23 und 24. März

Copacabana

Der letzte Grenzübertritt in Südamerika steht vor der Tür, und nach der Erfahrung aus La Quiaca sind wir skeptisch. Also geben wir uns nicht mit Internet-Recherche zufrieden, sondern radeln die acht Kilometer bis zur Grenze. Hier lernen wir, dass wir wohl nur Pass, Impfnachweis und ein ausgefülltes Onlineformular brauchen, und erstmals keinen PC-Test. Erleichtert machen wir uns auf den Rückweg, auf dem mich leider ein platter Reifen ausbremst, der Erste seit November. Wir hatten noch erwogen, das Flickzeug mitzunehmen, waren aber zu faul zum Auspacken der Luftpumpe gewesen. Dafür muss Conni jetzt büßen, indem sie die 3km hin und her radeln muss, während ich im Grünen auf sie warte. Den restlichen Tag verbummeln wir dann im Ort, steigen auf den Kalvarienberg, besichtigen die mächtige Klosteranlage und planen für den nächsten Tag einen Ausflug auf die Isla del Sol.

Um auf die Isla del Sol zu kommen, müssen wir mal wieder früh aufstehen. Das Boot geht um 8:30 Uhr und warum es für die kurze Strecke fast 2 Stunden braucht wird uns gleich klar, als wir an Bord sind: Wir kriechen im Schneckentempo über den See! Leider ist das Wetter am Morgen nicht so toll und so macht die Hinfahrt auf dem wankenden Gefährt keinen großen Spaß.

Auf der Insel setzt sich dann dem Namen gemäß doch die Sonne durch und wir machen uns an den Aufstieg. Uns bleiben 5 Stunden bis zur abendlichen Rückfahrt, das reicht knapp um ans andere Ende zu wandern. Unsere Befürchtung, im Touristenrummel zu wandern, bewahrheitet sich nicht: Wir treffen kaum andere Menschen auf unseren einsamen Ausflug auf dieser wunderbaren Insel und haben die Natur und den herrlichen Wanderweg ganz für uns alleine! Wir verlaufen uns ein bisschen, was aber nicht weiter schlimm ist. Am Rückweg kehren wir in ein nettes Garten-Cafe mit Traumblick über eine Bucht ein und genießen bei leckeren Pancakes die Aussicht.

Die Rückfahrt sorgt noch mal für eine kleine Verstimmung: Statt aus dem Hafen direkt nach Copacabana zurückzufahren, sammelt unser Boot noch eine verbummelte Gruppe von eher trägen Touristen an einer entlegenen Ecke der der Insel ein; wir müssen auf dem Boot noch ausharren, bis sie ihre Mahlzeiten im Restaurant fertig genossen haben. Auf dem Deck in der Sonne liegend lässt sich das aber eigentlich ganz gut aushalten.

An Land heißt es dann wieder packen und Abschied nehmen von Bolivien! Wir gehen ein letztes Mal Essen und fragen uns, wie es wohl in Peru werden wird.

Erst die Arbeit: Radflicken auf dem Rückweg von der Grenze

Copacabana von oben

Dann das Vergnügen: Wir steigen auf den Stadtberg

Auf den ersten Meter sind noch andere Touristen zu sehen

Macht aber gar nix: Ist auch hier sehr schön!

Am Horizont sind andere Menschen. Die einzigen, die wir unterwegs treffen.

Die Isla del Sol ist aber durchaus bewohnt.

Über herrlichen Buchten gibt es einige Cafes und Restaurants. Auch wir kehren ein.

Pancakebreak at the Titicacalake

Die Rückfahrt: Auf dem Sonnendeck lässt es sich aushalten!

Aber schon bald haben wir die Insel für uns alleine!

Wir verlaufen uns ein bisschen: Eigentlich wollten wir hier gar nicht her

Oben am Berg können wir der Jungfrau allerlei Kerzen anzünden.

Auf dem Rückweg besuchen wir auch noch dieses alte Kloster

Die Inkatreppe auf der Isla del Sol

22. März

La Paz über Tiquina nach Copacabana

43,1km, 865HM (plus 105km, 833HM mit dem Bus)

Heute wird mal wieder früh aufgestanden nach den letzten trägen Tagen! Nach einem kurzen Frühstück machen wir uns auf den mühsamen Aufstieg zum Bus, die Abfahrtstelle liegt nur 2,9km, aber gut 300HM über unserer Unterkunft!

Auch diese Busfahrt klappt unkompliziert und reibungslos, auf der Fahrt haben wir tolle Panoramasitze ganz oben vorne und schwatzen lebhaft mit dem älteren Ehepaar, das neben uns sitzt. Der Senor, der wohl Lehrer war, weiß viel über Geschichte und Landschaft hier zu erzählen.

In Tiquina überquert der Bus einen Arm des Titicacasees auf einer schwimmenden Plattform, extrem abenteuerlich! Dafür müssen alle Passagiere aussteigen, sie setzen für 2 Bolivianos in einem kleinen Boot über. Von hier aus wollen wir mit dem Rad weiterfahren. Der See ist herrlich und wir freuen uns schon auf die Fahrt! Endlich wieder!

Also aufgepackt und los geht‘s! Von hier aus geht es mal hoch, also noch höher. Das Seelevel ist über 3.800m, der Titicacasee ist das höchste schiffbare Gewässer der Welt. Wir schuften uns im Laufe von 28km in Wellen noch auf insgesamt 4.262m rauf. Aber es ist aller Mühen wert: Von quasi jedem Meter haben wir Traumausblicke auf beide Seiten der Halbinsel, auf der wir uns jetzt befinden. Die Sonne lässt den See tiefblau glitzern, es ist warm, es ist wunderbar ruhig, es riecht gut. Fahrradfahren ist für uns die beste Art des Reisens, das wird uns wieder mal klar!

Die letzten 12km bieten dann eine rasante Abfahrt nach Copacabana, einem netten kleinen Wallfahrtshafenort, nach dem übrigens der berühmte Strand in Rio benannt ist. Nicht umgekehrt.

Wir haben Superglück mit der Unterkunft: Eine nette kleine Hütte mit Badezimmer und Seeblick aus 3 großen Fenstern. Der Ort ist 500m zu Fuß entfernt, dahin machen wir uns im Sonnenuntergang noch auf zum Abendessen, danach bin ich dann schon fast bettreif. Höhe macht müde.

In Tiquina steigen wir aus dem Bus und fahren mit der Personenfähre...

Der Reisebus braucht etwas länger

...auf die andere Seite. Dort werden wir freundlich begrüßt.

Auf über 3800m bleibt einem aber gerne mal die Luft weg!

Im Garten grasen Alpakas

Und auch Hundewelpen toben übers Gelände!

Der erste Blick auf Copacabana

In diesem Häuschen schlafen wir die nächsten drei Nächte

Endlich wieder radeln! Es geht nach oben.

Und immer weiter rauf!

Der Ausblick ist immer herrlich!

19 bis 21. März

La Paz

Über die Busfahrt kann man zweierlei sagen: Es hat alles reibungslos geklappt, und die Passage durch die Berge ist auch aus dem Busfenster so schön, dass wir beide an der Scheibe kleben und uns ausmalen, wie es beim nächsten Mal sein wird, wenn wir hier mit dem Rad entlangfahren. Es geht allerdings ziemlich weit nach oben, deutlich über 4.500m. Wir kauen diesmal auch im Sitzen Koka.

La Paz ist der Hammer! Der erste Anblick der Stadt in einem riesigen Kessel haut wahrscheinlich jeden um. Wir können uns kaum sattsehen. Vom Busbahnhof aus radeln wir noch etwa 2 km durch ein riesiges Gewurl aus Menschen, Autos, Bussen, Essens- und sonstigen Verkaufsständen zu unserer Unterkunft in der Altstadt. Die Posada de Abuela ist sehr schön, leider sind die Zimmer etwas dunkel, aber dafür geräumig und gemütlich. Wir machen uns gleich im letzten Tageslicht auf, die Stadt zu erkunden, wandern über Plätze und durch Gassen, lassen uns in diversen Läden beschwatzen, doch Tücher, Teppiche, Schmuck oder allerlei Tand zu kaufen, bevor wir uns in einer gemütlichen Pizzeria niederlassen und den Tag ausklingen lassen. Leider schleppen wir noch immer beide unsere Magenprobleme mit uns rum, was uns während unseres Aufenthaltes in La Paz einen Gutteil der Energie raubt.

Der nächste Tag ist geprägt davon, dass wir mit den hier weitverbreiteten Gondeln ganz nach oben fahren, die Aussicht genießen und dann runterlaufen. Das hört sich nicht so spektakulär an, aber ein Abstieg von 600Hm dauert so seine Zeit. Der Muskelkater in den Waden begleitet mich danach noch 3 Tage! Auf halbem Weg nach unten werden wir von einer Großfamilie eingeladen, mit ihnen zu trinken und zu feiern. Erst nach einem großzügigen Becher rosafarbenem sektähnlichem Gebräu und gefühlt 50 Selfies mit allen Familienmitgliedern dürfen wir weitergehen.

Abends kommt das absolute Highlight: Wir treffen unsere venezolanischen „Kinder“ wieder, die schon seit einer Woche in der Stadt sind. Wir verbringen vier Stunden zusammen in einem indischen Restaurant und tauschen Erfahrungsberichte aus. Ein wunderbarer Abend!

Der nächste Tag ist dann schon wieder den Erledigungen gewidmet: Busse nach Tiquina (in Richtung Titicacasee) checken, stundenlange Stadtwanderung inklusive, danach einkaufen, sortieren, packen.

Unsere Straße mitten in La Paz

Nicht weit von uns ist die Haupt-Plaza mit der üblichen Kathedrale

Unsere Unterkunft im Kolonialstil

insgesamt dürften es ungefähr 6000 Stufen gewesen sein

La Paz mit seiner Kessellage ist sehenswert!

