17. und 18. Februar
La Quiaca
Kurz vor acht kommen wir zum Testcenter, an dem schon etwa 30 Leute anstehen. Sieht aus, als würden wir hier, wie schon in Punta Arenas beim letzten Test, bis mittags warten müssen. Als dann (nur kurz nach acht) die Angestellten kommen, stellt sich heraus, dass die meisten Leute wegen ihrer Testergebnisse von gestern hier sind. Sie werden auf 9 Uhr vertröstet und gehen wieder. Dann geht es einigermaßen zügig, obwohl alle vor uns in der Schlange jeweils für eine Großfamilie oder Reisegruppe anstehen und entsprechend viele Menschen vor uns dran sind. Aber gegen neun Uhr sind wir getestet, und zugleich wissen wir jetzt, dass die Ergebnisse morgen nicht zu früh kommen werden, und dass wir sie persönlich abholen müssen.
Gleich darauf kommen wir an der Grenze vorbei und erkennen, dass diese geschlossen ist. Die freundliche Auskunft lautet: Bis auf Weiteres! Bolivianische Lehrer streiken und halten die Grenze besetzt.
Das wirft einen Haufen unangenehmer Fragen auf, die wir aber erstmal verdrängen. Stattdessen trinken wir einen leckeren argentinischen Kaffee, und dann setze ich mich faul ins Hotel, während Conni Adressen auscheckt von Leuten, die gegen Geld bei den Grenzformalitäten helfen und vor allem den Ausdruck erledigen. Da ohne das Ergebnis des PCR-Tests nichts weitergeht, vertagen wir den Rest der Probleme auf morgen, treiben wir uns in der Stadt herum und essen gegrillte Würstchen und Steak in der Semmel, fast wie daheim, nur dass wir da nicht von einer Meute hungriger Hunde belagert werden. Am Abend besuchen wir den örtlich tobenden Fasching und schlendern anschließend zur Grenze, um nach der Blockade zu sehen. Die besteht fort, aber die beiden freundlichen Grenzer*innen sagen uns, dass wir als Fußgänger (mit Rad) trotzdem rüber können. Das gibt uns wieder Hoffnung für morgen.
Am nächsten Morgen packen wir nach dem Frühstück, und kurz darauf macht sich Conni auf den Weg zum Testzentrum und von dort zu „unserem“ Dienstleister. Ich räume derweil unser Zimmer, bringe das Gepäck zu den Rädern und checke uns aus. Etwa 2 Stunden später kommt sie, schon etwas genervt, zurück. In dieser Zeit ist es ihr nur gelungen, unsere Testergebnisse zu bekommen. In meinem Testergebnis war die Passnummer falsch geschrieben, was beim Labor in Jujuy geändert werden musste. Und das dauert natürlich.
Also machen wir uns gemeinsam auf zu dem sehr kompetenten Menschen, mit dem sich Conni gestern für heute morgen wegen der Unterlagen verabredet hatte. Leider ist er nicht da, das Büro geschlossen. Ich schreibe ihm eine SMS, und nach einer guten halben Stunde kommt eine junge Frau, die leider wenig Ahnung und noch weniger Lust hat. Es braucht einen Haufen Nerven und gute zwei Stunden, bis sie die nötigen Kopien und Ausdrucke für uns erledigt. Im Hintergrund erledigt wohl der Mensch von gestern die elektronischen Jobs der argentinischen Ausreise und bolivianischen Einreise, die immer wieder per Mail reinkommen..
Schon ziemlich genervt kommen wir gegen 13 Uhr an der Grenze an und stellen uns in die Schlange am einzigen Schalter für die Einreise nach Bolivien. Vor uns stehen gut 20 Leute. Nach und nach lernen wir, dass die meisten von ihnen „Profis“ sind, die gar nicht selber nach Bolivien einreisen wollen, sondern gegen Geld für andere Personen Schlange stehen und die Formalia erledigen. Leider haben sie selten alle Unterlagen beisammen, was dazu führt, dass sie immer wieder weggehen und wiederkommen. Die Schlange vor uns wird einfach nicht kürzer! Außerdem geht die bolivianische Angestellte hinter dem Schalter immer wieder mit einem Stapel Unterlagen weg, kommt nach einer halben oder auch ganzen Stunde zurück, und verteilt dann die genehmigten und nicht genehmigten Unterlagen an die jeweiligen Personen.
Je später es wird, je länger wir in der Sonne brüten, desto wütender und verzweifelter werden wir, zum Glück immer abwechselnd. Als Conni erste Mordabsichten äußert, kann ich sie beruhigen, als ich schreien will, schickt sie mich auf einen Spaziergang. Und irgendwann am späten Nachmittag sind dann die „Profis“ tatsächlich fertig, und die normalen Touristen wie wir sind endlich dran. Schnell bekommen wir den nötigen Stempel, mit dem wir dann zum argentinischen Ausreiseschalter gehen. Die erledigen gutgelaunt in etwa 2 Minuten alle Formalitäten, und endlich können wir die Räder bis zur Grenze schieben . Ich zwänge mich durch die Masse der Streikenden, Zuschauer und Einreisewilligen. Als wir fast drüben sind, wird Conni von einem übereifrigen Grenzer aufgehalten, der uns zu einem „medico“ schickt. Dort müssen wir dann unsere Impfnachweise, die wir schon in doppelter Kopie abgegeben haben, in „echt“ vorzeigen, Fieber messen und Fragen zu unserer Gesundheit beantworten. Anschließend geht es weiter zur Grenzpolizei, wo sie unsere Unterlagen nicht finden. Mehrmals teile ich ihnen mit, dass die beim „medico“ liegen, werde aber nicht erhört. Irgendwann ist dann alles vor Ort, und die bolivianischen Grenzschützer geben uns in ihr System ein und eröffnen einen Account für uns, in dem wir laufend unseren Aufenthalt eingeben sollen. Wir sind gespannt, ob wir auf dem Land online gehen können, und ob das System die Dörfer (aner-)kennt.
Mental völlig erschöpft, suchen wir einen Geldautomaten, ziehen Bolivianos, checken im erstbesten Hotel ein, duschen – und dann fällt der Stress ab! Erst am frühen Abend erkunden wir noch unsere Umgebung, tauchen ein in das kunterbunte, chaotische Treiben der Menschen hier. Ein aberwitziges Wuseln überall, jede und jeder scheint mit etwas zu handeln, von Spielsachen über Schuhe, von Dildos bis Lamaföten. Dann müssen wir ins Hotel zurück; es wird kurz nach sieben Uhr dunkel und ein heftiges Gewitter zieht auf.
Wir freuen uns auf morgen, da haben wir frei!








Pure Bürokratie: Aushang für die benötigten Unterlagen, in zweifacher Kopie, bitte!
Das einzige einigermaßen gelungene Bild von La Quiaca
Zollfreie Warenameisenstraße nach Bolivien neben dem offiziellen Übergang
Das Testzentrum in La Quiaca: Klein, aber immerhin nicht im Zelt, wie anderswo...
16. Februar
Abra Pampa bis La Quiaca
71,8km, 216HM
Wäre Abra Pampa etwas ansprechender und die Wetteraussichten etwas besser, wären wir sicher für einen Tag dort geblieben. Aber beides ist nicht der Fall, und wir sind nervös, wie die Einreise nach Bolivien sich gestaltet. Also starten wir um Punkt 8 Uhr nach einem sehr dürftigen Frühstück auf die letzte argentinische Etappe.
Es geht sehr sanft bergauf, aber wir sind beide so erschöpft, dass wir die ganze Zeit abwechselnd Windschatten fahren und alle 10km anhalten zum Verschnaufen. Schon bald kommt etwas Nordwind auf, aber wir schaffen etwa 17km/h. Wir fahren durch eine riesige Hochebene, die auf 3.500m dank der Regenzeit intensiv grün ist. Überall steht das Wasser, die Böden sind gesättigt, und so weit das Auge reicht grasen Lamas, Ziegen, Schafe und Kühe. Inzwischen ist der Autoverkehr so schwach geworden, dass wir immer problemlos überholt werden können, was gut ist für unsere Nerven. Nach etwa 30km wird die Steigung etwas stärker, und zugleich verstärkt sich der Wind stetig. Für mehr als eine Stunde halten wir auf eine Baumgruppe am Horizont zu, die einfach nicht näher kommen will. Als wir sie erreichen, gibt es keinen Horizont mehr. Man sieht etwa 1km Straße, und dahinter ist Himmel. Wir fahren auf den Himmel zu und erreichen so irgendwann den Punkt, an dem die Steigung in sanftes Gefälle dreht.
Wir machen eine letzte kleine Pause und fahren dann die letzten 20km hinab nach La Quiaca. An einer Kreuzung mündet auch von links die Ruta 40 ein, die in über 5.000km von Río Gallegos ganz im Süden Argentiniens entlang der Anden verläuft und auf der wir eigentlich so viel gefahren wären, wenn nicht Covid und die Regenzeit uns nicht immer wieder den Weg versperrt hätten. Wir haben aber den festen Willen, es nochmal zu probieren!
Nach Quartiersuche und Duschen machen wir uns zu Fuß auf zur Grenze. Dort gibt es intensives, verwirrendes Treiben, verschiedene Container, aus denen heraus Menschen mit Masken vor dem Gesicht durch eine Luke Informationen geben, die wir vielleicht verstünden, wenn nicht hinter uns Straßenarbeiten stattfänden. Aber wir finden einen Aushang mit einer langen Liste der Dinge, die wir brauchen, und eine nette Polizistin gibt uns den Tipp, dass auf einem Parkplatz unten am Fluss PCR-Tests gemacht werden. Wir erfahren, dass es heute schon zu spät ist für einen Test und wir morgen um 8 Uhr wiederkommen sollen. Also wieder nichts mit Ausschlafen!
Ich bin ganz erschlagen von den Formalismen und würde am Liebsten gleich wieder wegradeln und in Argentinien bleiben. Das ist aber auch nicht ganz einfach, weil wir ziemlich genau noch Pesos für ein oder zwei Tage haben, und hier nicht leicht an Nachschub kommen. Zum Glück nimmt Conni die Herausforderung an und beginnt sofort mit der Recherche. Morgen wird ein Arbeitstag!


















