anfall von Faulheit, und Conni würde gern noch mehr surfen. Unser Hostel war aber leider ausgebucht, sonst würden wir einfach noch bleiben. Deshalb beschlossen wir, relativ flach und auf kürzerem Weg am Meer entlang nach Taghazout zu fahren.
Dennoch wird es ein überraschend harter Tag auf dem Rad! Dass die ersten 3,5km heftig werden würden, ist uns klar; wir müssen von Meereshöhe auf 340m klettern, also knapp 10%, das aber nur im Durchschnitt! Der erste Kilometer geht noch, aber dann kann ich jeweils nur um die 20HM am Stück fahren und muss dann anhalten, um die Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Mehrmals fahren LKWs mit etwa 15km/h an uns vorbei und ich bin versucht, mich von ihnen ziehen zu lassen. Schließlich ist der Berg nur noch zu schaffen, indem wir im Zickzack von Randstreifen zu Randstreifen fahren. Exakt 1 Stunde brauchen wir, bis wir von oben auf die Bucht von Imsouane blicken können.
Wenig später kehren wir ein für einen ersten Tee oder Kaffee, dann geht es weiter. Die 1019HM verteilen sich höchst ungleich, nach 20km haben wir bereits 400 davon in den Beinen, und die Straße will und will nicht flach werden. Die Sonne brennt heute runter und tut ihrs dazu, dass wir ziemlich gefordert sind.
Gegen Mittag ist dann das Schlimmste geschafft, 35km und über 700HM. Wir rollen in eine touristenfreie Kleinstadt ein, kaufen Brot, leckere kleine Bananen (die werden in diesem kleinen Seitental in Massen angebaut), Wasser und Saft und wollen uns dann einen schattigen Pausenplatz suchen, als Conni einen platten Hinterreifen meldet. Der einzige Schattenplatz ist hier der Vorplatz der Moschee. Wir packen ihr Rad ab und machen uns an die Arbeit, als der Muezzin zu rufen beginnt. Also strömt der halbe Ort, die Männer, um uns herum in die Moschee und wir stehen auf der großen Bühne. Als das Rad dann geflickt ist und ich es einbaue, stelle ich fest, dass die Bremsbeläge bis aufs Metall runter sind. Also werden die auch noch getauscht.
Danach rollen wir runter ans Meer. Hier ist es schon ziemlich wüstenartig, brutal heiß, der Autoverkehr wird immer mehr, und mit den langgezogenen Wellen der Straße sind wir voll ausgelastet. Gute 20km, bevor wir unser heutiges Ziel erreichen, biegen wir um ein Kap, und nun kommt der Wind direkt von vorn. Wir kämpfen uns zum Schluss noch einmal über 60HM, und als wir schließlich in Taghazout ankommen, schaffen wir es kaum noch bis in unsere Unterkunft. Die entpuppt sich leider als ein fensterloses Loch, Licht und Luft nur über einen Lichtschacht, durch den Zigarettenrauch ins Zimmer zieht. Also schnell duschen und umziehen, dann erwandern wir uns ganz langsam den Ort, essen und trinken etwas, Conni vereinbart eine Surfstunde für morgen, und dann sind wir schon bettreif.






Blick nach oben: es ist steil!
Blick zurück: Das sind wir schon raufgefahren!
Imsouane verschwindet vorerst aus dem Blick


Im Hinterland: Es ist ruhig und ziemlich heiß






Ich hab nicht rausgefunden wie dieser bunter Haufen heißt




Erste Wanderung durch Taghazout
Flicken mit Gebet


Blick auf den Strand: ob die Wellen wohl zum Surfen reichen?
Mal wieder ein Sonnenuntergang...
Hier macht die Straße einen Schlenker ins Innenland: Bananenanbaugebiet
24. Dezember 24
Imsouane
(C) Ein fauler Tag! Außer Surfen und Strandwandern machen wir heute nicht viel. Imsouane ist sehr gechillt, randvoll mit Touristen und bietet alles für Surfer. Sonst allerdings eher nix. Schön ist es trotzdem.




