4. März

Tétouan bis Tanger Med

55,6km, 639HM

(D) Wir stehen wirklich sehr früh auf und packen. Wir haben keine Lust auf Westwind und wollen pünktlich zum Checkin nach Tanger Med kommen. Im Riad gibt es kein Frühstück. Conni kocht noch einen Tee, und dann sind wir um acht Uhr auf der Straße. Aber schon nach wenigen Kilometern finden wir ein Café, in dem es die guten marokkanischen Pfannkuchen gibt und guten Milchkaffee. Gestärkt stürzen wir uns dann in den Berufsverkehr. Wer nicht in Tétouan arbeitet, muss heute offensichtlich nach Tanger; der Strom der Autos ist noch krasser als gestern. Daher sind wir froh, als wir nach 8km unseren Abzweig nach Norden erreichen. Eine Weile sind noch viele LKWs unterwegs, aber irgendwann sind wir wirklich wieder auf dem Land und haben die Straße für uns. Von den Bergen her drücken schwarze Regenwolken herein; sollten wir am letzten Tag der Reise noch nass werden?

Gegen 10 Uhr sind wir am Ende der Flachstrecke, der einzige große Anstieg des heutigen Tages steht an. Wir biegen von unserer bisherigen Straße in eine Nebenstraße ab. Nach wenigen Metern kommt uns eines der marokkanischen Lastendreiräder entgegen, und die Männer darauf winken uns alle die gleiche Botschaft zu: hier geht es nicht weiter, strada cerrada! Also drehen wir um, bleiben auf der Hauptstraße und kommen so durch Anjra und zu unserem nächsten Kaffee. Den bezahlen wir gleich anschließend mit einem zweiten, steileren Anstieg. Anderthalb Kilometer mit soliden 6% Steigung, teilweise gegen den Wind, machen keinen Spaß. Ich merke, dass ich ganz schön platt bin! Aber als wir oben ankommen, sind wir den Männern dennoch dankbar: der Weg, den uns die Programme Basecamp und komoot unisono empfohlen haben, führt über das abgesperrte Gelände einer Staumauer.

Dann der eigentliche Anstieg: für knapp 5km geht es durch grüne Wiesen sanft bergauf, der Wind hilft von hinten, und so sind wir ohne echte Schmerzen bald oben. Dann folgt die letzte rasante Abfahrt dieses Urlaubs. Bald können wir das Meer sehen, um uns herum blüht alles. Die Wolken haben sich auch verzogen, ohne einen einzigen Tropfen geregnet zu haben. Marokko macht uns den Abschied nicht leicht!

Im letzten Ort, der auch der erste Ort unserer Fahrt war, lassen wir uns in einem Restaurant nieder, essen und trinken, lassen Zeit vergehen und staunen, wie anders wir den Ort wahrnehmen als vor fünf Wochen. Was uns damals fremd und etwas schäbig erschien, ist jetzt vertraut und sympathisch.

Dann machen wir uns an das Abschiedsprozedere: Die Fahrt durch das Heer der Händler, die uns auf den letzten Metern noch etwas verkaufen wollen (einer hatte Erfolg: ich habe noch eine kleine marokkanische Flagge gekauft), dann der Checkin. Dann packen wir um, trennen die Sachen, die wir auf dem Schiff nutzen wollen, von denen, die auf den Rädern bleiben dürfen. Der Checkin-Bereich ist überdacht, was ein Glück ist. Denn mit einem Mal drückt der Wind fette Regenwolken in den Hafen, und eine halbe Stunde lang regnet es heftig. Hier unter dem Dach bleiben wir trocken, aber der Wind schneidet tief ein. Ich ziehe die dritte Jacke über und Conni packt ihren Schlafsack aus und rollt sich für ein Nickerchen ein.

Irgendwann machen wir uns auf den restlichen Weg und stellen uns an der Schlange der Autos an. In einem unverständlichen Prozedere werden zunächst nur die Pässe kontrolliert und der Ausreisestempel vergeben (etwa 45 Minuten Schlange), dann erfolgt die Ausfuhrzollkontrolle (nach etwa 15 Minuten sieht uns ein Zöllner und winkt uns an der Schlange vorbei und in die nächste Schlange). Hier stehen wir an, damit das Gepäck geröntgt werden kann. Stück für Stück drängeln wir uns durch die Autos, weil wir schon vermuten, dass sie uns nicht röntgen werden. So ist es: kaum sind wir vorn angekommen, werden wir durchgewunken zur letzten Station: hier schnüffeln die Drogenhunde in den Innenräumen der Fahrzeuge herum. Ob wir durch Fernschnüffeln entlastet wurden oder als unverdächtig gelten, wissen wir nicht. Jedenfalls werden wir schließlich auch hier weitergeschickt und dürfen die letzte Radetappe angehen, Irrfahrt durch das Hafengelände, bis wir schließlich unser Schiff sehen und uns hier an die ultimative Schlange stellen. Stundenlang dürfen wir dann zusehen, wie das Schiff entladen wird. Lange nach Sonnenuntergang dürfen wir endlich (als Erste!) hinein, parken unsere Räder, sind die Ersten auf Deck und beziehen unsere Kabine, die nicht ganz so schön und groß ist wie die auf der Anreise und leider auf der rechten Seite des Schiffs liegt, auf der es für die nächsten 2,5 Tage nur Meer zu sehen geben wird.

Lange nach Mitternacht legt das Schiff ab. Da schlafen wir schon.

Ausfahrt aus Tétouan am frühen Morgen

Fast geschafft: noch ein kleiner Snack zur Stärkung

Daniels neue Lieblingsvögel

Unser letzter Tag beginnt grau und wird dann doch noch sonnig

Wir kommen an einem Stausee vorbei

Herrlich grünes Nordmarokko

3. März

Oued Laou nach Tétouan

44,7km, 829Hm

(C) Heute steht ein Radtag nach meinem Geschmack an: Auf und Ab am Meer entlang mit tollen Ausblicken! Wir frühstücken eher karg, verabschieden uns noch herzlich von Abdeslam und radeln los. Es geht gleich auf die Umgehungsstraße, nicht durchs Dorf, daher gibt es erst mal keinen Kaffee. Wir steigen erst mal kräftig in die Höhe, über 200HM geht es aufwärts. Der tolle Blick danach entschädigt zumindestes mich. Danach geht es durch mehrere Küstendörfer hintereinander; zum Dorf runter, danach wieder kräftig rauf. Sehr schweißtreibend! Leider ist in den ersten fünf Dörfern der Hund verreckt und metertief begraben: Kein Café mit Kaffee weit und breit in Sicht…

Was schon in Sicht kommt, neben Ceuta ganz vorne am Horizont und der spanischen Küste gegenüber, sind mehr als 3 Dutzend Enten (also 2CV), die hier auch eine Rallye veranstalten. Scheint hier ein weitverbreiteter Zeitvertreib zu sein!

Wir schaffen es dann an allen Küstendörfern vorbei, wir bekommen einen Kaffee und dann noch einen weiteren, bei dem wir Serdar kennenlernen, einen jungen Mann aus dem Rheinland, der zwar ohne Kohle, dafür aber mit einem sehr niedlichen Welpen durch die Welt wandert. Wir ratschen ein halbes Stündchen.

Zum Schluss gilt es noch den langen Weg durch die Flussebene nach Tétouan zu erradeln, mit fiesem Gegenwind und noch fieserem Schlussanstieg durch infernalischen Autoverkehr.

Unser gebuchtes Zimmer ist in einem wunderschönen Riad, eher einfach ausgestattet und sehr niedrig. Daniel kann grade so aufrecht stehen. Aber wir wollen eh die Stadt erkunden, wandern durch die UNSESCO-Welterbe-Altstadt, kaufen viel Obst und Gemüse ein, bewundern die Sommerresidenz des Königs, gehen noch Essen und bedauern, wie so oft, nicht genug Zeit für diesen tollen Ort zu haben.

Heute gibt es viel Meerblick!

In jedem Dorf lauert eine Abfahrt und eine Steigung auf uns

Uns kommt eine Entenrallye mit ca. 50 Teilnehmern entgegen

Da vorne ist schon Ceuta! Und dann kommt Gibraltar in Sicht!

Serdar ist Deutschtürke und wandert ohne Geld durch ganz Marokko (davor Spanien)

Da hinten ist schon Tétouan, aber bei Gegenwind dauert das noch eine Stunde

Die Stadt liegt wunderbar meernah in den Bergen

Die Medina ist UNESCO-Welterbe und auch unbedingt sehenswert!

In Tétouan hat der König seine Sommerresidenz, da gibt es einige prächtige Plätze!

Es gibt buchstäblich hunderte Hühner am Markt zu kaufen. Auf Wunsch werden sie vor Ort geschlachtet. Wir verzichten.

Auch allerlei andere Tiere und ihre Bestandteile werden feilgeboten

Aber auch an den Textilständen richtet sich das Angebot an Einheimische. Touristen werden freundlich übersehen.

2. März

Strandtag in Oued Laou

20km im Ort

(D) Es gibt wieder ein dickes Frühstück, und dann radeln wir in den Ort. Als erstes suchen wir eine Wäscherei, um wieder ein paar saubere Klamotten für den Rest der Reise zu haben. Beim Kaffee bemerken wir jede Menge teure Autos, die nach und nach an uns vorbeifahren. Sie tragen alle einen Aufkleber, den wir als „19. Rallye des diplomatischen Corps in Marokko“ entziffern. Wir fragen uns, wie eine solche Rallye wohl ausschaut und wie hoch der sportliche Anteil wohl sein mag. Zumindest die Insassen, fast immer Pärchen, schauen eher nach Diplomatie als nach Abenteuer aus. Wenig später können wir auf der Strandpromenade sehen, dass für die Teilnehmer Folkloretänze aufgeführt werden. Gut, dass wir sowas nicht über uns ergehen lassen müssen!

Wir sitzen ein wenig am Strand, Conni wandert, dann kaufen wir in der Markthalle Obst, Gemüse, Brot und einen Beutel Sardinen, die wir dann gleich braten und gemeinsam mit Abdeslam verschlingen. Wir unterhalten uns sehr angeregt, wobei wir oft nur ahnen, was er sagt, und nicht wissen, ob er uns versteht. Dann fahren wir wieder ans Meer und wandern diesmal in die andere Richtung. Es wird immer windiger, von den Bergen her drücken Wolken herein, sodass wir uns schließlich in unser Quartier zurückziehen. Abdeslam kocht eine riesige Kanne Tee, wir unterhalten uns, später kocht er für uns ein Bohnengericht, wir unterhalten uns, und irgendwann ist der Tag geschafft und wir verkriechen uns ins Bett. Hoffentlich hat es morgen weniger Wind!

und dann wandern wir gemeinsam ans andere Ende

während die Blume und ich hier sitzen

Conni erwandert sich den Horizont

Jeder Fischer hat seinen eigenen Haufen

Conni lässt sich vom Wind sandstrahlen

dieser Vogel hat Lust auf Gegrilltes

Abdeslams Garten: Unsere Räder stehen sicher, die Baumhäuser laden zum Entspannen, die Küche zum Schlemmen ein

Großer Auftrieb für das diplomatische Corps, Tänzer und Musiker auf der Straße, schaulustige Marokkaner überall

1. März

Chefchaouen nach Oued Laou

54,5km, 639HM

(D) Statt auf der Hauptstraße relativ eben nach Tétouan zu radeln, steht heute die Querung des Rifgebirges bis ans Meer an. Conni hatte sich diesen letzten „Höhenrausch“ gewünscht, und nach zweieinhalb Ruhetagen habe ich auch wieder Lust darauf.

Aus Chaouen rollen wir auf einer zweispurigen Prachtstraße 7km und gut 300HM ins Tal hinunter und müssen immer wieder anhalten und fotografieren, weil wir von dieser sattgrünen Bergkulisse so überwältigt sind. Dann geht es noch ein Wenig durchs Tal, bevor wir ins Tal des Oued Laou einbiegen, dem wir bis ans Meer in den gleichnamigen Ort folgen wollen. Während sich der Fluss unter uns gemächlich durch die Berge schlängelt, müssen wir Hügel um Hügel überwinden. In einem netten Café mit Blick auf grandiose Kletterfelsen kehren wir ein, lassen uns von einem Marokkaner bequasseln und mit Obst füttern. Dass wir kaum die Hälfte dessen verstehen, was er erzählt, scheint ihn nicht zu stören, und schließlich bezahlt er auch noch unseren Kaffee.

Von der nächsten Kuppe aus können wir den großen Anstieg des Tages schon sehen. Hier soll es auf 3,6km fast 300HM hinauf gehen, was hart genug klingt. Aber im Streckenprofil ist auch ein Kilometer mit Steigungen bis 19% enthalten, und das bedeutet schieben. Entsprechend wenig euphorisch sind wir. Dann entdecken wir in der Flanke des Berges, durch den sich der Fluss gegraben hat, einen erkennbaren Weg, der fast flach verläuft. Wir schauen in die Karte und finden ihn auch dort als Weg. Sofort beschließen wir, uns die Sache aus der Nähe anzusehen, und radeln los. Leider nur einige Meter, bevor Connis Hinterrad zum nunmehr dritten Mal platt ist. Zähneknirschend mache ich mich an die Arbeit. Wie bei den letzten Malen auch, ist das Loch nicht von außen entstanden, sondern auf der Innenseite, also zwischen Felge und Schlauch. Ich habe auch diesmal keine vernünftige Erklärung dafür, klebe einmal mehr eine Lage Klebeband in die Felge und hoffe, dass dies das letzte Mal war, dass ich den immer gleichen Schmarrn reparieren muss!

Dann stehen wir auch schon (eine Stunde später!) am Abzweig. Der Weg schaut einladend eben und fahrbar aus. Wir fragen noch zwei Männer, die wir dort treffen, nach ihrer Meinung. Einer rät ab, der andere zu, und so bestärkt in unserer Meinung biegen wir ab ins Abenteuer.

Die nächsten zwei Stunden brauchen wir für diese 7,5km! Je weiter wir kommen, desto dichter bewachsen ist der Weg. Immer öfter ist die Kante zum Abhang weggebrochen, liegen fette Wackersteine im Weg, um die wir die Räder balancieren müssen, und immer öfter haben die Köhler, die hier Bäume umschneiden und zu Holzkohle verarbeiten, den ganzen Weg mit den abgeschnittenen Ästen so zugebaut, dass wir mit den dicken und schweren Rädern nur mühsam durchdringen. Aber wir sind dennoch total begeistert, denn wir sparen uns nicht nur jede Menge Höhenmeter, sondern werden für unsere Mühen mit traumhaft schöner Landschaft ganz ohne Autos belohnt.