Eine kleine Hängebrücke auf dem langen Abstieg

Wir fahren mit der Gondel ganz nach oben

Ein bisschen Höhenangst ist mit dabei!

und dann laufen wir alles wieder runter!

18. März

Cochabamba

5km durch die Stadt

Und wieder gibt es viel zu tun: Eine möglichst gute Radwerkstatt finden, meine Telefonkarte verlängern, die Busse nach La Paz checken, da wir die Strecke nicht radeln wollen, Wäsche waschen etc. Wir sind also den ganzen Tag beschäftigt.

Die Radwerkstatt, die ich im Internet herausgesucht habe, erweist sich gleich als Volltreffer. Zwei superengagierte vertrauenserweckende junge Männer versprechen, alles bis nachmittags um 16 Uhr zu erledigen, was auch genau so passiert. Am Nachmittag erhalte ich mein Rad mit nagelneu eingespeichter weißer Hinterradfelge zurück.

Der Rest der Erledigungen lässt sich prima mit einer Stadterkundung kombinieren, so komme ich auch noch dazu, den größten Straßenmarkt Südamerikas zu besichtigen und auch sonst viel von der Stadt zu sehen, während Daniel mal wieder mit flauem Magen im Bett steckt. Ich liebe die quirlige Fröhlichkeit und das rege Treiben in den bolivianischen Straßen, trinke Saft, kaufe an den Ständen einige benötigte Dinge ein, lasse mich treiben.

Abends gönnen wir uns noch eine Pizza und hoffen, dass die Verdauung hält.

Cochabamba ist nicht der schönste Ort unsere Reise, hat aber nette Ecken

und schöne Plätze!

Die "Stadt der Gärten" hat sehr gepflegte Grünanlagen

Mein Hinterrad ist erneuert und weiß geworden

Ich schlendere wieder Mal stundenlang über Märkte

Bolivianischer Impfbus

Unser Lieblingscafe

Mit einer imposanten Steinkirche daneben

Und mein neuer Lieblingsradladen!

17. März

Tipa Pampa bis Cochabamba

7,8km, 311HM (plus 228km, 2.989HM mit Auto)

Trotz der unruhigen Nacht und der ständigen Angst, entdeckt und vertrieben zu werden, bin ich schon sehr früh am Morgen wach und mache mich gleich ans Teekochen und Frühstück bereiten. Dem Daniel scheint es besser zu gehen, trotzdem nehmen wir uns für heute nicht allzu viel vor. Es ist wieder ein sonniger, heißer Tag und wie immer beim Campen dauert es bis nach 9 Uhr, bis wir auf der Straße sind.

Wir schieben unsere Räder vorsichtig bis zum Teer, da es wieder tausende Dornen im Gras und in den Büschen gibt, die sich in unsere Reifen bohren wollen. Deshalb suchen wir unsere Reifen am rettenden Asphalt auch erst mal ab. Und machen eine böse Entdeckung: Auf der Suche nach der Ursache meines Achters im Hinterrad stellen wir fest, dass sich die Felge im fortgeschrittenen Zustand der Auflösung befindet. Zwei Speichen hängen fast komplett lose, an 8 weiteren Speichen weist das Metall Risse und Hubbel auf. Mir ist sofort klar, dass ich mit diesem Hinterrad keine 200 weitere Km nach Cochabamba zur nächsten Fahrradwerkstatt mehr fahren will. Das Ziel für heute ist es also, die 20 km nach Aiquile zu fahren und von dort mit Bus oder Bahn weiterzukommen.

Auf dem Weg nach Aiquile geht es gleich mal gute 300m bergauf; verteilt auf 8km, ist die Steigung aber nicht so dramatisch. Wir lassen es trotzdem langsam angehen, nehmen uns auch Pausen, berücksichtigen Daniels krankheitsbedingten Zustand. Wir sind fast eine Stunde bis zum höchsten Punkt unterwegs. Dort wartet ein Pickup auf uns. Der freundliche Fahrer, ein NGO-Mitarbeiter aus den USA, ist neugierig und will alles über uns wissen. Er hat selbst schon viele Radtouren unternommen. Ich habe im Wesentlichen 2 Fragen: Wo fährst du hin? Ach ja, Cochbamba? Nimmst du uns mit? Er sagt sofort zu, ich bin total erleichtert. Irgendwie habe ich schon die ganze Zeit Angst, dass mir gleich das Rad unterm Hintern zusammenbricht.

Der weitere Weg nach Cochabamba ist wunderschön, eine Schande, dass wir ihn nicht radeln können! Wir unterhalten uns lebhaft im Auto über Radtouren, kulturelle Unterschiede und Politik, essen gemeinsam am Straßenrand bolivianisches Streetfood, überwinden und umfahren mehrere streikbedingte Straßensperren und kommen am späten Nachmittag in Cochabamba an, wo wir uns herzlich verabschieden.

Das Appartement, das ich von unterwegs gebucht habe, ist leider nicht so der Volltreffer. Geschmacklos eingerichtet und zu viel künstlicher Raumduft! Und offensichtlich bewohnt und nur zum Zwecke des Gelderwerbs kurzfristig von der Besitzerin geräumt. Ein seltsames Gefühl, in einem fremden Leben zu wohnen…

Mein Hinterrad löst sich leider auf!

Die wunderbarste Landschaft zieht leider viel zu schnell an uns vorbei: Hier alte Inkabrücke, die über einen Canyon führt

Der nette Amerikaner Reid nimmt uns mit nach Cochabamba

Und nochmal durch die Bäume fotografiert

16. März

Cielo Abierto bis Tipa Pampa

58,8 km, 967HM

Es geht mir immer noch nicht gut, aber ich will nicht länger feststecken. Also machen wir uns unter skeptischen Blicken unserer Gastgeberinnen auf den Weg Richtung Cochabamba. Das Tagesziel ist Aiquile, eine kleine Provinzstadt, von der aus es eine Zugverbindung nach Cochabamba geben soll. Das ist eine schöne Rückversicherung; denn sollte es mit dem Radeln gar nicht gehen, gäbe es (möglicherweise, sicher weiß man es nie!) eine billige Alternative.

Nach Frühstück, Verabschiedung und Fotosession ist es schon heiß, als wir uns an die ersten 20km machen, die in kleineren Wellen dem Fluss weiter abwärts folgen. Dieser wird immer breiter und wasserreicher, das Tal ein einziger Obstgarten. Am tiefsten Punkt des Tages wendet sich der Fluss schließlich nach Südosten Richtung Atlantik, und wir folgen einem Tal mit dürrem Rinnsal bergauf. Die Stimmung ist gut, wir sind froh, wieder auf der Straße zu sein. Nur als ich entdecke, dass Connis Hinterrad einen leichten Schlag hat, bekommt der Spaß einen kleinen Knick.

Vor uns liegen jetzt 45km mit einem Anstieg von 1.500m auf 2.450m. Das klingt wie 2% Steigung und fühlt sich auch so an. In einem mittleren Gang rollen wir recht flott dahin und genießen wie meist die Schönheit und Stille der bolivianischen Berge. Aber bald wird klar, dass wir uns auch hier in Wellen aufwärts bewegen. Nach einer guten Stunde Fahrt und einem Drittel der Strecke haben wir kaum 200HM gut gemacht.

Aber die Strecke unterhält uns mit einem Überangebot von frei laufenden Schweinen. Kreuz und quer laufen Ferkelrotten über die Straße, riesige Sauen schauen Dich fragend an, ohne aus dem Weg zu gehen. Wir sind schlauer und geben nach. Wo wir stehenbleiben, grunzt es aus dem Gebüsch, und unsere Bananenschalen sind willkommene Delikatessen.

Wir waren lange nicht mehr so weit unten, der tiefste Punkt der Stecke hat nur knapp über 1500m Höhe. Nur dank eines sanften Gegenwindes lässt sich die Hitze aushalten. Aber wir trinken wie die Kamele. Bald sind unsere 4 Flaschen leer und wir kaufen die ersten 2 Liter Wasser. Aber auch die sind schnell getrunken und ausgeschwitzt. Immer wieder bleiben wir im Schatten stehen und kühlen ein wenig ab. Als wir das nächste Mal Getränke kaufen, nehmen wir gleich 4 Liter Wasser und zwei Flaschen Cola.

Wir kommen stetig vorwärts, aber jetzt Mitte März sind die Tage kurz. Als das GPS meldet, dass es weniger als 2 Stunden bis Sonnenuntergang sei, sind wir noch 15km vom Gipfel und 25km von Aiquile entfernt. Außerdem macht sich mein Bauch wieder bemerkbar. Also beginnen wir mit der Suche nach einem Zeltplatz. Das braucht etwas Zeit, aber wir finden einen ebenen, versteckten Fleck am Ufer des Bachs, der leider völlig trocken ist. Während Conni zu den letzten Häusern zurück geht und Brot und mehr Wasser kauft, schaffe ich es gerade noch, das Zelt aufzubauen, bevor meine Eingeweide und mein Kreislauf aufgeben. Erst jetzt merke ich, wie völlig am Ende meiner Kräfte ich bin! Connis Hinterrad schau ich mir dann morgen an.

Conni kocht noch leckerstes Abendessen, und dann verkriechen wir uns beim aufgehenden Vollmond ins Zelt.

Hier gibt es leider viele Mücken, die mich gnadenlos zerstechen! Gut zu wissen, dass es hier weder Malaria noch Gelbfieber gibt

Für die Einheimischen am Flusslauf gibt es hier nette kleine Fußgängerbrücken

Unsere wunderbaren Gastgeberinnen, die uns 2 Tage lang gepflegt und versorgt haben

Manchmal endet auch der Teer

Hier ist der tiefste Punkt mit einer wunderbaren Halbinsel

Ein unglaublich blühender Baum

Und hier unser genialer Zeltplatz

Erhöht und versteckt am leider trockenen Flusslauf

Sau, gemütlich!