Solange die Landschaft topfeben ist steht das Wasser in jeder Senke
Geschafft! Wir sind nach langem Kampf gegen den Wind in La Quiaca
In großen Pfützen schwimmen Kaulquappen. Ob das wohl noch Frösche werden?
Lama und Schafe freut es
Die längste Straße Argentinien ist der Traum vieler Motorradfahrer und Radler
Abendprogramm: Punkkonzert!
In jedem noch so kleinen Dorf gibt es eine gepflegte Grünanlage
Hier endet auch nach mehreren Tausend Kilometern die Ruta 40
Hier geht es leicht bergauf und wird sofort trockener!
15. Februar
Humahuanca bis Abra Pampa
87,2km, 1.117HM
Es war klar, dass die heutige Etappe hart werden würde, auch mit Unterstützung durch Rückenwind. Da wir im Hostal kein Frühstück bekommen, kochen wir Tee und essen die restlichen leckeren Hörnchen aus Purmamarca. Kurz nach acht sind wir unterwegs. Es ist wolkenlos blauer Himmel und saukalt, und ab dem ersten Meter geht es bergauf. Da in der Früh noch kein Wind geht, kurbeln wir schön langsam dahin. Und auch wenn wir schon die ganze Woche in diesem Tal unterwegs sind, müssen wir immer wieder anhalten und Fotos machen, weil uns die bunten Felsen begeistern.
Nach 10km wird die Straße steiler und die Sonne intensiver. Immer öfter halten wir kurz an, um zu verschnaufen. Die Höhe macht uns zu schaffen, wir sind jetzt auf weit über 3000 HM. Langsam erreichen wir das Talende, und die Straße wendet sich nach Westen in die Bergflanke hinein. Der Rio Grande ist hier nur noch ein Rinnsal und wird hier seinem Namen nicht mehr gerecht, aber er hat einen erstaunlichen Canyon gegraben.
Dann kommen wir auf eine Hochebene hinaus, und hier wird erstmals der Nordwind spürbar, der uns aus der Puna heraus entgegen bläst. Noch wechselt er sich mit unserem Freund, dem Rückenwind, ab, aber bald übernimmt er das Regiment. Obwohl es hier nur noch sanft bergauf geht, müssen wir hart arbeiten.
Dann treffen wir einen entgegenkommenden Radler, einen Basken aus San Sebastian, dessen Namen wir leider gleich wieder vergessen haben. Wie üblich fragen wir unser „woher-wohin“ ab, und staunen nicht schlecht, zu hören, dass er von Alaska kommt. Fast zögerlich erzählt er, dass er seit 2006 unterwegs ist. Wir sind voller Ehrfurcht und fragen uns, was er wohl tun wird, nachdem er sein endgültiges Ziel, Ushuaia, erreicht hat. Kann es nach 16 Jahren auf dem Rad noch ein „normales“ Leben geben?
Drei Kilometer vor dem höchsten Punkt erreichen wir Tres Cruces, eine ziemlich graue Ansammlung von Häusern. Wir biegen trotzdem ab und machen uns auf die Suche nach Essbarem, und finden tatsächlich eine „Pizzeria“, einen Raum von vielleicht 20qm, voller Bücher. Darin befinden sich vier junge Argentinier*innen, die gerade Empanadas zubereiten, uns aber sofort eine Pizza backen. Mit einem intensiven Gespräch und einigem Jonglieren überbrücken wir die Zeit, bis das leckere Essen fertig ist, und verschlingen die Ziegenkäsepizza dann in neuer Bestzeit. Und dann machen wir uns wieder auf den Weg.
Mit der Hoffnung auf eine zügige Abfahrt auf der anderen Seite arbeiten wir uns die restliche Steigung hinauf. Tatsächlich rollen die Räder eine Weile zum höchsten Punkt des heutigen Tages auf 3780Hm. Aber dann setzt sich der Nordwind doch durch gegen das sich anschließende sehr sanfte Gefälle. Statt nach Abra Pampa zu rollen, müssen wir weiter strampeln, und das verlangt uns wirklich alles ab, was an Kraft und Ausdauer noch vorhanden ist. Abwechselnd geben wir uns Windschatten und müssen immer wieder anhalten. Als wir nach neun Stunden auf der Straße endlich am Ziel sind, halten wir zielstrebig auf die vorher ausgesuchte Unterkunft zu, duschen und fallen ins erstmal ins Bett. Der wirklich überaus nette Wirt der Hospedaje serviert uns später noch leckeres Abendessen. Auf eine größere Orterkundung verzichten wir aber heute; zu mehr als einem kleinen Einkauf sind wir nicht mehr in der Lage.




























Am Anfang des Tages ist die Landschaft noch voller Kakteen
Aber das muss manchmal mehr sein!
Es geht die ersten 60 km kontinuierlich bergauf!
Hier ein kleiner Schreihals darauf. Unglaublich, wie laut sich Vögel in der Stille anhören!
Ein neuer Rad-Kollege: Erst der dritte aus Europa, den wir treffen!
Neue Freunde am Wegesrand (11)
Auf diese Felsen fahren wir eine Stunde staunend zu. Und aus der Nähe sind sie noch besser!
Die Lamas verlassen sich drauf, das die Autos schon bremsen werden. Tun sie auch...
Der höchste Punkt für heute. Gut so, das atmen wird schwer!
Ein unscheinbarer Ort. Aber hier gibt es Pizza!
Essenspause vor großartiger Kulisse
Eine kleine Pause in Azul Pampa, dem ersten Ort heute: Ein Kiosk, 5 Häuser, mehr gibts nicht
Ein paar Kilometer fahren wir diesen unglaublichen Canyon entlang
Der Rio Grande: Hier mit eher wenig Wasser!
14. Februar
Purmamarca bis Humahuaca
69,7km, 938HM
Da wir unsere Wäsche erst ab 10 Uhr aus der Wäscherei holen können, erwarten wir heute keine große Leistung. Tilcara nach 25km ist das Minimalziel. Als wir dort nach knapp 2 Stunden ankommen, nehmen wir nur einen Kaffee und fahren weiter. Der Ort ist noch touristischer als Purmamarca und das will etwas heißen! Zu viel Rummel in zu wenig Tagen.
Der anfänglich sanfte Rückenwind wird mit der Mittagshitze immer stärker und treibt uns vorwärts. Trotz der sanften Steigung und der inzwischen beträchtlichen Höhe von über 2500HM kommen wir deshalb schnell voran. Als wir nach 42km Huacalera erreichen, ist es immer noch früh und der Ort so klein und so wenig ansprechend, dass wir hier nicht bleiben wollen. Also entschließen wir uns, gegen den Plan bis zum Ort Humahuaca durchzufahren. Die Landschaft in der Quebrada de Humahuaca ist durchgehend von den bunten Felsformationen geprägt, die wir schon in Purmamarca bewundert haben. Das Fahren macht einfach Spaß! Auch der Verkehr, der am Anfang mörderisch war, wird nach Tilcara deutlich weniger. Die meisten Touristen machen hier Halt.
Unterwegs kaufen wir einem Jungen vier Birnen ab und verschlingen sie. In einem kleinen Nest machen wir im Schatten der Bäume eine kleine Pause, und dann fahren wir die letzten 10km bis nach Humahuaca. Da wir die Abfahrt in den Ort hinunter an den Fluss scheuen, mieten wir ein kleines dunkles Zimmer an der Ruta 9 und erwandern uns den Ort am Abend. Er ist sehr lebendig und voller junger Leute. In jedem zweiten Lokal spielt Livemusik. Wir essen gut, kaufen ein und gönnen uns für den Rückweg ein Taxi für 1 Euro.






















Auf dem Weg nach Humahuaca: Ein Aussichtfelsen, den ich gerne besteige
Kleine und große Lamas
immer wieder kommen kleinere und größere Dörfer in Sicht
und von da aus der Blick ins Tal!
Birnenpause am Wegesrand
Hippies jonglieren fröhlich auf den Stufen zum Denkmal
Das erinnert, wie so oft hier, an die Unabhängigkeitskämpfe
In Humahuaca ist viel Leben, aber die Touristenbusse sind abends schon weg
Mittagskaffee in Tilcara. Eigentlich ein netter Ort, aber der Rummel ist unglaublich!
Der Wind schiebt uns aufwärts durch eine unglaubliche Landschaft
Wir fahren an einer alten Eisenbahnlinie entlang. Teile der Gleise existieren noch; die Brücken verrotten langsam vor sich hin
13. Februar
ein fauler Tag in
Purmamarca
Über den heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Wir faulenzen viel und wandern ein bisschen. Dafür gibt es umso mehr Bilder!




































Wo die kleinen Messis herkommen!
Die Felsen leuchten spektakulär in allen Farben
Am Rundwanderweg um den bunten Felsen
In Purmamarca kann man teuer, aber auch echt schön wohnen!
Der Rundwanderweg ist tagsüber sehr regen frequentiert, morgens und abends können wir aber in Ruhe recht einsam gehen
Auch der Ort selbst ist sehr schön, aber das finden eben viele Leute toll. Ab 10 Uhr morgens rollen die Touristenbusse zu Dutzenden an.
Am Nachmittag gibt es noch eine kleine Bergwanderung auf den Hügel gegenüber (Bild1), von dem man schön in alle Richtungen gucken kann!
Am Dorfende geht es los für 30-40 Minuten um den berühmten Felsen des Ortes
Der dritte Hügel des Tages: leider weglos...
Diese stachelige Pflanze krallt sich an allen Felsen fest!
Nordargentinische Müllabfuhr: CO2-neutal!
Die Aussicht ist durchgehend unglaublich!
12. Februar
Cuesta de Lipan
68,3km, 1869HM rauf und runter
Einer von Connis Herzenswünschen war die Überquerung des Paso de Jama von Purmamarca nach San Pedro de Atacama, ein Wahnsinnsritt von gut 400km gegen den Westwind, von denen über 250km über 4.000HM liegen, und insgesamt mehr als 5.000HM in sechs großen Anstiegen. Da aber die Grenze von Argentinien nach Chile geschlossen ist, fällt diese Strecke – leider! – heuer aus. Aber wenigstens den ersten Teil, die Überquerung, der Cuesta de Lipan, 4.170m, und die Befahrung des Salzsees Salinas Grandes auf der anderen Seite auf 3.400m, wollten wir realisieren. Als wir gestern erfahren, dass die einzige Unterkunft auf der Strecke für die nächsten vier Tage ausgebucht ist, gerät auch dieser Plan ins Wanken. Denn selbst wenn man rechnet, dass von den 140km für den Weg hin und zurück „nur“ 70km bergauf gehen, bleiben doch etwa 2.700HM für einen Tag eine echte Prüfung. Aber wir wollen losfahren und auf der Passhöhe entscheiden, ob wir umkehren oder nicht. Leider sagt der Wetterbericht für die nächsten Tage ganztägig dichte Bewölkung und hohe Regenwahrscheinlichkeit an. Das ist gut gegen die Hitze, aber kann die Tour auch zur Tortur machen.
In der Nacht schlafen wir wenig und schlecht, weil auf dem benachbarten Campingplatz bis in die Morgenstunden eine Party tobt. Daher stehen wir nicht, wie geplant, vor sieben auf, sondern schlafen bis nach acht. Dann gibt es ein üppiges Frühstück, und wir brechen erst kurz vor 10 Uhr auf. Aber es läuft gut, die Steigung zum Pass ist gut zu fahren. In der ersten Stunde fahren wir gute 10km, in der zweiten noch 8km. Das ist mehr als die halbe Strecke zum Pass und immerhin 40% der HM. Wir kauen auf Anraten der Einheimischen Kokablätter oder lutschen Kokabonbons gegen die Höhenkrankheit und sind optimistisch. Großen Spaß machen uns die Insassen der Autos und LKWs: Wir spekulieren, wie groß der Anteil derer ist, die uns beneiden, bewundern, bedauern oder für völlig bekloppt halten. Oder alles zusammen. Exemplarisch ist ein LKW-Fahrer, der von einem Ohr zum andern grinst, den Kopf schüttelt, und uns dann mit seiner Hupe anfeuert.
Schleichend wird die Straße steiler, bei ungefähr der Hälfte der Strecke fahren wir in die Wolkendecke hinein und verlieren die Aussicht. Aus dem dichten Nebel wird schleichend ein dünner, aber steter Regen, und es wird kalt. Also ziehen wir nach und nach immer mehr an und hoffen, dass wir oben aus den Wolken hinausfahren können. Die Fahrt wird immer langsamer. Irgendwann wird klar, dass mindestens mir die Auffahrt zum Pass alles abverlangt und die Weiterfahrt zum Salar nicht möglich sein wird. Und auch die Hoffnung auf Sonne am Pass erfüllt sich wieder mal nicht. Die letzten Kilometer ziehen sich endlos, der Wind wird stärker, ich rechne dauernd damit, dass der Regen zu Schnee werden könnte.
Das aber passiert nicht. Irgendwann sind wir tatsächlich oben und tauchen in den Touristenrummel ein, der hier natürlich tobt. Sofort ist die Anstrengung vergessen und Freude und Stolz übernehmen. Wir machen unsere Fotos und beginnen dann, uns umzuziehen. Alles Nasse weg, trockene Klamotten her, und ganz viele warme Schichten übereinander. Conni kauft sich eine Indiomütze, wir trinken süßen Kokatee, essen unsere mitgebrachten Hörnchen und ratschen mit einem Rennradler, der kurz nach uns ankommt; ohne Wechselklamotten. Er friert jetzt schon, und wir bedauern ihn: Die Abfahrt wird hart werden!
Wie hart, das merken wir erst, als wir dann selber abfahren. Der sanfte Rückenwind, der uns bergauf unterstützt hat, verbindet sich mit dem Fahrtwind zu einem kleinen Orkan, der uns den Regen ins Gesicht peitscht, und Finger, Füße und Gesicht einfrieren lässt. Nach ein paar Kilometern spüren wir die Finger nicht mehr, mit denen wir bremsen müssen, die Sicht ist immer noch schlecht und die Straße rutschig und bucklig. Also fahren wir ziemlich langsam ab.
Etwa auf halber Höhe tauchen wir wieder aus den Wolken, und sofort wird es auch wärmer. Als dann die Straße trocken ist, können wir es endlich rollen lassen. Dadurch wird der Wind noch stärker, und da die letzten 10km ja flacher sind, müssen wir schließlich doch noch mal in die Pedale treten. Aber wir sind bester Laune, machen noch ein paar Fotos, und rollen nach fast sieben Stunden wieder im Hotel ein. Da duschen wir uns die Kälte mit brühend heißem Wasser aus den Knochen und verschwinden im Bett.
