Daniel schließt Freundschaften




Der Tag vergeht relativ ruhig








Wenig vertrauenserweckende Treppe ins Irgendwo
Unser Hostel. Zimmer mit Balkon im 1. Stock
Der Strand ist voller Touristen aus allen Ländern
Das Wasser ist voller Surfer auf unterschiedlichem Level
23. Dezember
Von Tafedna nach Plage d’Imsouane
33,4km, 488HM
(D) Wir schlafen aus und genießen dann ein tolles Frühstück. Als wir kurz nach zehn aufbrechen, ist es schon ziemlich warm. Die Straße aus dem Ort ist richtig mies, eine 3 auf der Straßenskala, und sie beginnt sofort zu steigen. Nach einer halben Stunde haben wir gerade mal 3,5km geschafft. Hier treffen wir auf eine nette österreichische Familie, die mit ihrem kleinen Camper seit Juni unterwegs sind. Wir lassen uns ausgiebig berichten und kraulen den sehr zutraulichen Labrador Haselnuss.
Dann geht es weiter, mal flach, mal bergauf, die Straße bleibt mies, wir schinden uns vorwärts, aber der wunderbare Blick von oben auf das Meer ist der Lohn der Mühen. Wir spekulieren darüber, wann der Schotter wohl endet. Unser Host hatte gesagt, es seien 12km Schotter, wir hoffen demnach, dass es nicht mehr als 20km sein werden. Tatsächlich erreichen wir den Asphalt nach 11,36km und 100 Fahrminuten. Jetzt geht es deutlich flotter, aber die Straße steigt weiter und wir schwitzen ordentlich. Heute ist es zum ersten Mal völlig windstill, und die Hitze ist für den Tag vor Weihnachten wirklich sensationell!
Vom höchsten Punkt, gut 300m über dem Meer, geht es in drei heftigen Abfahrten mit jeweils zwei Kilometer Gegenanstieg dazwischen endlich hinunter ins Surferparadies Plage d’Imsouane. Wir beziehen ein tolles Zimmer mit Glasfronten auf zwei Seiten und verbringen den restlichen Tag am Strand, spazierend oder essend und trinkend, und sehen den Surfer*innen zu. Morgen wird Conni eine von ihnen sein!






Aufbruch am Morgen auf schlechtem Untergrund
Blick zurück nach Tafedna
Nette Österreicher im Wohnmobil


Diese Traumstraße haben wir in Komoot gefunden: Der Ausblick ist grandios, der Verkehr quasi nicht vorhanden






Nur der Belag könnte besser sein




Daniel saust die Straße runter
Es gibt eine Hauptwindrichtung




Sonnenuntergang vom Balkon aus
Ein letzter Kaffee auf der Klippe
22. Dezember 24
Von Essaouira nach Tafedna
66,4km, 898HM
(D) Mit einem großen Frühstück nehmen wir Abschied von unserer schönen Wohnung und von Essaouira und machen uns auf den Weg zur zweiten Surf-Location Plage d‘Imsouane. Wir wollen aber nicht der Hauptstraße folgen, sondern über Schotterpisten entlang der Küste fahren.
Schon nach 6km zweigt ein Sandweg von der Straße ab. Da der Sand noch morgendlich feucht ist, rutschen wir nur ab und an ein Wenig. In einer Stunde, bei trockenem Sand, dürfte der Weg richtig mies zu radeln sein! Leider führt er auch nicht durch Natur, sondern in ein ärmliches, ziemlich vermülltes Wohnviertel, und wir bereuen bald, diesen Abzweig genommen zu haben. Zum Glück treffen wir nach wenigen Kilometern wieder auf Asphalt, dem wir gerne folgen.
Nach 14km müssen wir uns entscheiden: Folgen wir unserem Plan und hoffen, dass die Pisten schöner sind als die letzte, oder bleiben wir auf der Landstraße durchs Hinterland? Zum Glück entscheiden wir uns für den Ursprungsplan! Über eine angenehm leere Seitenstraße kommen nach 25km in Sidi Kaouki an, einem kleinen Nest, dass von seinem langen Sandstrand und den Wellen lebt; alles ist voller Surfer. Die Marokkaner versuchen, mit Pferde-, Dromedar- oder Quadtouren Geld zu verdienen. Uns verkaufen sie nur zwei Milchkaffees, und bald fahren wir weiter. Die Straße ist jetzt superschmal und ruhig mit bestem Blick aufs Meer.
12km später kommt die Stelle, an der unser Track die Straße verlassen will. Wir bleiben stehen und diskutieren. Denn vor uns ist ein tief eingeschnittenes Tal, bei dem wir nicht erkennen können, wie wir es queren sollen. Und auf der anderen Seite geht ein schmaler, eher sandig wirkender Pfad steil hinauf. Nach etwas Kartenstudium beschließen wir, lieber noch ein paar Kilometer der Straße zu folgen und dann erst auf eine Piste abzubiegen. Das entpuppt sich als guter Plan, denn die ungeteerte Piste, auf die wir dann treffen, lässt sich gut fahren.
Von jetzt an klettert die Route in Wellen immer höher hinauf. Beim letzten Abzweig an einen Strandort wird die Straße dann schmaler und schlechter, dafür sind wir aber auch die einzigen, die sie benutzen. Also kurbeln wir uns in Zeitlupe bergan. Unterwegs halten wir ein Schwätzchen mit einem alten Mann auf einem Esel und mit einem Pärchen aus Schweinfurt in einem Wohnmobil.
Irgendwann haben wir dann den höchsten Punkt des Tages erreicht, 386m über dem Meer, und es geht abwärts Richtung Meer. Hier wurde die Piste schon für das Asphaltieren vorbereitet. Sie ist absolut glatt und breit. Für einige Kilometer sausen wir dahin bis zum Ende der Ausbaustrecke. Noch ein kleines Stück auf schlechterer Piste, dann ist der Asphalt erreicht. Kurz vor Erreichen des Meeres biegen wir wieder auf eine Schotterpiste, die in den Ort Tafedna führen soll. Von einem Ort zu sprechen entpuppt sich allerdings als harte Übertreibung! Es ist eine verstreute Ansammlung von Häusern ohne jede Angebotslage. Ziemlich ernüchtert stehen wir da, als ein Jeep anhält und uns quasi abschleppt in die einzige existierende Unterkunft vor Ort. Conni ist skeptisch, lässt sich nicht gern so vereinnahmen, aber mangels Alternativen folgen wir ihm in eine wirklich recht nette kleine Pension. Hier bekommen wir den obligatorischen Begrüßungstee, sitzen dann nach dem Duschen noch eine Weile auf der Terrasse mit Blick aufs Meer, und bekommen dann ein superleckeres und üppiges Abendessen serviert. Glücklich sind wir um neun im Bett.