Zurück auf der Straße, ist der Restweg bis Oued Laou schnell erledigt. Wir kommen im Garten von Abdeslam unter, einem verschrobenen, sehr netten Eigenbrödler mit einem wunderschönen Garten, der sich gern, aber schwer verständlich mit uns unterhält, während er uns mit Tee bewirtet. Unten am Meer kehren wir im ersten Lokal ein, dass uns frischen Fisch bietet, und schlemmen uns für viel Geld satt und rund.

Die Abfahrt aus Chefchaouen: Wir wollen wiederkommen!

Dieser Stausee ist recht gut gefüllt

Die Straße nach Oed Laou ist klein und kaum befahren

Nach Wochen im trockenen, wasserarmen Süden können wir uns nicht sattsehen am üppigen Grün!

Die wunderschöne Schlucht des Oued Laou

unsere ersten Gänseblümchen!

Die Abfahrt nach dem Kaffeetrinken

Der Moment der Entscheidung: wir biegen links ab!

Der Weg folgt mit wenig Höhenmetern dem Fluss, und kein Auto weit und breit!

Auf der Karte hieß es "Radweg", aber das schaut nicht überall danach aus.

Der Weg bietet wunderbare Ausblicke und einige Schwierigkeiten (vor allem für Menschen mit Höhenangst)

Nach 2 Stunden endet das Abenteuer

Nur ein kurzer Moment ohne volle Konzentration, und schon liegt Daniel im Kraut (nix passiert, außer Kratzern)

Es geht lange Zeit über Stock und (viel) Stein

29. Februar

Teppichhandel in Chefchaouen

Viele km zu Fuß

(D) Zum ersten Mal in Marokko haben wir eine Küche zur Verfügung, also legt Conni los und bereitet ein Frühstück aus Rührei, Ziegenkäse mit Tomaten und Guacamole. Derart gesättigt machen wir uns auf in die Altstadt, die in der Früh fast menschenleer, also sehr angenehm ist. Wir setzen uns auf den großen Platz vor der Kasbah, trinken Kaffee, und dann sind wir bereit für den ersten Gang durch die verwinkelten Gassen und ihr reiches Warenangebot.

Wir haben keinen Plan, lassen uns treiben, und als uns ein freundlicher älterer Berber, dessen Teppiche ich betrachte, auf einen Tee in seinen Laden lockt, gehen wir bereitwillig mit, schon ahnend, welche Folgen das für unseren Geldbeutel haben könnte. Wir erklären ihm gleich, dass wir in Tafraout schon zwei Teppiche gekauft haben, aber das scheint seine Freude am Austausch mit uns höchstens zu steigern. In wirklich gutem Englisch plaudert Abdul mit uns, während sein Sohn Tee bereitet, und erst zum Tee werden die ersten Teppiche ausgebreitet. Er führt uns verschiedene Stile und Materialien vor, wir betrachten alles aufmerksam, aber milde desinteressiert, bis ein ganzer Stapel von Teppichen im Raum liegt. Dann kommt er auch auf Decken zu sprechen, von denen Conni schon seit einer Weile redet, und so kommen die beiden bald ins Geschäft: eine schöne, blaue Decke soll es sein!

Aber falls wir geglaubt hatten, damit hätten wir uns günstig aus der Affaire gezogen, waren wir im Irrtum. Denn jetzt wird der Teppichstapel wieder abgebaut, und wir sollen Stück für Stück beurteilen, hopp oder topp (auf Arabisch, aber die Wörter hab ich gleich wieder vergessen). Und so wird unser Geschmack eingegrenzt, neue Teppiche kommen dazu, und so landen wir nach dem dritten oder vierten Glas Tee und dutzenden Teppichen irgendwann bei zwei kleineren und einem großen Teppich, zwischen denen wir uns entscheiden sollen (und wollen; denn wir sind uns längst einig, dass das ganze Spiel viel zu viel Spaß macht, als dass wir es ohne einen Kauf beenden würden). Abduls Vorschlag, uns einen guten Preis für alle drei zu machen, lehnen wir dankend ab. Unser Problem ist aber, dass uns keiner der Teppiche 100%ig gefällt. Und daher brauchen wir ziemlich lange und es wird allmählich zäh, bis wir uns schließlich entscheiden. Aber am Ende ziehen wir, zufrieden und erschöpft mit einem Teppich und einer Decke vom Hof.

Jetzt wollen wir schnell zurück in die Wohnung, denn wir sind erschöpft und es ist schon früher Nachmittag! Auf dem Weg zurück entdecke ich mit neu geschultem Auge dann einen Teppich gleicher Art, der mir noch besser gefällt als der, den wir gerade gekauft haben. Und so kommt es, wie es musste: am Abend, kurz bevor die Läden schließen, laufen wir noch einmal los und kaufen wirklich auch noch diesen Teppich, unseren vierten!

Dann lassen wir uns auf dem Platz in dem Lokal nieder, in dem wir auch unseren Kaffee genommen hatten. Im Laufe von zwei Tagen hatten wir den Platz so oft gequert, dass wir die Schlepper, die Touristen in die Lokale ziehen sollten, bereits alle kannten. Und einen von ihnen haben wir dabei ins Herz geschlossen, weil er immer gut gelaunt und mit einem Zwinkern hinnahm, dass wir ihn wieder vertrösteten. Daher hatten wir beschlossen, bei ihm zu Abend zu essen. Darüber freut er sich sichtlich und das Essen ist wirklich wunderbar.

Da wir im Laufe des Tages ganz nebenbei auch entschieden hatten, in welche Richtung wir morgen weiterfahren wollen, nutzen wir dann den Abend und die halbe Nacht, um unseren Blog zu aktualisieren.

Bunte Teppiche locken uns in die Läden

ein alter Stadtturm

schöne Cafés entlang des Bachs

Die Medina grenzt an diesen Berg

Am frühen Morgen haben wir die Stadt noch für uns allein

Oben pfeift ein Vogel, die Katzen haben Hunger

eine knorrige Olive mitten in der Medina

28. Februar

Busfahrt von Tinghir nach Chefchaouen

(C) Etwas übernächtigt kommen wir um 7 Uhr morgens in Fes am Busbahnhof an. Es ist kühl hier im Norden Marokkos. Nachts habe ich aus dem Fester viel Schnee in den Bergen gesehen, daher freut mich das uns umgebende üppige Grün doch sehr!

Daniel geht es schon wieder viel besser, das Fieber ist weg. Er baut unsere Räder zusammen, während ich mich um die Weiterfahrt nach Chefchaouen kümmere. Auch hier klappt das Bus buchen und fahren ganz wunderbar: Innerhalb von 10 Minuten haben wir unsere Räder schon im nächsten Bus untergebracht und haben gerade noch Zeit für Kaffee und Hörnchen bis zur Abfahrt. Der Busbahnhof ist ein zugiger, schmuddeliger Verhau, aber sehr lebendig und irgendwie sympathisch.

Auch die Fahrt nach Chefchaouen ist alles andere als komfortabel; der Bus hält an jedem dicken Baum, es ist ein ständiges Kommen und Gehen in den Sitzreihen. Nur die beiden Damen mit dem ausdauernden Brechreiz und der Herr mit dem schlimmen Husten und rotzigen Schnupfen hinter mir bleiben uns 4 Stunden lang erhalten…

Wir fahren erst durch extrem durchgestaltete Kulturlandschaft und dann hinein ins Riffgebirge, mit üppiger Macchia, schroffen Bergen und kleinen Dörfern. Gegen Mittag sind wir in Chefchaouen, wo wir uns mit den Rädern noch nach oben in die Altstadt kämpfen müssen, bevor wir den Rest des Tages in einer Ferienwohnung mit Dachterrasse verchillen.

ein erster Tee in der eigenen Küche

Blick von "unserer" Dachterrasse

Der Hauptplatz in der Abendsonne

27. Februar

Tamtetoucht bis Tinghir

39,3km, 377HM

(C) Die Hoffnung der Ansässigen, dass es in der Nacht regnen würde, hat sich nicht erfüllt. Der Sturm ist weitestgehend vorüber, es ist zwar noch windig und ziemlich kühl, aber Radfahren ist wieder gut möglich. Bei unter 10 Grad machen wir uns dick eingepackt auf den Weg, denn heute soll es vor allem bergab gehen. Es ist unser letzter Tag in Marokkos Süden, und ich bin schon etwas wehmütig.

Das mit dem nur bergabfahren hat natürlich nicht geklappt, die Strecke birgt vor allem am Anfang so manche fies lange Steigung. Aber nach ca. 10 km passieren wir einen vollkommen leeren, neu gebauten Staudamm, und dann geht es wirklich in die Todraschlucht. Ich begreife recht bald, warum das eine solche Touristenattraktion ist, es ist wirklich sehenswert. Wir müssen immer wieder stehen bleiben, staunen und fotografieren. Die viel beschworenen Touristenhorden kommen aber erst viel später. Erst ganz am Ende der Talfahrt, als die Schlucht am engsten ist, sind sie busladungsweise da, mit allen Begleiterscheinungen: Dutzende Autos, hunderte Händler mit Souvenirs aller Art, Cafés und Restaurants, Grafittis, etc..

Am anderen Ende der Schlucht führt unser Weg durch ein breites Oasental Richtung Tinghir, von wo aus wir mit dem Bus weiterfahren wollen. Wir werden langsamer; Daniel geht es nicht gut, wir vermuten, dass er sich gestern einen Sonnenstich zugezogen hat. In Tinghir angekommen, kümmere ich mich um die Buchung von Busplätzen nach Fes. Der Bus fährt erst nach 22 Uhr ab, deshalb buche ich uns nach einigem Zögern auch noch ein Hotelzimmer, damit wir nicht bis abends (krank oder nicht) auf der Straße sitzen müssen. Daniel legt sich mit leichtem Fieber in die Kissen, ich erledige noch allerlei Einkäufe und mache einen kleinen Rundgang durch die Stadt.

Das Busunternehmen, dass wir nehmen wollen, ist nicht touristisch, daher bin ich gespannt, ob alles klappt, die Räder wirklich mitdürfen (das ist oft ein Streitpunkt mit den Busfahrern) und wie komfortabel es wird. Kurz gesagt: Alles hat wunderbar und reibungslos funktioniert, wir hatten es aber auch schon bequemer in Bussen. Dieser ist nach den ersten zwei Stopps rappelvoll, ein Schrägstellen der Sitzlehnen damit nicht mehr möglich, und so kommt der Schlaf in dieser Nacht doch ein wenig kurz. Aber das macht uns nicht viel aus!

Pool in der Morgensonne: Leider ist nachts kein Regen gefallen

Wir müssen immer wieder anhalten, staunen und fotografieren!

Und da sind wir auch schon wieder draußen: Der Fluß Todra speist nach der Schucht ein Band aus Oasen

Ganz am Ende der Schlucht sind die Felswände am höchsten; es wimmelt von Touristen, Verkäufern, Gastronomen

Dicke Staumauer, aber kein Wasser dahinter

Hier beginnt die Todraschlucht

Die letzten km in Marokkos Süden: nach der Kurve kommt schon Tinghir, wo der Bus auf uns wartet (hoffen wir)

Tatsächlich ist Busfahren mit Fahrrad in Marokko günstig, stressarm und unkompliziert

26. Februar

M'Semrir bis Tamtetoucht

44,7km, 1.020HM

(C) Es ist kalt hier oben in den Bergen! Wir ziehen uns zum Losfahren warm an, ich hab seit mehreren Tagen das erste Mal feste Schuhe an den Füßen, die Sandalen wandern ins Gepäck. Es geht auch gleich noch im Ort los mit der Steigung, allerdings sanft bis mässig. Nach knapp 5km verlassen wir die Hauptstraße und damit das Dadestal und biegen nach Osten, Richtung Todratal.

Die ersten 13km sind in der Steigung relativ konstant; 5% lassen sich gut wegrollen, wenn auch nicht ganz ohne Schweiß und Verschnaufpausen. Die wilde Berglandschaft begeistert uns wie immer, wir treffen in dieser Zeit keine anderen Fahrzeuge, nur Hirten und jede Menge Ziegen kreuzen unseren Weg. Der Wind bläst auch am Morgen schon recht ordentlich, und zwar von hinten, was uns freut!

Dann beginnt jäh der gefürchtete Schotter- und Baustellenteil: Plötzlich tauchen Baustellenfahrzeuge aus allen Richtungen auf und verwirbeln jeden Menge Staub, die Steigungen werden fieser, der Wind fängt sich in den Felswänden und kommt plötzlich aus allen Richtungen gleichzeitig, der Untergrund ist stellenweise sandig und steinig, schwer fahrbar. Wir fühlen uns wie aus dem Paradies vertrieben! Zu allem Überfluss scheinen auch die Touristenhorden aus den Betten in die Jeeps gekrochen zu sein, Konvois mit bis zu 12 Fahrzeugen kommen uns entgegen und stauben uns ordentlich ein. Da helfen auch hochgereckte Daumen nicht! Dass wir immer wieder als Fotomotiv herhalten müssen, macht die Sache auch nicht besser.

Wir kämpfen uns noch weitere 8km aufwärts bis zum Pass, in der Hoffnung, dass es bergab besser geht. Leider nicht! Die Straße besteht jetzt aus einer Mischung aus Schlaglöchern, Felsbrocken, Sand und weichem Geröll, jeder Meter bedeutet anstrengende Konzentration. Der Wind entwickelt sich zunehmend zum Sturm mit Böen über 100 km/h. In den Serpentinen bergab trägt er uns mehrfach beinahe Richtung Abgrund. Die Berge wären immer noch sehenswert, leider haben wir in dieser Situation keine Blicke dafür. Wir kämpfen uns noch weitere 12km hinab, der Kilometerschnitt wird nicht mehr zweistellig. Immer wieder haben wir Mühe in dem Gewirr aus Straßenbaustelle, Zufahrtwegen und alter Straße den richtigen Pfad zu finden.