Fundstücke auf dem Weg zum Pass: Lama aus alten Fahrradreifen
Gegenüber ist in spektakulärer Landschaft ein kleiner Bauernhof. Maisanbau auf 3200HM
Anfangs ist der Weg noch relativ flach
Und gleich noch ein sehr gemütlich aussehendes Anwesen mit üppiger Kakteensammlung
Da beginnen schon die Serpentinen und ich brauche ab hier eine Jacke
Das Gipfelfoto! Danach heißt es schnell umziehen!
Zum Beweis noch ein eingemummelte Bild, auf dem die Höhenmeter zu sehen sind!
Auch die Abfahrt ist schön anzusehen, nachdem wir aus den Wolken wieder aufgetaucht sind!
Lehmofen auf 4000HM. Wer hier wohl was bäckt?
Tausende Kakteen begleiten unseren Weg nach oben
Auch die Seitentäler sind bewohnt. Wir kommen an zwei Schulen auf über 3000HM vorbei
Die Straße windet sich immer weiter ins Tal hinein
11. Februar
Volcan bis Purmamarca
24,2km, 303HM
Das Frühstück in der Hospedaje wird auf unseren Wunsch hin schon um 7 Uhr angerichtet, was sich nach der unterbrochenen Nachtruhe doch ein wenig früh anfühlt. Anderseits ist das Radfahren am frühen Morgen doch am angenehmsten, und als wir dann unterwegs sind, freue ich mich an der frischen Luft und am Morgenlicht in den Bergen. Wir haben nur noch 20 gemeinsame Kilometer mit unseren neuen Radfreunden, dann trennen sich unsere Wege: Wir biegen nach links in die Berge ab, die beiden fahren weiter auf der Ruta 9 Richtung Bolivien. Nos vemos! Wir sehen uns! In drei Tagen wollen wir dann in derselben Richtung weiter.
Nach drei relativ steilen Kilometern erreichen wir Purmamarca, unser heutiges Tagesziel, bekannt für seine bunten Felsen und berüchtigt für die Touristenmassen und die hohen Preise, die hier für Übernachtungen genommen werden. Wir schlucken ein wenig ob der modernen Wegelagerei, finden dann aber ein wunderschönes Hotelzimmer, erwandern Teile des tatsächlich spektakulär schönen Ortes, bevor wir uns zur Siesta in unsere Bleibe für die nächsten Tage zurückziehen.
Erst am späteren Nachmittag trauen wir uns wieder nach draußen. Rund um den berühmten Piedra de siete Colores führt ein sehr schöner Wanderweg, der eine sehr abwechslungsreiche Landschaft zeigt. Diesen laufen wir entlang und freuen uns über die schönen Eindrücke. Danach schmieden wie bei einem leckeren Abendessen die Pläne für die nächsten Tage.
















Morgenlicht in den Bergen: Ich finde es toll!
Frühstück in der Hand: Der Bäcker gegenüber verkauft leckere Hörnchen!
Über diesem kleinen Dorf am Straßenrand liegt malerisch ein riesiger Friedhof
Hier beginnt die Quebrada de Humahuaca mit lebhaften Felsformationen
Im Cafe: Wandbekleidung mit der Karte unserer Reise
Mitten in den Anden: Purmamarca von oben
Um nach Purmamarca zu kommen, müssen wir von der Hauptstraße abbiegen und noch weiter in die Berge hinauf
Schon von Weitem sieht man die bunten Felsen leuchten
10. Februar
Los Alisos bis Volcan
53,3km, 1.009HM
Wie immer nach einer Nacht im Zelt vertrödeln wir am Morgen zu viel Zeit mit Frühstücken und Packen. Als wir die Räder zurück auf die Straße schieben, ist es bereits nach halb 11 Uhr, und heute brennt die Sonne mal wieder so richtig heiß! Die ersten Kilometer führen uns bergauf zu einem Stausee und dann idyllisch durch die Vorberge bergab nach San Salvador de Jujuy, vorbei an Sommerfrischedörfern der reichen Oberschicht. Die Stadt selber umgehen wir auf der hier autobahnähnlich ausgebauten Ruta 9, was mich an den Rand meiner Nervenkapazitäten bringt. Ich hasse mehrspurige Schnellstraßen!
Fast am Ende der 15km an dieser Straße treffen wir nach langer Zeit mal wieder auf andere Reiseradler. Josue und Yusmeidi sind ein venezolanisches Paar, das seit Jahren in Argentinien lebt und zum ersten Mal auf Radreise ist. Wir fahren ein Stück zusammen, bevor wir uns zu einer Essenspause im nächsten Dorf niederlassen. Aber schon auf den ersten Kilometern nach unserer Rast treffen wir die beiden wieder: Am Straßenrand versuchen sie, Yusmeidis streikende Gangschaltung zu reparieren. Daniel hilft, so gut er kann, das Problem zu beheben, und wieder fahren wir danach ein kurzes Stück zusammen, bevor die beiden eine Rast für ihre mitgebrachte Katze einlegen. Wir fahren ein gutes Stück weiter, bevor wir vor der Hitze und der Sonne kapitulieren und eine lange Siesta auf der schattigen Plaza in Leon einlegen, einen kleinen Ort am Straßenrand, der leider keine Unterkunft für uns bereithält.
Erst gegen 5 Uhr abends steigen wir wieder aufs Fahrrad, um die letzten 15km für heute in Angriff zu nehmen. Es geht schon seit Stunden deutlich bergauf, und wir kämpfen uns zunehmend kraftlos die stark von LKWs und anderen dicken Autos befahrene Straße entlang. Und da sehen wir sie wieder, unsere Radfreunde: Yusmeidi und Josue schieben einen besonders abscheulich steilen Abschnitt bergauf. Kurz danach können wir auf die alte Trasse der Ruta 9 ausweichen und radeln zusammen den unbefahrenen letzten Teil der heutigen Strecke. Wir unterhalten uns mit den beiden: Sie wollen in Volcan zelten, wir steuern die örtliche Hospedaje an. Im Ort angekommen, trennen wir uns dann wieder, aber nur kurz: das uns angebotene Zimmer hat 4 Betten, der Aufpreis für vier Personen ist gering, und als wir die beiden dann in der Nähe vorbeiradeln sehen, laden wir sie kurz entschlossen ein, das Zimmer für eine Nacht mit uns zu teilen. Josue ist sofort begeistert, Yusmeidi schämt sich ein bisschen, aber beide nehmen an.
Die beiden holen dann das Maximum aus der Unterkunft heraus: sie waschen ihre Wäsche und benutzen die angebotene Küche (während wir Pommes auf der Straße essen). Die rabenschwarze Katze springt derweil putzmunter im Zimmer herum und untersucht all unsere Sachen. Sehr niedlich! Das Ganze hat dann noch einen kleinen Haken: Tief in der Nacht wacht der Daniel von schabenden Geräuschen in unserem Gepäck und unerfreulichen Gerüchen auf. Es stellt sich schnell heraus, dass das putzige Kätzchen meine Essenstasche zum Katzenklo erkoren hat! Zum Glück haben wir derzeit nur plastikverpackte Basis-Lebensmittel dabei, und so quittieren wir das nächtliche Geschehen einigermaßen erheitert kichernd. Unseren Gästen ist das unartige Verhalten ihres Haustiers sehr peinlich und sie beseitigen schnell das angerichtete Unheil. Danach träume ich eine Weile von Katzen und Daniel braucht eine Weile, um wieder einschlafen.






















Staumauer am Morgen
- und ihre erste Panne
- und der Abfluss nach unten
Der dazugehörige Stausee -
In Leon machen wir eine lange Siesta
Danach bewölkt sich der Himmel. Hier kommt wohl öfter viel Wasser runter
Hier teilen wir das Zimmer mit unseren Mitfahrern
Da ist sie noch ganz brav. Nachts geht sie dann auf Streiftour
Die verhasste Schnellstraße
Neue Radlerfreunde am Wegesrand -
Den letzten Teil des Weges nach Volcan fahren wir wieder gemeinsam
9. Februar
Salta bis Los Alisos
88,4km, 787 HM
Der Tag verspricht heiß zu werden, und deshalb sind wir froh, mal wieder einen frühen Aufbruch hinzubekommen! Die Ausfahrt aus der Großstadt geht angenehm unstressig und nach einer Stunde wird die Ruta 9 so schmal, dass sie für LKWs und Busse gesperrt und entsprechend ruhig wird. Wir fahren die nächsten Kilometer entlang des Rio Caldera im Schatten einer Bergflanke bis ins beschauliche La Caldera, wo wir beschließen, dass es Zeit für den nächsten Kaffee ist. Die einzige „Cafeteria“ bietet zum Milchkaffee auch allerlei Salzkekse und haufenweise neugierige Fragen an, die wir freundlich und geduldig beantworten. Belebt schwingen wir uns danach aufs Fahrrad und nehmen den Rest des nur 300m hohen Passes in Angriff, der heute auf dem Programm steht.
Die anschließende Abfahrt gehört zu den Erlebnissen, für die wir solche Radreisen unternehmen. Es ist schwer in Worte zu fassen, welches Glücksgefühl die verwunschene Dschungellandschaft in uns auslöst, die wir die nächste Stunde durchqueren. Die Temperatur ist perfekt, wir hören außer Vögeln und lautem Grillengezirpe kaum Geräusche, nur gelegentlich kommen in dieser schmalen, kurvigen Straße Autos vorbei. Wo immer wir durch den dichten Bewuchs Blicke nach unten oder oben in die Landschaft haben, ist kein Haus, keine Straße zu erkennen, nur grüner Wald auf Bergen und Hügeln bis zum Horizont. Unglaublich, dass wir uns zwischen zwei Großstädten mit jeweils 500.000 Einwohnern befinden, die nur 60km Luftlinie voneinander entfernt sind! Tatsächlich haben wir bei der Abfahrt Gänsehaut vor Ergriffenheit, und in mir singt und jubelt es.
Nach mehr als einer Stunde erreichen wir dann eine ganze Reihe von Stauseen, machen eine Picknickpause und überlegen, wie es weitergeht. Der Himmel hat sich inzwischen bewölkt und wir sind noch nicht müde, und so entschließen wir uns, gegen den ursprünglichen Plan, noch weiterzufahren.
Erst geht das noch relativ gut und wir flitzen durch die Ebene, aber dann wird der Verkehr auf der schmalen Straße immer dichter, wir müssen uns sehr konzentrieren. Und auch die mehr als 80 km, die wir in den Knochen haben, machen sich bemerkbar. Leider findet sich gerade jetzt keine Unterkunft, und erst nach zähem Suchen finden wir schließlich einen Campingplatz, an dem wir auf einem idyllischen Gelände unser Zelt aufbauen können. Wir lassen uns von der unglaublich unterirdischen Infrastruktur (z.B. keine Duschen, dreckige Klos) nicht abschrecken, wir baden im Fluss und kochen uns ein leckeres Abendessen.
