Zum Glück ist die Sandpiste noch feucht
Kaffee in Sidi Kaouki




Surfen, Kamelreiten oder aufs Pferd? Hier ist alles möglich!










Weiter Blick auf die fernen Berge
Mal ein Bild zu zweit: gemacht von netten Touristen aus Schweinfurt!
Es geht ganz schön bergauf!






In Safi gibt es noch eine kleine Essenspause
Vor unserer schönen Unterkunft
Abfahrt nach Tafedna
Hinweisschild: Die Windräder dieser Gegend sind errichtet mit Hilfe der KfW-Bank
Wettrennen mit der Dorfjugend
Wellige Piste in schöner Landschaft
Villa mit super Ausblick
20. und 21. Dezember
Essaouira
Ca. 8 km
(C) In Essaouira lassen wir es uns gut gehen! Die Stadt ist sehr schön und auch sehr entspannt, trotz der vielen Touristen hier. Ich bereite uns ein üppiges Frühstück, dann wird noch so einiges abgearbeitet, wie zum Beispiel der obligatorische Gang zur Wäscherei, der schon überfällig ist.
Heute ist der Tag, an dem ich Surfen lernen will! Essaouira hat einen sehr langen Sandstrand in einer geschützten Bucht, in der sich Dutzende Kitesurfer, Windsurfer und andere Wassersportler tummeln, ohne dass es für irgendjemanden zu eng wird. Die lange Strandpromenade ist voller europäischer und marokkanischer Touristen.
Während sich der Daniel zum Chillen auf die gemütliche Dachterrasse verzieht, schlendere ich an den Strand, wo ich gestern schon eine sympathische Surfschule ausfindig gemacht habe. Um 10 Uhr morgens bin ich hier der einzige Gast, bekomme also Einzelstunden. Anmelden, bezahlen, hinein in den Neoprenanzug. Nach einigem Hin und Her (Surflehrer hat verschlafen) geht’s los: Nach einer kurzen Einweisung und Aufwärmprogramm an Land bin ich schon im Wasser! Es ist herrlich, es macht Spaß, es ist höllisch anstrengend! Ich purzle ca. 20-30 Versuche lang immer wieder vom Brett, bevor ich das erste Mal für 2 Sekunden tatsächlich stehen kann. Am Ende der 2 Stunden klappt es schon einigermaßen mit dem Aufstehen am Brett, ich bin salzig, durchweicht, erschöpft und happy. Ein böser Muskelkater beginnt sich in den Armen auszubreiten. Mir egal, ich reserviere für morgen gleich die nächsten zwei Stunden.
Den Nachmittag verbringen wir mit Kaffee trinken, schlendern, Hügel besteigen, chillen (Daniel) und Besichtigung der Medina und Einkaufen (ich). Am Abend koche ich das erste Mal auf dieser Reise, und mit einem Bauch voll Nudeln schläft es sich ganz wunderbar, auch wenn auf der Straße draußen der wilde (Freitagabend-)Bär tanzt!
Der Samstag verläuft dann ganz ähnlich: morgens Surfen (klappt schon viel besser!), mittags ausruhen, nachmittags schlendern, besichtigen, Kaffee und Tee trinken, am Strand sitzen, Fische essen. Abends ist dann schon wieder packen angesagt. Morgen beginnt der erste etwas abenteuerliche Abschnitt mit ungeteerten Straßen und vielen Höhenmetern. Gut, dass zumindest der Daniel ausgeruht ist!