Für, diejenigen, die es übersetzen können: Eigentlich schade, dass man es dazuschreiben muss!

Am Fluss entlang geht es runter...

...und wieder rauf....

und dann wieder runter!

14. und 15. März

Cielo Abierto

Schon nachts spüre ich Gliederschmerzen und friere entsetzlich, und am Morgen ist bald klar: Ich bin zu krank um Rad zu fahren. Der Daniel, der dies eben noch bedauert hat, liegt dann 2 Stunden später von Bauchkrämpfen gepeinigt neben mir. Wir haben uns beide eine fiebrige Darmgrippe eingefangen! Es gibt sicherlich schlimmere Orte dafür als im kleinen Paradies, und in den nächsten beiden Tagen tun unsere wunderbaren Gastgeberinnen alles, um unseren Zustand zu bessern.

Cielo Abierto ist eine sehr schöne, kleine familienbetriebene Anlage

Hier können wir es auch krank ganz gut aushalten!

Badebecken vor malerischer Kulisse

Plütenpracht überall auf dem Gelände. Die Kolibris haben sich leider nicht fotografieren lassen

Unsere Essecke, solange wir noch essen konnten

Und die kleine Cabana

Das Flusstal lädt zu Erholungsspaziergängen ein

13. März

Sucre bis Cielo Abierto

69,7km, 898HM

Es kommt, wie es kommen musste: als wir mit Frühstück, Packen und Aufräumen fertig sind, fängt es zu nieseln an, und als wir losradeln, dauert es keine 100 Meter, bis es regnet und wir uns unterstellen. Nach 20 Minuten lässt der Regen nach, und wir fahren los. Die nächste Stunde kämpfen wir uns aus der Stadt hinaus, über krasse Steigungen und Gefälle, durch Elendsviertel, an der obligatorischen Müllhalde vorbei und durch extremen Smog, bis wir endlich im großen Bogen über eine Hügelkette im freien Gelände sind und einen beeindruckenden Rückblick auf die 100 Hügel von Sucre haben. Was für eine ungewöhnliche Stadt!

Dann beginnt endlich die große Abfahrt, die uns in das Tal des Río Chico führt. Diesem Tal folgen wir dann über ungezählte kleine und größere Gegenanstiege. Immer mal wieder nieselt es, aber insgesamt bleiben wir trocken. Mittags kehren wir ein zu Sopa de Maní und Pollo piquante, später gönnen wir uns ein Bier und eine Cola, und dann erreichen wir das Eco-Resort Cielo Abierto, von dem wir gehofft hatten, dass wir dort zelten können. Stattdessen gibt es aber eine luxuriöse Cabana, die erste seit Chile. Kaum haben wir sie bezogen, beginnt es wieder zu regnen. Wir ruhen eine Weile, freuen uns darüber, nicht im Zelt zu sein, und gehen anschließend spazieren, in der Anlage voller Obstpflanzen, am Fluss und entlang der angrenzenden Gärten, und dann gibt es Abendessen mit gutem Wein. Wir sind in einem kleinen Paradies gelandet!

Leider ist der Himmel nicht so offen, wie der Name es suggeriert, keine Chance auf Sternenhimmel, und so sind wir früh im Bett und lesen noch ein bisschen.

Es geht mal wieder in die bolivianischen Berge!

Transportalternative?

Ganz hinten sieht man die letzten Ausläufer von Sucre und kann die Schwierigkeiten des Aufstieges erahnen

Wunderbares fruchtbares Obstanbaugebiet

Ich kann mich nicht satt sehen an roten Felsen mit grüner Vegetation

Da oben am Hang kraxeln Ziegen und trampeln Steine auf uns runter!

Auch die kleinen Nebenflüsse graben tiefste Canyons

Wieso heisst das hier eigentlich Altiplano? Nix ist plan!

Lustige gefleckte Rindviecher am Wegesrand

Es geht am Fluss entlang immer weiter nach unten!

9. bis 12. März

Sucre

Die insgesamt 4 Tage, die wir in Sucre verbringen, dienen nicht nur der Erholung von der fundamentalen Erschöpfung, die wir uns in den letzten Fahrtagen zugezogen haben, sondern auch der Klärung der Weiterreise. Wir sind die ersten beiden Tage vollauf damit beschäftigt, Mails an unser zuständiges Reisebüro zu schicken, Flugoptionen aus diversen Städten zu eruieren, Preise zu vergleichen, wieder dem Reisebüro zu schreiben… Nach langem Hin und Her steht fest, dass eine Heimreise noch im März nach Europa für uns zu teuer kommt und wir besser nach Lima weiterreisen, von wo aus die Flüge billiger und unkomplizierter sind. Wir buchen um auf den 4. April und haben jetzt noch mehr als 3 Wochen Zeit zur Verfügung und werden bei der Weiterfahrt auch noch Peru kennen lernen.

Sucre ist die schönste Stadt, die wir bisher in Südamerika gesehen haben! Hunderte koloniale, gut erhaltene Gebäude prägen das Stadtbild, es gibt leckere Restaurants, tolle kleine Cafés, bunte Märkte, insgesamt wirkt zumindest die Innenstadt modern und gut erhalten. Wir lassen uns treiben und genießen die Erholung. Da Sucre auf „nur“ 2.800m Höhe liegt, ist das Umland voller grüner Vegetation und es gibt hier tonnenweise frisches Obst zu kaufen! Wir essen täglich Obstsalat, trinken frischen Saft und tanken die unterwegs etwas zu kurz gekommene Dosis Vitamine.

Am Morgen des 12., an dem wir eigentlich los wollten, regnet es einen beharrlichen grauen Nieselregen, und wir verlängern spontan um einen Tag in der vagen Hoffnung, morgen trocken zu bleiben.

Frauenpower am Abend des 8. März

...und im Restaurant!

Wir lassen es uns mal wieder gut gehen und schlemmen zuhause...

Unser Lieblingsrestaurant

Dieses Café ist in einer alten Kirche untergebracht und hat sehr enge, niedrige Gänge (und der Daniel eine Beule)

Im Erdgeschoss ist Einer eingemauert

Eindrücke aus der wunderschönen Stadt Sucre

8. März

Millares bis Sucre

25,7km, 760HM (plus 32,4km, 573HM mit dem Auto)

Das Wetter bleibt uns treu: auch diese Nacht regnet es wieder auf unser Zelt, und es ist schon nach acht, als es endlich aufhört. So fällt das Frühstück ungemütlich aus, das Zelt muss wieder mal nass eingepackt werden, aber zumindest müssen wir nicht im Regen losradeln.

Die heutige Etappe ist zwar nicht lang, aber hat super viele Höhenmeter. Gleich vom Start weg geht es 4km hinauf, und nach einer kurzen Abfahrt beginnt ein 18km langer Aufstieg. An dessen Fuß beginnt es dann auch noch zu regnen. Etwas angefressen arbeiten wir uns die ersten 8km hinauf, fahren eine kurze Abfahrt hinunter, und sind gerade mitten im zweiten Teil des Anstiegs, als ein Kleinlaster ohne Fracht vor uns anhält und uns zur Mitfahrt einlädt. Nach sehr kurzem Zögern nehmen wir das Angebot an, hieven unser Gepäck und die Räder auf die Ladefläche und lassen uns die letzten 32km bis Sucre fahren. Unser Fahrer ist ein freundlicher junger Mann, der sehr viele Fragen hat zu den Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten in Deutschland. Wir antworten ihm, so gut wir können, und lassen dabei mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Strecke an uns vorübergleiten. Sie ist sehr schön, aber auch sehr anspruchsvoll! Hätten wir sämtliche gut 1.300HM radeln müssen, es wäre ein verdammt harter Tag geworden!

Als er uns in Sucre aussteigen lässt, haben wir immer noch vier steile Kilometer bis ins Zentrum vor uns, wo wir eine wunderschöne, große und komfortable Ferienwohnung gemietet haben, in der wir so lange bleiben wollen, bis wir unsere Heimreise nach Europa fertig umgebucht haben.

Fast jedes Dorf hier hat so ein Schild

Unten am Wasser, bei der wunderbaren Brücke ist der vorerst niedrigste Punkt

Heute droht ein harter Tag mit vielen Höhenmetern zu werden

Für heute reicht es: Wir nehmen das freundliche Angebot wahr und reisen per LKW

7. März

Potosí bis Millares

100km, 834HM

Nach den Erfahrungen der Anreise haben wir uns sorgfältig vorbereitet auf die Fahrt aus der Stadt, und kommen so wir fast ohne weiteren Anstieg davon. Das ist gut, denn der Verkehr, der Zustand der Straßen und die Abgase reichen als Stressfaktoren völlig aus! Bei blauestem Himmel sind wir in unfassbaren Smog gehüllt. Als wir schon fast aus der Stadt sind, kommen wir an einer gigantischen Müllhalde vorbei. Hier wird einer der vielen Canyons in Schichten aufgefüllt und stinkt barbarisch. Direkt vor unseren Augen tötet ein Auto einen Hund, der ihm nicht ausweicht, im krassen Gegensatz zu allem, was wir in 140 Tagen gesehen haben; kurz: Der Abschied aus Potosí fällt uns nicht schwer!

Einmal aus der Stadt heraus, geht es für gut 50km bergab. Dafür sind wir dankbar, denn so sehr es uns auf der Höhe gefallen hat, war es doch eine permanente körperliche Belastung. Das merken wir auch heute: In jedem kleinen Anstieg fällt das Atmen schwer. Das Auge freut sich, endlich wieder Bäume zu sehen. Je weiter wir hinab kommen, desto fruchtbarer wird die Landschaft. Nach einem längeren Anstieg bewegen wir uns auf einem breiten Rücken entlang auf ein dramatisch tief eingeschnittenes Tal zu, in das wir dann 800 Meter tief hinabrauschen. Kurz vor dem Talboden bietet eine Familie ein deftiges Stück Schwein mit Mais und Kartoffeln für kaum ein Geld an. Wir stärken uns und machen uns dann auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Die einzige Hoffnung auf ein Dach überm Kopf in Millares zerschlägt sich; obwohl uns mehrere Menschen versichert hatten, hier gäbe es eine Hospedaje, finden wir nichts. Aber wir finden am Ortsende am Flussufer einen guten Platz für unser Zelt. Wir kochen Tee und sitzen bis spät in die Nacht draußen und genießen die Stille und Wärme.