Am Rio Caldera: Letzter Blick zurück nach Salta
Und auch hier ist im Zweifelsfall eine Vollbremsung angesagt!
Entlang der Straße treffen wir auf so manches Getier
Eine Weile geht es idyllisch am Fluss entlang
Nach einem kleinen Pass geht es dann in die Yungays: dichter Urwald...
....bei jedem Blick nach oben....
Die riesigen mit Moos, Flechten und Lianen bewachsenen Bäume bilden einen Straßentunnel
Nach fast einer Stunde Abfahrt können wir dann den Stausee erkennen
Abends am Zeltplatz: Viel Platz für uns!
Mit Flussblick: Endlich wieder kochen!
Dieser Baum am Stausee ist wehrhaft!
Hier gibt es eine längere Picknickpause
Man muss nicht jede Kröte schlucken!
Mit diesem Bock ist nicht zu spaßen!
oder unten! Weit und breit kein Haus zu sehen
Nach 2 Wochen im stillen Valle Calchaqui erschlägt uns die Großstadt! Gefühlt haben wir noch nie so viele Menschen auf so engem Raum erlebt. Aber es ist auch schön, wieder prächtige Steinhäuser zu sehen und in einer Riesenauswahl an Geschäften und Lokalen zu schwimmen. Und es gibt viel zu tun! Wir brauchen Geld für die restlichen zwei Wochen in Argentinien, es gibt Berge an Waschwäsche, Conni braucht ein neues Paar Schuhe, da die raue Piste des Abra del Acay einen ihrer Schuhe vom Rad geschüttelt hatte, und sämtliche Bremsbeläge haben sich im Schotter aufgerieben und müssen getauscht werden.
Fast alles erledigen wir gleich am ersten Tag und krönen den Tag mit einem üppigen Abendessen: argentinisches Steak für Conni, Ziegenbraten in Weißweinsoße für mich und einen der besten Weißweine dieser Reise. Nicht ganz billig, aber nach Wochen mit Empanadas und Hamburguesas sind wir es uns wert!
Den zweiten Tag in Salta verbringen wir ganz entspannt mit Sightseeing und Lesen, wir essen einen großen Haufen Obst, den es hier billig an Straßenständen zu erwerben gibt, und sind dann auch schon wieder mit Packen und Vorbereiten der weiteren Fahrt beschäftigt. Salta ist eine schöne Stadt, die einen Aufenthalt wert ist.
7. und 8. Februar
Salta
















Salta ist in der Nacht eine schöne Stadt!
Auch bei Tag sehenswert: Die Plaza und die umliegenden Straßen sind verkehrsberuhigt, bzw. Fußgängerzone
Abschied von meinen geliebten ALTRAS. Leider ist der rechte Schuh verlorengegangen!
Demozug von unserem Balkon aus betrachtet
6. Februar
Hosteria El Maray bis Salta
78,6km, 265HM
Als am frühen Morgen der Wecker klingelt, regnet es in Strömen. Die Berge ringsum liegen im dichten Nebel, und insgesamt lädt die Atmosphäre nicht wirklich zum Radeln ein. Wir frühstücken ein eher karges Mahl, packen auf, packen uns in warme Regensachen und los geht’s. Wir befinden uns immer noch auf über 2000Hm, es geht im Wesentlichen abwärts mit nur wenigen kleinen Gegenanstiegen. Rundrum im Nebel sieht man smaragdgrüne Landschaft, die sich immer mehr in dichten Dschungel verwandelt, je tiefer wir kommen. Die kleinen Bäche, die unseren Weg queren und die wir gestern noch so einfach durchfahren konnten, haben einiges an Höhe und Wucht gewonnen, und schon beim zweiten Durchfurten schwappt mir das Wasser von oben in die Schuhe. Bis Salta fahre ich dann eben mit nassen Socken weiter…
Die rotleuchtenden Felsen, die unseren Weg nach unten säumen, erweisen sich als so bröselig, wie ich es erwartet habe, und durch den starken Regen lösen sich immer wieder Teile des Hangs und purzeln auf die Straße. Die größten der Brocken erreichen durchaus Lamagröße, und ich bin ausnahmsweise froh, dass wir auf der Talseite fahren. Als wir dann doch kurz die Talseite wechseln müssen, kollert uns ein kleiner Erdrutschhaufen tatsächlich direkt vor unsere Räder!
Nach 20 km starkem Gefälle kommen wir aus dem engen Tal hinaus in die Ebene. Im weiteren Verlauf fällt die Strecke immer noch mit ca. 2%, und auf gutem Teer flitzen wir mit einem Schnitt von deutlich über 30km/h 25 km in den nächsten großen Ort, wo wir uns ein sattes Frühstück mit viel Kaffee und noch mehr Hörnchen als Belohnung gönnen. Hier hört der Regen dann auch auf und es wird warm, sodass wir wieder auf Sommerkleidung umdekorieren können. Der Rest des Weges nach Salta ist unspektakulär und relativ dicht befahren; wir konzentrieren uns darauf, keine Unfälle zu haben, und kommen heil und unversehrt, wenn auch mit nassen Füßen, gegen späten Mittag auf der Plaza in Salta an.
Unser Lieblingskonzept für größere Städte: Buchung einer Ferienwohnung online, während wir gemütlich im Café sitzen, klappt fast reibungslos, und knappe 2 Stunden später haben wir uns unweit des Zentrums gemütlich eingerichtet.














Lama im Tor. Ob das hält?
Trübe Wetteraussichten heute!
Und dann auch noch Gegenverkehr!
Fast unten: Hier ist wieder dichter Dschungel!
Friedhof im Regen inmitten von Nichts
Dieses Schild ist nur zu wahr!
Hier können wir nur hoffen, das nichts runterkommt!
Als wir um halb neun aufbrechen, ist es schon fast zu heiß zum Radeln. Dass es vom ersten Meter an bergauf geht, macht die Sache nicht leichter. Obwohl wir endlich wieder auf Asphalt fahren, zehrt schon die erste Gerade von 5km an den Nerven. Man sieht die Steigung kaum, aber wir brauchen 40 Minuten dafür. Dann schlängelt sich die Straße zu einem ersten kleinen Pass. Ab der Kuppe geht es dann im Hochtal des Nationalparks Los Cardones (=Säulenkakteen) 11km stangelgerade und fast eben gegen den Wind. Dann wendet sich die Straße nach Osten in die Berge hinein. Unsere Hoffnung, aus dem Wind zu kommen, wird enttäuscht. Mit wachsender Kraft bläst er durch die enge Passage, durch die wir aufsteigen. In immer neuen Windungen kämpfen wir uns die 3km in 45 Minuten hinauf. Es sind zwar nur 5% Steigung, aber die schaffen wir kaum. Und oben auf 3.150m angekommen, folgt die nächste 5km lange Gerade, in der der Wind mit neuer Wucht tobt. Als wir endlich nach Norden abbiegen können und der Wind jetzt von der Seite kommt, sind wir beide schon völlig entkräftet. Irgendwie schaffen wir die letzten 7km bis zur Passhöhe trotzdem noch.
Nach dem Gipfelfoto packen wir uns warm ein, mit Mützen und Handschuhen, um auf der Abfahrt nicht zu erfrieren. Die ersten 4km fliegen wir bergab, aber dann endet der Asphalt, und für die nächsten knapp 20km rollen wir über krassesten Schotter aus losen, scharfkantigen Steinen. Wir hatten ja schon einigen Kontakt mit schlechten Straßen, aber das ist der bisherige Gipfel. Bergauf wäre diese Strecke für uns nur schwer passierbar gewesen!
Nach 1.000HM Abfahrt sind wir endlich wieder zurück auf Asphalt, und gleich danach taucht ein Gebäude mit offensichtlich gastronomischem Angebot auf, das wir dankend annehmen. Seit dem Frühstück um acht Uhr haben wir nichts mehr gegessen, nur Saft und Wasser getrunken, und so ordern wir alles, was geht: Kaffee, Wasser und Bier, Tamales und Gebäck. Gern würden wir in diesem sympathischen Haus auch übernachten, aber sie haben keine Zimmer und schicken uns 1km weiter in die Hosteria El Mayal. Auf den ersten Blick schaut sie nicht toll aus, aber das Zimmer, das sie uns anbieten, ist groß und schön, das Bett super, und dass wir draußen hinter den Männerklo duschen müssen, ist akzeptabel. Die Dusche ist sauber und das Wasser heiß. Dann haben wir schon wieder Hunger, essen 16 Empanadas, und ich bekomme eine große Flasche Salta Negra, mein argentinisches Lieblingsbier!
5. Februar
Payogasta bis Hosteria El Maray
66,6km, 1.069HM
































Es geht eine erst mal eine sehr, sehr lange Gerade bergauf
Der Tag wird erst mal heiß
Ganz oben wird es dann Zeit für warme Klamotten
Gelegentlich geht es wieder durch kleine Bäche
An manchen Stellen lässt der Untergrund dann doch zu wünschen übrig!
Es wird immer grüner
und die Felsen leuchten rot im Hintergrund
Hier finden wir Unterkunft und Verpflegung!
Dafür ist die Aussicht traumhaft!
Die andere Seite der Cuesta de Obispo schaut dann ganz anders aus!
Gipfelbild
Aber hier auf über 3000HM pfeift ein kräftiger Wind!
Blütenpracht auf dem Weg nach oben
Im Naionalpark gibt es bunte Felsen und tausende Kakteen zu bewundern!
Unser erster Halt nach 10km: hier gibt es allerlei Leckereien zu kaufen
4. Februar
La Poma bis Payogasta
49,5km, 293HM
Der Abschied aus der friedlichen Bergstille von La Poma fällt mir schwer. Aber heute geht es wieder zurück ins Tal nach Payogasta, von wo aus wir Richtung Salta über die Cuesta del Obisco fahren wollen. Wir verabschieden uns wehmütig von der herzlichen und hilfsbereiten Wirtin Celia und hoffen auf eine entspannte Fahrt: „nur den Berg runterrollen!“
Es kommt natürlich anders: Irgendwie sind uns die vielen Gegenanstiege und die teils abartig schlechte Straße auf dem Weg nach La Poma entfallen, wahrscheinlich wegen der tollen Landschaft im Canyon. Letztere bestaunen wir auch heute noch mal, Erstere lässt uns schwitzen und verlängert die Fahrt auf fast 4 Stunden. Die letzten 15 km geben dann auch landschaftlich nicht mehr viel her, weil es seit 3 Tagen nicht geregnet hat, staubt die Schotterstraße fürchterlich, und natürlich kommen uns ausgerechnet heute mehr Autos als üblich entgegen, so dass wir und unser Gepäck in Payogasta mit einer klebrigen grauen Schicht überzogen sind.
Wir checken in einer der wenigen Unterkünfte des Ortes ein und halten ausgiebig Siesta. Das ist schon wegen der Temperatur nötig: Selbst um 18 Uhr abends, als wir noch einen Spaziergang machen, ist die Sonne so stark, dass wir vorzugsweise im Schatten gehen.
Payogasta ist klein, hat aber die in Argentinien übliche erstaunliche Infrastruktur: Eine gepflegte Plaza, ein kleines Amphitheater daneben, mehrere Spielplätze, unten am Fluss finden wir eine Naherholungsanlage mit Schwimmteich für Kinder, Picknickplätzen, öffentliche Grills, Duschen etc.
Abends überrascht uns das Wetter noch mit einem spektakulären Sonnenuntergang, und wir freuen uns des Lebens.




















