14. April

Villanueva bis Stausee bei Villar del Rey

102,0km, 602HM

Wir frühstücken im Café, da unsere Unterkunft kein Frühstück anbietet. Danach geht es wieder auf die Straße. Der Weg ist relativ flach, mit kleineren Hügeln. Wir kommen gut voran, machen eine Picknickpause am Straßenrand nach 40 km und erreichen die Stadt Badajoz zur besten Siestazeit um 14 Uhr. Dort machen wir Pause bei Wein, Bier und Snacks und scannen noch mal die Lage bei den Unterkünften. Aber es schaut düster aus: In Badajoz tobt schon der touristische Osterbär, Zuschauertribünen für das Osterspektakel werden errichtet. Das billigste Zimmer liegt im Industriegebiet, hat extrem schlechte Bewertungen und kostet fast 100€. Ich weigere mich. Im nächsten Dorf, 30km entfernt, ist ein Gasthaus ohne Internetbuchungen, von dem ich hoffe, dass es noch freie Zimmer hat.

Der Weg dorthin führt in den ersten 5 km über mehrere Schnellstraßen, und ich befürchte Schreckliches, werde aber eines Besseren belehrt: Unser Weg ist wunderschön, führt entlang von Schotterpfaden durch wilde Sumpflandschaft und leitet uns gelegentlich via Unterführung unter den gefürchteten Autotrassen hindurch. Idylle inmitten des urbanen Gebiets. Die letzten Kilometern vor Villar del Rey, wo wir über Nacht bleiben wollen, werden dann noch zäh: Der Wind ist gegen uns, wir sind müde und bang, dass wir nicht unterkommen. Auf einem Rastplatz überlegen wir kurz, wild zu zelten, fahren aber dann doch noch die letzten km ins Dorf. Dort kommt es, wie befürchtet: Das eine Gasthaus ist ausgebucht, das andere geschlossen. Uns bleibt nur das Zelt.

Mit letzter Kraft schleppen wir uns im schwindenden Tageslicht zum nahen Stausee und schlagen dort auf einem versteckten Hügel unsere Stoffbehausung auf. Eigentlich superschön hier! Wir knuspern all unsere Wurst-Käse-Oliven-Brotreste auf und schlachten dann noch eine Tüte Pistazien. In der Dämmerung vor dem Zelt ist es super friedlich. Danach singen uns zwei Nachtigallen in den Schlaf. Sonst ist hier nichts zu hören.

Sogar in der Extremadura können sie sich breite Rad-Fußgängerbrücken leisten

Auf diesem Bild sind dutzende Schildkröten zu sehen

Idyllischer Weg zwischen diversen Schnellstraßen

13. April

Vila Verde de Ficalho bis Villanueva

63,3km, 756 HM

Heute geht es wieder nach Spanien und wir freuen uns darauf, uns wieder verständigen zu können. Nach einem reichlichen Frühstück im Dorf, direkt neben unserer Unterkunft, brechen wir auf und radeln gegen den bereits aufkommenden Wind nach Norden. Anfangs ist der Himmel noch bedeckt, aber es kommt immer mehr die Sonne raus und ich kann endlich wieder in kurzen Hosen radeln! Auf den 40 km bis zur spanischen Grenze müssen wir noch einiges auf und ab bewältigen, aber mit den in Europa üblichen moderaten Steigungen stellt uns das vor kein großes Problem. Die Grenze ist offen, keine Kontrolle, kein Vorzeigen von Impfpässen; nur die Zeitumstellung auf dem GPS-Gerät und ein kleines Schild auf einem Gebäude weisen auf den Länderwechsel hin. Wie in „alten“ Zeiten!

Wir picknicken heute mal wieder am Wegesrand, der portugiesische Käsevorrat muss schließlich auch mal gegessen werden! Landschaftlich ändert sich nicht viel: die sanften Hügel bleiben, ebenso die Blütenpracht, die vielen Storchennester und die Olivenhaine. Nur ganz allmählich wird die Landschaft offener und weiter.