Letzter Blick auf Potosi und den Cerro Rico

Es wird wieder grün, und wir sehen erste Bäume!

Und es geht abwärts!

Eindrücke von der Fahrt durch das bolivianische Herzland

Rituale beim Zelten: Daniel baut auf, ich kümmere mich um das Filtern des (Fluss-)Wassers. Am Dorfrand ziehen abends noch Ziegen vorbei, danach ist es still und friedlich. Wir liegen lange draußen im Dunkeln und genießen die laue Nacht.

5. und 6. März

Potosí

48,7km, 1.037HM

Potosí war früher die reichste Stadt der Welt. Der Cerro Rico, der gleich nebenan liegt, ist ein Berg voller Silber und Kupfer. Das Silber ist schon fast vollständig abgebaut, aber die Kupferminen sind noch in Betrieb. Von der einstigen Pracht ist noch einiges übrig, die Altstadt ist voller schöner Kolonialbauten.

Wir verzeihen der Stadt den furchtbaren Aufstieg und wandern viele Stunden umher, trinken Kaffee und frischen Orangensaft, besichtigen Märkte und Kirchen, Essen in guten und trotzdem preiswerten Restaurants, kurz: wir lassen es uns gut gehen, erholen uns.

Wegen der Höhe ist es tagsüber im Sonnenschein zwar recht warm, nachts wird es aber eisig kalt. Da lohnen sich unsere dicken Jacken!

Der Karneval tobt hier in den letzten Zügen, am Sonntag ist auch in Bolivien Schluss damit. Beim Rundgang durch die Stadt muss man höllisch aufpassen, nicht von einem Wasserbombenblindgänger getroffen zu werden. Ganze Horden von Teenagern ziehen durch die Gassen und schleppen eimerweise nassfeuchte Munition mit sich.

Wir beschäftigen uns zwischen vielen Ruhepausen auch mit dem „Wie geht es weiter“ und schmieden Pläne für die Rückreise. Spätestens nach zwei weiteren Fahrtagen, in Sucre, soll die Entscheidung fallen, wann und von wo es wieder nach Europa geht.

Blick aus unserem Zimmerfenster

Hier bekommt man eine Vorstellung von der Qual des Aufstieges!

Im Innenhof

Eindrücke aus der alten Kolonialstadt Potosi

4. März

Aqua Castilla bis Potosí

48,7km, 1.037HM

Wir sind schon erschöpft bis auf die Knochen, als wir in der Früh aufbrechen: die letzten Tage waren hart und die Höhe setzt uns zu. Auf 4.000m schlafe ich nicht gut. Wir bereiten nur ein kurzes Frühstück im Zimmer und machen uns an den ersten, langen Aufstieg. Es geht hinauf auf 4.200m, und gleich am Ortsausgang wird es so richtig steil. Wir kämpfen uns den Berg rauf und versuchen, uns an dem guten Wetter und der schönen Landschaft zu erfreuen. Und an der Aussicht auf 2 Tage Pause in Potosí.

Es geht dann doch erst mal besser als erwartet; immer wieder sausen wir viele Kilometer Abfahrten hinunter, sehen tolle Berge und wunderschöne Täler, und auch heute macht es Spaß, Rad zu fahren! Unterwegs treffen wir z.B. einen LKW-Fahrer, der uns neugierig und freundlich aushorcht. Wo wir herkommen, wie uns Bolivien gefällt, wie die deutschen Politiker sind, besser als die bolivianischen? und war da nicht Hitler? Ach, der ist schon tot? Na sowas… Wir können ein Grinsen nicht unterdrücken.

Der Verkehr, der in den letzten Tagen eher gering war, nimmt jetzt deutlich zu. Ein Minenlastwagen nach dem anderen zieht vorbei und stinkt, und auch die morgens noch so schöne Landschaft wird immer zerfurchter von Minen und deren Begleiterscheinungen. Im Müll neben der Straße wühlen Kinder nach Brauchbarem. Es nähert sich eine Großstadt, und das merkt man. Das zu allem Überfluss jetzt auch noch die Straße böse zu steigen beginnt, setzt dem Ganzen die Krone auf.

Als wir dann Potosí nach einer Kurve endlich sehen können, verlässt uns fast der Mut: vom Ortseingang bis zur Altstadt zieht sich der Moloch noch fast 300HM nach oben.

Es kommt dann noch schlimmer als erwartet: Die Straßen nach oben haben z.T. mehr als 25% Steigung. Ich schiebe und muss alle paar Meter anhalten, mein Kreislauf mag nicht mehr. Das Atmen fällt mir schwer, trotz aller Höhenanpassung.

Wir brauchen mehr als eine Stunde, bis wir endlich oben im schönen Teil der Stadt angelangt sind. Es gibt auch keine Diskussionen mehr, welche Unterkunft wir wählen sollen: Wir nehmen die erste, die wir ansehen. Die Casa de Huespedes Maria Victoria hat ihre besten Jahre hinter sich, ist aber charmant und hat neben einer sehr freundlichen Wirtin auch einen wunderbaren Innenhof. Unser Zimmer ist groß und bietet einen Traumblick über die Stadt ins Tal. Hier können wir es 2 Tage aushalten!

Blick zurück auf Aqua Castilla

Aber die Anstiege heute schaffen wir nur mit vielen Pausen!

Trotz der Erschöpfung genießen wir Wetter und Landschaft

Die Abfahrten machen wieder richtig Spaß!

Kleines Anwesen in Blütenpracht

3. März

Dünencamp bis Aqua Castilla

24,3km, 555HM

Wir werden mit Sonnenaufgang wach, weil wir so viel geschlafen haben und weil die neugierigen Lamas ums Zelt streichen. Der Himmel ist leider immer noch grau und schwer, und wir sind uns einig, dass wir heute auf jeden Fall nur bis Aqua Castilla fahren wollen, dem nächsten Ort mit einer Unterkunft. So lustig ist Biwakieren und Zelten im Regen nicht, dass wir es heute wieder bräuchten! Und auch eine Dusche wäre nach zwei Tagen ohne durchaus willkommen!

Während wir frühstücken und das klatschnasse Zelt einpacken, macht der Himmel zwar ein wenig auf, aber richtig sonnig oder gar warm wird es heute nicht. Wir haben fünf Kilometer zum Einradeln, dann beginnt der erste Anstieg. Der ist freundlicherweise eher flach, sodass wir einigermaßen flott hinauf kommen. Die folgende Abfahrt ist glücklicherweise kurz und geht nur bis auf 3.850m hinunter; denn wir haben noch einen Aufstieg auf über 4.000m vor uns. Unten angekommen führt eine nagelneue Brücke in 50m Höhe über einen spektakulären Canyon. Gut dass wir nicht ganz runter müssen!

Die Straße schleicht einige Kilometer sanft steigend entlang des Canyons, bevor sie dann in eine brutale Steigung übergeht, die uns in nur 2km über die 4.000er-Marke hievt. Das spart gegenüber der alten Straße fast 2km, ist aber unser Todesstoß. Nur noch gerade so schleppen wir uns die letzten Kilometer bis in den Ort, in dem wir gleich im einzigen Hostal einchecken, duschen und sofort ins Bett fallen. Erst später machen wir uns dann auf, den Ort zu erkunden, essen an mehreren Ständen Fleisch im Brot und Hühnchen auf Mais und Kartoffeln und trinken dazu drei Becher eines süßlichen Warmgetränks mit ganz viel Quinoa. Alles superlecker! Dann schnell noch Saft und Brot gekauft und zurück ins Bett. Conni kränkelt leicht, und wir wollen unbedingt morgen in Potosí sein, zurück in der Zivilisation! Im Bett liegend klicken wir uns durch die unzähligen Unterkünfte dort und diskutieren, wieviel Luxus zu welchem Preis wir uns leisten wollen. Aber davor warten noch drei Anstiege über die 4.000er Marke auf uns.

Rückblick ins Tal am frühen Morgen

Heute ist der Tag der Canyons: dutzende tief eingegrabene Flussläufe begleiten uns

Wir spüren die Höhe und die letzten Tage: Jeder Aufstieg ist sehr anstrengend

Wir sind froh über jede Brücke:

Die alte Straße ist hier runter und wieder rauf gefahren!

Zum Schluss geht es noch mal kräftig rauf!

Essensverkauf in Aqua Castilla

Dieser treue Blick!

Denkmal des Bergbaukumpels

Aqua Castilla ist nicht der schönste Ort unserer Reise, aber er hat Charme und ein Hostal mit Dusche!

2. März

Ticatica bis Dünen bei Chaquilla

49,5km, 885HM

Wir werden wach und sind überrascht, einen vollkommen wolkenlosen Himmel zu finden. Da wir uns das Frühstück selber bereiten müssen, kommen wir nicht so schnell auf die Räder. Aber das ist kein Problem. Die Minimalanforderung für heute ist die Überwindung des Passes von gut 4.000m Höhe, der gleich hinter dem Ort beginnt, und die Abfahrt ins nächste Tal, wo es Unterkünfte gibt. Das ist an einem Vormittag zu schaffen.

Als wir den Ort verlassen, treffen wir zwei Männer, die bunt geschmückte, etwa 4m hohe schmale Stelen tragen. Wir fragen nach und bekommen die Information, dass hier in ein paar Stunden ein Karnevalszug vorbeikommt. Offenbar ist hier an Aschermittwoch noch nicht Schluss mit feiern.