Essaouira von oben: auf dem Hügel neben der Stadt
Die breite Strandpromenade bietet auch den Radlern Platz!
Fischangebot im Hafen


In der Medina






Es gibt auch dunkle, unrenovierte Ecken




Hier oben lässt es sich herrlich schlendern und runtergucken
Blick von der Stadmauer






Außerhalb der Bucht tobt der Atlantik
An dieser windigen Ecke ist dann Schluss
Unterhalb der Mauer können wir auch ein bisschen herumwandern








Sonnenuntergang hinter der Insel Mogador
Manchmal klappt es schon ein bisschen!
Erste Surfversuche
Die Gezeiten hinterlassen bizarre Formen am Fels
19. Dezember 24
Von Oualidia über Safi nach Essaouira
68km, 560HM plus 134km mit dem Bus
(D) Irgendwann in der Nacht hören meine Schmerzen auf. Eigentlich würde ich lieber nichts essen, um den Magen zu schonen; aber die Strecke bis nach Safi zu radeln ohne Frühstück erscheint mir auch gewagt. Also picken wir aus dem reichlichen Angebot das Beste raus und machen uns bei heftigem Nebel auf den Weg. Sofort beginnt die Straße zu steigen. Immer wieder ahnen wir im Nebel neben uns ein tief eingeschnittenes Tal mit fruchtbaren Feldern hinter der Düne. Als sich der Nebel auflöst, genießen wir den Blick hinunter über die Felder, während die Straße mit perfektem Belag in Wellen über die Steilkante verläuft.
Irgendwann knickt die Küste nach Süden ab. Von hier an ist die Landschaft deutlich karger, Felder gibt es nur noch landeinwärts. Dennoch wird hier oben fleißig gebaut und auch der Teer wird gerade erneuert, was bedeutet, dass der Straßenbelag eher wieder in miesem Zustand ist. Aber da wir die Straße fast für uns haben, macht das wenig aus; es geht halt nur etwas langsamer, auch weil die Anstiege länger und steiler werden.
Da wir heute noch einen Bus nach Essaouira nehmen wollen, um nicht noch einmal durch eine Raffinerie und zusätzlich eine Phosphorproduktion radeln zu müssen, machen wir bis auf einen Kaffeestopp keine Pause. Erst an der Uferpromenade von Safi snacken wir eine Tüte Nüsse und fahren dann die letzten Kilometer bis zum Busbahnhof. Kaum dort angekommen, werden wir von Schleppern zu einem Bus gezerrt, der in wenigen Minuten abfährt. Die Zeit (und der Platz) reicht gerade, um Räder und Taschen sicher zu verstauen, schon sind wir unterwegs!
Der Fahrer fährt wie ein Henker, der Bus ist alt und die Sitze durchgesessen, wir sind deshalb froh, als wir heil in Essaouira ankommen. Unterwegs haben wir uns eine Ferienwohnung für drei Nächte gebucht. Wir können eine Pause brauchen, müssen waschen, und Conni hat sich vorgenommen, einen Surfkurs zu machen. Wir radeln zu der Wohnung, der nette Vermieter erwartet uns und erklärt uns alles, und dann machen wir uns gleich auf den Weg an den Strand. Leider zieht gleich eine Wetterstörung auf, kalter Wind bläst, und wir flüchten uns bald in die Medina. Hier ist erkennbar alles an Touristen ausgerichtet, alles ist teurer als im „echten“ Marokko. Aber wir kaufen nichts außer Minze und Bananen, dann auf dem Rückweg zur Wohnung noch diverse Lebensmittel, und machen es uns anschließend auf dem Sofa gemütlich.




Am Morgen ist es wieder diesig
Es geht oberhalb der Küstenlinie entlang
Zwischendrinnen: Schafe und Dörfer