Am Ende haben wir es geschafft! 3 Stunden später kommen wir am einzigen Gebäude auf der Strecke an, einer kleinen Auberge mit Café, und verschnaufen erst mal gründlich bei Kaffee, Saft, Keksen und wunderbarem Berber-Omelett. Ab hier ist wieder Teer! Der Wind hat inzwischen eine besorgniserregende Stärke erreicht, wir fragen ins ernsthaft, ob wir überhaupt weiter abfahren sollen. Aber die Vorstellung einer stürmisch-kalten Nacht auf über 2000m erscheint nicht allzu verlockend und daher rollen wir vorsichtig noch 10km weiter bis nach Tamtetouchte. Hier auf „nur“ 1.700Hm bläst der Wind zwar auch noch, in unserem angemieteten Zimmer haben wir es aber sicher und warm und gucken uns den Sturm durchs Fenster an.

Nette Wirtsleute auch in M'Semrir

Im Hochtal ist der Frühling noch ein bisschen hinterher

Und schon steigt die Passstraße in karge Berge ein

Trocken, staubig, einsam....und trotzdem wunderbar!

und hier endet der Teer und damit der einfache Teil der Strecke

Es wird hart, der Wind kommt aus allen Richtungen gleichzeitig

Auch bergab bleibt das Fahren sehr anstrengend

Die Landschaft bleibt leider fast unbeachtet

Auf dem Pass: Unten stauben Baustellenlaster, der Wind tobt

Von Nomaden bewohnte Felshöhlen

Fast am Ende des Schotters, die echte Straße kommt in Sicht

Im dieser wunderbaren Auberge gibt es das beste Berberomelett Marokkos

25. Februar

Ait Youl bis M'Semrir

51,9km, 1.027HM

(D) Nach einem üppigen Frühstück machen wir uns spät auf den Weg. Das Ziel für heute ist, möglichst weit das Dadéstal hinaufzufahren, damit wir morgen den Übergang über den Schotterpasss ins Todratal schaffen. Trotz der Höhe ist es schon ziemlich warm, und da es sofort in die Anstiege geht, sind wir schnell warm gefahren. Beim ersten Laden halten wir an und kaufen außer Wasser und Brot auch einen riesigen Beutel voller Bonbons, damit wir nach der Erfahrung von gestern aus Boutaghrar gewappnet sind für kleine Räuber*innen. Im Laufe des Tages wird der Beutel deutlich leerer werden.

Das Tal schlägt uns schnell in seinen Bann, und wird kämpfen uns die unzähligen kleinen Anstiege hoch, weil wir immer wieder neugierig sind, was sich hinter der nächsten Kurve, der nächsten Kuppe zeigt. Nach so langer Zeit in karger, ausgetrockneter Landschaft freuen wir uns umso mehr an der üppigen Vegetation entlang des Flusses, der einiges Wasser führt.

Nach gut 20km kommen wir an die erste massive Steigung. In einem halben Dutzend Serpentinen geht es fast senkrecht die Wand hinauf! Fast die kompletten 200 HM rollen wir auf der anderen Seite wieder hinunter bis auf Wasserniveau, und dann geht es in die eigentliche Gorge du Dadés, in der sich Fluss und Straße auf 20 Meter Breite durch senkrechte Wände schlängeln.

Dahinter geht es wieder kräftig bergauf und wir beschließen, dass es Zeit für die Mittagspause ist. Wir finden einen guten Platz (ohne Schatten), und zugleich findet sich ein kleiner Berberlümmel, der sich selbst zum Essen einlädt. Wir füttern uns und ihn und radeln weiter.

Wenig später bemerkt Conni, dass ihr linkes Pedal von der Achse wandert. Ich zerlege es soweit, dass klar wird, dass es sich nicht reparieren lässt. Also baue ich es wieder zusammen und versuche Conni zu beruhigen, dass sie es bis zur nächsten Fahrradwerkstatt schon schaffen wird. Allerdings ist uns beide klar, dass das möglicherweise erst nach der Passüberquerung sein wird. In diesem Moment kommt kommt ein freundlicher Berber, Achmed daher, fragt, was unser Problem ist, und lädt uns zu sich zum Tee ein. Wir sind nicht sicher, ob das unser Problem löst, gehen aber mit.

Bei ihm daheim treffen wir drei Frauen und vier kleine Kinder an. Es gibt zunächst Tee, dann steht plötzlich eine Riesenschüssel Linsen mit Gemüse und etwas Fleisch auf dem Tisch. Es wird mit Brot direkt aus der Schüssel gegessen. Wir bemühen uns sehr, nur die rechte Hand zu benutzen. Als eine der Frauen uns helfen will und uns Löffel bringt, benutze ich meinen automatisch mit links, worauf der älteste Sohn entsetzt die Augen aufreißt und mir erklärt, dass nur mit rechts gegessen wird. Als die Schüssel fast leer ist, bringt eine der Frauen Nachschub. Irgendwann ist auch der gegessen, - und es gibt wieder Tee! Während der ganzen Zeit versuchen wir, uns irgendwie zu unterhalten, unter anderem mit Hilfe des Englisch-Vokabelbuchs der Kinder.

Irgendwann steht Achmed dann plötzlich auf und erklärt, dass wir jetzt das Problem lösen. Ich folge ihm in einen großen Schuppen, der auch Ziegenstall und Heuschober ist. Hier beginnt er, nach einem Pedal zu suchen. Was er findet, zeigt und erklärt er mir ganz stolz: zwei hölzerne Essensschalen, eine Carbitlampe, einen Laptop, - nur das Pedal will nicht auftauchen. Derweil hängen an der Wand drei alte, völlig mit Spinnweben und Strohstaub überzogene Fahrräder. Schließlich beschließt er, von einem der Räder ein Pedal abschrauben zu wollen. Allerdings versucht er es bei einem rechten Pedal. Also versuche ich, ihm zu vermitteln, dass wir ein linkes Pedal brauchen. Er vermutet, dass ich keine Ahnung habe, und erklärt, dass das keinen Unterschied mache. Ehe wir zu streiten beginnen, entdeckt er aber in den Speichen des Hinterrades das lange gesuchte Pedal samt einer Kurbel. Glücklich fummelt er es raus und überreicht es mir. Ich setze meine ganze Hoffnung in die 50%-Chance, dass dies ein linkes Pedal ist, stemme mich mit dem Schraubenschlüssel nach rechts, und habe Erfolg: Es ist ein linkes Pedal, und es löst sich!

Glücklich baue ich es an Connis Rad, während Achmed versucht, unser altes, kaputtes Pedal an seine Kurbel zu schrauben. Das gelingt ihm nicht, weil er nicht weiß, dass dies ein Linksgewinde hat, und so kann ich ihn doch noch überzeugen, dass es einen Unterschied zwischen den Pedalen gibt. Der Rest ist fröhlicher Abschied, Umarmungen, Fotos und Austausch von Handynummern und etwas Geld, und dann können wir tatsächlich unseren Weg fortsetzen!

Noch 12km sanft steigend, und dann kommt die große 200HM-Steilstufe des Tages, die uns über 2.000m Höhe bringt. Dann rollen wir noch ein paar Kilometer bis M’Semrir und mieten uns in die erste Unterkunft am Wege ein. Duschen, Tee, Abendspaziergang, und dann kommt ein wunderbares Abendessen, dass wir kaum bewältigen, weil uns Achmeds Frauen schon so gefüttert haben.

Morgentlicher Start im Dadestal

Da ist es noch flach...nicht mehr lange!

Mein Bonbonvorrat schwindet in jedem Dorf mehr

Fast unwirklich grün: Frühling auch im Dadestal

Bald wird es doch noch ziemlich steil!

Schlucht von oben

Besuch in der Mittagspause

Und wieder geht es aus dem Flußtal nach oben in die Berge

Achmed und seine Familie: vielen Dank für deine Hilfe!

Diese Felsformation wird Affenpfoten genannt

Nicht unsere Preisklasse: Marokkanisches Luxusressort (vielleicht später)

Und noch weiter nach oben!

Ich weiss auch nicht, warum die Felsformation Turtles Back heißt....

So schauen unsere weiteren Optionen aus!

24. Februar

Kelâa M’Gouna bis Ait Youl

55km, 868HM

(C) Das Frühstück in der Kasbah ist wunderbar, und gestärkt machen wir uns recht früh auf den Weg. Auf den Weg zu den Fahrrädern passiert mir ein kleines Unglück: Ich übersehe den Springbrunnen, der mitten im Raum im Boden eingelassen ist, und stolpere hinein. Jetzt muss ich halt mit nassen Schuhen losradeln. Und ausgerechnet heute Morgen ist es so kalt, wie es im Winter auf über 1.400m zu erwarten ist, und ich habe die erste Stunde Eisklumpen statt Füßen.

Die Straße ist inzwischen relativ schmal geworden, leider aber immer noch genauso wild befahren wie gestern. Die Autos überholen viel zu schnell und viel zu dicht. Das drückt auf die Stimmung, dabei ist die Landschaft heute wirklich von Anfang an traumhaft schön. Aber bereits nach 10km nehmen wir den gestern spontan eingeplanten Abzweig ins Tal der Rosen, und sofort wird es besser. Wir kaufen uns noch die Taschen voll mit Obst, Gemüse und Brot, und dann rollen wir das winzige Sträßlein aufwärts. Die nächsten 3 Stunden rollen wir durch netteste Landschaft: die Talsohle ist saftig grün und wird von den Menschen bewirtschaftet, und dazwischen schickt uns die Straße immer wieder über zerklüftete wüste Bergübergänge. Wir sind begeistert! Ich muss natürlich die örtlichen Souvenirs erwerben, und so wandern bunte Berbertücher und Rosenöle in meine Satteltaschen.

Als wir das letzte Dorf im Tal, Boutaghrar, erreichen, wissen wir schon, dass uns eine längere Schotterpassage erwartet. Und wirklich: schon am ersten Abzweig im Ort endet der Teer und ein schwieriger steiniger Aufstieg durch die Gassen beginnt. Gleichzeitig endet die Schule; das heißt dutzende Kinder fluten die Straßen. Begeistert von uns durchziehenden Touristen hängen sie sich an unsere Fersen, schieben und ziehen an den Fahrrädern, betteln um Bonbons, rupfen am Gepäck, greifen in unsere Seitentaschen, versuchen Bananen und Brot zu mopsen. Wir versuchen, das Treiben zu beenden, aber es kommen immer mehr Kinder und sie sind klar in der Überzahl. Das geht mehrere hundert Meter durch den Ort so weiter. Erst als eine ältere Frau dazukommt, beendet diese resolut das Treiben und befreit uns. Sie schreit die Kinder nur kurz an und schon laufen die meisten weg, die anderen halten Abstand. Ich bedanke mich erleichtert bei der Dame und wir tauschen einen kulturübergreifenden Blick mit dem Inhalt „diese Kinder!“

Wir verlassen schließlich das Dorf auf teils steinigen, teils sandigen Wegen und fahren in Wellen durch karge, aber wunderschöne Berglandschaft aufwärts. Die Geschwindigkeit ist wegen des schlechten Wegs nur im einstelligen Bereich, aber wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Nach einem kräftigenden Picknick am Wegrand in Westernkulisse erreichen wir die Passhöhe und rollen wieder mehrheitlich abwärts. Wir treffen auf diesen 15 Kilometern nur 3 Autos, alle mit Allradantrieb, deren Insassen uns wie Zootiere beglotzen. Zudem begegnen wir einen Nomadenmädchen im Teenageralter, das uns tatsächlich auch nach Bonbons fragt. Ich habe eine Banane und einen Müsliriegel für sie, was sie sichtlich freut. Zufrieden mit der Beute ziehen sie, der Schäferhund und ca. 200 Ziegen weiter den Berghang hinauf.

Als wir nach 15km Schotter endlich den Teer wieder erreichen, sind wir doch recht froh. Wir nehmen eines der ersten Gasthäuser in der Dadesschlucht, in der wir jetzt endlich sind, und Daniel hupft nach einem sensationell leckeren Tajine-Abendessen auch recht schnell in die Federn. Ich sitze noch fast eine Stunde mit Hassan, den Angestellten des Gasthauses, auf dem Balkon und lasse mir Schule, Sitten und Bräuche in Marokko erklären.

Los geht es: Leider ist die inzwischen schöne schmale Straße immer noch wild befahren

Frühling in Marokko: Alles blüht!

Während Conni shoppt, übe ich Arabisch lesen.

Hier beginnt das Tal der Rosen: Rosenprodukte sind eine der Haupterwerbsquellen hier.

El-Kelâa M’Gouna ist quicklebendig, es wuselt vor Menschen, nur die Hunde sind noch nicht ganz wach

Das Rosental windet sich grün in die beginnende Berglandschaft hinein. Überall am Rand sind halbverfallene Lehmburgen

Kein Wunder, dass es so grün ist: viel Wasser im Tal!

Der Weg birgt mehr Auf und Ab als wir erwartet haben

Der Übergang vom Rosental ins Dadestal ist Schotterpiste, Baumschatten gibt es nicht, dafür eine perfekte Westernkulisse

Wir sind begeistert von unserer spontanen Planänderung: Das Rosental finden wir toll!

Nette Begegnung am Wegesrand: wir tauschen Süßigkeiten gegen Foto.

Auch abwärts ist das Fahren auf dieser Straße mühsam

Da unten wartet der ersehnte Teer auf uns!

23. Februar

Ouarzazate bis El-Kelâa M’Gouna

82km, 695HM

(D) Nochmal hauen wir uns das phantastische Frühstück im Dar Rita rein, und dann geht es auf nach Westen. Auf der Passage durch die Stadt müssen wir dauernd stehen bleiben und fotografieren, vor Allem Störche, die hier überall nisten.

Kaum draußen, beginnt die Straße, uns zu nerven. Sie ist zu schmal, hat keinen Randstreifen, und es ist sagenhaft viel Verkehr darauf. Das führt dazu, dass wir alle paar Minuten gefährlich eng überholt werden. Irgendwann wird der Verkehr zwar weniger, aber der Stress hält den ganzen Tag an. Das führt schließlich dazu, dass wir die weitere Strecke ab morgen umplanen.

Zunächst ist auch die Landschaft wenig ansprechend. Es geht den ganzen Tag leicht bergauf, aber nie wirklich anstrengend. Zwischendurch haben wir für eine Stunde mal heftigsten böigen Wind, der uns auf der Straße umherschubst; aber das hört zum Glück auch wieder auf. Und stundenweise bläst sogar ein erfreulicher Rückenwind! Ganz langsam entwickelt sich die Landschaft von eher fad zu immer ansprechender. Der schneebedeckte Höhenzug des Hohen Atlas begleitet uns den ganzen Tag.