Wir brauchen zwei Stunden für den Aufstieg und rollen dann auf der anderen Seite durch eine dieser unwirklich farben- und formenfrohen Landschaften, an denen wir uns einfach nicht satt sehen können. Als wir 600HM tiefer am Fluss ankommen, ist es Mittag und wir lassen uns an einem der Straßenstände nieder und essen leckeres bolivianisches Streetfood. Obwohl es hier eine Unterkunft gibt und sich schon wieder die ersten schwarzen Wolken zusammenrotten, beschließen wir, weiter zu fahren.

Das Tal, dem wir nun aufwärts folgen, ist supergrün, voller Landwirtschaft und entsprechend belebt. Wir kommen am Faschingszug vorbei und werden mit lautem Hallo begrüßt und von beiden Seiten mit Wasserbomben beworfen, was in der Mittagshitze nicht unwillkommen ist.

Die Straße steigt und steigt, verlässt das fruchtbare Tal und wechselt in ein kargeres Umfeld. Gleichzeitig kommen jetzt nicht nur von hinten, sondern auch von vorn die schwarzen Wolken entgegen, und wir beginnen, uns nach Plätzen zum Unterstellen umzusehen. Leider vergeblich. Schließlich bleibt uns nichts, als uns am Straßenrand auf unser Gepäck zu setzen und uns mit dem großen Sonnensegel einzuhüllen. Kaum sitzen wir, bricht das Gewitter los, und wieder hagelt es, zum Glück nicht ganz so gewaltig wie gestern Abend. Auf 3.700m ist es saukalt, das Segel ist nicht wirklich dicht, sodass unsere Rücken langsam nass werden. Während der guten Stunde, die wir so sitzen, wärmen wir uns gegenseitig und mit dem Schnaps, den wir bei der Mittagspause gekauft hatten.

Als der Regen endlich aufgehört hat, ziehen wir uns trocken und warm an und fahren weiter. Ein letzter Höhenzug muss überwunden werden, dann sind wir in einem Hochtal, in dem wir unser Nachtlager aufschlagen wollen. Ich finde eine Düne, in der ich gern zelten möchte. Conni hat die Hoffnung, dass im nächsten kleinen Ort, den wir in der Ferne sehen, eine Behausung sein könnte, was angesichts der weiterhin schwarzen Wolkendecke durchaus angenehm wäre. Ich warte, während sie die 2km fährt.

Als sie nach einer guten halben Stunde wieder da ist, ist sie einem Tobsuchtsanfall nahe, weil sie im Ort von fröhlichen Karnevalsnarren umher geschickt wird, ohne etwas zu finden. Also schieben wir die Räder in den Sand und bauen unser Zelt gerade noch rechtzeitig auf, um mit dem ersten Tropfen hineinschlüpfen zu können. Dort dösen wir, bis auch dieses Gewitter vorbei ist, kochen uns ein leckeres Abendessen, dann wird es dunkel und die nächsten Regentropfen klopfen aufs Zelt.

Begegnung am frühen Morgen: hier kommt bald der Faschingszug vorbei

Und es geht mal wieder bergauf!

Flußebene bei Ticatica

Ticatica von oben

Selbst wenn alles total verlassen aussieht: Wenn man genau hinschaut, sind immer wieder Häuser zu sehen.

Mittags gibt es in einem kleinen Dorf leckeres bolivianisches Essen

Fruchtbarstes Land auf 3500HM

Alles blüht in der Regenzeit

Die Ruhe trügt: kurz nach diesem Bild holt uns das Gewitter ein.

Zeltplatz mit Aussicht

1. März

Uyuni bis Ticatica

84,3km, 796HM

Unsere liebe Gastgeberin Fatima bereitet uns um halb sieben das Frühstück, sodass wir ohne Hetze vor acht Uhr auf den Rädern sitzen. Die Berge im Osten, auf die wir zufahren, sind dicht bewölkt, und es bläst uns bereits ein frischer Wind ins Gesicht. Wieder mal fahren wir eine ewige Gerade im kleinen Gang, lösen uns im Windschatten ab und fragen uns ziemlich verzweifelt, wie wir den Anstieg auf 4.200m und die ganzen 84km schaffen sollen. Nach einer Stunde sind wir ganze 7km weit gekommen und müssen uns dick einpacken, weil der Wind uns bis in die Knochen auskühlt.

Aber dann wird es überraschend leichter. Statt mit der Höhe immer stärker zu werden, lässt der Wind langsam nach. Es bleibt hart, aber in den steilsten Stücken ist kaum Wind. Trotzdem brauchen wir über drei Stunden für die 18km bis auf den höchsten Punkt und haben entsprechend große Zweifel, ob wir die restlichen 65km heute noch schaffen. Dort ist der erste Ort mit einer Unterkunft. Aber wir rauschen erstmal 16km Abfahrt hinunter bis in die nächste Hochebene. Und hier überrascht uns ein konstanter Wind aus Süden, der uns die Straße entlang fegt. Wir spannen die Segel aus und fahren mit bis zu 50km/h dahin, nur unterbrochen von den vielen Vikunjas und Lamas, die sehr gern vor uns die Straße überqueren. Und so sind wir schon kurz vor drei Uhr in Ticatica.

Der Ort ist fast menschenleer und besteht nur aus winzigen Lehmziegelhäusern. Aber ganz am hinteren Ende trägt eines dieser Häuser ein Schild „Alojamiento“. Ein junger Mann öffnet uns, führt uns in den Hof hinter dem Haus und vermietet uns ein Zimmer für 40 Bolivianos, etwa 5€. Dafür bekommen wir drei Betten und einen Tisch, Strom und ein Plumpsklo weiter hinten im Hof. Das wichtigste aber: es hat ein Dach und ist wasserdicht! Denn wir sind noch keine Stunde da, da bricht ein spektakuläres Gewitter los, das erst mit heftigem Regen, dann aber mit einem Hageltrommelfeuer auf unser Blechdach einprügelt, dass wir uns nur noch laut rufend verständigen können. Wir staunen und sind überglücklich, nicht in unserem Zelt zu sitzen. So ein Zimmer kann bei draußen tobendem Unwetter sehr gemütlich sein! Wir kochen in aller Ruhe Tee und Abendessen, und dann kriechen wir in unsere Betten und lesen den Rest des Abends.

Von Uyuni aus schuften wir uns erst mal den Berg rauf

Geschafft! Der erste Anstieg auf über 4000HM liegt hinter uns!

Erst mal ist die Landschaft eher karg

Das Minendorf Pulacayo besticht durch außerordentliche Häßlichkeit

Aber hier geht es wieder bergab!

Wir flitzen durch eine fruchtbare Ebene voller Lamas

Lamababies sind soooo süß!

Und laufen sehr gerne mit ihren Muttis auf der Straße rum

Hier scheint es noch andere Tiere zu geben!

Verhagelter Hof vor unserem Zimmer

Eine große Runde schöner Landschaft!

Gemütliches Zimmer mit Kochecke!

28. Februar
Pausentag in

Uyuni

Heute ist wieder mal ein Tag der Erledigungen, aber auch ein Tag des Abschieds. Es gibt viel zu tun: Sortieren und neu Packen, Räder warten, ölen, Kette wechseln, Proviant einkaufen für 4 Tage Fahrt mit wenig Zivilisation, diverses muss gereinigt werden, der Blog wartet auf Updates.

Wir sind den größten Teil des Tages beschäftigt. Dann kommt der traurigere Teil: Wir holen Josue und Yusmeidi in ihrer Unterkunft ab und führen sie zum Abschied noch mal zum Essen aus. Hier trennen sich unsere Wege, vorerst. Wir wollen über Potosi und Sucre weiter, die beiden Kinder über Oruro nach La Paz. Dort werden wir uns vielleicht wiedersehen, ob das zeitlich so klappt wird sich zeigen. Der Abschied ist emotional und herzlich. Klar ist, dass wir erst mal in Kontakt bleiben.

Noch mal ein Bild aus Uyuni

Fatima und Hilda, unsere Gastgeberinnen

Warum alle hier so begeistert sind von RPD werde ich als Radfaher wohl nie verstehen...

Casa de Ciclista in Uyuni: Hier wohnen die "Kinder"

27. Februar

Salar de Uyuni

55,5km, 147HM

Uyuni ist weltberühmt für den größten Salar der Welt, und den wollen wir uns heute anschauen. Weil Regenzeit ist, können wir ihn nicht mit dem Rad überqueren wie erhofft, es steht zu viel Wasser darauf. Aber hin wollen wir auf jeden Fall!

Wir holen Josue und Yusmeidi ab und radeln mit leichtem Gepäck nach Colchani, wo die offizielle Zufahrt zum Salzsee ist. Es weht ein kräftiger Wind von vorne, was uns aber nicht weiter stört; die Räder rollen fast von alleine ohne das viele Gewicht!

In Colchani lässt sich schon erahnen, welcher Rummel hier normalerweise herrscht: Alles ist voller Essens- und Souvenirverkaufsstände und Hotels, die ersten Jeeps mit Touristen rollen gerade an. Aber weil gerade Pandemie ist und auch noch früher Morgen, hält sich das Treiben noch in Grenzen.

Die letzten 5km von Colchani zum See bestehen aus einer rumpeligen Erdpiste, dann sind wir angekommen. Der Anblick ist auch in der Regenzeit irre! Wie ein gigantischer Spiegel von tausenden Quadratkilometern liegt der Salar zwischen Bergen und Vulkanen, strahlt weiß mit sumpfigen Salzwasserpfützen dazwischen.

Wir stellen die Räder an einem Souvenirstand ab und wandern etwas einen halben Kilometer ins lauwarme Salzwasser hinein, machen die üblichen lustigen Foto-Späße, kichern über unsere salzverkrusteten Beine und Klamotten und freuen uns über den schönen Ausflug.