Sonnige Ausblicke ans Meer und an ferne Strände










Strandpromenade in Essaouira
Hier wohnen wir im ersten Stock
In Safi gibt es noch eine kleine Essenspause
18. Dezember 24
El Jadida nach Oualidia
83 Km 408 HM
(C) Der Tag beginnt neblig: Als wir um 8 Uhr aus dem Fenster schauen, ist draußen dicke Suppe. Fast wie daheim! Wir packen und sind pünktlich um 8:30 Uhr im Dachgarten des Cafés unseres Vermieters zum Frühstückstopp. Danach geht es gleich raus aus der Altstadt und rauf auf die Piste.
Nach einer halben Stunde hat sich der Nebel dann verzogen und wir radeln wieder am Meer entlang im Sonnenschein. Es ist einigermaßen schön hier und entspannt, aber wir wissen, was auf uns zukommt. Und wirklich: Nach ca. 25 km beginnt das Grauen: Wir müssen an einer riesigen Raffinerie vorbei, eigentlich schon fast durchfahren. Es stinkt, es herrscht Smog, es rauschen die Lastwägen durch, es herrscht ein infernalischer Lärm. Fast 10km lang passieren wir das Gelände, tauchen am Ende noch durch surrende Hochspannungsmasten, und dann ist der Spuk vorbei. Am Straßenrand stehen wieder die Schafe, das Meer glitzert in der Ferne, Blümchen blühen. Wir nehmen erst mal einen Kaffee am Straßenrand.
Danach ist es das erste Mal auf dieser Tour wirklich landschaftlich sehr schön, wir kommen an einer Lagune vorbei. Das Meer ist immer wieder zu sehen, Sanddünen begrenzen den Horizont. Leider bekommt Daniel ausgerechnet jetzt grässliche Bauchkrämpfe. Wir versuchen, mit Tabletten und Tee Abhilfe zu schaffen, aber es dauert eine Weile, bis wir wieder fahren können. Derweil kehren wir bei Hassan am Straßenrand ein, mindestens ich kann ja essen, und es gibt hier leckere Muscheln!
Danach geht es weiter durch das ländliche Marokko; wir passieren mehrere kleine Ort, machen noch eine kleine Pause in einem Café (in der Hoffnung, dass Cola gegen Bauchkrämpfe hilft), Dann geht es schon in den Endspurt nach Oualidia, einer kleinen schönen Stadt an einer riesigen Lagune.
Im Ort haben wir uns ein sehr schönes Zimmer bei einer sehr netten und modernen jungen Frau gemietet, die uns auch noch wunderbar bekocht. Ich erwandere mir noch den leider inzwischen sehr nebligen Ort und die Lagune, während der arme Daniel im Bett seine Bauschmerzen kuriert.






Neblige Altstadt am Morgen in El Jadida: Auf dem Weg zum Frühstück
Das Grauen 10km mit allen Scheußlichkeiten, die die Ölindustrie so zu bieten hat
Vor dem Grauen


Dazu Verkehr und Krach, unvermeidlich


Der Kaffee danach
Tidefluß mit Ebbe




Bei Hassan: Tabletten für den Daniel, Muscheln für mich




Auf Zinas Dachterrasse: Daniel geht es langsam besser
Geflutete Felder zwischen Dünen und Hügeln






Auf der Funkpalme sitzen wirklich 15 (!!!!) Störche!
Der Felsausgang aus der Lagune
Lagune im Nebel
17. Dezember 24
Casablanca bis El Jadida
103,7km, 386HM
(D) Pünktlich um 7:30h sitzen wir beim Frühstück, das erstaunlich lecker und vielfältig ist. Obwohl ich es kaum schaffe, esse ich alles auf, während Conni geduldig wartet. Es dauert noch eine ganze Weile, bis es draußen hell wird. Dann kann die Reise endlich losgehen.
Wie erwartet, haben wir aus Casablanca raus viel Verkehr und wenig Spaß. Das ist in allen Großstädten der Welt gleich. Mehrere Stunden lang fahren wir durch Baugebiete, in denen Luxuswohnanlagen mit Anschluss ans Meer geplant sind oder schon gebaut werden. Wir fragen uns, wer dort überall wohnen soll! Es stinkt nach Müll und Abgasen. Eine Weile können wir auf eine Strecke direkt am Meer ausweichen. Hier gönnen wir auch unseren ersten Kaffee.
Erst nach gut 50km wird der Verkehr weniger, dafür aber auch die Straße schlechter und der Wind dreht uns entgegen. Dennoch macht das Fahren hier deutlich mehr Spaß. Es ist sommerlich warm, ohne den Wind wäre es heiß. Irgendwann brauchen wir eine kleine Pause und kehren in einem Gärtchen an der Straße ein, wo man uns zwei sehr leckere Minztees für unglaubliche 8 Dirham serviert, etwa 75 Cent.
Einigermaßen früh erreichen wir unser Tagesziel Azemmour, schön am Meer gelegen mit einer gut erhaltenen Medina. Schon eine Weile hatten wir überlegt, noch die 18km bis El Jadida weiterzufahren. Das beschließen wir jetzt. Vorher packen wir aber noch unsere Essensvorräte aus und essen uns satt, denn der Weg hat einige Kalorien gefordert!
Wir brauchen etwas über eine Stunde für den Weg. Zunächst geht es an einer vierspurigen Nationalstraße entlang. Obwohl es gut rollt, biegen wir aber bald ab ans Meer und genießen die Ruhe und den schönen idyllischen Strand neben uns mit Schafen, Anglern und fast ohne Autos. Es gibt viel zu fotografieren! Erst an der Stadtgrenze von El Jadida treffen wir wieder auf die große Straße, aber wenig später können wir auf die Strandpromenade ausweichen.
Schließlich erreichen wir die Medina, in der Conni sich schon eine winzige Pension ausgesucht hat. Wir telefonieren und whatsappen mit dem Vermieter, der wenig später kommt und uns einlässt. Wir duschen, genießen die letzte Sonne auf der Dachterrasse und wandern dann noch ein Wenig durch die Medina und ans Meer. Da Conni Lust auf gebratenen Fisch hat, steuern wir einen eher schlichten Schuppen mit ein paar Plastiktischen an und bestellen „einen kleinen Fisch vom Grill“. Zunächst bringt der Wirt einen Korb mit Brot und eine große Flasche Wasser. Bald darauf kommt eine Fischsuppe, die ich mehr aus Respekt esse, während sie Conni schmeckt. Als er uns dann zwei frisch gepresste Säfte hinstellt, beginnen wir uns zu fürchten. Daraus wird Panik, als er eine Schüssel mit geschmorten Crevetten und Fischstückchen in einer Soße aus Tomaten, Zitronen und Rosmarin serviert. Wir protestieren, dass wir das doch gar nicht bestellt hätten, worauf uns der Wirt auslacht und sagt, das gehe alles aufs Haus. Also essen wir auch das, und es ist so ziemlich das Leckerste, was wir ja in Marokko gegessen haben!
Er stellt uns noch ein Kännchen Tee auf den Tisch, bevor er endlich eine Riesenplatte mit zwei gegrillten Fischen bringt, zum Glück ohne weitere Beilagen, die wir unmöglich hätten essen können. Wir genießen Fisch und Tee und sind gespannt auf die Rechnung. 300 Dirham sind relativ viel Geld, aber wir hatten einen so aufregenden Abend mit so gutem Essen, dass wir bereitwillig bezahlen. Aber es soll das letzte Mal gewesen sein, dass wir nicht etwas Konkretes von einer Karte mit Preisen darauf bestellt haben!