Am höchsten Punkt des Tages setzen wir uns erschöpft in den Schatten eines Trafohäuschens. Nicht der romantischste Platz, aber Bäume haben wir schon einige Stunden nicht mehr gesehen. Nach drei Uhr radeln wir weiter, und bald kommen wir in ein Tal, das offensichtlich intensiv bewässert wird. Es ist jetzt sehr grün. Wir biegen in einen Ort ein zu einer Unterkunft, die zwar gut ausschaut, aber auch nach heftigem Läuten nicht öffnet. Das ist unser Glück, denn wir buchen uns jetzt in der Kasbah Roseville ein, die 2,5km weiter liegt und einfach unglaublich schön ist mit einem sehr netten Wirt. Besser hätten wir es nicht treffen können!

Bei der Ausfahrt aus der Stadt fotografiert: Bilder aus Ouarzazate

Tafelberge und trockene Flusstäler begleiten uns auch heute

An der Straße der Kasbahs gibt es selbige natürlich oft zu sehen

Im Hintergrund sind immer die tollen Atlasberge zu sehen!

Unterwegs gibt es wieder einige nette Dörfer, in denen wir auch Brot einkaufen können

Links von uns bleibt den ganzen Tag ein wunderbares Bergpanorama

Pause am Funkturm

Abends von der Dachterrasse haben wir eine tolle Aussicht

Da ist der einzige Schatten auf langer Strecke - und gutes Netz!

22. Februar

Pausentag in Ouarzazate

0km, 0HM

(C) Heute ist mal wieder ein ganz ruhiger Tag! Wir sitzen auf der Dachterrasse unseres wunderbaren Riads, trinken viel Tee und relaxen. Ich mache meine obligatorischen Beutezüge durch die umliegenden Läden um alles notwendige für Weiterfahrt zu besorgen. Mehrere Stunden diskutieren wir den Rest des vor uns liegenden Weges: Wetter, Windrichtung, zu Besichtigendes.... alles wird in die Überlegungen mit einbezogen.

In der Abenddämmerung streifen wir noch mal gemeinsam durch die Stadt; wir haben nette Begegnungen mit einheimischen Ladenbesitzern und Studenten, freuen uns an einem guten Abendessen, genießen einen Abschlusskaffee am Straßenrand. Ouarzazate gehört sicherlich zu unseren Lieblingsstädten in Marokko und das Riad Dar Rita unsere beste und komfortabelste Unterkunft auf der bisherigen Reise.

Dachterrasse im Dar Rita: hier verbringen wir den halben Tag

Auch im Inneren ist es sehr gemütlich!

Unser Viertel ist an manchen Stellen leicht verwahrlost, aber charmant

Moschee oder Kirchturm? Ist den Störchen grad egal!

Ouarzazate ist in der Innenstadt sehr gepflegt

21. Februar

Ighls bis Ouarzazate

34,9km, 342HM

(D) Als der Muezzin ruft, wissen wir, dass das Ende des Frierens nahe ist. Kurz darauf beginnt die Dämmerung. Wir bleiben liegen und warten darauf, dass uns die Sonne wärmt. Conni kocht aus der Hängematte heraus den ersten Tee, und als der getrunken ist, fühlen wir uns bereit, aufzustehen. Zum Frühstück kratzen wir die Reste unserer Vorräte zusammen, dann packen wir und schieben die Räder aus dem Unterholz auf die Straße. Dort suchen wir die Reifen nach Stacheln ab, bevor wir uns auf den Weg in die große Stadt machen.

Als erstes wartet der große Anstieg auf uns. Die Strecke ist wieder so steil, dass wir nur kurze Stücke im Zickzack fahren und dann wieder ausschnaufen. Trotzdem sind wir recht schnell oben und freuen uns, dass es bis Ouarzazate jetzt fast nur noch abwärts geht. Die Landschaft hat auf diesem Abschnitt auch nicht allzu viel zu bieten, das gastronomische Angebot ist exakt Null, und so sind wir nach weniger als drei Stunden fast am Ziel.

Hier steht die Entscheidung an, ob wir den Umweg von 6km radeln, den Google für Autos anbietet, oder der Direttissima für Fußgänger folgen, die allerdings ein Flussbett quert. Natürlich nehmen wir den geraden Weg, der zunächst über eine breite Straße und Brücke führt, die merkwürdigerweise nicht für den Autoverkehr freigegeben sind. Aber da mehrere Fahrräder und Mopeds in unsere Richtung fahren, sind wir zuversichtlich. Die Straße endet dann jäh in einer steilen Schotterrampe, die uns in das Flussbett führt. Wir folgen den anderen und stehen dann tatsächlich an einem schmalen Wasserlauf, durch den die Modeps fahren, dabei aber bis zur Achse im Wasser verschwinden. Ein Radfahrer macht mir stolz vor, wie es geht, und balanciert lässig über eine Reihe runder Flusssteine, die knapp aus dem Wasser ragen. Aber sein Rad wiegt auch nicht 50kg!

Ich versuche es trotzdem und trete nur einmal ins Wasser. Nass ist mein Schuh dann aber auch. Conni wechselt lieber vorher die Schuhe und läuft mit ihren Plastiksandalen entspannt durch. (Leider waren wir nicht geistesgegenwärtig genug, dieses kleine Abenteuer zu fotografieren!) Jetzt müssen wir im Gewirr der Gassen nur noch die Unterkunft finden. Aber ein Rudel kleiner Jungs hilft uns bereitwillig, und so sind wir mittags glücklich in der wunderbaren Dar Rita, in der wir uns für zwei Nächte eingemietet haben. Der Rest des Tages ist dann schon ganz der Erholung und der Reinigung von Mensch, Ausrüstung und Kleidung gewidmet.

Der Tag beginnt mal wieder mit einer mühsamen Berganfahrt über 5km

Der weitere Weg führt mal auf-...

Bald nach der Bergkuppe können wir den Schnee auf den Atlasbergen bewundern

Hier ist die berühmte Filmkulisse diverser Monumental-Schinken zu sehen, die in dieser Region gedreht wurden, z.B. Lawrence of Arabia

...aber vor allem abwärts

20. Februar

Camping Les Dates bis Ighls

53,6km, 777HM

(D) Heute hetzen wir uns nicht. Wir haben bis Ouarzazate noch knapp 90km, die wir heute sowieso nicht schaffen, und für 2 Tage ist es ein eher leichtes Programm. Also frühstücken wir in Ruhe, packen und machen uns auf den Weg nach Taznakht zum Einkaufen. Der Weg dahin führt zunächst über eine Steilstufe, die wir uns ziemlich mühsam hinaufarbeiten. Dann aber rollt es ganz wunderbar bis nach Taznakht hinein.

Der Ort überrascht uns. Wir erwarten ein verschlafenes Nest mit ein paar Läden. Aber schon die Einfallstraße ist prächtig, im Zentrum finden wir einen großen Platz, von dem eine weitere Prachtstraße abgeht, und es pulsiert das Leben! Hier ist offensichtlich mindestens eines der Zentren der berberischen Teppichproduktion. Schon entlang der Straße reihten sich Werkstätten und Läden aneinander, und auch hier ist alles voller schönster Teppiche. Wir bereuen, unsere Käufe schon in Tafraout getätigt zu haben!

Wir trinken Kaffee und essen Omelette, und dann kaufen wir Unmengen an Wasser, Obst und Gemüse, weil wir schon wissen, dass wir uns die nächsten anderthalb Tage aus den Packtaschen ernähren müssen. Schließlich haben wir Mühe, alle Einkäufe unterzubringen, und machen uns auf den weiteren Weg.

Nach wenigen Kilometern treffen wir ein holländisches Pärchen, das schon 50km aus Richtung Ouarzazate geradelt ist, obwohl es erst Mittag ist, woran ich auf dem ganzen weiteren Weg dorthin immer wieder bewundernd denken werde. Wir tauschen uns aus, und dann geht es in entgegengesetzte Richtungen weiter. Und schon kurz darauf gibt es den nächsten Stopp: Assis, unser Wirt von gestern, winkt uns vom Straßenrand aus wild zu sich. Er arbeitet in einem Team, das die Beschilderung entlang der Straße erneuert. Das erfahren wir von seinem Vorarbeiter, der sehr gut französisch spricht, während wir mit Tee bewirtet werden. Wir steuern Süßgebäck und getrocknete Mangos bei und plaudern 20 Minuten angeregt. Die beiden jungen Männer des Teams sitzen nur schweigend dabei, sie können kein Französisch, weshalb sie wohl auch Straßenarbeiter geworden sind.

Der Rest des Fahrtags verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Das abschließende Highlight ist ein 5 km langer Aufstieg, den wir uns im Zickzack raufwürgen, weil er einfach zu steil ist, und dann rollen wir in ein malerisches enges Tal hinunter, hinter dem wir den nächsten, noch höheren und steileren Anstieg gut sehen können. Während der Abfahrt halten wir schon Ausschau nach geeigneten Zeltplätzen und entscheiden uns schließlich für einen Platz unter zwei Bäumen am Rand einer großen Plantage. Schnell beschließen wir, dass wir statt zu zelten nur die Hängematten auspacken, um uns die Arbeit des Auf- und Abbaus zu ersparen. Ich bereite einen riesigen Couscoussalat zu, den wir kaum gegessen bekommen, und dann legen wir uns in die Matten und genießen den Sonnenuntergang.

Im Laufe der Nacht werden wir dann beide nach und nach immer mehr Sachen anziehen, unsere Matten unter die Schlafsäcke legen und auch sonst alles unternehmen, was uns vom Erfrieren abhält, was knapp gelingt. Die Lektion lautet ganz klar: schlafen in der Hängematte nur bei gesicherten Nachttemperaturen im zweistelligen Bereich!

Frühstück mit gebratenen Eiern: Assis hat uns gestern noch 4 Stück verkauft

Anstieg am Morgen vertreibt zumindest die Müdigkeit (wenn auch sonst nix)

Taznakt ist eine erstaunlich lebendige, schöne Stadt...

...voller Geschäfte und Teppichkooperativen

es geht weiter an einem anderen Fluß entlang

immer wieder in der Ferne: Oasendörfer

Der letzte Anstieg für heute: 300Hm rauf

Die Felsen leuchten in allerlei Gelb- und Brauntönen

hunderte Ziegen queren das trockene Flußbett

Unser wunderbarer Nachtplatz am Rande der Gemeinde Ighls: In dieser Reihenfolge: (viel) Essen, Tee kochen, abhängen (später dann frieren)

19. Februar

Foum Zguid bis Camping Les Dates

67,7km, 668HM

(D) Foum Zguid liegt am Fuß eines Bergriegels. Diesen müssen wir aber nicht überschreiten. Stattdessen tut sich eine fast ebene Lücke auf, durch die die Straße schlüpft. Dahinter öffnet sich der Blick auf ein etwa 20km breites Tal und den dahinter liegenden Gebirgszug, durch den wir die nächsten drei Tage radeln werden.

Wir brauchen quälend lange zwei Stunden, diese Ebene zu durchqueren. Der Wind bläst uns wieder entgegen und die Straße steigt gleichmäßig an, was man kaum sehen, aber spüren kann. Der Horizont verändert sich in Zeitlupe, es wird schnell heißer, und mental bin ich ziemlich erschöpft, als wir nach 23km Alloughoum erreichen. Wir trinken im Schatten einen wunderbaren Kaffee, rasten ein Wenig, und biegen dann in die nächste Bergkette ein.

Jetzt verändert sich die Szenerie. Für die nächsten Stunden folgen wir einem sehr breiten und natürlich trockenen Flusslauf, der sich durch die Berge schlängelt. Dadurch verändert sich die Perspektive laufend, und das macht das Radeln leichter; wir sind wieder bester Stimmung. Es ist faszinierend, dass die Steigung praktisch den ganzen Tag nahezu gleich bleibt, obwohl wir uns in die Berge hinauf schrauben. Trotzdem keinerlei Wasser im Bett erkennbar ist, ist das Tal doch (für marokkanische Verhältnisse) grün. Mittags suchen wir uns wieder einen großen schönen Baum, essen und schlafen für zwei Stunden, und fahren dann noch 2,5 Stunden weiter bergauf.

Entlang der Straße gibt nahezu nichts. Immer wieder ein paar wenige Häuser, das ist alles. In der letzten Ansiedlung serviert uns an einem windigen Verschlag, der der Dorfladen ist, ein alter Mann, der nur Berber spricht, wunderbaren Tee und verkauft uns Bonbons für die zwei Dorflümmel, die uns die ganze Zeit aus der Ferne belauern. Mit dieser Beute zischen sie sofort ab, und wir nehmen die letzten 200HM in Angriff bis zu einem Plateau, auf dem Google Maps einen Campingplatz verspricht.

Diesen gibt es auch. Allerdings ist niemand vor Ort, und in der „sanitären Anlage“ ist das Wasser abgedreht. Dennoch bauen wir unser Zelt auf, denn es wird bald dunkel. Als wir schon beim Kochen sind, kommt Assis, der Besitzer, begrüßt uns und versucht, uns ein Abendessen oder einen Teppich zu verkaufen. Dass beides nicht klappt, nimmt er aber hin, stellt das Wasser an und bietet Conni eine warme Dusche in seinem Haus an, die sie gern annimmt. Später kommt er dann mit einem Teller voller Datteln und möchte sich gern mit uns unterhalten, was mühsam ist, weil sein Französisch fast so bescheiden ist wie unser Berber. Er erzählt uns, dass er auf der Strecke von hier nach Ouarzazate arbeitet, und rät uns, morgen den Umweg über Taznakht zu fahren, weil es dort die einzigen Läden bis Ouarzazate gibt.

Als es schon stockdunkel ist, kriechen wir ins Zelt und wollen schlafen. Leider hält in diesem Moment ein LKW an der Straße neben uns, und für fast zwei Stunden wir unter großem Hallo die Ladung auf andere Fahrzeuge umgeladen. Und auch den Rest der Nacht ist auf der Landstraße reges Treiben, das uns an zu Hause erinnert. Schlafen bei Autolärm können wir.

Nach Foum Zguid öffnet sicher Bergriegel für eine schmalen Durchschlupf

Die lange Ebene zwischen den Bergriegeln ist eher öde

Ein letzter Blick auf die schöne Oase, die uns eine Nacht beherbergt hat

Das Fahren macht mehr Spaß, wenn wir mehr zu sehen haben!

In den Bergen angekommen: Blick ins Flusstal!

Auch ganz ohne Wasser gibt es kleines Gestrüpp, das einfach blühen will!

Noch 140 km bis Ouarzazat! Und ich kann es auch schon auf arabisch lesen!

Die Berge sind einfach schön!