Dem Kater Akil gefällt der Salar überhaupt nicht! Ob er das Salz nicht mag, das Wasser fürchtet oder ob ihm schlicht kalt ist wird nicht ganz klar. Er bringt jedenfalls sein Unbehagen durch lautes Maunzen zum Ausdruck. Ich biete ihm meine Radtasche als Unterschlupf, in die er auch sofort hineinkrabbelt um für die nächste halbe Stunde dort zu bleiben, nicht ohne Daniel, der Ihm helfen und ihn beruhigen will, vorher noch kräftig in die Hand zu beißen. Yusmeidi trägt dann den Rest der Zeit eine Satteltasche voll Katze spazieren….

Die Sonne brennt schon ziemlich kräftig vom Himmel und wir beschließen umzukehren. Ich fürchte einen Sonnenbrand von unten; das Salzwasser reflektiert so stark, dass auch die stärkste Sonnencreme auf Dauer nicht hilft. Zurück am Ufer erwartet uns ein glücklicher Zufall: Eine Faschingstanzgruppe aus Cochabamba nutzt die tolle Kulisse für Foto- und Videoaufnahmen. So kommen wir in den Genuss einer wunderbaren Vorführung mit Musik und Kostümen.

Während wir uns das Salz von Füssen putzen und wieder Schuhe anziehen, beginnt der Auftrieb so richtig: Innerhalb einer halben Stunde kommen mehr als 100 Jeep voller Touristen hier an, die sich auf den See fahren lassen. Wir sind sehr froh, mit dem Rad hier zu sein!

Am Rückweg gönnen wir uns noch ein leckeres Mahl aus Lama und Reis an einem Stand im Dorf und radeln am frühen Nachmittag dann fröhlich, diesmal mit Rückenwind, zurück nach Uyuni.

Endlich mal wieder ein Ausflug mit wenig Gepäck!

Fotosession mit Größenverzerrungen

Aquil gefällt es hier nicht!

Wir waten ein Stück weit hinein

Eine Karnevalgruppe aus Cochabamba

Echt bolivianisches Mittagessen

Serviert am Kiosk. Der freundliche Besitzer stellt uns auch Stühle zur Verfügung

Dieser Hund lässt sich ein totgefahrenes Vincuna schmecken

Christliche Symbolik: Die Teufel werden vom weißen Ritter gebändigt!

Gegen Mittag rollen hunderte Autos an

Neben Salzautos und Salzflamingos...

In Colchani kommen derartige Massen an Touristen an, das alle mitverdienen wollen

Mehrere 10.000 Quadratkilometer Salz

...kann man auch mit Salzlamas posieren. Und anschließend im Kiosk nebenan Salz kaufen. Oder andere Souvenirs.

Von hier aus geht es zu Fuß weiter

26. Februar

Camp in den Dünen bis Uyuni

46,1km, 211HM

Der Morgen zieht sich ewig hin. Yusmeidi und Jusue ist der Regen ins Zelt und in ihre Packtaschen gedrungen, und auch unser Zelt ist außen patschnass. Wir frühstücken in Ruhe, breiten die Sachen in der Sonne aus und warten, bis sie sie getrocknet hat. So ist es fast halb elf, als wir die Räder auf die Straße hinausschieben. Die Straße bis Uyuni ist gefühlt topfeben, trotz der nominell 211HM, die das GPS misst. Allerdings macht uns der Wind zu schaffen, der uns erst dezent, zum Schluss aber heftig entgegenbläst. So sind wir froh, als wir unser Ziel gegen 14 Uhr erreichen.

Der überaus staubige Ort Uyuni ist allerdings kein Highlight des Städtebaus. Die Straßen bestehen zur Hälfte aus Dreck, zur Hälfte aus windschiefem Pflaster. Während die Kinder die Casa de Ciclistas aufsuchen, in der man kostenlos sein Zelt aufstellen darf, suchen wir uns ein Hotel. Zu unserer Verblüffung sind viele Hotels off duty, die übrigen schäbig und teuer. Als wir uns schon entschlossen haben, eines der richtig teuren Sternehotels anzusteuern, entdecke ich in einer Nebenstraße ein kleines Hotel, in dem mich eine superfreundliche Dame, Fatima, gleich auf Deutsch anspricht, uns ein schönes Zimmer zu einem akzeptablen Preis anbietet, die Sessel in der Lobby verräumt, damit wir unsere Räder dort parken können, und uns auch sonst rührend umsorgt.

Wir duschen, schlafen, geben unsere Dreckwäsche zum Waschen, und lassen uns von Fatima einen Tisch im Restaurant ihrer Empfehlung reservieren. Und so kommen wir zum ersten Mal seit dem Patagonia Ressort am Lago Yelcho (echte Fans werden sich erinnern!) in den „Genuss“, im Kreise betuchter Touristen gut zu Abend zu essen. Draußen auf der Straße tobt der immer gleiche Fasching, der im Wesentlichen darin besteht, laut falsche Musik zu spielen, mit Mais zu wedeln, sich gegenseitig mit einem ekligen weißen Schaum zu besprühen und mit Wasserbomben zu bewerfen. Mit Glück schaffen wir es trocken ins Hotel zurück.

Conni´s Nase verträgt die Höhe leider nicht so gut. Dauerhaftes leichtes Nasenbluten behindert die Atmung beim Schlafen und nervt.

Die Strecke ist heute mal nur flach

Uyuni ist staubig und leicht vermüllt

Wir nähern uns dem größten Salzsee der Welt und das kann man auch schon ahnen!

Ich liebe Obst- und Gemüsemärkte!

Es gibt aber auch schöne Ecken

Unser Hotel mit überdachtem Patio

25. Februar

Atocha bis Camp in den Dünen

46,9km, 481HM

Wir kochen im Hof der Hospedaje Tee und essen etwas Brot dazu, und dann machen wir uns auf den Weg nach Uyuni. Der beginnt mit einem Aufstieg von gut 100 HM auf 1,4km, der uns alle hart trifft. Yusmeidi muss alle paar Meter anhalten, um zu Luft zu kommen, und schiebt fast den ganzen Berg.

Danach wird es etwas besser, aber für weitere 16km schleicht sich die – im Übrigen, gracias al Presitente Evo Morales! - perfekt asphaltierte Straße weitere 250HM hinauf. Aber anschließend gleitet die Straße stetig bergab, ein sanfter Rückenwind tut ein Übriges, und so erreichen wir am frühen Mittag Cerda, den einzigen Ort auf der Strecke. Wir versorgen uns mit gut 10 Litern Wasser, kaufen, braten und vertilgen 12 Eier, und machen uns dann entlang des weiteren Weges auf die Suche nach einem Lagerplatz. Nach der Erfahrung aus der Fahrt nach Tupiza hatten wir schon in der Früh vereinbart, die 90km nach Uyuni nicht an einem Tag zu fahren. Deshalb nutzen wir eine der vielen Dünen neben der Straße, um uns ein gut verstecktes gemütliches Zeltlager im Sand einzurichten. Besonders Akil, der Kater unserer Freunde, ist begeistert und springt, rennt und schleicht den ganzen restlichen Tag um das Lager herum.

Aber auch wir sind genießen den Platz, faulenzen im Schatten herum und kochen uns schließlich ein üppiges Abendessen. Ab dem frühen Abend ist der nördliche Horizont von dicken Wolken bedeckt, es regnet und blitzt spektakulär. Langsam zieht sich das Gewitter nach Westen, bleibt aber immer auf Distanz. Als die Sonne endgültig hinter dem Gewitter untergegangen ist, bestaunen wir den Sternenhimmel auf 3.700 Metern Höhe. Als erste Wolkenfetzen den Anblick stören, kriechen wir in die Zelte und werden in der Nacht dann doch vom Regen auf unserem Zelt geweckt. Insgesamt 3 Gewitterfronten ziehen über uns hinweg, streifen uns aber nur. Conni zählt ängstlich die Sekunden zwischen Blitz und Donner, aber das Zentrum des Gewitters bleibt in sicherer Entfernung.

Links am Boden kocht der Tee: Frühstücksvorbereitung in der Hospedaje

Spiegeleipause auf dem Dorfplatz in Cerdas, dem einzigen Ort auf der heutigen Strecke

Und viel Vieh!

Heute ist es einsam: Auf den ersten 25km gibt es nur einzelne Häuser und Viehställe

Unser Camp in den Dünen

Und weil es so schön ist: noch ein paar Wüsten-Dünenbilder!

Den Kater freut es!

Weit und breit keine Menschen zu sehen

Der Ort Atocha ist aber eigentlich gar nicht häßlich

Der Abschied von der Unterkunft fällt diesmal nicht so schwer

Aber auch schöne Ausblicke in die Landschaft

Es warten einige Steigungen auf uns!

Und fetzige Abfahrten! Gut, dass Josues Bremsen wieder funktionieren!

24. Februar
Zugfahrt nach

Atocha

Den Tag verbummeln wir im Ort, trinken Kaffee, kaufen weitere Bänder im Auftrag und freuen uns mit Josue und Yusmeidi an ihrem wirtschaftlichen Aufschwung. Josues Fahrrad hat jetzt auch wieder Bremsen!

Um drei Uhr finden wir uns im Bahnhof ein. Als wir unsere Fahrkarten kaufen wollen, erklärt uns der nette Bahnangestellte, dass der Zug kein Gepäckabteil hat und unsere Fahrräder nicht mitnehmen kann. Jetzt kommt die südamerikanische Diplomatie zum Einsatz. Ohne jede Aufregung erklärt Josue ihm, dass wir eine Lösung des Problems brauchen. Nach kurzer Rücksprache mit seinem Vorgesetzten teilt uns der Mitarbeiter mit, dass die Räder wie Kinder zum halben Preis fahren können, wir also sechs statt vier Fahrkarten lösen müssen. Das bedeutet eine Preissteigerung von 13€ auf 20€ Gesamtpreis, die wir gern hinnehmen. Und plötzlich reicht der Platz auch aus, wir haben ein kleines Gepäckabteil für uns.