Als wir gegen frühen Nachmittag in Villanueva ankommen, um eine Pause zu machen, liegt das Städtchen im Tiefschlaf. Siesta! Noch nicht mal die Cafes haben offen. Das sich Ostern nähert, und alle Spanier das lange Wochenende zum Verreisen nutzen, checken wir vorsichtshalber, was an Unterkünften in den nächsten 25 km verfügbar wäre. Das Ergebnis der Recherche ist ernüchternd: Nichts! Und das auch noch sauteuer. Da das Hostal hier in Villanueva aber noch letzte freie Zimmer hat, beschließen wir kurzfristig, es für heute gut sein zu lassen. Schließlich haben wir die über 100km von gestern noch in den Knochen!

Wir beziehen unser spontanes Domizil, kochen auf der Terrasse leckere Nudeln und machen noch einen langen Dorfrundgang. Vorsichtshalber versuchen wir über die Osterfeiertage unseren Weg vorzubuchen. Das gelingt uns für das Fernziel Caceres, für die nächste Nacht ist nichts Bezahlbares aufzutreiben, egal, wo wir schauen. Wir hoffen einfach, auf dem Weg noch spontan etwas zu finden.

Letzte Flussquerungen in Portugal

Frühling auf der Wiese!

Es ist noch relativ früh am Morgen

Schafe, nehmt euch in Acht vor diesem Zaun!

Alternativer (Bio-)Antrieb

Die Plaza vor unserem Hostal

Meine Kochnische auf der Terasse

Dort drüben ist Spanien

Der Unterschied ist kaum zu erkennen

und bringen sie zum Bach.

Rund um Utas Anwesen in Portugal: Das Okamanjahaus

Im Teich sind zu viele Frösche:

Daniel und Billie fangen die Hälfte ein

Uta und Billie beim Nachmittagsspaziergang

Es geht schon mal steil den Berg runter!

Am Aussichtspunkt: Ganz hinten sieht man das Meer.

Strandspaziergang

mit Flamingos

Die ist echt mal fett!!! Den ganzen Tag sitzt sie reglos im Teich und nachts geht sie spazieren!

7. April

Ayamonte bis Okamanjahaus

52km, 617HM

Der Tag beginnt mit der Bootsfahrt über die Grenze nach Portugal. In einem kleinen Kahn schippern wir in drei Minuten über den Rio Guadiana nach Vila Real de San Antonio. Von dort radeln wir als erstes ans Meer, weil Conni ihre Füße ins Wasser halten will.

Dann geht es auf einer kleinen Straße parallel zum Meer bis nach Tavira. Leider ist die Straße intensiv befahren, und wir scheinen allen Autos im Weg zu sein. Jedenfalls hupt uns gefühlt jedes zweite Auto an in der Hoffnung, wir würden dadurch verschwinden. Von Tavira biegen wir ins Land ein, und nun geht es in Wellen 25km in die Hügel hinauf. Die Straße ist klein und kaum befahren, wir genießen die Ruhe nach der hektischen Küstenstraße. In einem kleinen Lokal gönnen wir uns eine Portion Calamares, die leider aus der Tiefkühltruhe kommen.

Von Sao Brás geht es nochmal heftig bergauf, und am Ende der Straße erreichen wir dann das Okamanjahaus, in dem wir drei Tage faulenzen wollen, bevor wir uns auf den Weg nach Deutschland machen. Hier empfangen uns Uta, unsere Gastgeberin, und mein Sohn Lennart, der mit seiner Freundin Lisa schon hier ist und auf uns gewartet hat. Auch Lisas Eltern, Petra und Peter, sind hier, die ich noch aus der Zeit kenne, bevor sie nach Portugal ausgewandert sind. Sie laden uns für den Abend zu sich auf die Terrasse ein. Als wir dort ankommen, präsentieren uns Lennart und Lisa die Nachricht, dass sie ein Kind erwarten. Diese wunderbare Nachricht ist der Auftakt zu einem langen und fröhlichen Abend!