Unerfreuliche Stadtausfahrt: Neubaugebiete, wilde Hunde und Müll
Kurz vor Azemmour gibt es einen riesigen Markt
Von Kleidung über Gemüse zu allerlei Küchengerät ist alles zu kaufen!




Blick auf Azemmour


Wie viele andere Städte hier eine ehemalige portugiesische Festung








Vor El Jadida geht es mehrere Kilometer sehr schön am Meer entlang
Und die Aussicht ist auch gut!
Auf der Dachterrasse lässt es sich aushalten
Vor unserer Unterkunft: Anruf beim Vermieter
16. Dezember 24
Busfahrt nach Casablanca
(C) Das lange Lesen am Vorabend rächt sich ein bisschen: Als der Wecker um kurz nach 6 Uhr klingelt, sind wir noch etwas unausgeschlafen. Aber da der Bus schon um 8 Uhr losfährt, wir rechtzeitig um halb 8 Uhr am Busbahnhof sein wollen und das Gepäck noch einigermaßen unorganisiert im Zimmer rumfliegt, springen wir aus den Federn und packen. Wir kochen einen Tee noch im Zimmer und hoffen, dass das Frühstücksbuffet schon angerichtet ist, wenn wir unten in der Lobby aufschlagen. Und tatsächlich: es ist ein Bombenfrühstück! Soviel können wir gar nicht essen, dass wir alles, was lecker aussieht, probieren könnten!
Gut gestärkt radeln wir dann durch infernalischen Berufsverkehr 1,5 km zum CTM-Bahnhof. Unser Bus steht schon bereit und ist nicht allzu sehr gefüllt, weswegen das Verstauen unserer Räder kein Problem darstellt. Der Bus fährt wesentlich pünktlicher los als der durchschnittliche DB-Fernverkehrszug.
Aus den Fenstern des Busses betrachten wir dann fünf Stunden lang das wunderbar grüne Wintermarokko, dazwischen schlafen und lesen wir auch noch, und viel eher als erwartet kommen wir schließlich in Casablanca an. Unsere gebuchte Unterkunft liegt mitten in der Medina, nicht weit von der Busstation. Unterwegs haben wir bereits eine Nachricht vom Ryad 91 erhalten: Sie könnten leider aus Platzgründen unsere Räder nicht unterbringen. Mir ist deswegen etwas bang, als wir vor der Unterkunft stehen; allerdings ist die Lobby doch einigermaßen geräumig und zur Not können wir unsere Räder auch in unser Zimmer zwängen. Denken wir. Der nette Herr an der Rezeption lässt uns nach einem kurzen Blick auf unsere Räder auch einchecken, nur um uns DANACH mitzuteilen, dass er uns nicht erlauben wird, die Räder irgendwo im Haus unterzustellen. Wir diskutieren. Untereinander, mit dem Herrn an der Rezeption und auch mit der Chefin, die kurz darauf eintrifft. Es kristallisiert sich bald heraus, dass es gar nicht um den Platz im Riad geht, sondern darum, dass die Dame unsere Räder (und wahrscheinlich auch uns) zu schmutzig findet. Die Teppiche! Geht gar nicht! Mir kommt Rauch aus den Ohren. Ich habe Hunger, ich will ankommen, ich bin genervt. Bevor ich explodieren kann, storniert Daniel schnell alles und wir suchen uns ein kleines, sehr nettes und unkompliziertes Hotel zwei Straßen weiter. Etwas günstiger, Tee und Kekse zur Begrüßung, Fahrradunterbringung kein Problem. So kennen wir Marokko eigentlich.
Wir streunen dann noch den Nachmittag über durch Casablanca, betrachten Rick's Café (Touristenfalle für Ingrid-Bergman und Humphrey-Bogart-Fans) und die Hassan II-Moschee jeweils von außen, trinken Tee und Kaffee, machen Pläne für die nächsten Tage und beschließen den Tag mit leckerem Streetfood. Morgen geht es endlich richtig los mit dem Radeln!