Noch ein paar tolle Canyonbilder von der Rückfahrt aus La Poma erwünscht? Es geht los!
Schöne Abendstimmung hier!
Der Hof unserer Herberge in Payogasta
Funpark am Flußufer
Das ist wohl der Aussichtturm des Bademeisters!
Wir wollen mit eigenen Augen sehen, ob die Passstraße unpassierbar ist, und uns auch weiter an die Höhe akklimatisieren. Deshalb brechen wir nach dem Frühstück mit leichtem Gepäck (Werkzeug, Luftpumpe, Regensachen und Futter) auf in Richtung des Abra el Acay. Zunächst geht es durch La Poma Vieja, das am Heiligen Abend 1930 von einem Erdbeben zerstört wurde und als Denkmal erhalten bleibt. Vor Allem die Plaza ist tiptop gepflegt, aber leider abgesperrt. Dann geht es auf mieser Piste bis zur Ruta 40, die in wechselnder Qualität sanft bergauf geht. Weiterhin tauchen alle paar Kilometer kleine Ansiedlungen auf, und der Talboden ist weiterhin landwirtschaftlich genutzt und wunderschön grün.
Schon in der ersten Bachquerung hole ich mir nasse Schuhe. Bei der ersten größeren Querung sehen wir dann auf der drüberen Seite einen Radfahrer mit vollem Gepäck, der sich gerade seine Schuhe anzieht und weiterfährt. Mit leichtem Gepäck dauert es nicht lange, bis wir ihn einholen: Es ist Andrés, mit dem wir gestern schon eine Weile geratscht hatten. Er ist entschlossen, den Pass zu überqueren. Wir fahren mit ihm weiter, Conni ratscht, bis wir auf 3.500m Höhe an der ersten Stelle ankommen, an der der Río Calchaqui die Straße mitgenommen hat. Wir probieren die Querung. Das Wasser geht uns bis zur Mitte der Oberschenkel und hat starke Strömung. Da man nicht bis zum Grund schauen kann, müssen wir uns mit nackten Füßen zentimeterweise gegen den Wasserdruck vortasten, guten Halt finden und dann erst das Bein belasten. Während Andrés ganz stoisch sein ganzes Gepäck Stück für Stück hinüberträgt, zögern wir noch ein bisschen, machen uns dann aber auch dran. Conni quert zweimal mit kleinerem Gepäck, traut sich aber nicht, ihr Rad zu tragen. Also trage ich meine beiden Packtaschen und beide Räder.
Während Andrés sein Rad wieder aufpackt, fahren wir schon los und stehen nach etwa 500m an der nächsten Querungsstelle. Hier ist der Fluss noch schmaler, das Wasser tiefer, die Strömung nochmal stärker. Ich quere hin und wieder zurück; aber es fühlt sich nicht gut an und sieht wohl auch nicht vertrauensbildend aus, denn an diesem Punkt beschließt Conni, dass sie nicht mehr weiter will. Also verabschieden wir uns von Andrés und dem Plan, den Abra el Acay zu überqueren, und machen uns an den Rückweg nach La Poma. Es fühlt sich wie eine Niederlage an, aber wir sind beide der Meinung, dass es mit vollem Gepäck eine grenzwertige Unternehmung wäre. Wir hatten die halbe Strecke, aber nur 500 der 2.000HM zum Pass bewältigt. Der weitere Weg, auf dem wir den Fluss noch viermal hätten queren müssen, wäre also dreimal so steil, und dazu kämen dann die große Höhe und das Wetter, dass zum Pass hin immer unberechenbarer geworden wäre.
So legen wir am nächsten Tag einen Ruhetag mit nur kleinen Wanderungen ein und bereiten uns darauf vor, die Streckenalternative nach Salta über die Cuesta del Obisco mit nur 3.500 Metern Höhe zu nehmen.
2. und 3. Februar
La Poma
46,4km, 740HM






































La Poma - von der Ruta 40 betrachtet
Auf dem Weg zum Abra el Acay: diese Flussquerung ist noch harmlos
Und hier ist Schluss: Mir ist die Strömung zu stark. Wir drehen um
Der nächste Tag gehört kleinen Wanderungen: die perfekt erhaltene Plaza in La Poma Vieja
Die Häuser sind unterschiedlich gut erhalten. Der Zaun ist aus Kaktusholz
Auch die umliegenden Hügel wollen erwandert werden!
In der Regenzeit blüht das ansonsten karg-braune Bergland auf!
Die alten Kirchenglocken haben das Beben überlebt
Am Rückweg fotografiert: Kaktusblüte
Trauriger Abschied von meiner Traumstraße. Andres fährt weiter. Er hat noch weitere 4 Flussquerungen vor sich.
Mit Andres fahren wir bis auf 3533 Hm die Passstraße hinauf
Jetzt wird`s ernst: hier kann man Räder nur noch tragen!
Hier wohnen nur wenige hundert Menschen
Das Dorf liegt auf über 3000HM mitten in den Anden in einem Hochtal
1. Februar
Palermo bis La Poma
33,6km, 630HM
Ich verbringe eine fürchterliche Nacht, mit Sprinteinlagen zum Bad, Bauchkrämpfen, Reue über das Abendessen, Heimweh und Schlaflosigkeit und bin am strahlend blauen Morgen entsprechend gerädert. Ich verzichte aus naheliegenden Gründen auf das Frühstück, und wir brechen relativ früh auf. Vom weiteren Weg nach La Poma versprechen wir uns landschaftlich nicht viel.
Umso mehr sind wir überrascht, als sich nach ca. 6 Kilometern hinter Palermo eine unglaubliche Canyonlandschaft auftut. Umrahmt von den 5-6.000 Meter hohen Bergen schlängelt sich der Rio Calchaqui durch ein ausgewaschenes tiefes Tal aus roten Felsen, bewachsen mit meterhohen Kakteen und gesäumt von grünen Feldern. Gelegentlich gibt es kleine Dörfer aus Adobe-Ziegelhäusern mit freundlichen Menschen, die uns grüßen und das Gespräch mit uns suchen. In der Ferne sieht man weißverschneite Berge in den blauen Himmel ragen. Wir kommen aus dem Staunen und fotografieren kaum noch heraus. Die Straße ist teilweise übel, dann wieder in einem hervorragenden (Schotter-)Zustand, wir müssen auch heute wieder Flüsslein durchfurten. All das macht heute aber Spaß, und als die Straße langsam Richtung 3.000m Höhe aufsteigt, macht uns auch die zunehmende Atemnot in den Steigungen wenig aus. Erst kurz vor La Poma wird der Schotter wieder derart übel tief und weich, dass wir uns quälen müssen, aber als wir am späten Mittag ankommen, freuen wir uns riesig über die schönen Eindrücke, die uns hierher begleitet haben, über das ruhige, freundliche Dorf und seine entspannten Einwohner.
Noch während wir auf der Dorfplaza überlegen, welches der 3 Hostales im Ort wir wählen sollen, begrüßt uns Andres, ein argentinischer Reiseradler, der wie wir zum Abra el Acay fahren will, dem höchsten Straßenpass Argentiniens auf 4.895m Höhe. Auch ihm haben die beiden Franzosen von ihren Erlebnissen berichtet. Wir diskutieren mit ihm kurz die Machbarkeit des Unterfangens und verabreden, mit ihm im weiteren Verlauf des Tages noch Informationen austauschen.
Das ausgewählte Hostal ist schön und günstig, das Zimmer ist leider etwas dunkel, dafür aber einigermaßen groß. Die Wirtin Celia beginnt sogleich, für uns zu kochen, was ich sehr begrüße, weil ich vor Hunger fast sterbe.
Der Rest des Tages vergeht mit ausruhen, im Zimmer einrichten (wir wollen drei Tage bleiben), Spazieren gehen zu den örtlichen Attraktionen und der Diskussion der Befahrbarkeit des Passes, die von allen Dorfbewohnern unisono verneint wird.




























Blauer Himmel am Morgen: kurz hinter Palermo
Was uns dieses Schild wohl sagen will?
Zwischen Palermo und La Poma: Unglaubliche Eindrücke aus dem oberen Valle de Calchaqui
Kurze Pause an der völlig unbefahrenen Straße
Durch den Bach schieben ist schwerer als es aussieht
Heiligengrotte auf dem Weg
Die Qualität des Straßenbelages schwankt mal wieder!
Wir sind fast da: kurz vor dem Abzweig nach La Poma
Autorecycling auf Argentinisch
Conni ist noch nicht wirklich fit heute. Aber um nicht völlig zu versauern und den Zeitplan zu ruinieren, wollen wir zumindest bis in den nächsten Ort radeln, 11km nach Payogasta. Daher brechen wir auch gemütlich auf. Dennoch sind wir schon gegen 10 Uhr dort, denn die Straße von Cachi ist durchgehend geteert. Obwohl der Ort einfach nur wunderschön ist und zum Verweilen einlädt, beschließen wir, noch ein Stück weiter zu fahren und den morgigen Aufstieg nach La Poma etwas kürzer zu machen.
Gleich außerhalb des Ortes zweigt die letzte Straße in Richtung der Provinzhauptstadt Salta ab, und das markiert zugleich das Ende des touristischen Teils des Valle Calchaqui. Sofort ist die Straße wieder grob geschottert, es gibt fast keinen Verkehr mehr und wenige Häuser. Und genau hier treffen wir nach einigen Kilometern die ersten beiden Radreisenden in Argentinien. Zwei Franzosen kommen uns entgegen und erzählen uns bildreich und nachdrücklich von den Zuständen der Straße zum Pass Abra el Acay, auf den wir schon seit zehn Tagen zusteuern: Von Flussquerungen mit hüfthohem Wasser, von weggerissenen Straßenstücken mit einer schmalen Spur am Abhang entlang, und von der starken Steigung und der miesen Piste. Mit anderen Worten machen sie uns ganz heiß auf das, was uns erwartet!
Dann fahren wir weiter, während sich um uns herum die Gewitter auftürmen. Wir queren ein Flusstal, in dem ich dann doch mal lieber barfuß durchs Wasser schiebe statt zu fahren, und biegen dann von unserer eigentlichen Strecke ab, um Palermo zu erreichen, den letzten Ort vor La Poma. Dabei queren wir auch den Río Calchaqui (zum Glück auf einer Brücke!) und müssen dann noch vier Kilometer bergauf in die Berge radeln, direkt hinein ins Gewitter!
In Payogasta hatte man uns gesagt, hier gebe es auch eine Hosteria. Da wir sie nicht finden, fragen wir in einem Laden, und eine freundliche Dame führt uns dann bis zu dem betreffenden Haus, das sich durch nichts von allen anderen Häusern unterscheidet. Aber sie haben ein Zimmer, das wir für wenig Geld mieten dürfen. Wir dürfen auch das Bad der Familie benutzen mit einer warmen Dusche, die aus einem hängenden Kanister mit einem Heizstab darin besteht. Es gibt auch eine kleine Enkelin, Evelin, die uns sehr ausdauernd befragt nach allem!
Nach einer Ruhepause spazieren wir ausgiebig durch den Ort und warten dann auf das Abendessen. Das ist lecker und macht satt, und dazu gibt es einen Liter Cola. Regen trommelt auf das Blechdach, und wir fühlen uns wohl.
31. Januar
Cachi bis Palermo
31,8km, 590HM


















Gleich am Morgen überqueren wir den Rio Calchaqui, dessen Hochwasser bereits etwas zurückgeht
Bis hierher war die Straße sogar 12 km geteert!
Palermo liegt 4 km abseits der eh schon einsamen Ruta 40 und hat geschätzte 300 Einwohner. Trotzdem gibt es hier 3 Läden, eine Schule, einen Sportplatz, eine historische Villa, einen Park, einen Löschteich....einfach viel Leben.
Der Aufstieg nach Palermo. Rund um uns herum toben schon die Gewitter
Unsere Gastfamilie mit Evelin. Die einzige Hosteria des Ortes verfügt über 15 Betten.
...aber weil es noch so früh am Morgen ist, essen wir nur 2 Empanadas am Straßenrand und fahren weiter
Die Plaza in Payogasta. Hier wollten wir eigentlich bleiben...
30. Januar
Cachi
Noch am Abend ereilt mich Montezumas Rache mit Wucht, und so legen wir eine Zwangspause ein, in der ich den Großteil des Tages schlafe, wenn ich nicht gerade Richtung Bad renne, während der Daniel mir Tee ans Bett bringt und sich den Tag mit dem Lesen spanischer Lektüre und Grüner Parteipolitik vertreibt.
Wir schaffen es, um halb sieben auf der Straße zu sein, und das ist gut, denn nach einem kurzen Regen in der Früh ist der Himmel schon fast wolkenlos, und wird es bis nach Cachi auch bleiben. Unser Tag beginnt mit dem Aufstieg von 260HM auf einen kleinen Andenpass. Als wir nach einer guten Stunde oben ankommen, feiern wir uns gegenseitig und sind erleichtert, diesen schwersten Teil in der Früh geschafft zu haben. Auf der Abfahrt zurück in das Tal des Río Calchaqui ist die Piste zwar richtig mies, aber die Aussicht in das fruchtbare Tal entschädigt wieder für alles. Unten angekommen gönnen wir uns in der Bäckerei vier Marmeladenhörnchen als zweites Frühstück, und dann geht es wieder in die Mühen der Ebene. „Ebene“ ist hier nur die Metapher für den unsäglichen Sägezahn aus auf und ab, mit dem wir unseren weiteren langsamen Aufstieg erarbeiten. Esel, Hunde und Papageien schlagen Krach, wann immer wir ihnen begegnen. Mit zunehmender Höhe lassen wir schließlich den Weinbau hinter uns, aber das Valle Calchaqui bleibt grün und lebendig. Für uns ist es einer der Höhepunkte in heute genau drei Monaten auf der Reise.
Zum Glück lässt auch die Hitze langsam etwas nach. Aber die Wucht der Sonne nimmt gleichzeitig zu, und wir sind heftig durchgeglüht, als wir kurz nach eins in Cachi ankommen. Auf der Plaza ist die Hölle los! Es ist Samstagmittag, und die ganze Stadt ist versammelt, es wird gegrillt und gebacken, Wein verkostet und Reden gehalten, von denen wir leider nichts verstehen. Gern würden wir auch ein Gläschen Weißwein kosten, aber es zieht uns unter die Dusche. Also nehmen wir erst ein Zimmer, duschen und essen etwas. Als wir dann wieder auf die Plaza kommen, ist leider alles vorbei. Also gehen wir zurück in unser schönes kühles Zimmer, und während Conni schläft, bereite ich die Daten auf und schreibe diese Zeilen. Am Abend gönnen wir uns mal wieder ein Essen im Lokal, mit Lama-Gulasch und Wein aus der Nachbarschaft. Da wir morgen um sieben auf der Straße sein wollen, geht es dann früh ins Bett.
29. Januar
Molinos bis Cachi
47km, 771HM
