Ein Schiff wird kommen

Und da ist auch schon das erste Storchennest am Dach. Leider duckt sich der Storch gerade!

und uns nach Portugal bringen.

Ich muss natürlich gleich ans Meer fahren

Strandblumen

Am Nachmittag stellen wir die Räder vor dem Okamanjahaus ab.

6. April

Huelva bis Ayamonte

67,7km, 421HM

Gegen zehn Uhr (in peruanischer Zeit noch Nacht) brechen wir auf. Nach nur 1,5km stehen wir an einer Autobahnbrücke über einen Meeresarm. Die parallele Fußgänger- und Radfahrerbrücke ist wegen Arbeiten leider gesperrt. Ein freundlicher Jogger spricht uns an und sagt uns, dass uns die Guardia Civil über die Autobahn geleitet, wir müssen ihnen nur Bescheid sagen. Er weist uns den Weg, und wir finden auch bis zu ihrer Wache. Allerdings ist von Geleitschutz keine Rede, im Gegenteil. Sie erklären uns, dass wir halt 20km ins Land hineinradeln müssen bis zur nächsten Brücke, haben kein Verständnis dafür, dass wir das nicht wollen, kündigen an, dass sie schauen werden, ob wir versuchen, über die Autobahnbrücke zu fahren, und drohen uns mit hohen Strafen. Fluchend rücken wir ab.

Der angekündigte schöne Weg am Wasser entlang ist wirklich hübsch und vor Allem verkehrsarm; aber mehrmals müssen wir die schweren Räder durch tiefe Gräben wuchten, wo eine Brücke fehlt. Als wir nach 1,5 Stunden in Gibraleón ankommen, sind wir einigermaßen genervt. Da helfen ein paar Tapas, Orangensaft und Kaffee! Wir entdecken im Google einen Weg entlang einer alten Bahnlinie, von dem einer der Polizisten gesprochen hatte, und folgen ihm fast 10km, bis er so eingewachsen ist, dass mit dem Rad kein Durchkommen mehr ist. Der Weg ist so schön, dass wir mit dem Umweg fast wieder versöhnt sind.

Der Rest, gute 40km entlang einer viel befahrenen Straße, macht dann weniger Spaß. Wir sind von zwei Nächten mit kaum Schlaf ziemlich ausgelaugt, und so braucht es viel Konzentration und Durchhaltevermögen, um bis nach Ayamonte zu kommen. Hier gefällt es uns allerdings sofort sehr gut! Wir fahren gleich zum Hafen und checken die Fährverbindung nach Portugal (4,60€ für uns und die Räder!), gönnen uns dann einen Kaffee auf der Plaza, und checken anschließend in einem wunderschönen Zimmer in einem alten Kloster ein. Duschen und ab ins Bett! Fast vier Stunden später werden wir wieder wach, überlegen kurz, stehen dann aber doch auf und gehen noch in den Ort zum Essen. Wir finden eine Kneipe mit tollen Tapas. Der Wirt warnt uns, und so specken wir von geplanten sieben auf fünf Tapas ab, die wir auch wirklich schaffen (wenn auch nur knapp) und investieren das gesparte Geld in Wein. Glücklich wanken wir dann die 150m zurück in unser riesiges schönes europäisches Bett!

Auspacken im Morgengrauen

Der Umweg, den die Polizei vorschlägt ist in Teilen ganz schön weglos....

Erst gegen späten Vormittag sind wir fertig

Gibraleon: Hier stärken wir uns mit Tapas!

Danach wird es richtig schön:

Über schöne Eisenbahnbrücken....

Und hier geht nix mehr weiter!

...entlang guter Schotterstraßen...

Hier wird der Weg schon schwieriger!