Es gibt nur sehr wenige Ansiedlungen auf dem Weg, hier ist eine Moschee zu sehen

Sehr einfach, aber auch sehr schön: Der Campingplatz Les Dates!

Und mal wieder eine kleine Oase!

Immer wieder schön: Mittagspause unterm Arganbaum!

18. Februar

Tissint bis Foum Zguid

67,8km, 272HM

(D) Wir fürchten, dass es heute genauso hart werden könnte wie gestern. Also versuchen wir, zumindest früh auf der Straße zu sein. Nach einem Frühstück mit dem besten Omelette dieser Reise kommen wir um halb neun los. Die ersten 12km aus dem Ort rollen ohne Wind sanft bergab, wir sind euphorisch. Aber dann geht es um einen Bergrücken herum, und der alte Feind hat uns wieder! Die nächsten 10km geht es noch abwärts, doch dann kommen 45km permanenter leichter Anstieg. Wir versuchen, uns mental auf einen Kampftag einzustellen. Am tiefsten Punkt wendet sich die Straße 90 Grad nach Nordosten, der Wind kommt jetzt von der Seite, und wir überbieten uns in Lobpreisungen, dass es mit Seitenwind gar nicht mehr so schlimm sei. Und mitten hinein in diese positive Autosuggestion ist der Wind plötzlich weg!

Mit einem Schlag ist der Tag unser Freund. Auch wenn wir es noch nicht wissen können, dass es den ganzen Tag so bleiben wird, sind wir sofort bester Laune, fotografieren, freuen uns an Ziegen, Kamelen und der Landschaft, die von Savanne mit vielen Schirmbäumen (säuberlich bis auf etwa 2 Meter Höhe von den Kamelen kahl gefressen) immer „wüstiger“ wird. Die Kilometer gleiten an uns vorbei, es bläst gerade so viel Wind, dass die Hitze erträglich bleibt, und so fahren wir durch bis Foum Zguid, das wir gegen 14 Uhr erreichen. Das Riad, in das wir uns gestern noch eingebucht haben, erweist sich als sehr schön und ruhig, und so liegen wir bald im Innenhof im Schatten und lassen den Tag ausklingen.

Aufbruch mit Sonnenaufgang

Auch heute begleiten uns Bergketten

Die Landschaft: wüstig

unser nächstes Ziel

Erste Sanddünen

fast italienisch: weggeschwemmte Brücke

Ortseinfahrt Foum Zgiud

ICH wollte ja da lang auf die Wüstenpiste, aber Daniel will am Teer bleiben

Es ist wieder sehr warm heute

Innenhof im Riad Assia

Der Ort Foum Zguid ist nett und ruhig

17. Februar

Tata bis Tissint

72,1km, 294HM

(C) Es gibt auch auf Radtouren Tage, da ist der Wurm drin. Heute ist so einer. Es ist windig, steife Brise aus Osten, mit starken Böen. Wir fahren nach Osten, eh klar. Die Landschaft gibt heute nicht so viel her, was aber schon fast wurscht ist, weil es ab 11 Uhr so diesig-neblig ist, dass die Sicht zum Teil unter 500m bleibt. Ich habe leichte gesundheitliche Probleme, Daniel Knieschmerzen. Immerhin lässt sich über den Tag positiv erwähnen, dass es nicht so heiß ist. Liegt wahrscheinlich am Nebel.

Wir haben eine lange Strecke vor uns, zumindest subjektiv, für die 72km brauchen wir mehr als 5 Stunden reine Fahrtzeit. Zum Teil bleibt unser Schnitt in Bergaufpassagen nur knapp zweistellig. Es bleibt eine Quälerei. An solchen Tagen kugelt einem die Sinnfrage immer wieder im Kopf rum. Kurz vor Tissint wäre noch ein schöner Canyon zu sehen gewesen, aber der Nebel… naja. Irgendwie schaffen wir es dann doch noch.

Tissint ist nicht schön. Unsere Unterkunft ist eher ranzig, das Zimmer indiskutabel klein und dunkel, es gibt nur eine kleine schwache Lampe und keine Fensterscheibe. Das freut die Fliegen, die uns eifrig besuchen kommen. Immerhin ist das Bad wirklich erfreulich. Wider Erwarten bekommen wir in unserer Herberge ein wirklich tolles Abendessen serviert, was uns ein bisschen versöhnlicher stimmt. Wir krabbeln ins Bett und trösten uns gegenseitig mit der Aussicht auf bessere Tage.

morgens ist es noch klar, und der Wind ist noch nicht soo schlimm

langsam wird es diesiger

Anfangs ist es auch noch schöner

Canyon im Nebel

Genervt und erschöpft vom Gegenwind

Die fernen Berge beginnt zu verschwimmen

Immerhin: Das Abendessen ist das Highlight des Tages

16. Februar

Pausentag in Tata

Einfach mal nix tun

(C) Tata ist eine ehemalige Garnisonstadt und ein beschaulicher Oasenort am Rande des Antiatlas. Es ist Freitag, das Leben ist sehr ruhig und von Gebet geprägt. Wir treffen uns mittags mit Daniele zum Teetrinken, kaufen ein, packen um, schreiben am Blog, ansonsten ist der Tag ganz der Erholung und dem Nichtstun gewidmet.

In Tata fließt Wasser

Unsere Heimat für zwei Nächte

Mit wunderschönem Garten!

Wir fahren zwischen Palmen in die Stadt

Im Straßencafe mit Daniele und 2 netten Italienerinnen, deren Namen ich leider vergessen habe

Daniele ist seit mehreren Monaten unterwegs, er ist von Italien aus aufgebrochen

....unsere Wirtleute im Dar Imrane

Sitzecke vor unserem Zimmer im schattigen Innenhof und...

Militärverwaltung auf dem Hügel von Tata

15. Februar

Mitten im Nix bis Tata

65,4km, 447HM

(D) Obwohl wir vor acht Uhr in der Dämmerung aufstehen und zügig an Abbau des Zeltes und Fahrrad packen arbeiten, kommen wir erst um halb zehn los. Beim Frühstück hören wir schon die Bagger, und nach einem knappen Kilometer beginnt eine Straßenbaustelle, die sich bis in die Ebene zieht, in der wir wieder auf die Hauptstraße treffen. Wir haben tatsächlich so ziemlich den letzten ruhigen Spot zum Campen erwischt!

Kaum auf der Straße, haben wir den Wind wieder im Gesicht. Und obwohl die Franzosen erzählt hatten, dass die Straße bergab gehe, kämpfen wir uns Welle um Welle langsam höher. Die Landschaft hat leider wenig zu bieten, und als nach 26km endlich der erste Ort, Imitek, auftaucht, sind wir reif für eine Pause. Leider gibt es hier außer bettelnden Frauen rein gar nichts! Enttäuscht und durstig radeln wir weiter.

Eine Stunde und 16km später ohne Tee reicht es uns! Es ist glühend heiß, und so stoppen wir am ersten Arganbaum seit Langem. Im selben Moment, in dem wir stehen, kommt von hinten ein einzelner Radfahrer. Zu seiner grenzenlosen Verblüffung rede ich ihn mit seinem Namen an. Tage vorher hatte ich auf komoot eine Strecke in unserer Nähe angeschaut, und der Autor, Daniele Gili, hatte auch ein Selfie gepostet. Und da wir ihn bereits in Tafraout gesehen hatten, hatte ich mir seinen Namen gemerkt. Seit die Franzosen dann erzählt hatten, dass sie in der Früh einen Italiener auf dem Rad getroffen hatten, waren wir auf diese Begegnung vorbereitet.

Obwohl er erst wenige Kilometer zuvor gestartet war, legt er sich mit uns unter den Baum. Nach einem langen Ratsch und einem ähnlich langen Nickerchen packen wir wieder auf und wollen los, als Conni bemerkt, dass ihr Hinterrad wieder platt ist. Fluchend packen wir wieder ab. Wir opfern einen Schluck wertvollen Wassers, um nach dem Loch zu suchen, können aber absolut nichts finden. Auch im Mantel findet sich kein Hinweis auf eine mögliche Ursache. Frustriert baue ich einen neuen Schlauch in den alten Mantel ein und hoffe, dass das Problem auf wundersame Weise damit gelöst ist. Und das klappt (bis jetzt).

Daniele hat geduldig ausgeharrt und geholfen. Gemeinsam packen wir die Restetappe bis Tata an, die erstaunlich schnell überwunden ist. Im Ort setzen wir uns nochmal auf einen Tee zusammen und tauschen Kontaktdaten aus. Dann radelt er zum Campingplatz, während wir eine Unterkunft ansteuern, die recht teuer, aber schön ist und wieder Abendessen und Frühstück mit anbietet. Kaum da, beschließt Conni, dass sie einen Ruhetag braucht. Da es morgen noch heißer werden soll als heute, bin ich gern einverstanden. Wir vergammeln den Rest des Tages im schattigen Innenhof, und ein leckeres, wenn auch nicht üppiges Abendessen später sind wir reif für’s Bett.

Nach dem Campen sind wir schon morgens etwas staubig!

Anfangs finden sich noch schöne Felsformationen

Die letzten Meter im Schotter, dort unten wartet schon die Teerstraße!

Auch putzige Kamelbabies!

Immerhin gibt es heute Kamele zu sehen!

Es ist heute noch heißer als gestern

Unglaubliches Grün in der Oase!

Endlich: wir sind fast da!

Die letzten Kilometer nach Tata haben wir Daniele dabei

14. Februar

Tiouadou bis Mitten im Nix

48,5km, 642HM

(D)Es ist so schön in Tiouadou, dass wir gern geblieben wären. Aber die Neugier treibt uns weiter, da wir heute einen Tag auf Schotterpiste durch Halbwüste ganz ohne Ansiedlungen vor uns haben. Daher erbitten wir uns zwei frisch gebackene Fladenbrote (natürlich im Preis inbegriffen!), füllen alle Flaschen und den großen Wassersack mit etwa 10 Litern Wasser an der Quelle, und rollen die 3km zurück, die wir gestern am Abzweig vorbei geradelt sind. Dort wenden wir uns wieder nach Osten, und es wiederholt sich der gestrige Morgen, nur ganz ohne andere Touristen: frischer Gegenwind und ein heftiger Anstieg! Es sind zwar nur 3km, aber sie fordern uns heftig! Über ein Dutzend Wellen geht es noch 3km und 70HM weiter, und dann eröffnet sich das weite Tal vor uns, in dem wir den Tag verbringen werden.

Während der ganzen Auffahrt kommen uns Mountainbiker mit Minimalgepäck entgegen. Was gestern nur ein Verdacht war, wird zur Sicherheit: wir sind mitten in das Hauptfeld des Atlas Mountain Race geraten, eines einwöchigen Bergrennens über 1.337km und 21.000 Höhenmeter! Wir feuern die Fahrer*innen frenetisch an. In der folgenden Abfahrt verlassen wir die Strecke leider schon wieder; während wir in die „Ebene“ hinunterrollen, kommt die Rennstrecke aus einer Schotterstraße aus den Bergen.

Noch ein paar Kilometer Asphalt bis zur königlichen Goldmine, dann zweigt links unsere Schotterpiste ab. Sie ist breit und gut ausgebaut, aber dennoch kommen wir jetzt deutlich langsamer voran. Aber wir genießen die Fahrt, den weiten Blick und die Ruhe einer Straße ohne Autos!

Mittags treffen wir dann ein französisches Rentnerpärchen mit Rädern, denen man die Ernsthaftigkeit sofort ansieht. Unser „bisschen“ Gepäck ist lächerlich dagegen. Sie sind vor einem halben Jahr in Straßburg gestartet, sind im Winter durch Spanien gefahren, und wollen in den Senegal. Wir tauschen uns sehr lebhaft aus, plaudern eine halbe Stunde, und dann geht es weiter.

Wenige Minuten später realisieren wir, dass es unterm Plaudern unerträglich heiß geworden ist, und verkriechen uns für zwei Stunden unter einen Baum. Erst nach 15 Uhr fahren wir weiter. Wenig später kommt uns eine Italienerin auf dem Mountainbike entgegen. Sie ist erkennbar völlig am Ende ihrer Kräfte und ihres Wassers. Sie ist aus dem Atlasrennen ausgestiegen wegen körperlicher Probleme. Sie fragt uns nach dem nächsten Laden und der nächsten Unterkunft. Wir geben ihr bereitwillig Auskunft, füllen ihre leere Flasche aus unserem Vorrat und hoffen, dass sie die 35km bis Tiouadou lebend schafft!

Es geht jetzt kontinuierlich bergauf, wenig, aber hartnäckig, obwohl das GPS stets behauptet, es ginge jetzt nur noch abwärts. Irgendwann aber ist der höchste Punkt erreicht, und nun folgen wir einem trockenen Bachbett bergab. Wir suchen jetzt nach einem Platz mit Bäumen, um unser Zelt dort aufzustellen. Aber Bäume finden sich keine. Aber nach 10km entdecken wir einen leichten Zugang in das Bachbett, das uns einen flachen und gut versteckten Platz bietet. Ich baue das Zelt auf, Conni kocht einen Tee nach dem anderen, wir essen den Couscoussalat, den ich während der Mittagspause vorbereitet hatte, und dann liegen wir in der totalen Stille und warten auf die Millionen Sterne, die nach und nach auftauchen.

direkt hinter der Oase Tiouadou beginnt eine trockene, staubige Bergauffahrt

Der Anstieg ist wie so oft schweißtreibend, es ist sehr heiß!

Und schon geht es wieder runter!

Die Abfahrt bietet einen tollen Blick auf die Ebene: unten ist die Goldmine Akka

Wir genießen die letzten Meter Teer und fetzen abwärts

Die nächsten 40km sind Schotterpiste

...mal blüht es auch

Die Strecke ist weniger flach als sie anfangs aussieht

mal ist kaum ein Strauch zu sehen....

Mal wieder Mittagscamp unter dem Arganbaum

Auf dem Weg von Frankreich in den Senegal: nette RadlerkollegInnen!

Nachtcamp im trockenen Flußbett

Es geht abwärts...

....und abwärts!

Könnt Ihr die Hitze spüren?