Ein morgendlicher Blick auf grüne Andenketten
Und dann geht es schon wieder abwärts!
Der Rio Calchaqui bahnt sich seinen Weg durch die Hügel
Ein katholisches Land: alle paar Kilometer gibt es eine hübsche Kirche
Abertausende Papageien fliegen kreischend über uns hinweg
In Cachi angekommen: Im Dorf tobt der Wochenendtourismus. Aber erst hinter dieser Ecke!
Der Blick zurück ins Tal: gaaanz weit unten erkennt man Molinos
Es geht hinauf auf eine kleine Passhöhe von 2350m
28. Januar
Angastaco bis Molinos
42,2km, 556HM
Der Wecker klingelt früh, aber wir sind noch zu träge. Daher wird es halb neun, bevor wir loskommen. Der Himmel ist wieder bedeckt, was uns gegen die Sonne schützt. Da wir uns gestern beide einen kleinen Sonnenbrand geholt hatten, weil wir bei komplett bewölktem Himmel nicht eingeschmiert waren, will ich heute trotzdem mit langen Ärmeln fahren, während Conni erkennen musste, dass sie ihr geliebtes langärmliges Shirt irgendwo unterwegs verloren hat. Die Sonne hat hier wegen der Höhe von über 2000m deutlich mehr Kraft als gewohnt.
In der Papierform steigt die Straße ganz gleichmäßig an. Tatsächlich ist sie aber eine unendliche Abfolge ziemlich fieser kleiner Anstiege und kurzer Abfahrten, was uns jeden Kilometer intensiv erleben lässt. Auch der Zustand der Schotterpiste schwankt zwischen flott dahin bis zu Zahnfüllungen ausschütteln. Das führt dann irgendwann dazu, dass die Halterung meiner GoPro-Kamera einfach abbricht und die Filmaufnahmen so beendet. Aber ich bin froh, dass es kein Teil eines Fahrrades erwischt hat!
Aber wenn das Fahren selbst auch teilweise eine Last ist, so entschädigt uns die Landschaft, durch die wir fahren, für alle Strapazen. Es ist ein so liebliches und lebendiges Tal, überall ducken sich kleine Anwesen in den Schatten der Berge, alles ist grün, Weinstöcke, Maisfelder und Viehweiden wechseln sich ab. Permanent queren wir Wasserläufe, teils per Brücke, meist per wilder Schneise, die das Wasser in die Straße gegraben hat. Seit fünf Tagen, als wir im Unwetter in das Tal gekommen sind, nimmt der Regen täglich ab. Aber es regnet jeden Tag, eigentlich eher jede Nacht, und so führen alle Bäche und Flüsse reichlich schlammiges Wasser, und auch die Straße steht alle paar Kilometer teils oder ganz unter Wasser. Wohl auch deswegen bekommen wir aus fast jedem der 31 Autos, die heute an uns vorbei fahren, heftige Aufmunterung; sicher sind alle heilfroh, nicht an unserer Stelle zu sein!
Am frühen Mittag reißt die Bewölkung auf, und die Sonne zeigt ihre Kraft. In Chile sind wir stets nach Süden gefahren und hatten die Sonne nie vor uns. Hier in Argentinien fahren wir nach Norden, der Sonne entgegen. Nach einer Weile schmerzen Conni die verbrannten Arme so, dass ich ihr mein langes Shirt gebe und den restlichen Weg meine Arme hinhalte.
Auch deshalb sind wir froh, als wir kurz nach eins in Molinos eintreffen. Ein schönes Zimmer ist gleich gefunden. Wir entspannen uns erst im Patio unter Unmengen weißer Trauben, die wir leider nicht pflücken dürfen. Dann gibt’s das übliche Siesta-Nickerchen, bevor wir dann am frühen Abend den Ort erwandern, ein wenig einkaufen und dann kochen (Conni) und Grünen Bundesparteitag schauen (Daniel). Für den kommenden Tag stellen wir den Wecker auf halb sieben, um früh auf der Straße zu sein.




















Die Quebrade weicht und macht Platz für Neues
Auch heute gibt die Landschaft wieder alles um uns zum Staunen zu bringen!
Auch die nächsten Weingüter tauchen auf
Manchmal ist die Straße perfekt!
Dann wieder nicht....
Immer weiter geht es aufwärts im Andental Inzwischen sind wir auf deutlich über 2000m Höhe
In Molinos gibt es ein kleine historisches Museum mit einem tollen Innenhof
Die Abendstimmung lädt zum Spazieren gehen ein
Der Fluss gräbt eine Art langgezogene Oase in die ansonsten karge Bergwelt
In der Weinlaube: Der Innenhof unserer Unterkunft
Ich kann leider nicht schlafen in dieser Nacht und liege bis 3 Uhr morgens wach. Dementsprechend bin ich am Morgen gerädert, als der Wecker klingelt. Wegen der drohenden Hitze wollen wir früh aufbrechen und schaffen es tatsächlich, bis halb 8 Uhr alles auf die Räder zu laden. Nach einem kurzen Frühstück brechen wir auf. Es ist zu unserem Glück bedeckt, so dass sich die Temperaturen im Rahmen halten.
Die Straße ist auf den ersten 30 km noch geteert, und danach hat uns die lang vermisste und entbehrte Schotter-Sand-Dreckpiste wieder. Auf der heutigen Etappe müssen wir etwa 10-mal Bäche und Flüsse durchfurten, meine Sandalen kommen kaum zum Trocknen.
Und es ist wunderschön! Die Anden glühen in den unglaublichsten Farben, es riecht intensiv nach blühenden Bäumen, die Dörfer, an denen wir vorbeikommen, wirken friedlich und einladend. Leider bin ich vom Schlafmangel etwas angegriffen und habe gegen Mittag Kreislaufprobleme. Vor einer kleinen Dorfkirche legen wir uns in den Schatten und halten fast 2 Stunden Siesta. Danach bin ich wieder fit.
Und das ist gut so: Auf den nächsten 30 Kilometern liegt die Quebrada de las Flechas, eine bizarre Felslandschaft, die einfach nur unglaublich aussieht, dafür aber bösartige Steigungen in großer Zahl für uns bereit hält. Der Untergrund wechselt hier von unfahrbar-schlammig zu schwer-fahrbar-sandig und zurück. Aber der Anblick der ausgewaschenen Berge entschädigt für alles.
In dem Dörfchen Angastaco angekommen bin ich dann auch wirklich am Ende der Kräfte. Wir checken in die erste Hosteria ein, die wir sehen, sie ist schön und preiswert. Außer Schlafen und Essen und dann wieder Schlafen passiert dann auch nicht mehr viel. Das hier prominent übertragene Länderspiel Argentinien gegen Chile schauen wir uns jedenfalls nicht an.
27. Januar
Cafayate bis Angastaco
74,9km, 803HM


































Auch heute bekommen wir wieder öfter nasse Füße
Der Weinbau weicht Weideland
Der Fluss führt schlammbraunes Hochwasser
An den Kirchen unterwegs ist gut rasten für müde Radler
In der Ferne tauchen bald die ersten Gebirgszüge auf und leuchten vielen Farben
...zu sandig-schwer fahrbar
Der Untergrund wechselt von schlammig- unfahrbar...
Der Fahrer dieses Busses erlebt das auf die schmerzhafte Tour. Er wartet seit 5 Stunden auf den Abschleppwagen.
Selbst mitten in der Quebrada de las Flechas gibt es immer wieder kleine Ansiedlungen
Mancher hat ein Herz für den Sand
Ich weniger. Sand ist der schlimmste Untergrund fürs radeln. Manchmal hilft nur schieben.
Wundersame Felslandschaft mit vielen Steigungen
Die Kirche in Angastaco
Selbst in der größten Einsamkeit: Glasfaserkabel!
Mit letzter Kraftanstrengung: Kurz vor Angastaco
Auch die Plaza dort wirkt freundlich und einladend
Der erste Ort des Tages, San Carlos präsentiert uns sein neuesten Wagenmodelle
25. und 26. Januar
Cafayate
Cafayate ist ein netter, ruhiger Ort, an dem wir uns erst mal ausspannen wollen. Die wunderbar schattige Plaza ist gesäumt von Cafés und Restaurants, Eisdielen und Weinläden. Wir können stundenlang hier sitzen und gucken, lecker essen und nachmittags Kaffee trinken.
Umtriebig, wie ich angeblich bin, mach ich natürlich in den zwei Tagen unseres Aufenthaltes einige Ausflüge. Gleich Dienstagmorgen radele ich an den Fuß der Anden, wo es Höhlen mit uralten Malereien geben soll. Ich schließe mich dort angekommen einer Gruppe von drei Damen aus Buenos Aires an, die gerade mit einer Indioführerin losziehen wollen. Wir haben viel Spaß unterwegs und unterhalten uns lebhaft. Von der Führung verstehe ich ungefähr die Hälfte, für den Rest reichen meine Spanischkenntnisse noch nicht. Auf der Wanderung nach oben zu den Höhlen haben wir eine wunderbare Sicht ins Tal. Victoria, die nette Führerin, erzählt uns neben allem Wissenswerten zu den Höhlenmalereien auch viel Interessantes über die hier noch in abgeschiedenen Bergregionen lebenden Indiofamilien.
Am Mittwoch steht dann der Besuch der örtlichen Ziegenfarm auf dem Programm. Ich wandere auf dem riesigen Gelände herum, bewundere Ziegen jeder Größe und auch sonst allerlei Tiere, die dort leben. Anschließend gibt es noch eine Käseverkostung mit einem guten Glas Weißwein. Wahrscheinlich bin ich schon etwas angeheitert von dem ungewohnten Alkohol zu so früher Stunde; jedenfalls passe ich einen Moment nicht auf, und da klaut mir doch tatsächlich so ein rotzfreches Huhn zur allgemeinen Erheiterung aller Umstehenden ein Stück Käse aus der Hand! Ich kaufe dann Proviantkäse für die nächsten Tage ein und radle zurück.
Bemerkenswert ist auf jeden Fall das Wetter: Momentan ist Regenzeit, es ist teilweise glühend heiß, und dann gibt es wieder heftigste Gewitter und der Regen fällt als solides Ganzes vom Himmel.
Ansonsten vergehen die zwei Tage relativ ruhig, mit den üblichen Erledigungen und (Un-)Tätigkeiten: Umsortieren, Wäsche waschen, Essensvorräte aufstocken, lesen, viel schlafen. Es fällt mir schwer, mich hier loszureißen. Cafayate kommt in meiner persönlichen Liste der Lieblingsorte in Südamerika definitiv unter die Top 3.
