Bis zur Abfahrt des Zuges laufen Conni und die Kinder noch in der Stadt umher und kaufen Lebensmittel ein, während ich mit einem Bier bei den Rädern bleibe. Dann dürfen wir einsteigen, und pünktlich um 18 Uhr, 10 Minuten vor der offiziellen Abfahrt, setzt sich der Zug in Bewegung. In Schrittgeschwindigkeit und mit lautem Tuten fährt er durch Tupiza und beschleunigt danach auf etwa 25km/h. Für etwa drei Stunden folgt er dem Tal des Río Tupiza, das sich erst flach und weit, dann immer enger bergauf windet. Wir hängen an beiden Seiten fotografierend aus den Fenstern, bis uns die Dunkelheit einhüllt. Danach lässt sich nur noch erahnen, wir gewagt die Gleise in der Flanke des Berges hängen.

Erst oberhalb von 4.000HM verlassen wir das Tal und rauschen dann mit über 50km/h hinunter nach Atocha auf nur noch 3600HM. Als wir hier gegen 22 Uhr ankommen, ist es nicht etwa menschenleer und dunkel, wie wir es gefürchtet hatten, sondern der ganze Ort ist erfüllt von tanzenden und musizierenden Gruppen, die durch die Straßen ziehen. Karneval in Atocha! So haben wir keine Probleme, eine Unterkunft zu finden, die für fast kein Geld zwei fensterlose Zimmer von etwa 6qm mit bettartigen Ruhestätten zweifelhaften Geruchs vermietet. Duschen sind keine im Angebot enthalten. Wir kaufen noch schnell an einem der Straßenstände Hamburger und Pommes, und dann versuchen wir, zu schlafen. Das gestaltet sich trotz des Karnevals, der noch bis spät in der Nacht in den 4 Straßen des Dorfes tobt, relativ einfach.

 

Pasta kaufen in Bolivien: Alles gibt es aus offenen Säcken!

Karneval in Atocha

Unser Zug

Karneval in Tupiza: direkt vor dem Bahnhof

Ziegenherde im Tal des Rio Tupiza, durchs Fenster betrachtet

Daniel wartet am Bahnhof, während wir einkaufen

Gute Stimmung im Zug!

22. und 23. Februar
Wandertage in

Tupiza

Die wunderschöne Stadt Tupiza liegt inmitten von genauso wunderschöner Berglandschaft und versucht, dies auch touristisch auszuschlachten. Mit eher weniger Erfolg: Da der Ort abseits der großen Reiserouten liegt, verirren sich nicht allzu Viele hierher. Für uns kein Nachteil: Wir müssen uns beim Wandern nicht durch Besuchermassen quälen. Für die Kinder ist es tragisch: Sie sitzen den ganzen Tag auf der Plaza und verdienen quasi nichts. Ihre Verzweiflung ist groß. Ich suche nach einer würdevollen Lösung. Die beiden wollen kein Geld von uns geschenkt haben (was ich gut verstehen kann), und alle Essensspenden helfen ihnen beim Thema Radreparatur, Duschen, Wäsche waschen etc. nicht weiter. All das kostet in Bolivien, wenn auch nur wenig; in Argentinien war vieles davon gratis zu haben. Hier helfen viele unserer Freunde aus Deutschland: Ich poste den Verkaufsstand der Kinder und bitte um fleißigen Einkauf ihrer Waren. Innerhalb weniger Stunden kommt genug für alle anstehenden Erledigungen zusammen. Danke an Euch, die mitgemacht haben!

Wir gehen derweil auf Wanderschaft: an beiden Tagen sind wir viele Stunden in der Umgebung unterwegs. Man kann das nicht beschreiben. Ich habe versucht, die Eindrücke in Bildern zusammenzufassen. Um die ganze Schönheit der Natur hier vor Ort kennenzulernen, wären auch zwei Wochen nicht zu viel Zeit! Wir treffen auf unseren Ausflügen nur zwei andere Wanderer, und die sehen wir nur von Weitem.

Auch ansonsten lassen wir es uns gut gehen: In Tupiza gibt es erstaunlich viele gute Pizzerien, und auch bolivianischer Wein ist zu unserer Verblüffung sehr gut trinkbar.

In der Stadt Tupiza gibt es viele nette, grüne Plätze. Wer findet den schlafenden Mini-Löwen?

Die Warenauslage unserer Radfahrkollegen. Vielen Dank an Alle, die mitgemacht haben! Ihr bekommt Eure Bänder im Mai!

Kathedrale an der Hauptplaza

Jeweils das Ende des Tals, der Punkt, an dem wir umkehren mussten. Während der Daniel mir immer zeigt, dass wir da doch eigentlich noch weiter kommen könnten, beschränke ich mich aufs Erfrischen. Hab`s nicht so mit der Höhe...

Ich finde ja, das die Steine eh viel zu bröslig zum Klettern sind.
Z. T. einfach verpresster Dreck mit Kieseln.

So geht Tourismus auch: Die Sehens-würdigkeiten sind zum Teil sehr schön angelegt, unter Verwendung von Naturmaterial

Markierte Parkplätze. Wir sind zu Fuß hier.

Die Puerta del Diablo in 3 Ansichten

Zum Schluss 5x wunderbare Flora und einmal Umweltfrevel. Beides hier weit verbreitet

Jesus wacht über die Stadt

Eindrücke unserer Wanderungen:

Fröhlich spielende Kinder in der Abenddämmerung

Diese Tuctucs übernehmen hier die Taxidienste. Es gibt hunderte in allen Farben

Blick aus unserem Hostalzimmer

21. Februar

Tocloca bis Tupiza

14km, 140HM

In der Früh gibt es Tee und Brot. Gleich darauf machen Josue und ich uns ans Flicken seines Rades. Wir finden zwei Löcher, die wir flicken, und drei Stachel, die wir aus dem Mantel ziehen, und bauen alles zusammen. Als ich Minuten später seine Kette öle, fliegt mir mit einer fetten Explosion der Schlauch um die Ohren. Wir schütteln die Verblüffung ab, bauen das Rad wieder aus und einen Reserveschlauch ein. Als auch dieser platzt, steht fest, dass der Radmantel das Problem ist: Er ist alt und verschlissen sitzt nicht tief genug im Felgenbett, sodass der Schlauch bei genügend Druck nach außen drückt und dann platzt.

Da Josue keinen Ersatzschlauch mehr hat und unsere 26-Zoll-Schläuche auf sein 29er Rad nicht passen, macht er sich mit dem Hinterrad trampend auf den Weg nach Tupiza, das nur noch 14km entfernt ist. Wir bauen in der Zwischenzeit unsere Zeltburg ab, packen die Räder und suchen unsere Reifen nach Dornen ab. Wir finden mehr als ein halbes Dutzend, die sich aber noch nicht durchgedrückt haben. Dann ziehen wir in den Schatten um, kochen Kaffee, essen Brot mit Dulce de Leche und warten.

Nach einer guten Stunde ist Josue wieder da mit neuem Schlauch und Reifen und macht sich daran, sein Rad wieder zusammenzubauen. Dabei bemerkt er, dass eine der Radmuttern auf der Fahrt nach Tupiza verloren gegangen ist. Zum Glück schenkt ihm einer der Dorfbewohner einen passenden Ersatz; und so machen wir uns schließlich gegen halb zwölf in der besten Mittagshitze auf die kurze Reise nach Tupiza.

Einige Anstiege und viele Fotos später erreichen wir diese schöne Stadt, in der Conni und ich in einem sehr freundlichen Hotel einchecken, während Yusmeidi und Josue sich an einen Arbeitstag auf der Plaza machen. Sie finanzieren ihre Reise mit dem Verkauf von geknüpften Bändern und von Fotos ihrer Reise, und die Radpanne hat ein Loch in ihre Kasse gerissen. Schlimmer noch ist, dass inzwischen keine der Bremsen an Josues Rad mehr funktioniert, und er eine Werkstatt aufsuchen muss. Außerdem hält die Strecke von Tupiza weiter in Richtung Uyuni einen Anstieg um 1.800 Meter auf 4.000HM bereit, den wir uns nicht zumuten wollen, weshalb wir ihn mit einer Zugfahrt bis nach Atocha bewältigen wollen. Der Zug fährt zwar erst in zwei Tagen, aber Conni und ich können uns nicht vorstellen, wie die Beiden all das Geld verdienen wollen, das sie für Leben, Fahrradreparatur und Zugfahrt brauchen.

Den restlichen Tag besuchen wir sie immer wieder, bringen ihnen Saft, teilen uns einen Imbiss und leihen ihnen am Abend unseren Kocher, damit sie sich ein Abendessen kochen können.

Dieses Ungleichgewicht zwischen unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten beschäftigt uns permanent. Wir versuchen, die Beiden etwas zu unterstützen, indem wir immer wieder kleine Kosten, etwa für Essen, übernehmen. Zugleich machen wir deutlich, dass wir gern mit ihnen reisen und ihre Sprachkompetenz uns sehr hilft, wenn sie etwa die Erlaubnis zum Zelten in Tocloca erwirken oder am Bahnhof erreichen, dass uns jemand alle nötigen Auskünfte gibt für die Zugfahrt. Die Kosten (wenige Euro) für den Zug übernehmen wir gern und machen ihnen eindringlich klar, dass wir lieber auch die Radreparatur bezahlen, als zusehen zu müssen, wie Josue nur bremsen kann, indem er einen Fuß in den Boden stemmt. Das kann auf einer echten Abfahrt nicht gut enden.

Flicken in schönster Kulisse. Hilft aber erst mal nicht viel.

Dieses seltsame Gebäude erinnert mich an Barcelona

Es geht in Wellen das Flusstal hinauf

Erst gegen Mittag starten wir. Bis Tupiza ist es nicht mehr weit.

Ich bin kein Fan von Tunneln. Dieser ist zum Glück nicht sehr lang

Und noch ein Bild von der anderen Seite!