13. Februar

Tafraout bis Tiouadou

50,5km, 918HM

(D) Nach zwei Ruhetagen sind wir voll motiviert für den kommenden Abschnitt: 19km bergauf, und schon sind wir in die Oase von Ait Mansour. Wir kommen kurz nach 9 Uhr los und rollen in der Morgenkühle sanft bergauf. Nach 7 km zweigt die Strecke nach Südwesten ab und der eigentliche Aufstieg beginnt. 8km mit 7% Steigung im Mittel sind schon kein echter Spaß mehr. Dazu belebt uns aber ein Wind aus Ost, also genau von Vorne, der uns die nächsten drei Tage begleiten wird. Dass ein Wohnmobil nach dem anderen an uns vorbeifährt, die uns begeistert anfeuern, nervt eher, als es hilft. Was hilft ist, dass Conni den Wind unflätig zu beschimpfen beginnt, was eigentlich meine Rolle ist. Also steige ich ein und beginne, den Wind zu verharmlosen oder gar zu loben. Gegen meine Befürchtung schiebt er uns auch auf manchen Passagen von hinten, aber nur, um dann nach der Kehre umso frischer von vorn zu kommen.

Jedenfalls erreichen wir nach gut drei Stunden den höchsten Punkt. Hier treffen wir ein holländisches Rentnerpaar auf E-Bikes, die uns von der anderen Seite entgegenkommen. Wir plaudern angeregt, und sie erzählen unter anderem, dass sie den Zimmerschlüssel aus der Auberge, in der sie übernachtet haben, versehentlich mitgenommen haben. Da wir 3km vor der Auberge abbiegen wollen, übernehmen wir den Job der Schlüsselrückführung nicht, und rollen lieber ins Tal hinunter.

„Rollen“ ist dabei ein Euphemismus für eine stete Abfolge von kleinen, aber bösen Gegenanstiegen. Außerdem will der Blick hinunter in die grüne Oase einfach nicht kommen! Stattdessen fahren wir immer weiter durch ausgedörrte Felslandschaft.

Irgendwann aber kommt die Oase doch, und es ist wie ein Kopfsprung in den Dschungel! Wir radeln unter einem Palmendach, neben uns fließt Wasser, Vögel zwitschern, und wir kommen kaum durch zwischen all den Touristen, die in der Früh an uns vorbei gefahren sind!

Wir machen Stopp am ersten Shop/Café, kaufen Wasser, essen Omelette und trinken Tee. Dabei bequasselt uns ein tatsächlich recht nettes Franzosenpärchen. Kaum wollen wir weiter, stelle ich fest, dass Connis Hinterrad Luft verliert. Das Loch scheint nur klein, und da wir in 5km die einzigen Unterkünfte des Tales wähnen, pumpen wir neue Luft und rollen weiter. Leider handelt es sich bei den Unterkünften um Internet-Phantome. Auch nach intensiver Suche (Conni wandert 20 Minuten die Straße rauf und runter) bleiben sie verborgen.

Daher gibt es eine Planänderung: Da wir uns nicht zum Zelten aufraffen wollen, steuern wir die Auberge an, von der uns die Holländer erzählt hatten. Da zeigt sich der Vorteil, wenn man sich auf Plaudereien mit Menschen einlässt! Im nächsten Ort, in dem der versprochene einzige Laden des Tals ebenfalls abwesend oder gut versteckt ist, finden wir stattdessen ein großes Wasserbecken, in dem sich Connis Reifenloch schnell finden lässt. Ich flicke, während sie die Dorfjugend unterhält, und dann radeln wir zur schönsten und authentischsten Unterkunft der bisherigen Reise: bei einer Berberfamilie bekommen wir ein dunkles Zimmer in einer Lehmhütte, mit einem Gemeinschaftsklo und -Bad ohne fließendes Wasser, für das wir mit einem üppigen Abendessen und Frühstück sowie unbegrenzt Tee 400 Dirham bezahlen, etwa 38€.

Wir kippen uns aus einem Eimerchen Wasser über und waschen uns notdürftig, und dann unterhalten wir uns bis „tief in die Nacht“, etwa bis halb zehn, mit einem Schweitzer Pärchen und dem Neffen des Hauses, der sehr gut englisch spricht und uns viel über das Land erzählen kann.

Abfahrt im Schatten des Morgens

Warten auf die Oase: wann wird es endlich grün?

Marokkanischer Friedhof am Straßenrand

und dann geht es hinein in den Oasentunnel!

Dann kommen immer mehr Palmen

Erste blühende Bäume

Irgendwo hier geht es angeblich zur Unterkunft.... wir finden sie nicht

im weiteren Verlauf wird das Tal flacher und breiter

Die Oase liegt mitten in einem tiefen Canyon aus roten Felsen

Im Hof der Berber-Auberge

Der Blick von der Dachterrasse über die Oase ist traumhaft

11. und 12. Februar

Pausentage in Tafraout

8km ohne Gepäck

(C) Tafraout ist ein kleiner beschaulicher Ort auf einer Hochebene, umgeben von herrlichen Bergen. Im Winter halten sich hier mehrere Dutzend europäische Wohnmobilisten auf, entsprechen groß ist das touristische Angebot. Erstaunlicherweise hat das den Ort noch nicht bis zur Unkenntlichkeit zerstört, vielleicht auch, weil Partytourismus mangels Alkohol eher ausfällt.

Wir entspannen uns. Mal wandern wir zusammen, mal ich alleine durch die wunderschöne Gegend, wir besichtigen Original-Berberhäuser und probieren diverse Cafes und Restaurants, shoppen Gemüse, Gebäck und Teppiche, machen Pläne.

Sonst passiert nicht viel.

Frühmorgentliche Wanderung

Ein altes Berberhaus wurde zu einer Art Museum umgebaut

Hier die alte Küche

Blick vom Balkon in Tanger: Zum Meer

Aussicht vom Dach zurück nach Tafraout

In den Gängen zwischen den Zimmern kann ich fast nicht aufrecht stehen

Wir wandern weiter ins Bergland hinein

Bilder unserer Wanderungen

10. Februar

Tizourgane bis Tafraout

50,5km, 918HM

(D) Alte Reiseradlerweisheit: Jeder Tag ist nicht gleich!

Nachdem ich mich gestern gefühlt am absoluten Limit bewegt hatte und lange Zweifel hatte, ob ich die Etappe schaffen würde, waren meine Bedenken für heute groß. Eine längere Etappe mit mehr Höhenmeter und stärkeren Steigungen klang nicht nach Erholungsprogramm.

Tatsächlich aber lief es heute super. Ob es die frische, klare Luft nach dem nächtlichen heftigen Regen war oder der Sonnenschein nach dem trüben Tag gestern, die Vorfreude auf den Ruhetag nach sieben Tagen auf dem Rad oder der Rückenwind, der uns in den Anstiegen unterstützte, werden wir nie erfahren. Jedenfalls hatten wir einen wunderbaren Radtag durch schönstes Bergland!

Nach dem üppigen Frühstück (das beste und teuerste dieser Reise) rollen wir gegen 10 Uhr aus der Burg, nachdem sich die letzten Regenwolken verzogen hatten. Es geht 5km bergab bis in ein kleines Dorf, in dem wir Kekse und 3 Liter Wasser kaufen, um nicht, wie gestern, mit zu wenig Wasser unterwegs zu sein. Dann beginnt die erste, noch flache, aber gut 10km lange Steigung. Permanent kommen uns Wohnmobile entgegen, die auf der schmalen Straße auf den Schotterstreifen ausweichen müssen, um an uns vorbei zu kommen. Nicht alle sehen das ein. Sie finden wohl, dass man mit einem vollbepackten Fahrrad bergauf viel leichter ausweichen kann als mit einem rollenden Eigenheim. Mehrmals muss ich ihnen stur in der Mitte der Fahrbahn entgegenfahren, was Conni Angstschweiß austreibt, aber immer den gewünschten Effekt hat.

Nach der ersten Kuppe rollen wir fast 2km bergab, und dann folgen 3km mit sanfter Steigung. Dann aber kommt der erste Kilometer mit knapp 9% Steigung. Dem Rückenwind gedankt, kommen wir den noch recht ordentlich hoch. Dann geht es steil hinunter und sofort wieder in den letzten harten Anstieg. Da wir immer weiter nach Süden drehen, der Wind aber weiterhin kräftigst aus West bläst, kann er uns hier kaum noch helfen. Konzentriert drehen wir die Pedale Runde um Runde, und irgendwann ist es geschafft: der höchste Punkt für heute mit 1658HM ist erreicht, und wir haben nur noch 20km bergab nach Tafraout.

Leider führt dieser Teil der Strecke nach Westen, also dem freundlichen Wind genau entgegen. Auf der zunächst steilen Abfahrt macht das noch nicht so viel aus; es schont nur die Bremsen. Aber als es flacher wird, müssen wir bergab treten. Und schließlich geht es kurz vor dem Ziel nochmal fast einen Kilometer bergauf. Das hätte der Körper definitiv nicht mehr gebraucht!

Aber wir erreichen Tafraout, checken beim freundlichsten Concierge Marokkos in unser Hotel ein, duschen und erkunden dann den supersympathischen Ort. Conni macht eifrige Pläne, was sie morgen alles unternehmen will, während ich den Tag auf dem Balkon abhängen werde. Wir kaufen in einer Patisserie fast ein Kilo zuckriges Nussgebäck, gönnen uns ein üppiges, leckeres und günstiges Abendessen, und dann ab ins Bett!

Ein letzter Blick zurück auf die schöne Burg!

Bei Sonne macht Radfahren mehr Spaß!

Der Regen hat aufgehört, alles ist frisch gewaschen!

Hauptattraktion heute: fließendes Wasser!

Heute gibts auch wieder mehr Orte auf der Strecke

Es geht weiter aufwärts im Gebirge

Und es geht abwärts, den Pass hinunter!

Die Ebene auf 1600m Höhe ist ziemlich unbewachsen

Mittagspause am rauschenden Bach

Hier unten beginnt das Ammelntal

Hotel Salama in Tafraout

09. Februar

Ait Baha nach Tizourgane

45,9km,982HM

C) Das war eine harte Gebirgstour! Die letzten 6 Radltage ohne wirkliche Pause stecken uns in den Knochen und Muskeln und die heutige Tour schont uns nicht: Obwohl wir bereits um 8:45 Uhr nach einem kurzen Frühstück aufbrechen, sind wir erst um kurz vor 15 Uhr an unserem Ziel angekommen.

Aber der Reihe nach! Anfangs geht die Strecke noch recht sanft aufwärts, der Belag ist ok, der Wind kaum vorhanden, der Himmel angenehm bedeckt. Relativ bald wird das Gelände schroffer, die Steigungen anspruchsvoller, die Landschaft spektakulärer. Der drohende Regen hängt leider schon tief in den Tälern, die diesige Luft lässt keine gute Fernsicht zu. Aber auch so können wir erkennen, welch wundersame Bergwelt sich hier vor unseren Augen und Rädern erstreckt.

Zum Bewundern der Aussicht kommen wir aber nicht wirklich, weil wir uns ganz schön schinden müssen. Und nach nur 11 km haben wir den ersten Platten der Tour: Daniels Hinterreifen verliert all seine Luft in nur wenigen Sekunden, und da ist es natürlich aus mit einem eventuell vorhandenen Flow.

Daniel flickt fluchend, ich koche Tee. Das Ganze dauert dann doch fast eine Stunde mit allem ab- und wieder aufpacken, der Regen droht derweil noch mehr. Weiter geht’s. Die Beine sind müde und wollen kaum voran. Trotz dichter Wolkendecke ist es ziemlich warm, wir schwitzen. Auf den ersten 35 km gibt es kaum ein Haus und erst recht keinen Laden, die Landschaft ist knochentrocken, es herrscht gespannte Stille, und alles scheint auf den Niederschlag zu warten. Ausgerechnet heute haben wir zu wenig Wasser dabei.

Wir fahren scheinbar endlos an einem Berghang mit relativ mässiger Steigung entlang eines canyonartigen Tales. Manchmal tröpfelt es. Der Wind wird jetzt deutlich stärker, fängt sich in den Seitentälern und scheint aus allen Richtungen zu blasen. Es wird kühler. Wir machen nur kurze Pausen, essen das Nötigste. Bis km 37 geht es bergauf, am höchsten Punkt können wir es kaum glauben, es geschafft zu haben. Jetzt endlich gibt es auch wieder Infrastruktur, und wir trinken in der Hütte einer netten alten Berberfrau einen erfrischenden Minztee, bevor wir zum Endspurt nach Tizourgane in die Speicherburg ansetzen, wo wir uns ein Zimmer gebucht haben.

Unsere Unterkunft ist wirklich spektakulär auf einer Bergkuppe gelegen! Die Burg ist inzwischen nicht mehr dauerhaft bewohnt, es gibt nur den Hotelbetrieb. Die Aussicht von der Terrasse ist sensationell, wegen des aufkommenden Sturmes aber kaum zu genießen. Unser Zimmer ist urig und das angebotene Abendessen lecker und sättigend. Schnell sind wir mit dem Tag versöhnt. Den ganzen Abend und in die Nacht hinein regnet und stürmt es, und wir sind glücklich, zwischen festen Mauern zu schlafen!

Ein grauer Tag, es soll heute noch regnen

Der erste Platten der Tour. Daniel flickt....

....Ich koche Tee!

Blick vom Balkon in Tanger: Zum Meer

Wir fahren am Hang, alle Dörfer sind unten im Tal

Es ist sehr still, die Straße ist kaum befahren

Hinter dem Baum ist ein Rastplatz; man darf quasi alles mitbringen, außer Schafen und Kamelen

Da ist sie, die Burg Tizourgane!

Das Gepäck wird mit dem Lastenkorb befördert

Teepause im Straßencafe

Auf der Burg

08. Februar

Taroudant bis Ait Baha

70km, 529HM

(D) Wir verschlafen. Deshalb kommen wir nach dem Hammerfrühstück, dass wir serviert bekommen, nicht gleich los. Wir kaufen noch Minze für Tee und frisches Fladenbrot, und dann verlassen wir Taroudant auf einer Nebenstraße fast ohne Verkehr. Nach 5km biegen wir in eine größere Straße ein, das Idyll ist etwas gestört. Aber der Wind treibt uns wieder gut an, und so biegen wir nach einer knappen halben Stunde nach Süden in eine Schotterpiste ein. Auf ihr queren wir den Hauptfluss des Tals, was man leider nur an der Wegführung erkennt; das Bett ist knochentrocken! Hier sollte eigentlich der Souss sein, der Hauptfluss des Tales, der hier alles fruchtbar macht. Hier hofft alles auf den Regen, der für morgen angekündigt wird.