Bei den Indianerhöhlen: dies ist ein Kalender, eine Anzeige der Himmelsrichtungen und eine Uhr
Unsere Führerin Victoria erklärt die Felsmalereien
Neue Freunde am Straßenrand(11): mitten in Cafayate
Auf dem Weg zur Höhle klettert der Weg bergauf und wir haben eine schöne Sicht ins Tal
Nix für Klaustrophobiker: Der Höhleneingang ist nur hüfthoch
Die kleine Ziegenbeäugen extrem neugierig, was ich hier so mache
Zur Käseverkostung gibt`s ein Glas Weißwein. Aber nicht nur mir schmeckt der Käse!
Die Käseräuberin schaut angriffslustig!
Zurück auf der Plaza in Cafayate
und am nächsten Tag geht`s gleich zur Ziegenfarm
Nach einer unruhigen Nacht voller Partylärm im Hostal und einem kargen Frühstück mit Tee und Keksen brechen wir wieder auf. Es geht erst mal 15 km weiter den Berg hinunter zur legendären Ruta 40, die sich über fast 5000 km durch ganz Argentinien zieht. Hier in der Provinz Tucumán verläuft diese Straße, der wir für mehrere hundert Kilometer folgen wollen, durch ein fruchtbares Andental. Die Umgebung ist wunderschön, gebirgig, semiarid, voller riesiger Kandelaberkakteen. Wir sausen jubelnd den Berg runter und freuen uns an dem Ausblick, den wir gestern so gar nicht genießen konnten.
Auf der Ruta 40 angekommen stellen wir gleich fest, dass das Gewitter gestern und die Regenzeit insgesamt hier nicht folgenlos war: überall steht das Wasser in den Feldern, in den Ansiedlungen, und zum Teil müssen wir knietief durch das Wasser waten, wo Flüsse über die Ufer getreten sind und die Straße überfluten.
Die Bedingungen hier sind einfach toll zum Radfahren: nicht zu heiß, relativ trockene Luft, die Straße ist gut geteert (soweit nicht unter Wasser) und flach, die Berge geben einen tollen Rahmen und motivieren zum in die Pedale treten. Hunderte Papageien fliegen laut kreischend über uns hinweg. Das wir in einem Café am Straßenrand das Frühstück quasi geschenkt bekommen, ist schon fast zu viel des Guten! Und so schaffen wir die fast 70 Km bis Cafayate in knapp über 3 Stunden, einem neuen Geschwindigkeitsrekord auf dieser Reise! Nach einem ausgiebigen Mittagessen an der Plaza dieser tollen Stadt suchen wir uns ein nettes Quartier, in dem wir uns 2 Tage ausruhen wollen .
24. Januar
Amaicha bis Cafayate
66,7km, 174HM






















Freier Blick und freie Fahrt ins Tal!
Frühstück am Kiosk mit Brot, Aufstrich und Kaffee. Verblüffenderweise kostenlos.
An manchen Stellen ist das Wasser auf der Straße knietief
Im Graben quaken die Frösche
Einfahrt zum Weingut
In de Gegend wird viel Wein angebaut
Jeder Schatten will genutzt sein!
In Cafayate gibt es erstmal erfrischende hausgemachte Limonade
Überall fliegen Papageienschwärme
Argentinischer Fußballplatz, mit Zuschauerrängen und Auswechselbank
23. Januar
Tafí del Valle bis Amaicha
54,7km, 1.141HM
In der Nacht geht ein heftiges Gewitter nieder, wir schlafen schlecht, und in der Früh brauchen wir sehr lange, bis wir fertig sind zur Abfahrt. Dass für den Mittag am Berg Gewitter angesagt sind, macht uns unruhig; aber zugleich ist die beginnende Bewölkung unsere einzige Chance, den Aufstieg auf über 3.000 Meter überhaupt zu schaffen.
Den ersten Kilometer mit gut acht Prozent Steigung schaffe ich nur in kleinen Stücken von Schatten zu Schatten. Dann wird die Straße zum Glück flacher, und wir rollen langsam, aber gleichmäßig den langen Berg hinauf. Hier gibt es neben vielen Kühen auch mehrere Dutzend Lamas, diverse Füchse, Pferde, Esel und anderes Getier zu bewundern. Später erspäht Conni auf dem letzten Metern noch einen Puma, der vor uns die Straße quert. Auf halben Weg nach oben erstehen wir eine leckere Spezialität Südamerikas, Humitas. Wir verputzen zwei Portionen des wohlschmeckenden Maisbreis, ohne einen Krümel überzulassen.
Anfangs haben wir noch einen tollen Blick ins Tal, dann wird aus der leichten Bewölkung Nebel, irgendwann beginnt es zu regnen, und auf der Passhöhe fehlt nicht viel zum Schneefall. Unsere Hoffnung auf tolle Gipfelblicke und dass wir auf der anderen Seite in die Sonne hinunterrollen können, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil: hier tobt ein heftiger Wind, es regnet und gewittert, und auf den nächsten Kilometern ist die Straße vielerorts von Schlamm und Erdrutschen bedeckt. Zum Teil müssen wir uns unterstellen, so heftig ist das Wetter. Mühsam bahnen wir uns den Weg gegen Wind und Regen. Die Straße auf dieser Seite des Bergs ist lausig, es schüttelt uns heftig durch.
Als wir endlich im Luftkurort Amaicha ankommen, mieten wir ein sehr bescheidenes Zimmerchen, duschen, kochen, essen und verschlafen den späten Nachmittag. Danach setzen wir uns auf der Plaza vor eine Kneipe und lassen beim Wein das Dorfleben an uns vorüberziehen. Als wir schon im Bett liegen, singt im Patio eine Frau leidenschaftlich zur Gitarre. Schön, aber schlafraubend!














Lamaherde am Straßenrand
Ruhepause mit letztem Blick nach unten
Der Lago Angostura von oben
Pferde haben hier oft ein schönes Leben
Bald sind wir im dichten Nebel
Gipfelfoto auf über 3000m!
Kleinere Überflutungen, Erdrutsche und Steinschläge auf dem Weg nach unten
Wir stehen um kurz nach sechs auf, aber dennoch sind wir erst kurz vor acht auf der Straße. Es liegt eine Steigung von über 2000 Höhenmetern vor uns! Es ist bereits ziemlich warm, und schon jetzt drängen jede Menge Wochenendausflügler das Tal hinauf. Noch ist es schattig, und trotzdem drehen sich die Pedale nicht leicht. Bald dringt die Sonne ins Tal vor, und jetzt läuft uns das Wasser schneller aus den Poren, als wir es nachfüllen können.
Eigentlich war Tafí unser Minimalziel für heute, aber nach zwei Stunden haben wir gerade elf Kilometer geschafft und sind uns nicht mehr sicher, ob wir es überhaupt dorthin schaffen. Zum Glück zieht langsam Bewölkung auf und zudem merken wir deutlich, dass wir an Höhe gewinnen: Die Luftfeuchtigkeit lässt nach, die Hitze auch. Die Vegetation ändert sich deutlich: statt Urwald gibt es jetzt grüne Hügel mit Kuhweiden und wenigen Bäumen. Nach fünf Stunden inklusive einer langen Kaffeepause erreichen wir am Lago Angostura das Hochtal, auf dem wir es für heute gut sein lassen wollen. Wir rasten im Schatten, trinken viel, und dann machen wir uns an die relativ flachen 10km bis nach Tafí.
Tafí del Valle (2100 Hm) ist der Ort der Sommerfrische für hitzegeplagte Großstädter aus Tucumán, und heute am Wochenende ist es ziemlich voll. Auf dem örtlichen Campingplatz finden wir noch einen schönen Platz, tauchen ein in das argentinische Wochenendgefühl mit viel Fleisch und viel lauter Musik. Conni schließt Freundschaft mit zwei Mädels, Sophia und Sophia, jongliert und ratscht. Dabei erfahren wir viel über die hiesige Kultur, die Besonderheiten der argentinischen Aussprache und weitere spannende Themen. Ich schreibe derweil am Blog weiter.
22. Januar
Rio Angustura bis Tafí del Valle
35,9km, 1.291HM










El Indio: Statue am Aufstieg
Kurz vor dem Hochtal weicht der Urwald Kuhweiden.
Ein gemütlicher Platz am Camping Muncipal
Bald darauf wird jeder Schatten für Pausen genutzt. Trotzdem fließt der Schweiß in Strömen.
Morgens liegt der Fluss noch im Schatten
21. Januar
San Miguel de Tucumán bis Río Angostura
73,8km, 524HM
Wir stehen kurz nach sechs auf, frühstücken und sind kurz nach sieben auf der Straße. Unsere Erwartung, dass die Straßen leer sein würden, geht nicht auf, es ist regster Betrieb. Unsere Strecke ist weitgehend flach, wir sind extrem ausgeruht, und so fliegen sie Kilometer an uns vorbei. Mit einem Schnitt von über 20 Km/h haben wir den Abzweig in die Berge nach weniger als 3 Stunden erreicht. Aber dann wird es mit einem Mal zäh. Der leichte Wind kommt jetzt von hinten und bringt keine Abkühlung mehr, die Sonne steht hoch und brennt runter, die Luftfeuchtigkeit ist bei 100% und die Straße steigt leicht an. Schon nach wenigen Klometern werden die Stopps im Schatten häufiger, an einem Kiosk kaufen wir Bier, Saft und Wasser und trinken alles gleich leer.
Noch 5km weiter kann ich einfach nicht mehr. Im Dschungel neben der Straße ist eine Lücke, durch die wir bis zum Río Angostura schlüpfen können. Da baden wir erstmal, essen etwas und schlafen dann im Schatten des Dschungels. Als gegen 3 Uhr Wolken aufziehen, drängt Conni zur Weiterfahrt. Uns ist bereits klar, dass wir nicht mehr bis zum Lago de Angostura mit den ersten offiziellen Übernachtungsmöglichkeiten kommen werden, und prüfen auf den folgenden Kilometern alle Stellen, an denen man zum Fluss gelangt, ob sie zum Zelten geeignet sind. Da Freitagnachmittag ist, sind überall jede Menge Bier trinkende Menschen mit lauter Musik an den Flussufern. Schließlich finden wir noch einen einsamen Strand und einen schönen Platz unter Bäumen für das Zelt. Während Conni kocht, entmülle ich den Platz und baue das Zelt auf, und als kurz nach acht die Sonne untergeht, sind wir reif zum Schlafen.


















Auf dem Weg in die Berge: in Famailla stehen diverse skurille Skulpturen. Bei den meisten geht es um Unabhängigkeit und den Aufbau des Landes, manche sind einfach nur seltsam.
Es ist ab Mittag heiß und schwül: Wir trinken viel und machen dann Siesta am Flussufer im Wald
Die Straße windet sich durch dichten Urwald den Berg hinauf
Unser Nachtlager liegt verborgen im Grünen zwischen Rio Angustura und Straße
Abendessen, selbstgekocht!
Es regnet die ganze Nacht und ich schlafe schlecht, weil ich mich fürchte, dass unsere Fahrradkartons im Regen weich werden und auseinanderfallen. Aber wir haben wieder Glück mit den Wetter. Kurz vor neun hört der Regen auf, eine Stunde vor Abfahrt zum Busbahnhof. Wir gehen noch einen letzten Kaffee trinken, und dann geht’s los. Da Conni ihr Fahrrad und Gepäck nicht selber transportieren kann, wir aber kein Teil irgendwo alleine lassen wollen, fallen wir der Räuberbande der Gepäckträger in die Hände. Die ersten beiden wollen „nur“ 1.000 Pesos für den Weg vom Haupteingang zu den Bussteigen, etwa 100 Meter. Beim Kaufen der Tickets lernen wir dann, dass wir die Räder im zweiten Untergeschoss beim Paketversand abgeben müssen. Ich besorge zwei Träger, aber die wollen 3.000 Pesos haben, eher ein Tageslohn. Ich zanke mit ihnen, aber Conni bittet mich, einfach zu bezahlen, um Ruhe zu haben. Danach ärgere ich mich noch tagelang!
Das Aufgeben der Fahrradkisten gestaltet sich erstmal schwierig. Die Männer vom Paketversand sagen, sie nehmen keine Gepäckstücke an. Ich laufe mehrmals zwischen Ticketschalter und Gepäckschalter hin und her, bevor Conni auf die Idee kommt, dass es, wie so oft, nur um Geld geht: Die Herren der Gepäckaufgabe denken dass ich denke dass sie die Räder kostenlos transportieren. Als das geklärt ist, ist alles einfach. Sie wollen dann auch nur 2.600 Pesos von uns für den Transport von 2 Kisten mit 60kg über eine Distanz von 1.200km (3mal verflucht seien die Gepäckträgerräuber!)
Danach müssen wir nur noch etwa vier Stunden darauf warten, dass der Bus losfährt. Beim Einladen des Gepäcks sehen wir, dass unsere Räder auch schon an Bord sind. Das ist lustig, weil sie uns ursprünglich gesagt haben, dass im Bus kein Platz für die Räder sei. Aber für uns ist es natürlich gut zu wissen, dass die Räder mit uns in Tucumán ankommen. Wir haben Liegesitze, die auch leidlich bequem sind, und verschlafen die meisten der 18 Stunden.
In Tucumán bricht dann erst mal das Coronaregime aus: wir zeigen unsere Impfausweise und die zwei Tage alten PCR-Tests. Das ist alles gut, aber sie erklären uns, dass wir jedesmal einen Test machen müssen, sobald wir eine neue Provinz betreten. Wenigstens müssen wir dafür nicht bezahlen.
Als das erledigt ist, ist unser Bus schon zur Weiterfahrt bereit, und das halbe Abteil muss wieder ausgeräumt werden, um unsere Taschen zu finden. Ich stell auch noch klar, dass auch die Räder raus müssen. Als das geschafft ist, weigern sich die Busangestellten, mir die Räder auszuhändigen. Ich brauche eine Weile, um zu verstehen, dass sie sie nur den Leuten vom Gepäckservice übergeben dürfen. Also warten. Als diese dann kommen, wollen sie die Räder in ihr Depot bringen, und ich soll sie dort wieder abholen. Bei der Aussicht, dann wieder zwei Gepäckträger zu bezahlen, die die Räder zurückbringen zu unserem restlichen Gepäck, reicht es mir. Ich stelle mich ihnen in den Weg und fordere die Räder so nachdrücklich, dass sie nachgeben.
Für die nächsten anderthalb Stunden richten wir uns dann in einem Winkel des Busbahnhofs ein. Die Fahrradkisten werden ausgeräumt, das ganze Gepäck aus unserem Seesäcken wieder auf Satteltaschen verteilt und die Räder montiert. Übrig bleiben die Kartons, für die Conni schnell Abnehmer findet; sie werden wohl den nächsten Radfahrern verkauft. Und dann sind wir endlich wieder autark! Wir besteigen die Räder, radeln in Richtung Innenstadt, und im ersten Hotel, das wir finden, ziehen wir ein und schlafen uns aus. Am Abend machen wir noch eine kleine Tour durch die Stadt, essen super billig, planen die kommenden Etappen und gehen endlich schlafen.
20. Januar
San Miguel de Tucumán