In Tupiza

20. Februar

Villazon bis Tocloca

77km, 679HM

Der Tag beginnt mit einer kleinen Katastrophe: Nachdem wir schon um halb sieben aufgestanden sind, damit wir der Hitze entgehen, finde ich den Schlüssel zu meinem massiven Bügelschloss nicht, mit dem die Räder abgesperrt sind. Wir durchsuchen unser gesamtes Gepäck, jede kleine Tasche, alle Winkel der Taschen und des Zimmers, wieder und wieder, vergeblich. Ich bin völlig verzweifelt. Ich kann mich erinnern, dass bei der Ankunft in Hotel im einzigen Regal ein „Chaos“ aus Dingen entstand, aus dem ich dann meine Sachen herausgezogen habe; offensichtlich aber nicht den Schlüssel.

„Die Kinder“, wie wir Josue (29) und Yusmeidi (25) unter uns nennen, stehen mit den Rädern abfahrtsbereit vor der Tür und wollen nicht ohne uns losfahren. Conni schickt sie los zum Hörnchen kaufen, da das Frühstück im Hotel keinen Spaß macht, und um sie zu beschäftigen. Als wir so weit sind, einen Handwerker zu suchen (am Sonntag), der mein Schloss aufsägt, schaut Conni zum vierten Mal ihren Rucksack durch. Und angeklettet an unsere Spanngurte, die schwarz und orange sind, findet sie den Schlüssel mit seinem schwarz-orangen Klettband! Ich heule vor Glück, dass uns die Schmach des Schlosssägens erspart bleibt, aber auch, dass der Schlüssel bei Conni auftaucht. Wir packen die Räder, es gibt Tee und Hörnchen, und dann brechen wir mit einer Stunde Verspätung auf.

Anders als der Track vermuten lässt, geht es nicht eben dahin, sondern in permanenten Wellen, was uns heftig schnaufen lässt. Da „die Kinder“ langsamer sind als wir, ist es für uns nicht ganz so hart. Alle paar Kilometer halten wir, aber dennoch kommen wir voran. Nach etwa 30km hat Josue einen Platten, den wir gemeinsam reparieren. Gegen Mittag kommen wir in ein Dorf, an dessen Straßenrand ein halbes Dutzend Ziegen über einem großen Feuer schmoren. Wir halten an und teilen uns zwei große Portionen Fleisch mit Mais und Salat. Ein altes Paar, das mit uns am Tisch sitzt, schenkt uns noch einen großen Teil ihres Essens, das aus Fleisch, Wurst und Fritten mit einer leckeren Soße besteht. Als wir uns gestärkt auf den weiteren Weg machen, stellen wir fest, dass nur 300 Meter weiter frische Forellen gebraten werden!

Nach den letzten beiden Anstiegen geht es 16km und über 600HM hinunter in eine ganz andere Klimazone. Plötzlich ist es glühend heiß, und alles ist wieder voller Kakteen, Obstbäumen und Maisfeldern. An einem Laden halten wir erneut an, kaufen uns Bier und Limonade und verbringen fast eine Stunde im Schatten. Hier spreche ich das erste Mal an, ob wir nicht hier bleiben wollen. Aber der Trend der Gruppe liegt noch auf Weiterfahren.

Das gestaltet sich aber zunehmend härter. Es kommen jetzt die längeren Anstiege des Tages, und die Hitze nimmt noch nicht spürbar ab. Immer wieder bleiben wir stehen, aber da die restliche Strecke bis Tupiza immer kürzer wird, wollen vor Allem die Kinder weiterfahren. Aber schließlich sehen auch sie ein, dass es eine elende Schinderei werden würde, und wir beginnen mit der Suche nach einer Möglichkeit, die Zelte aufzustellen. Die finden wir einige Kilometer weiter auf dem Fußballplatz von Tocloca. Es gibt auch einen kleinen Laden für das Nötigste (Wein, Limo und karamellig-süßen Brotaufstrich, genannt Dulce de Leche), 5 Liter Wasser schenken uns freundliche Einwohner. Wir richten uns gemütlich ein und kochen Gemüse mit Reis und Nudeln. Irgendwann entdeckt Josue, dass sein Hinterreifen wieder platt ist, und so entwickeln wir ein spätes Bewusstsein für die hunderttausend kleinen, bösen Stacheln, die im sogenannten Gras wachsen.

Für heute lassen wir uns den Spaß aber nicht verderben, essen und trinken gut und sind gegen acht im Bett.

Runter und rauf, entlang vieler trockener und nicht so trockener Flußtäler

Da können wir nicht widerstehen: Mittagessen am Straßenrand

Pause mit Raubtierfütterung

Die Anstiege lassen uns keuchen!

Eine Portion reicht für 2!

Die vorbeiziehenden Kühe gehen brav an den beiden vorbei und pissen dann oberhalb ins Wasser. Härtetest für unseren Filter!

Weißes Wollschwein am Wegesrand

Es ist heiß! Weil uns das Wasser ausgeht, filtern Daniel und Yusmeidi Wasser aus dem Fluss.

Unser Nachtlager am Fußballplatz. Leider bemerken wir zu spät die 1000 kleinen Dornen im Gras

Wunderbares Hochland

Hier hilft die ganze Familie mit!

Gemeinsam Radeln macht mehr Spaß!

19. Februar

Villazon

Schon am frühen Morgen nach dem Frühstück verlassen wie das Hotel und sehen uns um. Es ist Samstag und wir müssen vor Mittag eine Telefonkarte gekauft und freigeschaltet haben, danach sind alle Büros und Banken übers Wochenende geschlossen. Zuerst lassen wir uns aber über den Markt treiben, kaufen jede Menge Obst, schauen uns alle Stände an, und machen uns dann auf die Suche nach einer Tasse Kaffee. Das ist schwieriger als gedacht; erst nach intensiver Suche bekommen wir in einem Handyladen ein schauerliches Gebräu angeboten, das entfernt an das Original erinnert. Aber immerhin gibt es einen Strohhalm und lustige Gesellschaft dazu. Der kleine Sohn der Besitzerin flirtet mit Daniel und futtert sein Popcorn, während die etwa 10jährige Tochter mich intensiv aushorcht. Wo wir herkommen, was wir machen, warum, wie groß ist Deutschland und echt?, mit dem Fahrrad…?

Wir besuchen auch noch mal die Grenze, über die heute auch wieder Autos fahren dürfen. Die Ameisenstraße aus Karrenfahrern, die zig Tonnen an unverzollten Waren über die Grenze bringen, ist heute aber nicht aktiv. Schade, ich hätte mir das ganze gerne von der anderen Seite angeschaut. Auf dem Weg zum hiesigen Telekommunikationsunternehmen Nummer 1, ENTEL, muss ich alles, was die Straße so hergibt, probieren: frischen Orangensaft, Zuckerrohrsaft, Popcorn, Trockenfrüchte und Trockenbohnen, Empanadas, etc.

Der Erwerb einer SIM-Karte für Bolivien geht recht flott und kommt erfreulich günstig rüber. Endlich wieder mobile Daten, das erleichtert die Suche nach Infrastruktur doch erheblich.

Was mir hier auffällt, ist die Fröhlichkeit vieler Leute. Die Marktfrauen amüsieren sich köstlich über uns und kichern ungehemmt miteinander, fragen uns dann aber freundlich über unsere Herkunft aus. Eine zahnlose Greisin, der ich zulächle, beantwortet das mit einem Grinsen, das beide Ohren erreicht und ruft mir allerlei gute Wünsche zu, die ich leider nicht vollständig verstehe. 5 Dutzend Kinder rennen von früh bis spät über die örtliche Plaza und besprühen sich unter lautem Gelächter mit Schaum und Farbe und bewerfen sich mit Wasserbomben und Konfetti, bis alle nass, schmutzig und erschöpft sind. Das ist hier wohl so die übliche Faschingsbeschäftigung.

Den Mittag verbringen wir im Hotelzimmer. Wir sind vom langen Anstehen gestern in der Sonne leicht gerötet und vermeiden heute jede Sonneneinstrahlung. Am späten Nachmittag gehen wir (langärmlig) noch mal raus: Wir haben uns mit Josue und Yusmeidi, den venezolanischen Radlern verabredet, die inzwischen auch hier angekommen sind. Das Wiedersehen ist sehr schön, wir fallen uns um den Hals und gehen dann gemeinsam nochmal auf den Markt, um für die morgige Fahrt einzukaufen. Beim anschließenden Kaffee (in einem frisch entdeckten echten Café!) verabreden wir uns, morgen gemeinsam weiter zu fahren.

Danach gibt es nur noch einen kurzen Bankbesuch und Abendessen, dann ist es schon wieder Zeit für die Vorbereitungen zur Abfahrt. Draußen tobt der Bär und spielt die Faschingskapelle ein buntes Sortiment an falschen Tönen, wir schauen und hören aber nur vom Fenster aus zu.

Villazon liegt an der argentinischen Grenze und ist von La Quiaca nur durch einen kleinen Fluss getrennt

...mal freundlich!

Braune Flüssigkeit mit Strohhalm und Unterhaltung

Die andere Seit der Ameisenstraße: An vielen Tagen werden hier tonnenweise Waren aus Argentinien aufgestapelt

Am besten gefällt uns das Zwergenrad!

Neben getrockneten Gürteltieren werden auch Lamaföten, Spielgeld und allerhand Kräuter in diesem Laden verkauft. Das meiste soll wohl als Opfer dargebracht werden.

Da lacht das Sozialpädagoginnenherz: Macht den Kindern offensichtlich Freude!

Bolivianisches Impfzentrum: Es gibt AstraZeneca und Moderna. Kostenlos, ohne Wartezeit, Anmeldung und Bürokratie. Aber auch ohne Zelt...

Hier wird Zuckerrohrsaft frisch gepresst!

In der Straße vor dem Hotel ist heute Jahrmarkt mit Kinderbespaßung

Bolivianisches Reifen-Upcycling: Mal martialisch....

Bolivien

2/22/202256 min read