Wenig später sind wir zurück auf Asphalt (von sehr wechselhafter Qualität!) und rollen für Stunden auf die Berge des Antiatlas zu. Gegen Mittag ist es soweit, die Straße beginnt zu steigen, und gleichzeitig reißt der Himmel auf, der bisher leicht bewölkt war. Gleichzeit wird auch die Landschaft schöner und wilder: von Agrarland zu steiniger Hügellandschaft. Nach kurzer Zeit sind wir von der Kombination Steigung und Hitze so erschöpft, dass wir uns für eine Stunde unter einen Arganbaum legen und schlafen.

Danach quälen wir uns die 7%ige Steigung hinauf und schaffen auch die letzten 10km bis Ait Baha, einen ursprünglichen Ort, in dem wir die große Attraktion des Tages sind (wie auch schon auf dem größten Teil der heutigen Strecke). Das einzige Hotel nimmt uns für 270 Dirham auf, etwa 25€, das wunderbare, üppige Abendessen kostet uns 120 Dirham.

Die Planung für morgen ist ganz bestimmt von dem großen Sturmtief, das vom Atlantik heute in Portugal angekommen ist und morgen Mittag mit Sturmböen und Starkregen über uns herfallen will. Also planen wir einen frühen Aufbruch und eine Kurzetappe von 45km, allerdings mit ca. 1.000HM!

Hier sollte eigentlich ein großer, breiter Fluss sein! Es ist Regenzeit. Kein Rinnsal

Erste Pause: Wir essen!

Heidelbergzement ist auch hier vertreten!

Ziegen überall: Auf der Straße und im Baum!

Zweite Pause: Wir trinken Tee

Jeder Schatten will genutzt sein!

Ladyfingerkakteen unter Arganbäumen

Der Blick zurück entschädigt für so manchen Schweißtropfen im Aufstieg!

Dritte Pause: Wir schlafen

Die Straßen von Ait Baha sind eher beschaulich

Schön ist es im Antiatlas: Blick von der Hotelterrasse

07. Februar

Oulad Berhil bis Taroudant

48,4km,15HM

(D) Heute hatten wir maximal einen halben Radtag. Nach drei Tagen Schinderei durch die Berge genau das ideale Kontrastprogramm!
Wir können wirklich von Glück sagen, dass wir gestern in Oulad Berhil geblieben sind! Es war ein echtes Erlebnis, in einem Ort zu sein, der mit Touristen nichts anzufangen weiß und uns einfach normal behandelt. Sogar dem Wirt im Hotel waren wir eher unheimlich. Aber auch das Radeln wäre gestern ein Kampf gegen den Wind gewesen in der Hitze des Nachmittags. Heute aber schiebt uns ein solider Rückenweg mit 30km/h dahin, es ist noch angenehm kühl, und so schaffen wir die unattraktive, dicht befahrene Strecke in knapp 2 Stunden.

Taroudant ist schöner als erwartet. Wir mieten uns schon mittags in einen sehr schönen, farbenprächtigen Riad ein und ziehen gleich los die Stadt erkunden. Tee, Kaffee, Obst und Gebäck, alle Angebote sind willkommen. Nach einem Nickerchen machen wir Pläne für die Weiterfahrt, und dann ziehen wir nochmal durch die Gassen und essen auf dem zentralen Platz zu Abend.
Ein schöner Pausentag mit leichtem regenerativen Radeln!

(C) Noch ein paar Worte zu unseren Begegnungen mit den Marokkanern: Wir werden wirklich unfassbar freundlich und wohlwollend hier aufgenommen. Fast jeder, dem wir begegnen und an dem wir vorbeiradeln winkt uns, grüßt, ruft uns etwas zu, feuert uns an. Ganz egal ob Mann oder Frau, jung oder alt, modern oder traditionell gekleidet. Die Kinder laufen quasi immer zusammen, wenn wir stehen bleiben, umringen und bestaunen uns, versuchen ihre Französischkenntnisse loszuwerden, manchmal betteln sie uns auch an, aber müssen dabei auch immer gleich kichern. Heute hat eine Gruppe Frauen auf der Straße mit mir rumgeblödelt, mit Handzeichen und auf arabisch. Eine von Ihnen, deutlich älter als ich, wollte mit mir mitgenommen werden; als ich einladend auf meine Gepäck geklopft habe, hat sie sich scheckig gelacht und auch die ganze Gruppe ist in fröhliches Gelächter ausgebrochen. Insgesamt erlebe ich besonders die Frauen mir gegenüber als sehr neugierig und zugewandt. Ich mag Marokko sehr!

Morgentlicher Tee. Man beachte die Größe der hiesigen Zuckerwürfel

Der Riad Maryam liegt versteckt in einer kleinen Gasse:

Von außen unscheinbar, aber der Innenhof ist wunderbar!

Blick vom Balkon in Tanger: Zum Meer

Abendlicher Blick aus dem Restaurant über den Hauptplatz

Straßenszene in Taroudant

Die Stadtmauer von Taroudant ist nicht überall gut in Schuss

06. Februar

Mouldikht bis Oulad Berhil

66,1km, 709HM

(D) Die Räuber bleiben aus, wir haben eine ruhige, aber sehr kalte Nacht und stehen vor Sonnenaufgang auf. Conni macht Frühstück, Tee und Porridge mit ultrasüßer Erdbeermilch, und ich baue das Zelt ab. Bis wir alles erledigt haben, ist es schon nach neun Uhr, aber die Sonne hat es noch nicht bis zu uns ins Tal geschafft. Also radeln wir dick eingepackt los.

Es gibt nur eine Richtung: bergauf! Mit 7km/h schrauben wir uns Windung um Windung den Pass hinauf. Bald gibt es keine Orte mehr, nur noch die Straße, die aber in einem erstaunlich guten Zustand ist. Das haben wir in Südamerika schon anders gesehen! Nach fast drei Stunden erreichen wir die Passhöhe und ein Gasthaus, in dem wir uns Tee, Saft, Salat und ein Berberomelette gönnen. Es geht noch einmal über einen letzten kleinen Muggel, und dann stehen wir auf der anderen Seite und machen uns an die endlose Abfahrt.

Hier ist die Straße in einem erbärmlichen Zustand, wir eiern um die Schlaglöcher herum. Und wenn wir dachten, dass wir das Erdbebengebiet hinter uns hätten, werden wir eines schlechteren belehrt: kaum ein Haus ist unbeschädigt, wieder breiten sich riesige Zeltdörfer entlang der Straße aus. Es ist schwer auszuhalten!

Nach fast 30km Abfahrt stehen an einer Kreuzung, gefühlt der ersten seit kurz hinter Marrakesch, und jetzt geht es mit 1% Gefälle auf breiter Straße gegen den Wind Richtung Taroudant. Die Landschaft ist eintönig und es gibt keine Orte. Nach 16km erreichen wir Oulad Berhil, und da wir vermuten, dass dies für die nächsten 45km bis Taroudant der einzige Ort mit Unterkünften ist, mieten wir uns in einem kleinen Gasthof ein. Der Ort und das Hotel sind offensichtlich nicht auf Touristen eingestellt. Zu Essen gibt es nichts, daher laufen wir nach dem Duschen ins Zentrum, finden eine Fischbräterei, bei der wir uns für 38 Dirham (3,60€) den Bauch vollschlagen. Auf dem Weg zurück kaufen wir auf dem Markt für 5 Dirham Gebäck, dass wir zum Café au lait im Hotel knabbern. Ein üppiges Abendmahl für fast 6€! Und niemand versucht, uns irgendeinen Schmarrn zu verkaufen!

Aufbruch im Morgengrauen

Aber die Aussicht ist grandios!

Temperaturen noch im einstelligen Bereich

Blick zurück nach unten

Der Straßenbelag hat eine stark wechselnde Qualität, von Schlaglochpiste bis einwandfrei ist alles dabei

Echte Fans:
Metallica in arabischer Schrift!

Der echte Pass mit 2.121HM ohne Gastronomie und ganz unspektakulär....

wir winden uns aufwärts

In der Sonne wird es jetzt langsam warm

...und der Fakepass!

Wir sausen bergab

Das war bis September 2023 ein hübsches Straßencafe

05. Februar

Ouirgane bis Mouldikht

51,7km,929HM

(C) Der Tag beginnt kühl und sonnig, und nach einem extrem leckeren marokkanischen Frühstück brechen wir auf. Es geht erst mal flach entlang des wunderbaren Stausees, an dem auch unsere Unterkunft gelegen war. Die Straße ist vom Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen, die Teerdecke fast nicht vorhanden, immer wieder gibt es frisch gegrabene Umwege, wo Felswände eingestürzt sind. Entlang der Strecke gibt es hunderte Zelte, in denen die obdachlos gewordene Bevölkerung haust. Zwischen eingestürzten Häusern blühen Mandelbäume und pfeifen Vögel, es wird gerade Frühling. Viele Bagger und LKWs sind unterwegs, um den Wiederaufbau voranzutreiben. Relativ früh am Morgen treffen wir auch die ersten anderen Reiseradler, 3 Franzosen mit leichtem Gepäck, die uns bald überholen. Sie wollen heute noch den Pass auf 2140m, den Tizi n Test, erreichen, zu dem wir auch unterwegs sind.

Wir fahren am Fluss entlang langsam aufwärts. Es gibt hier kaum Läden und Cafés, daher sind wir froh, als wir uns mittags unversehens in einem quicklebendigen, relativ intakten Dorf wiederfinden, in dem mehrere Verkaufsstände Grillspießchen anbieten. Wir lassen uns nicht lange bitten und schlagen uns den Bauch voll.

Danach wird es langsam steiler; und heißer! Es ist nur noch sehr wenig Verkehr auf der Straße, meistens Mopeds mit bis zu drei Menschen als Besatzung. Wir werden müder und langsamer. Es ist schon klar, dass wir es nicht mehr bis zum Pass schaffen können, und so sehen wir uns allmählich nach Zeltplätzen um. Und da ist er, der perfekte Ort: an einem kleinen Bach gelegen, zwischen Bäumen und mit flachem Untergrund. Noch während wir anhalten, treffen wir den 5. Radler für heute: Ein Belgier, der gerade vom Pass kommt und bestätigt, dass der Weg heute nicht mehr zu schaffen ist.

Kaum haben wir unser Zelt aufgeschlagen, da werden wir auch schon von der örtlichen Dorfjugend entdeckt. In Windeseile sind wir belagert von erst nur drei, später dann bis zu 10 neugierigen Jungs, die alles anfassen und ausprobieren wollen, und hartnäckig Süßes schnorren. Erst bei Dämmerung hat der Spuk ein Ende, die Jungs ziehen nach Hause und bringen auf ihrem Weg noch einen Mopedfahrer zu Fall.

Mit der Dämmerung ziehen wir uns auch ins Zelt zurück, auf fast 1.500m Höhe wird es nachts zapfig kalt! Ich muss allerdings vorher noch kurz die Badegumpe im Bach ausprobieren, sie ist einfach zu verlockend, und im Halbdunkeln sieht mich keiner. Eisbaden in Marokko. Brrrr!!!

Im Zelt horchen wir noch eine Weile nach draußen: ob vielleicht doch noch echte wilde Räuber kommen?

Morgens am Stausee

Öfter mal fehlt der Teer

Die Straße geht auf und ab, mal hoch über dem Fluß, dann wieder ihm entlang

Blick vom Balkon in Tanger: Zum Meer

Dazwischen wieder blühender Frühling

und viele eingestürzte Gebäude

Mandelblüte überall

Himmlische Ruhe am Zeltplatz

In jedem Dorf gibt es dutzende Notzelte

Mittagessen am Straßenrand

Der Besuch der kleinen Schlingel

04. Februar

Marrakesch bis Ouirgane

64km 922HM

(C) Es ist noch dunkel, als wir kurz vor acht aufstehen, um zu packen. Wir wollen nach dem Frühstück zügig loskommen, weil wir einen heißen Tag erwarten.

Der Stadtverkehr ist eher gemächlich, was aber auch am Sonntag liegen kann. Das Radeln macht Spaß, auch die großen Kreisverkehre sind problemlos zu queren. Wie in den letzten Tagen auch, erleben wir die Marokkaner als wuselige, aber entspannte Verkehrsteilnehmer. Taxis, Mopeds, klapprige Fahrräder und Kutschen quirlen sich in alle Richtungen durcheinander.

Zunächst geht es über breite Prachtstraßen, mit Palmen und schicken Gebäuden. Erst ganz allmählich schleichen sich auch weniger schmucke Läden ein, und nach einer halben Stunde haben wir dann den lauten, stinkenden Stadtrand erreicht, der typisch ist für Großstädte in Schwellenländern. Aber auf der ganzen Strecke haben wir einen schmalen Fahrstreifen zur Verfügung, der nur für Räder und Mopeds reserviert ist.

Sonntag ist wohl auch der Tag des Sports: überall wird Fußball und Basketball gespielt, auch eine Mädchenmannschaft sehen wir und einzelne Jogger, und viele Rennradfahrer radeln in Richtung der Berge (und später am Tag wieder zurück), die uns fröhlich anfeuern.

Erst nach gut zwei Stunden haben wir die Stadt endgültig verlassen, und die Umgebung wird sofort deutlich schöner. Bald darauf beginnt der Anstieg, der sich bis zu einem ersten kleinen Pass auf 1.100m Höhe schleicht. Dann rollen wir in ein grünes Tal hinunter und folgen dann einem kleinen Fluss wieder aufwärts, an dessen Ufer wir mit vielen anderen Menschen unsere Mittagspause machen. Ab Asni befinden wir uns unübersehbar im Zentrum des Erdbebengebiets, in dem im letzten Jahr viele Häuser eingestürzt sind. Überall leben Menschen in Zelten entlang der Straße. Ruinen sehen wir aber nur wenige, der Wiederaufbau ist in vollem Gang.

Hinter Asni erreichen wir dann den höchsten Punkt des Tages mit 1.230m und es geht erst mal wieder kräftig bergab; aber bevor wir in Ouirgane auf knapp 1.000m ankommen, müssen wir noch einen weiteren Anstieg bewältigen.

So ziemlich am Ende der Kräfte erreichen wir die Auberge de Mouflon und bekommen ein ziemlich großes Häuschen im Garten. Eine große Kanne Minztee und ein Nickerchen später gibt’s auch schon Abendessen (im Garten), und dann leihen wir uns vom Wirt einen Heizstrahler und kriechen ins Bett.

Vorstadt: Streunende Hunde wühlen im brennenden Müll

Dann ist es plötzlich vorbei und auch der Teer verlässt uns kurzfristig

Es herrscht dichter, stinkender Autoverkehr

Dann geht es endlich in die Berge!