Die Räder sind abfahrtbereit gepackt
Ansichten von Tucuman: Hier (Im Bild1: Casa de Independencia) wurde die Unabhängigkeit von Spanien ausgerufen. Deshalb ist Tucuman jedes Jahr für einen Tag die Hauptstadt von Argentinien
Mittelmäßige Pizza, dafür aber günstig: Essen gehen in Argentinien
In Tucuman müssen wir sie wieder zusammenbauen (ja, ich habe auch mitgeholfen!)
Die Plaza de Independencia in Tucuman
14. bis 19. Januar
Buenos Aires
Puerto Natales mit knapp 20.000 und Punta Arenas mit 125.000 Einwohner*innen waren auch lebendige Städte; aber Buenos Aires haut uns erstmal um! Achtspurige Avenidas mit Glaspalästen bis in die Wolken, kleine Gassen mit verfallenden Häusern, schicke teure Läden und Obdachlose in der ganzen Stadt, und allüberall Menschen, Musik, Lärm und die Hitze! Müde von der Reise und betäubt von den Eindrücken lassen wir uns durch die Straßen treiben, versuchen uns zu orientieren und einen Geldautomaten zu finden. Das ist nicht schwer, aber er will uns kein Geld geben. Der nächste Automat ist bereit, uns 5.000 Pesos zu geben, etwa 45€, will dafür aber 10€ Gebühren. Wir lehnen ab. Mehrere Stunden und ATMs später haben wir es auf 10.000 Pesos für nur 12€ Gebühr geschafft. Nachfragen bei Argentiniern bestätigen den Eindruck, dass dies die Politik der argentinischen Banken ist. Das stellt unsere Pläne in Frage, denn wir werden in den Anden teils mehr als eine Woche durch keinen Ort mit ATM kommen. Kartenzahlung ist auf dem Land oft nicht möglich, wir brauchen also Bargeld. Hier ist Conni als Orga-Genie gefragt. Sie verspricht mir, dass sie eine Lösung findet.
Wir wollen bald wieder auf die Räder kommen, aber dafür ist noch einiges zu tun. Außer Geld brauchen wir auch noch einen Transport nach San Miguel de Tucumán am Fuß der Anden. Die 1200km bis dort wollen wir nicht radeln. Vor Allem aber braucht Connis Rad einen Service, da es unter der Carretera deutlich gelitten hat. Gern würde ich auch neue Reifen auf Vorrat kaufen. Daher suchen wir als erstes eine Fahrradwerkstatt. Passende Reifen bekommen wir dort leider nicht, aber wir vereinbaren einen Servicetermin. Damit es bis Dienstag fertig wird, baue ich das Rad notdürftig zusammen, und Conni bringt es noch am gleichen Tag hin.
Aber dann ist erstmal Wochenende. Wir verschieben die Erledigungen auf Montag und leben uns in Buenos Aires ein. Stundenlang durchstreifen wir die Stadt. Es gibt viele schöne Parks zu entdecken, Cafés und Kneipen zu testen. Am Sonntag findet die Feria San Telmo in unserem Viertel statt, ein berühmter Flohmarkt, der uns viele Stunden fesselt und einiges Geld kostet. Wären wir nicht mit dem Rad unterwegs, hätten wir uns hier ruinieren können! Den Rückweg wollen wir durch den Ufernaturpark am Río de la Plata machen, aber die Tore sind versperrt „wegen schlechtem Wetter“. Tatsächlich hat es in der Nacht heftig geregnet, aber den ganzen Tag scheint die Sonne. Enttäuscht schleppen wir uns an der Straße von Schatten zu Schatten bis nach Hause.
Nach einem Schläfchen gehen wir abends nochmal raus auf die Plaza Dorrego, denn hier wird am Abend Tango getanzt, ganz ohne Showeffekte und Eintritt. Es wird mit einer kleinen Anlage Musik gespielt, und ganz normale Paare tanzen zu ihrem und unserem Vergnügen. Von Anfängern bis zu fast professionellen Paaren reicht die Bandbreite. Mehr als alle anderen Paare begeistert aber ein großer schlanker Mann mit seiner Partnerin im Rollstuhl die Zuschauer. Ob es die selbstverständliche Eleganz ihres Tanzes ist oder die unübersehbare Harmonie zwischen ihnen, jedenfalls tobt das Publikum. Wir können uns nicht losreißen und bleiben bis zum Schluss. Kaum sind wir im Haus, bricht wieder der Regen los.
Dann ist Montag und es geht los! Wir fahren mit dem Taxi zum Busbahnhof und machen uns schlau, wie wir mit unseren Radkisten am besten nach Tucumán kommen. Mittwochnachmittag scheint ein guter Zeitpunkt, an dem Platz im Bus sein könnte. Vom Busbahnhof dort wandern wir in eine der Haupteinkaufsstraßen. Hier will Conni eine Telefonkarte kaufen, damit wir auch in Argentinien das Telefon nutzen können. Außerdem müssen wir noch einen PCR-Test machen als Einreiseauflage, und brauchen dafür einen Termin. Vor Allem aber müssen wir uns Bares beschaffen. Conni hat einen Geldtransferdienst aufgetan, mit dem man sich selber gebührenfrei Geld schicken kann. Ich bin superskeptisch, aber nach Rücksprache mit unserem Freund Albert bei der Bank in Regensburg traut sie sich und schickt einen großen Betrag los. Nach einer guten Stunde bangen Wartens bekommen wir eine Mail, das Geld sei angekommen und bereit zur Abholung. Wir machen uns auf den Weg, und tatsächlich finden wir an der angegebenen Adresse einen freundlichen jungen Mann, der uns zwar zunächst vertröstet, bis sein Chef aus der Mittagspause zurück sei, uns dann aber tatsächlich das Geld auszahlt. Und das zu einem derart vorteilhaften Kurs, dass wir den Banken hier nur dankbar sein können, dass sie uns zu diesem Umweg genötigt haben.
Auf dem Rückweg schauen wir bei Connis Rad vorbei, wo alles klar zu sein scheint, und finden noch eine Wäscherei für unsere Klamotten. Während es mir schon reicht, macht sich Conni nochmal auf den Weg. Nach dem Abendessen diskutieren wir dann ausgiebig die vielen möglichen Routen durch Argentinien und nach Bolivien. Auch wenn wir noch fast vier Monate Zeit haben, bis wir wieder in Regensburg sein wollen, wird klar, dass wir nicht alles erreichen werden, das wir gern gesehen hätten.
Am nächsten Morgen sind wir gleich wieder unterwegs. Im Einkaufsviertel haben wir ein Café gefunden, das für wenig Geld tolle Hörnchen und Kaffee bietet. Damit stärken wir uns für den PCR-Test. Danach wandert Conni ihr Fahrrad abholen und ich gehe heim und beginne zu packen, denn morgen geht es ja los. Unsere Vermieterin vermittelt uns jemanden, der uns zum Busterminal fährt, Conni kauft sich noch eine kurze Hose, und dann ist die Zeit in Buenos Aires schon fast vorbei. Fast schade, es gäbe noch soviel zu entdecken! Aber wir wollen endlich wieder radeln, deshalb noch ein letztes Abendessen, morgen früh geht es weiter!
































Prachtstraße Avenida de Julio mit Evita im Hintergrund
Im Parque Lezama in San Telmo entspannen wir uns von der hektischen Großstadtwelt. Neben den Tauben und Spatzen kämpfen hunderte Sittiche um die Brotreste der Menschen
Die Banken haben am alten Hafen riesige Glaspaläste. Da wundern einen die hohen Gebühren gleich weniger....
Ausflug an den Río de la Plata: Leider ist der Uferpark geschlossen
Aber vom Rand betrachten sieht es auch sehr schön aus.
Die heilige Familie ist hier obdachlos. Wie viele andere auch.
Große Hitze und kurz darauf starke Gewitter: Blick von unserem Balkon
Neue Freunde in der Stadt: eine Katze säugt ihre Jungen unter dem Ladentresen
In der ganzen Stadt verteilt gibt es gepflegte Parks mit Grünanlagen und tollen Bäumen
San Telmo ist berühmt für seinen Flohmarkt, die Feria, die sich über mehr als einen Kilometer Straße zieht, und natürlich für den Tango. Hier tanzen Paare den ganzen Abend an der Plaza Dorrego
Die Plaza del Mayo bildet das Zentrum der Stadt
Buenos Aires ist lebendig, bunt und abwechlungsreich
In der Früh um 3h sind wir in Santiago. Hier müssen wir unser ganzes Gepäck einsammeln, zum internationalen Bereich schieben und wieder einchecken. So viel Spaß mitten in der Nacht! Eine nuschelnde Auszubildende beim Checkin fordert unsere Nerven heraus, aber irgendwann klappt es. Fliegen mit Rädern ist nicht leicht. Dann bleiben uns über zwei Stunden Wartezeit, in der Conni auf einer Bank schläft. Einsteigen, ein schnelles Frühstück mit viel gutem Kaffee, und schon landen wir in Buenos Aires. Beim Aussteigen, es ist 10 Uhr früh, knallt uns die Hitze ins Gesicht. Nach maximalen 15°C in Punta Arenas braucht es eine Umstellung auf 35°C. Aber das Terminal ist ja klimatisiert. Wir stellen uns in die Schlange der Immigration. Trotz etwa 1000 Menschen vor uns sind wir nach etwa einer halben Stunde dran, und so schnell können wir gar nicht schauen, da haben wir unseren Einreisestempel schon. Völlig verdattert sammeln unser Gepäck ein, das schon auf dem Band läuft, und suchen uns ein Taxi. Das klappt wie in Chile: am Schalter sagen, was wir brauchen, und nach ein paar Minuten holt uns unser Fahrer ab. Der sieht die Kartons und geht gleich wieder kopfschüttelnd. Aber er schickt uns einen Kollegen, und der schafft uns, unsere Räder und alle Taschen in einem Peugeot Kastenwagen an unsere Zieladresse. Da wartet Mabel schon auf uns, hilft, die Radkartons durch das enge Treppenhaus in den zweiten Stock zu tragen – und dann haben wir es wirklich geschafft: wir sind in Argentinien, der nächste Teil der Reise wartet auf uns!