Frühstücksbuffett im Hotel Toro
Moderne Straßenunterführung für Fußgänger: in Casablanca möglich!
In der Dämmerung am Busbahnhof


Hassan II-Moschee: Die größte in Marokko


Das Gelände ist beeindruckend groß und luftig
In den Gärten sprießt gepflegte grün




Leckerer Minztee in der Sonne!
15. Dezember 24
Nach Tanger
44,8km, 712HM
(D) Kurz nach Sonnenaufgang können wir aus dem Bett die Straße von Gibraltar am Horizont erahnen. Also frühstücken und packen wir schnell, um dann voller Vorfreude den Rest der Seereise an Deck zu verbringen. Es dauert aber noch einige Stunden, bis wir gegen Mittag in Tangermed anlegen.
Jetzt sind die marokkanischen Mitreisenden außer Rand und Band. Obwohl wir noch nicht aussteigen können, drängeln sie zu hunderten in Richtung der Treppen, um als erste im Auto zu sitzen. Wir halten uns aus dem Spektakel heraus, gehen fast als letzte die erste Treppe hinunter, und werden dann für unsere Geduld belohnt, indem uns eine junge Dame auf die Rolltreppe lotst, die direkt auf das Deck mit unseren Fahrrädern führt. Schnell ist aufgepackt, und wir rollen zwischen den ersten Autos an Land und zum Beginn unserer Reise.
Nach einem Kilometer erreichen wir den Zoll, rollen an der Autoschlange vorbei, und müssen zunächst warten. Erst kommt ein sehr freundlicher Drogenhund samt Polizist vorbei, dann möchte ein eifriger junger Zöllner tatsächlich in meine Packtaschen schauen, und dann dürfen wir losradeln, im Gegensatz zu den vielen Schwarzafrikanern um uns herum, die ihre gesamten Autos ausräumen müssen.
Nächste Station ist Ksar es Seghir, wo uns ein kundiger junger Mann SIM-Karten installiert, auf dass wir wieder mit der Welt verbunden sind, und dann kann ich nicht widerstehen, im selben Restaurant in der Sonne zu Mittag zu essen, wo wir März auf die Heimreise gewartet haben.
Aber schließlich gibt es nichts anderes mehr zu tun, als den Weg nach Tanger anzutreten. Der entpuppt sich trotz Rückenwind als viel härter, als ich ihn in Erinnerung hatte. Er ist für 36km eine einzige Abfolge von Anstiegen und Abfahrten bis an den Stadtrand von Tanger; erst dann wird es flach. Aber die Marokkanerinnen, die zu Dutzenden am Straßenrand ihre Verkaufsstände haben, feuern uns, eigentlich vor allem Conni, an. In völliger Verkennung der Fakten haben sie wahrscheinlich Mitleid mit ihr statt mit mir!
In Tanger fahren wir gleich zum Busbahnhof und kaufen Tickets für den Bus nach Casablanca für morgen früh. Diese 350km wollen wir uns schenken, um mehr Zeit für den Süden Marokkos zu haben. Dann geht’s ins Hotel El Toro, das uns mit einem supernetten Concierge und einem tollen Zimmer überrascht. Nach dem Duschen wandern wir dann durch die abendliche Stadt und genießen der Gewimmel der Menschen. Es ist so warm, dass wir im Freien zu Abend essen, und dann geht es zurück und ins Bett.




Auf dem Meer in der Straße von Gibraltar
Chaos am Schiff: Alle wollen gleichzeitig los!
Der erste marokkanische Minztee!