In Marokko möglich: Auf der gesamten Strecke an der Landstraße gibt es einen Fahrradstreifen

Diese niedlichen Hündchen kreuzen unseren Weg

Rote Felsen mit grünem Bewuchs entlang der Straße...

Ganz oben am Berg thronen kleine Dörfer

Endlich im Atlas!

...und überall weit und breit!

Viele Häuser haben deutlich Erdbebenschäden

Unser tolles Häuschen für eine Nacht

03. Februar

Ein Tag in Marrakesch

Wandern durch die Medina

(C) Unser Zimmer ist so dunkel, dass wir den Sonnenaufgang gar nicht bemerken!

Als der Wecker klingelt, laufen wir schnell auf die schon sonnige, aber noch kühle Dachterrasse, wo uns der nette Hostelwirt das Frühstück serviert. Es ist sehr marokkanisch, mit Teigfladen und irgendetwas, was entfernt an Maisbrot erinnert, ich aber das erste Mal esse. Beides ist lecker und kommt mit allerlei Marmelade, Honig und Erdnussbutter daher. Dazu lecker gewürzten Kaffee und frischen Minztee, schon ist der Tagesstart gelungen.

Nach dem Frühstück wird schnell Wäsche gewaschen, gebloggt, und dann machen wir uns auf in die berüchtigte Medina von Marrakesch mit all den Souks (Märkten) und Plätzen. Wir laufen durch ein unendliches Gassengewirr, vorbei an hunderten Läden, Verkaufsständen, Werkstätten, Museen, Restaurants, Teppichausstellungen, Bettlern…. Immer wieder bedrängen uns Händler, ihre Läden zu besuchen, allerdings bei Weitem harmloser, als ich es befürchtet hatte. In der Medina sind eigentlich nur einheimische Händler und ausländische Touristen zu sehen. Die Einheimischen kaufen und essen ganz offensichtlich woanders. Irgendwann kommen wir auch endlich am großen Platz Jemaa el Fna , dem Gauklerplatz heraus, der in allen Reiseführern vorgestellt wird: Hier gibt es Schlangenbeschwörer, Äffchen, Kutschen, Gaukler, Trommler… jeder will sehr viel Geld für Fotos haben, weswegen wir nicht allzu viele machen. Nach fast 3 Stunden gehen wir erst mal erschöpft zurück ins Hostel und ruhen, bevor wir uns am späten Nachmittag erneut ins Getümmel wagen. Diesmal sind wir schon geübter und finden schönere Gegenden in den Gassen. Wir wagen uns auch in den Zentralen Teppichmarkt und lassen uns dort allerhand zeigen und erklären. Hier im Innenhof, quasi dem Fachhandel, sind die Teppichverkäufer viel ruhiger, entspannter und offener als in den kleinen Verkaufsbuden.

Es ist schon dämmerig, als wir auf dem Rückweg noch in einem Straßenstand zum Essen einkehren. Das Essen kostet weniger als die Hälfte vom gestrigen, ist fast genauso lecker und auf jeden Fall mehr. Zufrieden und mit vollen Bäuchen wanken wir ins Zimmer und bereiten auch schon den morgigen frühen Aufbruch vor: Dann geht es los in die Atlasberge!

Warten aufs Frühstück

Leckere Marmelade mit irgendwas

Dahinter in der dunklen Gasse ist unser Hostel: war gestern nicht leicht zu finden!

Blick vom Balkon in Tanger: Zum Meer

Pause in der Mittagshitze

hunderte Läden in der Medina

Auf der Wanderung durch die Gassen und Märkte

Abendessen auf der Straße

Daniel ist unbegeistert von Schlangenhändlern

02. Februar

Mit dem Bus nach Marrakesch

9km durch den wildesten Verkehr

(C) Es ist warm! Wir frühstücken bei Sonnenaufgang, der hier sehr spät ist, auf der Dachterrasse. Danach geht’s gleich ans Packen, um halb 11 Uhr müssen wir am Busbahnhof sein.

Der Verkehr ist trotz freitäglichem Feiertag kein bisschen weniger wild, aber erstaunlicherweise komme ich damit wunderbar klar, obwohl ich mich normalerweise in diesen Situationen schrecklich fürchte. Aber Fahrradfahrer werden hier als normale, aber schwächere, schützenswerte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen, und die Autos behandeln uns entsprechend rücksichtsvoll. Immer wieder werden wir von Passanten angefeuert, Frauen wie Männer winken und lächeln uns fröhlich zu.

Das Verladen der Räder in den Bus verläuft reibungslos und ohne große Diskussionen, was auch daran liegen könnte, dass wir quasi die einzigen Mitfahrer sind und der Gepäckraum vollkommen leer ist. Außer uns sitzen immer wieder eine Handvoll wechselnde Mitfahrer im Bus verstreut.

Während der 8,5-stündigen Busfahrt passiert nicht viel, erst grüne, dann zunehmend braune Landschaft zieht vorbei, wir schlafen und unterhalten uns, recherchieren und buchen eine Unterkunft in Marrakesch.

Wer den Verkehr in Tanger schon infernalisch fand, wird von der bloßen Steigerung in Marrakesch kalt erwischt. Die 3,5km bei völliger Dunkelheit verlangen volle Konzentration. Trotzdem wird uns nie ein Auto gefährlich. Die Unterkunft zu finden wird noch kurz zur Herausforderung, vor allem, da die Stadt voller Schlepper ist, die Touristen, sobald sie stehen bleiben, belagern und derart zuquasseln, dass einem eigentlich nur die Flucht bleibt. Endlich angekommen, finden wir unser Zimmer zwar sehr klein und dunkel, aber trotzdem gemütlich, und eine schöne, große Dachterrasse entschädigt für so einiges.

Ich bin am Verhungern und gleich nebenan ist ein Restaurant. Ohne groß nachzudenken, gehen wir hinein und schon ist es zu spät: Der Laden ist sehr schön, aber ganz offensichtlich eine vollkommen überteuerte Touristenfalle. Viel zu viele Kellner wollen uns zu 70€-Mends mit Wein und allen Schikanen überreden. Wie lehnen dankend ab, essen a la carte auch noch zu teuer, aber im Rahmen bleibend. Das Essen ist zugegebenermaßen oberlecker! Selten so gut gegessen.

Danach sind wir dann zu müde, um die Stadt noch zu erkunden, und verschieben das Sightseeing auf den nächsten Tag.

Vor unserem Hostel in Tanger wohnt eine Katze mit Kindern im Pappkarton

Ein erster Überblick von der Dachterrasse in Marrakesch

Fertig verladene Räder im fast leeren Bus

01. Februar

Tanger Med nach Tanger

48km, 850Hm

Was für ein erster Tag in Afrika! Bereits gestern abend kam am Schiff die Durchsage, dass wir früher da sein würden als geplant, und tatsächlich werden wir heute Morgen schon um 8:30 Uhr aus den Zimmern gestaubt. Es bleibt dann gerade noch Zeit für Kaffee und Hörnchen, und dann sind wir auch schon auf den Rädern und verlassen das Schiff. Statt der geplanten Ankunft um 14 Uhr waren wir um 10 Uhr im Hafen von Tanger Med, was für uns ganz prima ist, da wir ja noch 45 km bis nach Tanger radeln wollen und uns jetzt ganz viel Tageslicht für dieses Vorhaben zur Verfügung steht! Nach einem kurzen Stopp an der Örtlichen Polizeiwache für Einreisestempel geht es dann schon los, durch die Hafenwirrnisse zum Zoll, der uns aber nur nach eventuell vorhandenen Drohnen aushorcht (sind in Marokko verboten) und ansonsten als harmlos und uninteressant einstuft und weiterschickt.

Bevor wir uns ernsthaft fragen konnten, wo wir jetzt an Geld und SIM-Karten kommen könnten, taucht auch schon aus dem Nichts eine Ansammlung von Buden auf, wo wir das alles in einem Aufwasch erledigen, besorgen und käuflich erwerben können mit Hilfe freundlicher Herren, die die SIM-Karten auch gleich einbauen und aktivieren, und wir radeln los in dem wunderbaren Gefühl, schon allen wesentlichen Einreisestress hinter uns zu haben.

Die Straße nach Tanger, der wir jetzt folgen, ist nur anfangs 4-spurig, zweigt aber bald als harmloses Sträßlein an die Küste ab, der sie in unaufhörlichem Auf und Ab folgt. Einzelne Anstiege bis auf 160m fordern uns heftig, und der steife Ostwind schüttelt unsre Räder teils kräftig durch! Wir machen einen kurzen Stopp zum Obst kaufen, noch einen weiteren zum Füße-ins-Meer-stecken und sind dann nach ca. 3,5 Stunden endlich am Stadtrand von Tanger angekommen.

Da es noch früh am Mittag ist, beschließen wir, gleich mal die Busfahrt nach Marrakesch für den morgigen Tag klar zu machen. Also auf zum Busbahnhof durch den fettesten Stadtverkehr! Das erledigt, bleibt vor dem Entspannen nur noch die Buchung einer Unterkunft. Auch das ist schnell geschafft, wir queren erneut die halbe Stadt bis zum Tangier Hostel mitten in der Medina, beziehen dort ein wunderbares Dachzimmer mit eigener Terrasse und Blick aufs Meer und streunen dann nach zuckersüßen Minztee mit Blick auf den Fischereihafen, und für die morgige Busfahrt kaufen wir auch noch jede Menge Proviant ein. Wir verlaufen uns so gründlich, dass wir plötzlich wieder vor dem Hostel stehen! Dort beschließen wir den Abend mit noch mehr Minztee auf der Terrasse und hören den Muezzins beim Rufen zu.

Da sind wir schon eine Weile gefahren: Blick zurück in den Fährhafen Tanger Med

Die Sonne scheint, das Fahren macht Spaß!

Marokko ist erstaunlich grün

Blick vom Balkon in Tanger: Zum Meer

....und nach unten!

...in die andere Richtung...

Hier gibts Tee mit Aussicht auf die Burg

Auf dem Stadtrundgang durch Tanger

30. Januar bis 1. Februar

Auf dem Schiff nach Tangir

Wir sollen 4-5 Stunden vor der Abfahrt des Schiffes da sein und einchecken hat es geheißen. Wir stehen also brav um 7:30 Uhr noch relativ unausgeschlafen vor dem Terminal und es passiert: NIX. Einchecken: noch nicht möglich, durch die Sicherheitskontrolle gehen: noch nicht möglich. Wir besorgen uns also erst mal Kaffee und Hörnchen und warten und warten... dabei war es im Bett so gemütlich!

Erst um kurz vor 10 Uhr werden wir dann völlig unkontrolliert durch die Sicherheitskontrolle gewunken und dürfen den langen Weg im Hafen zu Schiff antreten. Wir müssen uns dann verblüffenderweise in der Autoschlange anstellen, das ist neu, bisher wurden wir auf Fähren immer als Fußpassagiere behandelt. Ich hake in der Wartezeit dann doch noch mal beim Wachpersonal nach: sollte es nicht doch noch einen CheckIn geben? Jaja, sagt der Angesprochene, da drüben in dem gelben Gebäude. Aha. Danach haben wir zwar schon 5x gefragt, und immer gehört, brauchts nicht, aber jetzt eben doch. Einchecken und Passkontrolle geht aber erfreulicherweise ziemlich reibungslos.

Derweil hat sich die Autoschlange vor der Fähre auch schon fast aufgelöst und wir dürfen endlich aufs Schiff. Unsere Suite ist geräumig und gemütlich und durch 2 große Fenster scheint die Sonne aufs Bett. Nach einem ausgiebigen Picknick mit mitgebrachten Käse, Brot, Gemüse und Eiern legt das Schiff auch schon ab, und wir erholen uns von den Reisestrapazen und pennen uns erst mal in Ruhe aus. Und auch den Rest des Tages tun wir erst mal ganz gemütlich gar nichts!

Der Mittwoch vergeht dann mit auch nicht viel: Ein bisschen am Blog arbeiten, viel Essen, noch mehr Schlafen, Lesen und etwas in der Sonne sitzen (leider ist es aber immer wieder bedauerlich trüb) dabei aufs Wasser oder die ferne Küste gucken. Das lässt sich aushalten!

Im Hafen von Genua

Und im Zimmer ist es saugemütlich!

an der Küste von Spanien ist es deutlich wärmer!

29. Januar

Anfahrt nach Genua

ca. 4,0km durch München und an Gleisen entlang

Bahn-Streik oder nicht Streik? Zug oder Bus fahren? Die letzten Tage waren ein eher nervenaufreibendes Hin und Her....
Letztendlich fährt unser gebuchter Zug nach Italien doch, aber erst ab Innsbruck statt ab München. Wir entschließen uns, den Flix-Bus abzusagen, in München zu übernachten und uns von dort in aller Früh nach Innsbruck durchzuschlagen. Ulrike holt uns auf der Durchreise mit dem Auto in Regensburg ab (vielen, lieben Dank!) und wir dürfen auch bei ihr in München im Gästezimmer schlafen (noch mehr Dank!). Um 4 Uhr in der Früh heißt es dann auch schon aufstehen und weiter geht es: mit nur 2 Zügen schaffen wir es tatsächlich überpünktlich nach Innsbruck, Fahrradmitnahme ist problemlos, nur stellenweise ist es etwas eng.
Im gebuchten EC 81 endlich angekommen, setzt erstmals so etwas wie Entspannung ein! Wir haben es geschafft! Zwischendrin habe ich ernsthaft gezweifelt!
Auch die weitere Fahrt mit allen Umstiegen in Verona und Mailand verläuft ab jetzt problemlos: Die Züge sind nicht überfüllt, die Einstiege ebenerdig, die Aufzüge zwischen den Gleisen gerade noch groß genug für unsere Räder mitsamt Gepäck. Und in Genua finden wir unser Hotel auch schon nach relativ kurzer Suche.
Das Hotel Brittania in absoluter Bahnhofsnähe kann ich eigentlich nur als tollen Geheimtipp bezeichnen: liebevoll gestaltet, supernettes Personal, sauber, leise, bezahlbar und großes Zimmer: mehr wünschen wir uns nicht. Gleich nebenan gibt es leckeres Essen, und um 21 Uhr sind wir dann auch schon im Bett verschwunden!

Daniels geordnete Reisevorbereitung...

...gegen mein Chaos!

auf dem Weg nach Innsbruck um kurz vor 5 Uhr morgens

Und schon sind wir im EC in Italien!

Im Hotel Brittania in Genua: mal ganz anders unterkommen!

Marokko 2024

1/31/202481 min read