Manchmal ist es fast wie in Südamerika

In Ayamonte angekommen sind wir vor allen sehr, sehr müde

04. bis 06. April

Heimreise nach Europa

Von Arequipa über Lima und Madrid nach Huelva

Als es dann endlich soweit ist, klappt alles reibungslos. Unser Taxi ist früh da, der Wirt verlädt unsere Räder und das Gepäck. Die Fahrt durch die morgentliche Stadt ist chaotisch, mit „Abkürzungen“ über Schotterwege; aber wir kommen wohlbehalten am Flughafen an, wo uns ein superfreundlicher junger Mann unser Gepäck und die Räder für uns eincheckt. Der Flieger geht pünktlich los, wir haben super Plätze am Notausgang mit ganz viel Beinfreiheit, und kommen wohlbehalten in Lima an.

Dort haben wir dann viele Stunden Zeit, bis wir endlich für den Flug nach Madrid einchecken können. Da wir nicht sicher sind, ob das Reisebüro unsere Räder angemeldet hat, und weil mein Radkarton so riesig ist und über 30kg wiegt, sind wir nervös. Aber es läuft alles völlig entspannt ab, ein sehr netter Mensch am Schalter braucht lange, bis er sich entschließen kann, uns 100$ für den Radtransport abzunehmen. Da wir auf dem Hinflug schon nichts bezahlt haben, sind wir sehr kooperativ, und wenig später sind wir in der Luft und das Abenteuer Südamerika damit endgültig zu Ende! Nach einer Filmnacht mit wenig Schlaf (leider haben wir hier keine Beinfreiheit!) kommen wir in Madrid an.

Lange Wanderung bis zu einem Gepäckband, auf dem unser Gepäck nicht kommen will. Dann finden wir das Sperrgepäckband, und während Conni schon auf der Jagd nach einer offiziellen Person ist, die sie nach dem Verbleib unserer Sachen fragen kann, kommen hier die Räder aus den Katakomben, und zurück am anderen Band drehen unsere Seesäcke schon ihre Runden. Dann ewiges Schlange stehen für die Einreise, bei der wir unsere Impfpässe nicht zeigen müssen, und dann gibt es endlich einen spanischen Kaffee!

Mittlerweile sind wir über 24 Stunden unterwegs, und das merkt man. Eine freundliche Dame am Infoschalter hat zunächst keine Ahnung, erst beim zweiten Nachfragen erkundigt sie sich aber für uns, dass der Bus nach Huelva, mit dem wir weiterfahren wollen, am Terminal 1 abfährt. Wir beladen den Shuttlebus mit unserem Zeug und finden am Terminal 1 auch die Bushaltestelle. Allerdings dauert es noch sechs Stunden bis zur Abfahrt. Wir suchen uns ein Eckchen, in dem wir abwechselnd ein Wenig schlafen, wir essen und trinken mehrmals, und sind dann sehr glücklich, als der Bus tatsächlich pünktlich ankommt und der Fahrer uns ohne Murren erlaubt, unsere Räder in seinen Bus zu laden.

Und so vergeht die nächste Nacht mit einer Rotwein-und Kaffee-Pause, und pünktlich am nächsten Morgen gegen halb acht – kurz nach Mitternacht peruanischer Zeit – packen wir in Huelva unser ganzes Habundgut aus. Es dämmert gerade und ist kalt. Conni beschafft erst mal Hörnchen und Kaffee, und ich verziehe unsere Sachen an einen Ort, an dem wir die große Ausundumpackaktion starten können: Räder auspacken und zusammenbauen und alle unsere Sachen aus den zwei Seesäcken wieder auf je fünf Packtaschen umverteilen. Als wir fertig sind, ist mein Vorderreifen platt. Also ausbauen, Loch suchen und flicken, den Dorn finden und aus dem Reifen entfernen und alles wieder zusammenbauen. Das alles mache ich irgendwie in einer Wolke aus Schlafmangel, und ich frage mich, ob es sicher ist, in diesem Zustand Fahrrad zu fahren; aber was sollen wir sonst machen?

Unsere zerbrechlichen Fahrräder sind wohlverpackt!

Flughäfen sind einfach so schön!

Europa

4/16/202211 min read