Blick aus dem Hotel in Tanger


Nächtliche Wanderung durch die Straßen der Vorstadt von Tanger
11.-15. Dezember 24
Die lange Anreise nach Tanger
(D) Mittwoch in der Früh radeln wir zum Bahnhof in München, verladen unsere Räder in den Zug nach Verona und richten uns ein auf die erste Etappe des langen Wegs nach Marokko. Nach den fast durchwegs guten Erfahrungen mit offenen Menschen, toller Landschaft und bestem Wetter im Februar haben uns entschlossen, diesmal schon im Dezember und über die dunkelste Zeit bis Ende Januar dorthin zurückzukehren.
Über den Brenner genießen wir den – hoffentlich! – einzigen Schnee dieses Winters, bevor wir ins sonnige Italien rollen. Mit einiger Verspätung und zwei Umstiegen erreichen wir am Abend Genua. Hier bekommen wir überraschend einen Tag Aufenthalt geschenkt: Grandi Navi Veloci teilt uns mit, dass das Schiff nach Tanger erst einen Tag später abfahren wird. Was uns eine nicht stornierbare Reservierung in Marokko kostet, aber auch die Chance bietet, die Stadt, in der wir schon so oft Station gemacht haben, einmal in Ruhe zu erkunden. Da der nächste Tag super sonnig und warm ist, streichen wir einige Stunden durch die Altstadt, besuchen etliche Bars, kaufen einen Helm für Conni und blicken voller Vorfreude auf das Meer hinaus. Am Nachmittag geht Conni zum Laufen, während ich mich in die Sonne setze. Am Abend gibt es einen Burger und Bier in der Hotellobby inmitten Bierpong-spielender junger Menschen.
Vor Sonnenaufgang packen wir zusammen und radeln die wenigen Kilometer bis zum Fährterminal. Es macht Spaß, hier zu sein, denn wir kennen uns inzwischen aus, haben eine Lieblingsbar für das Frühstück, erledigen im Supermarkt die letzten Einkäufe und machen uns dann auf den Weg zu unserem Schiff. Hier hat der Spaß allerdings bald einen Knick. Der Liegeplatz des Schiffes ist der einzige, zu dem man nur über Treppen kommt. Mit dick beladenen Rädern nicht ganz so einfach. Ein freundlicher, aber super gestresster Sicherheitsmensch telefoniert lange und lautstark, bis er uns schließlich erlauben darf, einen Lift zu benutzen. Er schärft uns aber ein, dass wir an dessen Fuß auf einen Polizisten warten sollen, der uns dann zu unserem Schiff begleiten wird.
Also wuchte ich die Räder einzeln hochkant in den winzigen Aufzug. Unten warten wir - eh klar! - vergeblich auf den Polizisten. Als wir schließlich ohne Begleitschutz versuchen, zu unserem Schiff zu gelangen, treffen wir bald auf eine Horde ziviler Polizisten, Modell schmierige Mafiosi, deren einziges Lösungsangebot darin besteht, zu sagen „Io sono policia, non puoi passare qui!“
Bevor Conni Gefahr läuft, unsere Weiterreise durch einen Polizistenmord zu verkomplizieren, gehen wir zurück zum freundlichen Wachmann, der die Kollegen so hingebungsvoll verflucht, dass Connis Wut verraucht, und schleppen unsere Räder eben doch die Treppen runter.
Checkin und Passkontrolle, und schon sind wir wieder in der wunderbaren Hochzeitssuite mit Blick in Fahrtrichtung aufs Meer, die wir auch beim letzten Mal bewohnt haben. Irgendwann springen auch die Motoren an und die Reise geht weiter.
Am nächsten Morgen werden wir vom Weckruf wach für die Passagiere, die in Barcelona aussteigen wollen. Vier Stunden liegen wir hier im Hafen und genießen die Sonne an Deck. Dann geht es wieder raus aufs Meer, und wir haben noch einen ganzen weiteren Tag zu überbrücken.
Außer viel Ausruhen steht noch ein weiterer Tagesordnungspunkt auf dem Programm: Der Einreisestempel für Marokko! An Bord des Schiffes befindet sich ein (1!) marokkanischer Polizist, der die Einreiseformalitäten für die knapp 1000 Passagiere erledigen soll. Dafür gibt es 3 Termine a 4 Stunden, was erwartungsgemäß zu langen Warteschlangen führt. Auch die sehr geduldigen Marokkaner (Touristen sind nur wenige an Bord) wollen nicht stundenlang stehen, daher gibt es Sitzschlangen, die sich in mehreren Windungen durch den theaterartigen Saal ziehen. Das führt zu einer Art Reise nach Jerusalem; Reise nach Tanger eben: Immer wieder stehen dutzende Menschen auf, wandern mehrere Sitze weiter, danach das nächste Dutzend, und so weiter. Am Anfang ist das für uns sehr verwirrend und schwer zu durchschauen, wo das Ende der Schlange sich gerade befindet. Dass die Frauen am Rand warten und ca. 50 Kinder aller Altersgruppen lärmend durch den Raum toben macht die Sache nicht leichter. Nach einigem Zögern beteiligen wir uns schließlich an dem Spiel und nur wenige Stunden später haben wir nicht nur mehrere Leute kennengelernt und sind nach Tanger zum Essen eingeladen worden, sondern halten endlich auch die gestempelten Pässe in der Hand! Durch den inzwischen sensationell vermüllten und verdreckten Raum wanken wir glücklich in unsere weichen Betten.






Picknick im Zug nach Verona
Weihnachtsmarkt in Genua
Wir erwandern uns Genua!


Im Hafen von Barcelona


Und im Zimmer ist es saugemütlich!